Der FC Barcelona und Juventus Turin haben sich auf ein Tauschgeschäft geeinigt, bei dem Arthur zu Juve und Miralem Pjanic zu Barça wechselt. Der Doppeltransfer hat buchhalterische Gründe, denn beide Klubs frisieren so ihre Bilanzen.
Der FC Barcelona und Juventus Turin haben sich auf einen Deal geeinigt, bei dem Arthur Berichten zufolge für 80 Millionen Euro zu Juve und Miralem Pjanic für 70 Millionen Euro zu Barça wechselt. Finale Details sollen nur noch zu klären sein, sogar Arthur soll Medienberichten zufolge nun doch sein grundsätzliches Einverständnis gegeben haben und bereits in persönlichen Verhandlungen mit Juve stehen.
Hauptgrund für den Tauschdeal: Geldnot der beiden Vereine in Zeiten des Coronavirus und der finanziellen Folgen der Pandemie. Denn durch einen buchhalterischen Trick werden sowohl Barça als auch Juve ein Plus an Einnahmen in ihren Bilanzen verzeichnen können.
Geht der Deal wie verabredet über die Bühne, kassiert Barça 80 Millionen Euro für den Transfer Arthurs, zahlt im Gegenzug aber 70 Millionen Euro für Pjanic. Beide Vereine haben sich auf diese Evaluation der Transferwerte der Spieler geeinigt, denn beide profitieren von dem vertrackten Deal. Doch wie? Nur 10 Millionen Euro Plus – wie kann das ein lohnenswerter Transfer für Barcelona sein?
Pjanic-Kauf: Der Trick mit der Abschreibung
Auf den ersten Blick ist er das nicht, ist Arthur (23) doch sieben Jahre jünger als der Bosnier (30), sollte also alleine daher einen weitaus höheren Transferwert als lediglich 10 Mio. Differenz haben. Der Grund, warum es für beide Klubs doch ein jeweils finanziell lohnenswerter Tausch ist, steckt im buchhalterischen Detail.
Der grundlegende Punkt ist, dass beim Kauf eines Spielers die gezahlte Ablösesumme über einige Jahre verteilt wird, wohingegen jeder Gewinn aus dem Verkauf von Spielern sofort auf die Konten gebucht wird. Grundsätzlich betrachten Fußballvereine Spieler als Vermögenswerte, so dass sie die Transfergebühren im Jahr des Kaufs eines Spielers nicht in voller Höhe in den Büchern notieren, sondern die Kosten gleichmäßig über die Vertragsdauer des Spielers abschreiben – der sogenannten Amortisation.
Am Beispiel Arthurs bedeutet das: Barça hat den Brasilianer im Sommer 2018 für 30 Millionen Euro von Gremio Porto Alegre gekauft und ihn mit einem Sechsjahresvertrag ausgestattet. Die Transfersumme von 30 Mio. wird also durch sechs geteilt, schließlich wird sie über sechs Jahre amortisiert – die jährliche Abschreibung des Arthur-Transfers beträgt somit 5 Mio. Euro.
From a financial perspective, it would appear that #Juventus are effectively paying #FCBarcelona €10m to exchange Pjanic for the younger Arthur, but the accounting treatment means that both clubs will report around €60m profit from this transaction. Let’s explain how.
— Swiss Ramble (@SwissRamble) June 25, 2020
Arthur-Verkauf: Barça macht 60 Mio. Gewinn
Dies bedeutet, dass sich Arthurs Bilanzwert jährlich um 5 Mio. Euro verringert, so dass nun nach zwei Jahren sein Wert in den Büchern im Jahr 2020 20 Mio. beträgt. Wenn Barça Arthur jetzt für 80 Mio. Euro an Juventus verkauft, dann würden die Einnahmen der Katalanen aus buchhalterischer Sicht 60 Mio. Euro betragen – ein satter Gewinn, der in den Büchern auf einen Schlag einkalkuliert wird.
Juventus macht seinerseits exakt das gleiche mit Pjanic, auch beim Bosnier fand über die Jahre eine Amortisation seiner Ablösesumme statt (er wechselte 2016 von der Roma für 35 Mio. Euro zu Juventus), sodass Juve buchhalterisch Einnahmen von 57 Mio. Euro verzeichnen kann, wenn sie Pjanic für 70 Mio. Euro an den FC Barcelona verkauft.
Barça hat finanzielle Probleme
So frisieren beide Großklubs ihre Bilanzen durch diesen Tauschdeal, können auf einen Schlag Einnahmen von rund 60 Mio. Euro in Zeiten der Corona-Pandemie verzeichnen – obwohl die Nettodifferenz bei dem Spielertausch auf den ersten Blick nur 10 Mio. Euro beträgt.
Vizepräsident Jordi Cardoner hatte vor Wochen im Gespräch mit ESPN zugegeben, dass Barcelona während der Corona-Krise Einnahmeverluste von rund 140 Millionen Euro verzeichnet hat. Barça geht es finanziell schlecht, es heißt, die Katalanen müssen vor dem 30. Juni, dem Bilanzstichtag, Einnahmen von rund 70 Mio. Euro verzeichnen. Durch Arthurs Verkauf hätten sie das auf einen Schlag beinahe in Gänze getan.
Der Bilanz-Trick beim Tauschdeal zwischen Arthur und Pjanic ist so der Hauptgrund für den Verkauf des Brasilianers.