- Geburtsdatum: 20.07.1993
- Geburtsort: Meaux, Frankreich
- Nationalmannschaft: Frankreich
- Größe: 178 cm
- Position: Abwehr
- Bildquelle: Alex Caparros/Getty Images
Karriere
Verein | Zeitraum |
---|---|
Mareuil-sur-Ourcq (Jugend) | 1999-2002 |
Crépy-en-Valois (Jugend) | 2002-2005 |
OSC Lille (Jugend) | 2005-2010 |
OSC Lille II | 2010-2011 |
OSC Lille | 2011-2013 |
Paris Saint-Germain | 2013-2015 |
AS Rom (Leihe von Paris Saint-Germain) | 2015-2016 |
FC Barcelona | 2016-2018 |
FC Everton | seit 2018 |
Selten bereitete ein Neuzugang des FC Barcelona den Fans so viele Schwierigkeiten, was die Aussprache des Namens angeht, wie es Lucas Digne tat. Am 13. Juli 2016 wurde Digne verpflichtet und reihte sich zusammen mit Samuel Umtiti, André Gomes, Denis Suárez sowie Paco Alcácer in die ungewohnt lange Liste von Neuzugängen der Sommertransferperiode 2016 ein. Die Verpflichtung eines jungen Spielers für die Position des Linksverteidigers war Teil eines Plans, der die Verjüngung des gesamten Kaders zum Ziel hatte. Ferner mangelte es im Kader an Außenverteidigern. Obwohl Lucas Digne bereits bei Vereinen wie AS Rom und PSG gespielt hatte, war er den meisten Fans kein wirklich bekannter Name. Unweigerlich stellten sich Fragen nach seinem Potenzial und seinen Fähigkeiten, einer möglichen Konkurrenz zu Jordi Alba sowie seinem Werdegang im Allgemeinen.
Vom Dorf in die Hauptstadt Frankreichs
Lucas Dignes Weg als Fußballer begann im Alter von sechs Jahren in Mareuil-sur-Ourcq, einer ländlichen Gemeinde im Norden Frankreichs, die kaum mehr als 1500 Einwohner aufweist. Digne verbrachte dort die nächsten drei Jahre seines Lebens, bis er schließlich zu Crépy-en-Valois wechselte.
Dass er sich durchaus Hoffnungen auf eine Karriere als Profi machen durfte, wurde mit seinem nächsten Wechsel deutlich: Im Jahr 2005 wurde Digne beim OSC Lille aufgenommen. Bis 2010 durchlief er alle Jugendstationen und absolvierte im Alter von 17 Jahren sein erstes Spiel für die zweite Mannschaft. Dort blieb er allerdings nicht allzu lange. Denn bereits nach einem Jahr setzte er sich soweit durch, dass er in der ersten Mannschaft auflaufen durfte.
Dort machte er die Bekanntschaft zukünftiger Stars wie Divock Origi, Eden Hazard und Dimitri Payet. Bereits in der Saison 2011/12 kam er in der Ligue 1 in 16 Spielen zum Einsatz und bereitete ein Tor vor. In der darauffolgenden Spielzeit hatte er sich bereits einen Platz in der Stammelf erkämpft. In dieser Saison qualifizierte sich Lille für die Champions League. Digne konnte hierbei einen wichtigen Treffer beisteuern. Sein Debüt in der Königsklasse machte er schließlich am 19. September 2012 im Alter von 19 Jahren. Auch wenn er mit seinem Team nicht über die Gruppenphase hinauskam, sammelte er bereits schmerzhafte, aber dennoch wertvolle Erfahrungen, vor allem gegen den FC Bayern München.
Mit seinen guten Leistungen machte Digne einige Vereine auf sich aufmerksam. Schließlich wagte er einen großen Schritt und wechselte für 15 Millionen Euro zu Paris Saint-Germain, dem damaligen französischen Meister, welcher das Vorhaben verfolgte, in die Reihe der europäischen Topklubs aufzusteigen. Unter Laurent Blanc hatte er einen schweren Stand: Mit dem ehemaligen Barça-Spieler Maxwell konkurrierte er um einen Stammplatz. Während er in der Liga noch zum Einsatz kam, blieb er in der Champions League grundsätzlich unberücksichtigt. In der Saison 2014/15 war die Rollenverteilung dieselbe. In der Champions League traf Paris in der Gruppenphase auf den FC Barcelona, Digne wurde jedoch nicht eingesetzt.
Von Paris über Rom nach Barcelona
Schließlich schien er den Konkurrenzkampf mit Maxwell endgültig verloren zu haben, als er in der Saison 2015/16 zum AS Rom wechselte. Seine Bilanz bei Paris war wohl nicht hervorragend, dennoch konnte er mit dem zweifachen Gewinn der Ligue 1 und einem Ligapokalsieg die ersten wichtigen Titel seiner Karriere sammeln. In Rom machte Digne mit guten Leistungen wieder auf sich aufmerksam. In der Liga war er durchgehend gesetzt und verpasste einige Spiele nur aufgrund einer Verletzung. Er konnte außerdem drei Tore erzielen und weitere drei vorbereiten. Von besonderem Interesse waren jedoch die Begegnungen auf internationaler Ebene. Bei AS Rom durfte Digne in jedem der acht Spiele in der Champions League ran und traf bereits im ersten Spiel der Gruppenphase erneut auf den FC Barcelona. In diesem Spiel konnten die Italiener immerhin ein Unentschieden erreichen. Im Rückspiel sah es dann jedoch ganz anders aus: Gegen Messi, der nach einer zwischenzeitlichen Verletzung wieder zurückgekehrt war, sowie seine beiden Sturmpartner unterlag man mit 6:1. Grund zur Freude gab es dennoch in geringem Maße: Den Ehrentreffer, erzielt von Edin Džeko, konnte Digne per Flanke vorbereiten.
Nach der Saison 2015/16 kehrte Digne zurück zu PSG. Die Roma unter Trainer Luciano Spaletti wollten den Franzosen halten, und auch Digne selbst gab bekannt, in Rom bleiben zu wollen. Doch die Leihe wurde nicht verlängert. Stattdessen bekundete der FC Barcelona sein Interesse an den Diensten von Digne, und so wechselte dieser für 16,5 Millionen Euro Ablöse zu den Katalanen.
In der Vorbereitung der Saison 2016/17 merkte man bereits, dass Digne nicht nur als Ersatz für Jordi Alba dienen, sondern auch den Konkurrenzkampf entfachen soll. Bereits einige Wochen nach seinem Wechsel konnte er den ersten, wenn auch kleinen Titel verzeichnen, den Gewinn des spanischen Supercups. In beiden Spielen kam Digne zum Einsatz und gab bereits einen kleinen Einblick in seine Qualitäten. Im bisherigen Saisonverlauf nahm Digne nur die Rolle eines Backups für Jordi Alba ein. Geprüft und gebraucht wurde er vor allem im Oktober und November 2016 während einer länger andauernden Verletzung Albas. Grundsätzlich zeigte er sich bei seinen Auftritten solide, einige Male überzeugte er vor allem offensiv. Sein erstes Tor für die Blaugrana erzielte er am 21. Dezember 2016 gegen Hércules in der Copa del Rey.
Erfolge mit der Nationalmannschaft
Digne durchlief sämtliche Jugendmannschaften des französichen Verbands. Seinen größten Erfolg feierte er im Jahr 2013, als er mit der U20-Mannschaft Frankreichs die Weltmeisterschaft gewann. Sein Debüt für die Les Bleus gab er am 5. März 2014 unter Didier Deschamps in einem Freundschaftsspiel gegen die Niederlande. Im selben Jahr wurde er für die Weltmeisterschaft 2014 nominiert und kam im letzten, aber unbedeutenden Spiel gegen Ecuador über volle 90 Minuten zum Einsatz. Für die Europameisterschaft 2016 wurde er ebenfalls nominiert, blieb aber über das ganze Turnier hinweg ohne Einsatz. Digne schaffte es nicht, sich gegen Patrice Evra und Kurzawa durchzusetzen, welche bisher die Position des Linksverteidigers nur unter sich ausgemacht haben. Seine Zeit bei der Nationalmannschaft ist noch nicht gekommen.
Spielweise: Großer Offensivdrang gepaart mit Schnelligkeit
Die Außenverteidiger spielen beim FC Barcelona eine große Rolle und tragen in nahezu jedem Bereich des Spiels eine hohe Verantwortung. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass Digne hervorragend zum System des FC Barcelona passt. Gerade im offensiven Bereich erfüllt er die wichtigsten Anforderungen. Grund hierfür ist vor allem die Tatsache, dass er über eine gute sowie sichere Ballannahme verfügt. Unabhängig davon, in welchem Spielfelddrittel er sich befindet, kann er hohe Bälle verarbeiten. Gleichzeitig erkennt er freien Raum und legt sich das Spielgerät oft direkt vor. Dadurch schafft er es, an seinen Gegnern vorbeizuziehen oder den Ball im letzten Drittel möglichst schnell in die Mitte zu bringen, ohne ihn sich nochmal zurechtlegen zu müssen, was das Spiel verlangsamen würde. In der eigenen Hälfte ist diese Ballbearbeitung wichtig, um lange Bälle des Torhüters unter Kontrolle zu bekommen, den Ball weiterzugeben und so das Pressing des Gegners zu umgehen. Bei der Pressingresistenz sind vor allem die Außenverteidiger gefragt, denn das Zentrum wird regelmäßig vom Gegner sehr gut abgedichtet. Digne wird seiner Aufgabe in diesem Bereich gerecht.
Da Digne über eine gute Technik verfügt, ist sein starker Offensivdrang charakteristisch für ihn. Viele Angriffe werden durch ihn eingeleitet. Er favorisiert passenderweise das Kurzpassspiel. Er ist auch sehr kombinationsbereit, bewegt sich zum ballführenden Spieler und bietet sich auch für Doppelpässe an. Einen Ball direkt weiterzuleiten stellt für ihn kein Problem dar. Digne kann auch in Eins-gegen-Eins-Duellen überzeugen: Oft täuscht er eine Bewegung an bzw. verlangsamt seine Bewegungen, um danach schnell in eine andere Richtung zu gehen. Dabei helfen ihm sein starker Antritt und seine Beschleunigung. Bei den Flanken bedient er sich verschiedener Varianten. Sowohl flache, halbhohe als auch hohe Flanken sowohl in den Rückraum als auch an den kurzen oder langen Pfosten sind bei ihm zu finden. Allerdings sind diese noch zu oft unpräzise. In diesem Bereich muss er sich noch verbessern.
Defensiv ist Digne ein grundsolider Spieler. Durch seine Geschwindigkeit stellt er sicher, dass sein starker Offensivdrang nicht zum Nachteil wird. Auch bei gegnerischen Kontern ist seine Geschwindigkeit essenziell. Wichtig ist, dass Digne in der eigenen Hälfte selten den Ball verliert. Ferner geht er aggressiv in Zweikämpfe und zeigt sich sehr bissig. Seine Schnelligkeit zusammen mit der Fähigkeit zur Antizipation erlauben es ihm, Bälle abzufangen.
Alles in allem hat Digne vor allem in seiner Zeit beim AS Rom schon mehrfach unter Beweis gestellt, dass er ein defensiv verlässlicher Spieler mit großem offensiven Potenzial ist. Beim FC Barcelona fehlen ihm wahrscheinlich noch etwas Eingewöhnungszeit und Selbstvertrauen. Auch Kombinationen zwischen Neymar und ihm sind noch nicht wirklich vorhanden, die Einbindung fehlt somit noch. Doch mit seinen 23 Jahren zählt er noch zu den jüngeren Spielern und daher bleibt seine Entwicklung weiterhin interessant abzuwarten.
„Der Prototyp des modernen Außenverteidigers“
Der ehemalige Trainer Dignes bei der französichen U20-Mannschaft sagte über ihn: „Er ist ein Anführer, ein Arbeiter, der nichts dem Zufall überlässt. Besonders menschlich ist er sehr gut und zuverlässig. Er ist einer, der so viel Offensivgeist mitbringt. Das ist der Prototyp des modernen Außenverteidigers.“
Sein Jugendtrainer Rachid Shihad beim OSC Lille bewundert Digne ebenso: „Er hat eine unheimliche Beschleunigung auf den ersten Metern. Aber er hat auch unkonventionelle Fähigkeiten, wie das permanente Wiederholen einer Übung, bis diese gelingt.“
Digne selbst: „Ich werde die Erwartungen erfüllen“
In seiner ersten Pressekonferenz äußerte Digne: „Es ist eine große Ehre, für den größten Klub der Welt zu spielen. Das ist der Beginn eines großen Abenteuers. Ich werde die Erwartungen erfüllen. Das ist der perfekte Platz, um hier für eine lange Zeit zu bleiben. Es ist ein großes Projekt und ich hoffe ich kann mich so sehr wie möglich verbessern, um mein Potenzial völlig auszuschöpfen.“
Über Barça hat er folgende Meinung: „Barça ist eine bestimmte Art und Weise zu spielen, es ist irgendwie wie eine Religion. Es ist etwas sehr Mächtiges.“