Halb Europa war hinter ihm her, aber jetzt ist er vom Markt. Jean-Clair Todibo, Innenverteidiger des FC Toulouse, wird ab der kommenden Saison ins Camp Nou wechseln und für den FC Barcelona auflaufen. Das gab der Verein am Dienstag bekannt. Da Todibos Vertrag im Sommer ausläuft, wird Barça keine Ablöse für den 19-jährigen bezahlen müssen. Was der Franzose kann und wie man mit ihm vermutlich planen wird, möchten wir hier versuchen darzustellen.
Barças aktuelle Innenverteidiger
Die Situation in Barças Innenverteidigung ist schon seit längerer Zeit relativ prekär. Mit Samuel Umtiti hat man einen der (in Topform) stärksten Innenverteidiger der Welt in seinen Reihen, welcher allerdings auch eine hohe Verletzungsanfälligkeit zu einen Eigenschaften zählt. Mit Gerard Piqué läuft neben diesem eine absolute Vereinslegende auf, welche die Innenverteidigung des FC Barcelona im letzten Jahrzehnt massiv geprägt hat, allerdings sehr schwankend in seinen Leistungen ist und außerdem langsam in ein Alter kommt, in dem man sich darüber Gedanken machen muss, wer ihn zukünftig beerben könnte. Mit Clément Lenglet steht ein Spieler dahinter, der die Rolle des Back-Ups perfekt ausübt, bei dem es für eine Rolle als konstante Stammkraft aber womöglich nicht reichen könnte. Jeison Murillo, welcher in diesem Winter von Valencia verpflichtet wurde, stellt wohl nur eine kurzfristige Lösung dar, um dem durch Verletzungen entstandenen Engpass in der Innenverteidigung entgegenzusteuern. Bliebe zu guter Letzt noch Thomas Vermaelen, welcher allerdings viel zu oft verletzt ausfällt und den Verein im kommenden Sommer verlassen könnte. Alles in allem besteht also dringend Handlungsbedarf, will man für die Zukunft auf dieser Position gut genug aufgestellt sein, um die hochgesteckten Ziele des Vereins erreichen zu können.
de Ligt als Wunschobjekt
Es musste also ein Spieler her, welcher auf der einen Seite jung genug ist, um eventuell eine Ära bei Barça prägen zu können, welcher allerdings darüber hinaus das Potential zum absoluten Weltklasseverteiger hat. Lange Zeit galt daher Matthijs de Ligt, seines Zeichens aktueller Golden Boy, als Favorit auf die zu besetzende Stelle. Über Monate hinweg war der Niederländer Barças Wunschkandidat, verbindet er doch alle Eigenschaften, die ein moderner Innenverteidiger haben sollte. Er ist schnell, kopfball-und zweikampfstark, hat eine starke Spieleröffnung und ist technisch extrem beschlagen. Der FC Barcelona wollte wohl aber das von dessen Berater Mino Raiola ausgerufene Wettbieten nicht mitgehen und verzichtete daher wohl darauf, weiter im Poker um den Kapitän von Ajax Amsterdam mitzumischen. Es musste also eine Alternative her, die die Vereinsführung nun offensichtlich ausgemacht hat.
Todibo statt de Ligt?
Mit Jean-Clair Todibo kommt nun ein Spieler, welcher viele der aufgezählten Eigenschaften de Ligts ebenfalls in sich vereinen kann. Auch Todibo verfügt über alle Attribute, die ein Innenverteidiger bereits im klassischen Sinne haben muss. Durch seine enorme Physis kann er es mit den meisten Gegnern im Zweikampf bereits jetzt aufnehmen, was er mit einem für dieses Alter bereits starkem Kopfballspiel paart. Zusätzlich ist der Franzose sehr schnell, was besonders für das Unterbinden von gegnerischen Kontern von großem Vorteil ist. Darüber hinaus ist er technisch sehr beschlagen, auch wenn er Matthijs de Ligt in diesem Punkt nicht zu 100% das Wasser reichen kann. Beide Spieler sind außerdem ungefähr im gleichen Alter. Wie stark Todibo tatsächlich ist, wird man wohl erst sehen, wenn er seine ersten Einsätze in Spaniens höchster Spielklasse gehabt hat. Fest steht aber, dass Barça angesichts der komplizierten Situation im Poker um de Ligt eine Alternative ausgemacht hat, die sich mehr als sehen lassen kann und mit der man optimistisch in die Zukunft blicken kann.