Zum Ende des Jahres bietet die Primera División allen Fans weltweit das spannendste Spiel, das man sich im Fußball vorstellen kann, den El Clásico. Am kommenden Samstag werden viele Anhänger und Fußballliebhaber zur ungewohnten Zeit von 13 Uhr nach Madrid blicken, wenn der FC Barcelona zu Gast im Santiago Bernabéu sein wird. Dabei ist die Hoffnung und Zuversicht bei den Katalanen so groß wie schon lange nicht mehr. Nachfolgend haben wir die wichtigsten Daten zum prestigeträchtigsten Duell für euch zusammengetragen.
Das letzte Aufeinandertreffen der beiden Erzrivalen fand im August dieses Jahres im Rahmen der Supercopa statt. Mit insgesamt 5:1 unterlagen die Katalanen damals. Sowohl im Hin – als auch im Rückspiel waren es die schnellen Gegenstöße und Konter, mit denen man nicht zurechtkam. Die Befürchtungen und Zweifel gegenüber der anstehenden Saison und teilweise auch gegenüber dem neuen Trainer Valverde verdichteten sich. Sowohl die wackelige Defensive als auch die Offensive bereiteten den Barca-Anhängern Sorgen. Unklar war, ob und wie Valverde es schaffen würde, aus dem insgesamt eher schwach erscheinenden Kader, der nach dem Abgang von Neymar gerade im Angriff nur wenige qualitative Alternativen bot, ein konkurrenzfähiges Team aufzubauen. Hinzu kamen die Verpflichtung von Paulinho und auch der Trainingsrückstand vom neuen Hoffnungsträger Dembélé sowie die Unklarheit bezüglich Messis Vertragsverlängerung, die insgesamt für trübe Stimmung bei den Anhängern sorgten und die Unzufriedenheit mit dem Vorstand noch weiter steigen ließen.
Eine unerwartete Erfolgsserie
Vier Monate später ist von dem Gefühl der Unterlegenheit, welches Gerard Piqué nach der Supercopa festgestellt hatte, nicht mehr allzu viel zu spüren. Der FC Barcelona befindet sich auf dem ersten Tabellenplatz in der Liga, mit einem Vorsprung von sechs Punkten auf den Zweitplatzierten Atlético Madrid und ganzen elf Punkten auf Real Madrid, allerdings bei einem Spiel mehr. In den anderen beiden Wettbewerben konnte man ungefährdet die nächsten Runden erreichen, in der Champions League sogar als Gruppenerster in einer Gruppe mit Juventus Turin.
Klammert man die Supercopa aus, so ist der FC Barcelona in dieser Saison noch ungeschlagen. Die Gründe hierfür sind zahlreich. Als erstes ist die defensive Kompaktheit zu nennen, die das Team dank Ernesto Valverde erlangt hat. Gerade in der Defensive lagen in den letzten Saisons die Probleme, hatte man doch das Gefühl, jederzeit einen Gegentreffer befürchten zu müssen. Dass dies nicht mehr der Fall ist, liegt vor allem an der kämpferischen Einstellung der Mannschaft sowie der hohen Einsatz- und Laufbereitschaft. Nach Ballverlust gelingt die Rückeroberung oftmals binnen weniger Sekunden. Zu dieser defensiven Stabilität hat insbesondere Samuel Umtiti sehr viel beigetragen. Selbst im Vergleich zu seiner guten letzten Saison schaffte er es, sich noch weiter zu entwickeln. So übernahm er in der Abwesenheit Piqués und während dessen schwachen Form die Rolle des Abwehrchefs und war eine sichere Stütze des Teams. Nur acht Gegentreffer, die man wettbewerbsübergreifend hinnehmen musste, bestätigen dies. Maßgeblich dazu beigetragen hat aber auch Marc-André ter Stegen, der eine unglaubliche Sicherheit im Tor ausstrahlt und dank seiner Reflexe schon einige eigentlich unhaltbare Schüsse abwehren konnte.
Ferner muss die Kontrolle im Mittelfeld genannt werden. Auch dies war nicht immer selbstverständlich, denkt man nur an den Sekundenschlaf von Sergio Busquets aus letzter Saison. Diesen konnte er aber glücklicherweise ablegen und kann die Qualitäten aufweisen, die ihn zu einem der Besten auf seiner Position machen, nämlich seine Ballsicherheit und Ruhe gepaart mit einer großartigen Technik. Nahezu spektakulär erscheint es, wie er in Situtationen größter Bedrängnis das gegneriche Pressing umgehen kann. Und auch Iniesta, der zwar nicht in jedem Spiel den gewohnten Spielwitz zeigen kann, trägt dennoch viel zur Spielkontrolle bei.
Offensiv sieht alles nicht so überzeugend aus, wie dies mit dem Trio MSN noch war. Die zentrale Positionierung von Messi sorgte zwar dafür, dass sich dieser entfalten konnte und Chancen kreierte. Insgesamt erzielte er in allen Wettbewerben bereits 18 Tore. Auf der anderen Seite musste Luis Suárez im Gegenzug häufiger auf den Flügel ausweichen, wo er offensichtlich nichts zum Spielgeschehen beitragen konnte. Insgesamt bleibt hier jedoch die Abhängigkeit von Messi festzuhalten, auch da Deulofeu und Denis nicht den erhofften Beitrag leisten konnten.
Überlebenskampf für Real Madrid
Von Real Madrid dachte man zu Beginn der Saison, dass die Mannschaft genau so weitermachen würde, wo sie in der letzten Spielzeit mit dem Gewinn der Champions League und der Liga aufgehört haben. Nach 15 Spielen in der Liga sieht die Lage etwas anders aus. Neun Siegen stehen vier Unentschieden und zwei Niederlagen entgegen. In der Champions League überzeugte man weitestgehend, vor allem dank Cristiano Ronaldo, der neun Tore in sechs Spielen erzielte. Doch auch dort unterlag man gegen den Gruppensieger Tottenham recht deutlich.
In den letzten Spielen jedoch zeigt die Formkurve wieder eindeutig nach oben. Nicht nur, dass man am vergangenen Wochenende die Klub-Weltmeisterschaft gewann, sondern auch der 5:0 Sieg gegen den FC Sevilla in der Liga zeigte, dass Real Madrid immer noch gefährlich ist. Ohnehin ist hinsichtlich des Clasicos allein die Tagesform entscheidend. Und auch Ronaldo hat sich zum Abschlusstraining zurückgemeldet, sodass alle wichtigen Spieler einsatzbereit sind. Angesichts der Tabellenplatzierung und des Rückstands zum FC Barcelona stellt der Clásico für Real ein richtungsweisendes Spiel, vergleichbar mit einem Überlebenskampf, dar. Schließlich wäre ein Rückstand von 14 Punkten selbst bei einem zusätzlichen Spiel kaum noch aufzuholen. Mit Selbstvertrauen ausgestattet und der Bedeutung des Spiels bewusst, wird man am morgigen Samstag alles Mögliche tun, um im heimischen Stadion zu gewinnen.
Für den FC Barcelona erscheint das Spiel auf den ersten Blick nicht unbedingt als von herausragender Bedeutung. Allerdings ist der Clásico aufgrund der Rivalität zwischen beiden Vereinen immer ein Spiel, das es zu gewinnen gilt. Abgesehen davon ist dies die größte Möglichkeit, um einige Vorwürfe an das Spiel der Mannschaft zurückzuweisen. Dem Erfolg Barças wird entgegengehalten, dass gegen starke Mannschaften der dünn besetzte Kader kaum bestehen kann und dass Messi allein in der Offensive auf Dauer und gegen defensiv starke Teams nur wenig ausrichten kann. Mit einem Sieg gegen Real Madrid könnte der FC Barcelona eindrucksvoll zeigen, dass er immer noch ein starker Gegner im europäischen Wettbewerb sein kann. Im Vergleich zu den letzten Spielen muss man hierfür effektiver vor dem Tor agieren.
Personalfragen vor dem Clásico
Im Gegensatz zu Real Madrid müssen die Katalanen einige verletzte Spieler kompensieren. Dazu zählen vor allem Samuel Umtiti, Deulofeu sowie Paco Alcácer.
Beginnt man in der Verteidigung stellt sich zunächst die Frage, wer neben Piqué in der Innenverteidigung agieren wird. Aller Voraussicht nach dürfte dies Vermaelen sein. Da er in den letzten Spielen auflaufen durfte und seine Aufgabe dabei gut erfüllte, wird er wahrscheinlich den Vorzug vor Javier Mascherano erhalten, der erst vor Kurzem wieder fit geworden ist. Auf der Position des Rechtsverteidigers wird wohl Sergi Roberto auflaufen. Dafür spricht, dass Semedo in den letzten Spielen unberücksichtigt blieb sowie die Tatsache, dass Roberto bereits einiges an Clásico-Erfahrung vorzuweisen hat.
Das Mittelfeld wirft keine allzu großen Fragen bezüglich der Besetzung auf. Busquets, Iniesta und Rakitic sind in der Regel ohnehin gesetzt. Zudem drängt sich auch Paulinho aufgrund seiner Torgefahr in die Startelf. Abgesehen davon ist er oft sehr gut am Kombinationsspiel beteiligt. Daher und mangels anderer guter Alternativen wird es insgesamt auf ein 4-4-2 hinauslaufen, selbstverständlich mit Lionel Messi und Luis Suárez vorne. Letzterer konnte am vergangenen Wochenende wieder überzeugen und es bleibt zu hoffen, dass er auch gegen Real Madrid in guter Form sein wird.
Die voraussichtliche Aufstellung ist daher die folgende: Ter Stegen – Roberto, Piqué, Vermaelen, Alba – Rakitic, Paulinho, Busquets, Iniesta – Messi, Suárez.
Der gesamte einberufene Kader lautet: Ter Stegen, Semedo, Piqué, Rakitic, Busquets, Denis, Iniesta, Suárez, Messi, Cillessen, Mascherano, Paulinho, Alba, Digne, Roberto, Gomes, Vidal sowie Vermaelen.