Bildquelle: fcbarcelona.com
Über 170.000 Klubmitglieder (Socios) hat der FC Barcelona. Nach Benfica Lissabon und Bayern München ist Barça somit der drittgrößte Klub nach der Anzahl der Mitglieder. Dies könnte aber in einigen Jahren nicht mehr so bleiben, denn laut einem Bericht der britischen Tageszeitung „The Independent“ könnte die Europäische Kommission den FC Barcelona dazu zwingen, den Klub in eine Aktiengesellschaft umzuwandeln.
Laut dem Bericht von „The Independent“ führt die EU-Wettbewerbskommission seit vier Jahren Untersuchungen zu den finanziellen Situationen von vier spanischen Klubs durch, aufgrund der Vermutung, dass diese vier Klubs von illegaler Privilegierung seitens des Staates profitieren würden. Diese vier Klubs sind der FC Barcelona, Real Madrid, Athletic Bilbao und CA Osasuna, und das sind zugleich die einzigen Profiklubs in Spanien, die nicht als S.A.D. (Sociedades Anònimas Deportiva) geführt werden. Seit einem Beschluss der spanischen Regierung im Jahre 1990 müssen alle spanischen Profiklubs, mit Ausnahme der genannten vier Vereine, als S.A.D. eingetragen werden. Hierbei handelt es sich um eine spezielle Form einer Aktiengesellschaft für spanische Klubs, die es nicht erlaubt, dass die Mitglieder eines Klubs gleichzeitig auch die Besitzer sind. Des Weiteren werden die Anteile frei und öffentlich gehandelt und verkauft und entscheiden über das Stimmrecht im Klub. Dieser Beschluss wurde 1990 zu einem Zeitpunkt gefällt, als sich der spanische Fußball in einer finanziellen Krise befand und die Klubs mit steigenden Schulden zu kämpfen hatten, die sie nur schwer tragen konnten. Transparenz und Verbesserung der finanziellen Lage der Klubs waren zwei der wichtigsten Ziele, die damit erreicht werden sollten.
Weil aber Barça, Real, Athletic und Osasuna in den Jahren zuvor positive Bilanzen aufweisen konnten, blieben diese Klubs von dieser Regelung nicht betroffen und wurden nie in Aktiengesellschaften umgewandelt. Nach über 20 Jahren kann man jedoch sagen, dass man das wichtigste Ziel verfehlt hat. Die Profiklubs in Spanien weisen Verbindlichkeiten in Höhe von über vier Milliarden Euro auf. Über 600 Millionen Euro an Steuern wurden von den spanischen Klubs nicht gezahlt. Bei dieser Zahl muss jedoch angemerkt werden, dass in dieser Summe die nicht gezahlten Steuern der vier Klubs nicht inbegriffen sind. Dies ist auch einer der Punkte in der Untersuchung, der als Bevorzugung durch den Staat angesehen wird, denn der spanische Staat weigert sich genaue Zahlen zu der Verschuldung der vier Klubs preiszugeben, weil es die Vereinbarung von 1990 verbietet, da diese Klubs primär nicht auf Gewinnerzielung ausgelegt und als gemeinnützige Vereine organisiert sind.
Schulden in Milliardenhöhe
Auch wenn sich die Klubs zum Ziel gesetzt haben, die Schulden bis zum Jahr 2016 um eine Milliarde Euro zu reduzieren, befinden sich viele Klubs weiterhin in einer sehr kritischen Lage. Letzte Saison erst gab es in Spanien einen Streik, weil einige Klubs aus den ersten zwei Profiligen ihren Spielern Gehaltszahlungen in Höhe von 50 Millionen Euro nicht zahlen konnten. Währenddessen macht Real Madrid zum Beispiel als der finanziell stärkste Klub der Welt einen Jahresumsatz von über 500 Millionen Euro. Das Vorhaben von Real Madrid über 100 Millionen Euro an Tottenham für Gareth Bale zu überweisen, ist nur ein weiterer Tropfen auf dem heißen Stein. Die Umwandlung in Aktiengesellschaften soll endlich die von den anderen Klubs gewünschte Gerechtigkeit im spanischen Fußball bringen. Es ist aber davon auszugehen, dass die Ermittlungen noch für eine relativ lange Zeit weiter geführt werden und eine endgültige Umsetzung dieses Vorhabens, wenn es überhaupt dazu kommen sollte, nicht bald passieren wird. Ein erster Schritt dahin soll auch mit der Einführung des Financial Fairplays (FFP) im Jahr 2015 gesetzt werden.
Originalartikel – The Independent