Seit dem 28.11.2016 ist die Associação Chapecoense de Futebol der ganzen Fußballwelt ein Begriff. Damals geschah der verheerende Flugzeugabsturz auf dem Weg zum Finale der Copa Sudamericana, bei dem 71 Menschen ihr Leben verloren und nur 6 aus den Trümmern gerettet werden konnten. Der Verein erfuhr anschließend Unterstützung aus der ganzen Welt. Der FC Barcelona lud den brasilianischen Club zur Joan-Gamper-Trophäe ein, dem traditionell letzten Testspiel der Katalanen vor dem Saisonstart.
Alan Ruschel gibt Comeback nach 251 Tagen
Zum Gedenken an den dunklen Tag spielte Chapecoense mit einer extra angefertigten Sonderversion ihres Trikots, bestückt mit 71 Sternen. 71 Sterne, die an die 71 Todesopfer des Unglückes erinnern sollen. Von den sechs Überlebenden (drei Spieler, zwei Mitglieder der Crew, ein Radioreporter) waren immerhin vier im Stadion anwesend. Rafael Henzel kommentierte das Spiel live, wie er es schon vor dem Unfall tat. Zudem waren die Spieler Alan Ruschel, Jackson Follmann und Neto anwesend. Die Gastmannschaft und insbesondere die genannten Spieler wurden von den Fans im Stadion unter stärkerem Beifall als die eigene Mannschaft in Empfang genommen. Und sie dankten im Gegenzug der Kulisse für diese Geste des Respekts. Den symbolischen Anstoß der Partie wurde durch Jackson Follmann und Neto gemeinsam ausgeführt. Während dem Erstgenannten nach dem Unfall der rechte Unterschenkel amputiert werden musste, betrat er das Feld in voller Montur mit seiner Prothese. Neto dagegen strebt für das kommende Jahr trotz noch großer Beschwerden mit seinem Knie ein Comeback an.
Ein echtes Comeback gab es jedoch wirklich. Alan Ruschel stand erstmals – 251 Tage nach dem Absturz – wieder auf dem Rasen und zwar als Kapitän der Mannschaft. Zwar reichte es nur für 35 Minuten, doch stand bei seinem Auftritt der symbolische und nicht der sportliche Charakter im Vordergrund. Unter Standing Ovation und mit Tränen in den Augen schickte er einen Gruß in den Himmel – in Gedenken an seine Freunde und Kollegen und als Dank dafür, dass er selbst noch einmal auf einem Fußballplatz stehen darf.
FC Barcelona startet turbulent
Ist die Austragung der Joan-Gamper-Trophäe doch ein sportliches Ereignis, wollen wir uns trotz seiner geringeren Bedeutung und Strahlkraft auch dem Auftritt des FC Barcelonas widmen. In den Anfangsminuten schienen die Katalanen den Gegner förmlich zu überrennen. Ein starkes Passspiel und intensives Pressing ließ Chapecoense den Ball kaum einmal selbst unter Kontrolle bringen. Als Produkt einer wunderschönen Kombination mit Ivan Rakitić als Hauptakteur markierte Gerard Deulofeu das frühe 1:0. Wenig später erhielt Sergio Busquets von eben diesem einen Ball in den Rückraum, sah den Torhüter etwas zu weit herausgerückt und tat etwas, was er sonst nie tut – er schoss. Und dabei segelte der Ball so genau ins Eck, dass er wie der Rest der Welt vermutlich selbst überrascht war. Anschließend fuhr der FC Barcelona immer weiter zurück, wollte man den Gegner in dieser Partie doch keineswegs blamieren. Trotzdem viel das 3:0 noch vor der Pause. Lionel Messi schickte den stark aufspielenden Deulofeu, bekam den Ball zurück und hatte vor dem Gehäuse des gegnerischen Torhüters dann keine Schwierigkeiten mehr.
Schongang und Taktikwechsel im zweiten Durchgang
Nach dem Seitenwechsel spielte Barça weitgehend sehr gemütlich. Nahezu alle Möglichkeiten wurden von Lionel Messi initiiert. So bereitete der Argentinier mit seiner wundersamen Übersicht auch die Tore von Luis Suárez und den neu ins Spiel gekommenen Denis Suárez vor. Die Auswechslung Deulofeus für den Galicier brachte jedoch nicht nur einen personellen Wechsel mit sich. In der ersten Hälfte spielte Deulofeu prinzipiell als reiner Flügelstürmer auf links, stand hoch und bot sich insbesondere für Steilpässe an. Der rechte Flügel war teilweise verweist, teilweise fand man dort Messi oder Suárez vor, welche anscheinend auf Messis Wunsch öfter die Position tauschten, obwohl sie La Pulga auch sonst nicht sehr auf die Außenbahn orientierte, was man ja prinzipiell gewohnt ist.
Mit der Einwechslung von Denis wirkte die Aufstellung nun aber mehr wie eine Doppelspitze bestehend aus Suárez und Messi, während im Mittelfeld Denis links eher die Aufgaben von Rakitić auf rechts erfüllte anstatt in vorderster Reihe zu agieren. Iniesta zog sich daraufhin weiter ins Zentrum zurück und machte sich mit Sergio alles weitere aus. Ob dies eine ernst zu nehmende Alternative zu den „3 Stürmern“ sein kann, wird sich herausstellen.
Nach einer kompletten Durchwechslung der gesamten Mannschaft wollten sich die Ersatzspieler in den letzten Minuten noch einmal von einer guten Seite präsentieren und machten viel Druck auf die Brasilianer. Einen von Nelson Semedo rausgeholten Elfmeter vergab Paco Alcácer dann aber. Es blieb also beim 5:0. Interessant ist auch, dass neben Douglas auch Arda die komplette Spielzeit auf der Bank verbringen musste, während Aleñà als derzeit noch B-Spieler etwas Einsatzzeit erhielt. Neben Rafinha fehlten Vermaelen und André Gomes verletzt. Das nächste Spiel ist das Hinspiel der Supercopa am kommenden Sonntag um 22:00 Uhr im Camp Nou.