Am 12. Spieltag gastierte der FC Barcelona zu El Clásico bei Real Madrid. Es war wie so oft das Spiel zwischen dem Erst- und Zweitplatzierten. In einem sehr einseitigen Spiel hatte die Blaugrana nur wenige Probleme, was sich letztlich auch im Endergebnis widerspiegelt. Nach diesem 4:0-Sieg stehen die Katalanen nun sechs Punkte vor dem Erzrivalen. Besonders beeindruckend an diesem Sieg war, dass er praktisch ohne Lionel Messi gelang. Der Argentinier kam zwar zu einem Einsatz, jedoch stand es da schon 3:0 und das Spiel war bereits entschieden.
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Madrids katastrophales Positionsspiel
Die Madrilenen schienen offensiver agieren zu wollen als zuvor, was sich unter anderem daran zeigte, dass Casemiro nicht von Beginn an spielte. Auch das Positionsspiel in Ballbesitz ließ darauf schließen, jedoch war eben jenes nicht nur offensiv, sondern auch extrem schlecht. Es gab oft gar keine Bindung zwischen der Defensive und der Offensive. Die vier Offensivakteure standen oftmals einfach vorne, ohne eine echte Bindung zum Spiel zu haben. Wenn dann gleichzeitig auch beide Außenverteidiger sehr weit vorne standen, dann war es den hinteren Akteuren um Modrić und Kroos kaum möglich, das Spiel ordentlich aufzuziehen. Sehr gut erkennbar war dies beim 0:2. Modrić hat den Ball tief in der eigenen Hälfte, während bis auf die Innenverteidiger und Kroos alle Feldspieler vorne standen. Fünf davon in Barças Hälfte und davon wiederum drei im Abseits. In der Folge presste Suárez gut, sodass Modrić den Ball verlor, was letztlich zum Tor von Neymar führte. Dass dieses Positionsspiel von Benítez ausging, ist eigentlich nur schwer vorstellbar, einfach deshalb, weil es so schlecht war. Wenn es jedoch nicht von ihm ausging, dann spricht das nicht gerade dafür, dass er die Mannschaft im Griff hat und diese ihm geschlossen folgt.
In der ersten Halbzeit hatte Real offensiv fast gar nichts anzubieten. Claudio Bravo musste lediglich eine Hereingabe von Cristiano Ronaldo abwehren. Im zweiten Durchgang startete Madrid dann recht gut und hatte zwei gute Abschlüsse. Zuerst scheiterte Marcelo am Außennetz und kurz darauf James an Bravo. Nur ein paar Minuten später erhöhte Andrés Iniesta auf 0:3, was das Spiel vorentschied. Die Gastgeber waren defensiv weiterhin löchrig, auch weil die Unterstützung von vorne fehlte. Offensiv kamen sie nun zu einigen Chancen, was aber auch am klaren Spielstand lag. Claudio Bravo war an diesem Abend aber einfach nicht zu überwinden und parierte einige Male herausragend.
Barças X-Faktor Sergi Roberto
Barças System war erneut ein 4-3-3, wobei es dank Sergi Roberto sehr flexibel war. Es gab ein Dreiermittelfeld, während vorne Neymar und Suárez standen. Sergi Roberto hingegen stand überall. Er hatte alle Freiheiten und ging immer dorthin, wo er gebraucht wurde. Meistens war er rechtsaußen, wo er dann auch Dani Alves defensiv unterstützen konnte. Er war aber auch zentral anzutreffen oder auch linksaußen. Dadurch gelang es der Blaugrana immer wieder, Überzahl zu schaffen, wenn dies nötig war. Er war hilfreich beim Pressing und auch sehr gut am Ball. Natürlich ist er kein Weltklasse-Spieler und natürlich machte er auch Fehler, aber er machte noch viel mehr Dinge richtig gut und war mitentscheidend für diesen Sieg. Wenn ein Spieler bei einem 4:0-Sieg seines Teams im Bernabéu 90 Minuten auf dem Platz steht, dann kann er kein schlechter Fußballer sein.
Gerade durch das schlechte Positionsspiel der Madrilenen war Sergi Robertos Positionsspiel extrem gut und wichtig. Man konnte durch ihn die Offensivakteure noch mehr isolieren und offensiv Gegner herauslocken. Barça hatte dank ihm offensiv oft Überzahl, was dazu führte, dass Gegenspieler irgendwann auf ihn rücken mussten, was Platz für die anderen Spieler schuf. Sergi Roberto war es dann auch, der das erste Tor wunderbar vorbereitete. Er ging mit Tempo von rechts ins Zentrum, zog Ramos auf sich und steckte dann stark auf Suárez durch. Dadurch, dass Reals Sechser schon mit den Mittelfeldspielern von Barça beschäftigt waren, konnten sie sich nicht um Sergi Roberto kümmern. Daher musste Ramos herausrücken, lief aber dem Katalanen letztlich nur hinterher, weil dieser Ramos’ Laufweg gut kreuzte. In der Folge musste Varane stehen bleiben und den direkten Weg zum Tor abdecken, wodurch wiederum Suárez genug Platz hatte, um sich freizulaufen. Reals Offensivspieler machten zu wenig nach hinten, während Barça durch Sergi Roberto Überzahl schuf. Das klappte in diesem Spiel insgesamt sehr gut und machte es Real Madrid sehr schwer, defensiv gut zu stehen.
Auch erwähnenswert war die Rolle von Luis Suárez, die schon in einem unserer Vorberichte analysiert wurde. Zwei Tore erzielte er selbst, das 2:0 leitete er durch sein starkes Pressingverhalten ein und das 3:0 machte er durch seinen Laufweg möglich, da er Neymar etwas Platz verschaffte.
Fazit
Barça machte ein sehr gutes Spiel. Defensiv standen sie sehr gut, und als das Spiel entschieden war und Real zu einigen Chancen kam, war Claudio Bravo zur Stelle. Im Mittelfeld ließ die Blaugrana den Ball sehr gut laufen und überzeugte zudem durch gutes Positionsspiel, das jenem von Real komplett überlegen war. Offensiv bewegten sich die Katalanen viel und kamen zu vielen Chancen. Bei einer besseren Chancenverwertung wäre sogar ein höherer Sieg möglich gewesen. Individuell ist es schwer, einen Spieler herauszuheben, da praktisch jeder gut spielte und viele bestechend gut waren, unter anderem Bravo, Piqué, Alba, Neymar, Suárez, Busquets und Iniesta.
Es war eine Machtdemonstration im Bernabéu. Barça führte Real phasenweise vor und war unglaublich überlegen. Sechs Punkte Vorsprung scheinen für den Moment viel zu sein, es ist aber noch lange nichts entschieden. Dennoch darf man aktuell als Barça-Fan optimistisch sein, nicht zuletzt auch deshalb, weil im Januar noch Arda Turan und Aleix Vidal zur Mannschaft stoßen werden.