- Geburtsdatum: 30.07.1993
- Geburtsort: Vila Nova de Gaia, Portugal
- Nationalmannschaft: Portugal
- Größe: 188 cm
- Position: Mittelfeld
- Bildquelle: Alex Caparros/Getty Images
Karriere
Verein | Zeitraum |
---|---|
Porto (Jugend) | 2005-2008 |
ADR Pasteleira (Jugend) | 2008-2009 |
Boavista Porto (Jugend) | 2009-2011 |
Benfica Lissabon (Jugend) | 2011-2012 |
Benfica Lissabon B | 2012-2014 |
Benfica Lissabon | 2012-2014 |
FC Valencia | 2014-2016 |
FC Barcelona | seit 2016 |
Nicht viele Portugiesen haben es in der traditionsreichen Geschichte des FC Barcelona geschafft, dem katalanischen Zauberspiel ihren Stempel aufzudrücken – erst recht nicht, wenn einer der Hauptkonkurrenten am Mittelkreis den illustren Namen Andrés Iniesta trägt. Doch nicht nur aufgrund der Nationalität, die auf seinem Personalausweis vermerkt wurde, ist André Gomes vielleicht das prädestinierte Upgrade von Ex-Barça-Spieler Deco. In den Jahren 2015 und 2016 hat sich das Anforderungsprofil der zentralen Akteure Barcelonas von klein und wendig zu groß und dynamisch entwickelt. André Gomes steht sinnbildlich für diese physische Dominanz, die Barça seit Anbeginn der Ära unter Cheftrainer Luis Enrique im Mittelfeld anstrebt.
Der Junge aus Porto
Die bisherige Geschichte des André Gomes liest sich ohne große Makel, wie in einem Guss: In Vila Nova de Gaia (Portugal), einer mittelgroßen Stadt im nordwestlichen Teil Portugals geboren, verbrachte André Filipe Tavares Gomes seine frühe Kindheit und sportlichen Jahre in seinem Ursprungsland. Der Ort, der am Ufer des Flusses ‚Rio Douro‘ gelegen ist, hat sich bereits vor gut 300 Jahren durch seine erfolgreiche Herstellung von Portwein einen Namen gemacht. Neben der ruhmreichen Weinproduktion ist Gaia zwar nicht zwangsläufig für den jährlichen Export von talentierten Fußballspielern bekannt, eine kleine Liste namhafter Spieler lässt sich dennoch anfertigen. So sind Sérgio Pinto (Schalke, Hannover, Düsseldorf), Ricardo Costa (Valencia) und Vítor Baía (Barcelona) so manchem Fußballhistoriker noch ein Begriff. Sie alle stammen aus dem urbanen Raum, in dem auch Gomes das Kicken erlernte.
Von Portugals Talentschmiede mit dem Fledermausschwarm nach Katalonien
Bereits im jungen Alter verbrachte der Mittelfeldspieler zwei Jahre in Spaniens höchster Spielklasse. Nachdem Gomes die Jugendakademien in Porto und Benfica Lissabon durchlief, debütierte er am 28. Juli 2012 für Benficas erste Mannschaft. Dort kam er auf 41 Einsätze, in denen er vier Tore erzielte. 2014 ging es für das Talent dann ab nach Spanien zu den valencianischen Fledermäusen. In seiner Spielzeit beim FC Valencia kam Gomes in 78 Partien auf insgesamt 16 Scorerpunkte (acht Assists und acht Tore). Für die ‘Ches’ bestritt er 68 Ligaspiele, acht Matches in der Copa del Rey und vier Champions-League- sowie drei Europa-League-Partien.
Die Ankunft von Gomes beim amtierenden spanischen Meister kam für zahlreiche Fans und Medien etwas überraschend. Zwar entstand durch die Avancen von Manchester United und dem FC Chelsea im Zuge der Europameisterschaft ein kleiner Hype um den jungen Spieler; ein gefestigtes Standing konnte dieser in journalistischen und sportlichen Kreisen jedoch noch nicht für sich verbuchen. Nicht nur, dass der Name Gomes, abgesehen von seinen Auftritten bei der EM nur ein vager Begriff im allgemeinen Fußballtenor war, mit Andrés Iniesta, Ivan Rakitić, Sergio Busquets, Rafinha Alcántara, Arda Turan, Denis Suárez, Javier Mascherano und Sergi Roberto hatte Barça sein gefühltes Limit an Stammkräften, Rotationsmöglichkeiten, jungen Talenten und Allroundern bereits erreicht. Schnell kam der Vorwurf auf, Enrique und sein Team hätten den Mittelfeldspieler nur verpflichtet, um Erzfeind Real Madrid ein Schnippchen zu schlagen. Die Hauptstädter waren Berichten zufolge ebenfalls an einer Verpflichtung des Akteurs interessiert.
35 Millionen Euro und mögliche 20 Millionen Bonuszahlungen war der FC Barcelona bereit für André Gomes zu zahlen. Gomes wurde somit der vierte Einkauf Barças vor dem Start der Saison 2016/17. Der 22-jährige gliederte sich gemeinsam mit den Neuankömmlingen Samuel Umtiti, Lucas Digne, Paco Alcácer und Denis Suárez in eine Reihe frischer Akteure ein, die alle im Alter von 22 und 23 für eine merkliche Verjüngung des Kaders sorgten.
Europameister 2016
André Gomes wurde in seinem zarten Alter von 22 Jahren bereits Sieger eines der größten europäischen Wettbewerbe. An der Seite von Barcelonas Madrider Rivalen Cristiano Ronaldo und Pepe konnte der Jungspund am 10. Juli 2016 den Siegerpokal der Europameisterschaft in die Lüfte heben. Gomes startete in das Turnier als absoluter Stammspieler, musste im Verlauf des Wettbewerbs aber aufgrund einer Verletzung und mäßigen Leistungen seinen Platz an Renato Sanches (Bayern München) abgeben. Während seiner wenigen Auftritte für die portugiesische Nationalmannschaft machte der junge Spieler allerdings mit zahlreichen Schlüsselpässen und einer hervorragenden Übersicht auf sich aufmerksam.
Spielweise: Dominant und elegant
Gomes Ausstrahlung und seine Bewegungsabläufe erinnern auf den ersten Eindruck an großgewachsene Pendants, wie etwa Mats Hummels oder Marc Bartra. Dabei hat der Style des Portugiesen in der Regel aber auch immer etwas Leichtfüßiges an sich. Er selbst und viele andere verstehen ihn als Regulator des Tempos.
Gomes ist mit einer Beidfüßigkeit ausgestattet und um den Mittelkreis vielseitig einsetzbar. Normalerweise kommt er bei Barcelona aber im zentralen Mittelfeld zum Einsatz, auch wenn Enrique ihn hin und wieder auf die Busquets-Position verschiebt. Die größte Aufgabe für Gomes ist es, in seiner Prämieren-Saison ein Gespür für Barcelonas Umschaltspiel und seine Rolle als Ballverteiler zu erarbeiten. Er muss abwägen können, wann er sich auf Defensivaufgaben fokussieren muss, und wann er sich mit in das offensive Powerplay seiner Vordermänner mit einschalten kann.
Die Schlaksigkeit von Gomes hat fast schon etwas Elegantes an sich. Gewiss zählt er nicht zu den schnellsten Akteuren auf dem Platz, und weiß sich dennoch durch sein überlegtes Stellungsspiel und die Reichweite seiner Beinlänge elementare Vorteile gegenüber seinen Kontrahenten im direkten Duell zu verschaffen. Seine stattliche Körpergröße von knapp 1,90 Metern erlaubt es ihm, überdies seine Gegenspieler in der Luft zu überspringen und hohe Bälle zu entschärfen. Für Luis Enrique ergeben sich mit Gomes neue Möglichkeiten eine ungewohnte körperliche Aggressivität im Mittelfeld herzustellen, die mit dem wendigen Andrés Iniesta nicht in Gänze gegeben ist.
Neben seiner physischen Präsenz zeichnet sich der Mittelfeldspieler auch durch eine grundsolide Ballbehandlung und eine extreme Ruhe am Spielgerät aus. Gomes hält den Kopf während seines Spiels fast immer oben und befindet sich ständig auf der Suche nach der besten Passgelegenheit, um die Kugel an besser postierte Mitspieler weiterzugeben. Eine Spezialität von Gomes zeichnet sich in seiner Fähigkeit ab, mit dem Ball in Richtung Torlinie zu stürmen und ihn dann äußerst präzise in den Rücken der gegnerischen Abwehr für Messi und Co. abzulegen. In diesem Stil entstand unter anderem das Tor von Luis Suárez per Direktabnahme am 18. Spieltag gegen Las Palmas. Auch in der Nationalmannschaft konnte Gomes Cristiano Ronaldo einen Treffer dieser Art vorbereiten.
Auch wenn er noch die vollen Züge seiner Entwicklung genießt und längst nicht am Leistungslimit angekommen ist, hat Barcelona Gomes nicht aufgrund von dessen Torgefahr verpflichtet. Gomes ist kein Goalgetter, sondern eher das intelligente Bindeglied zwischen Defensive und Angriff. Dennoch ergaben sich für ihn während seiner ersten 13 Pflichtspiel-Einsätze gute Gelegenheiten, dem Ruf des Torlosen nicht gerecht zu werden. Die Abschlüsse von Gomes wirkten allerdings mitunter – ganz im Gegensatz zu seinem Passspiel – zu überhastet. In den Momenten, in denen er zum freien Schuss kam, rutschte ihm entweder der Ball über den Spann oder ein Mangel an Präzision verhinderte seinen Torerfolg.
In Barcelona versucht Gomes seine kluge Spielanlage, das Spielverständnis und die darauf aufbauende Reaktionsgeschwindigkeit unter der Federführung von Andrés Iniesta und Co. auszubauen. Die Kooperation mit dem kleinen Spanier verhalf Gomes bisweilen, mehr Mut und Esprit in seinem stellenweise verlangsamten Spielfluss zu integrieren. Gomes wird laut eigenen Aussagen versuchen an seiner Konzentration bzw. dem Vermeiden von Fehlern zu arbeiten. Wer Weltklasse-Niveau erreichen will, muss eben den Besten über die Schultern und in dem Fall auf die Füße schauen.
„Ähnlich wie Paul Scholes“
Der ‚Mirror‘ schrieb im Rahmen der Europameisterschaft im Sommer 2016 über Gomes: „Ähnlich wie Paul Scholes in seiner Hochzeit bei Manchester United, spielt er immer mit hochgehobenem Kopf, immer auf der Suche nach einem Pass, viel öfter als die anderen Nicht-Angreifer.“
Cheftrainer Luis Enrique über die Rolle von Gomes: „Seine beste Position ist in der Mitte, aufgrund seiner Ballkontrolle, seiner durchdringenden Läufe und gutem Schuss, aber er kann genauso gut eine unterstützende Rolle übernehmen, deswegen ist er ein nützliches Mittel, welches wir haben.“
„Ich kam hierher, um zu genießen und zu gewinnen.“
Gomes über seinen Wechsel zu Barça: „Es ist ein Traum meiner ganzen Familie. Ich habe Barça gewählt, weil es das Beste ist. Es ist mehr eine persönliche Angelegenheit. Jeder Verein hat seine Persönlichkeit und die, die mir am nächsten kommt, ist die von Barça. Mir war es egal, was andere Vereine gemacht haben, seit Barça aufgetaucht ist, war für mich alles klar. Ich bin sehr glücklich, diesem Verein anzugehören.“
Sein Ziel für seine Zeit in Barcelona äußerte Gomes deutlich: „Ich kam hierher, um zu genießen und zu gewinnen.“
Nach seinem ersten Derby gegen Espanyol: „Ich muss noch lernen weniger Fehler zu begehen und muss darauf vorbereitet sein, wenn sich die Möglichkeit bietet in die Startaufstellung zu kommen.“
Weitere interessante Fakten über André Gomes
Nach seiner Verpflichtung wurde Gomes auf seine spielerischen Vorbilder angesprochen. Der Portugiese entgegnete zum großen Entsetzen zahlreicher Reporter: „Zinédine Zidane! Er war eine Persönlichkeit. Ich habe ihn immer als Vorbild betrachtet. Er ist ein Vorbild für alle Fußballer.“ Retten konnte sich Gomes aus der brenzligen Situation dann aber doch noch, als er auch Barças Traumpaar Iniesta und Xavi adelte: „Das sind ebenfalls zwei sehr große Spieler. Nun habe ich sogar die Möglichkeit, mit einem von beiden zu spielen.“
Auch ist Gomes einer der wenigen Spieler, die mit den letztjährigen Weltfußballern Leo Messi und Cristiano Ronaldo spielen durften. Das taten zuletzt unter anderem Ángel di María (Real Madrid, Argentinien), Gonzalo Higuaín (Real Madrid, Argentinien), Deco (Barça, Portugal), Gerard Piqué (Barça, Manchester United), Ezequiel Garay (Real MAdrid, Argentinien), Gabriel Heinze (Manchester United, Argentinien), Carlos Tévez (Manchester United, Argentinien), Henrik Larsson (Manchester United, Barça) und Fernando Gago (Real Madrid, Argentinien).
Gomes über Iniesta: „ Die Leute lieben ihn sehr, er ist ein Phänomen. Er steht über allen. Als eine Person ist er vorbildhaft und auf dem Feld macht er etwas, wenn du es am wenigsten erwartest.“
„Ich bin ein glücklicher Mann, dass ich mit all ihnen spielen darf (Iniesta, Messi, Ronaldo).“
Über die Jahrhundertfrage, ob Messi oder Ronaldo der bessere Fußballer wäre, schweigt Gomes übrigens aus Achtung: „Ich möchte sie aus Respekt nicht miteinander vergleichen.“
„Ich werde das nie beantworten. Ich bin Portugiese und habe eine Vorliebe für Cristiano, genauso, wie ich sie für Messi habe, der mein Teamkollege in Barcelona ist.“