Nach dem ernüchternden Rückspiel im Supercup gegen Real Madrid, gastierte zum La-Liga-Auftakt Real Betis Balompié im Camp Nou. Gegen die Andalusier zählte für die Blaugranas nur ein Sieg, trotz des Fehlens von Piqué, Iniesta und Luis Suárez. Ernesto Valverde baute seine Mannschaft aber nicht nur was das Spielermaterial anging etwas um, sondern auch bezüglich der taktischen Ausrichtung. Eine konzentrierte Leistung, gepaart mit strukturierter Arbeit gegen den Ball sorgten letztlich für einen völlig verdienten und ungefährdeten Sieg der Gastgeber.
Die Taktik: Falsche neun und gutes Pressing
Ernesto Valverde setzte Lionel Messi als falsche neun ein, wodurch man sich mehr Kontrolle durch das Zentrum erhoffte. Dies machte durchaus Sinn, da mit Iniesta der Spieler, der neben Busquets normalerweise für die Spielkontrolle sorgt, fehlte. Messi erfüllte diesen Part gut und schaffte es zudem auch immer wieder in den Zwischenräumen an den Ball zu kommen und dann selbst gefährlich zu werden. Hilfreich dabei waren auch die Läufe seiner Mitspieler, die die gegnerischen Abwehrspieler banden, sodass der Argentinier eben mehr Platz hatte. Gerade Paco Alcácer, der wie schon im letzten Liga-Clásico auf dem linken Flügel spielte, zeigte mehrere gut unterstützende Läufe. Jedoch war er, was das aktive Spiel mit dem Ball anging sehr unauffällig und zahnlos. Es ist bezeichnend, dass Sergi Roberto in der realtaktischen Aufstellung weiter vorne zu finden war als der Stürmer.
Über rechts agierten Nelson Semedo und Gerard Deulofeu. Der Portugiese war defensiv zwar kaum gefordert, weshalb man ihn dahingehend nicht wirklich bewerten kann, doch offensiv zeigte er jede Menge Spielfreude und einen großen Offensivdrang, gepaart mit viel technischer Klasse. Deulofeu hatte einen unauffälligen Beginn, wurde während des ersten Durchgangs aber immer auffälliger und konnte mehr und mehr Ballaktionen für sich verbuchen. Zudem spielte er mutig und suchte auch das eine oder andere direkte Duell. Nicht von ungefähr hat er beide Tore vorbereitet, wobei gerade die zweite Vorlage beachtlich war. Der Ball war eigentlich schon verloren, doch Deulofeu setzte dennoch nach und wurde dafür belohnt. Genau dieser Einsatz wird für ihn nötig sein, wenn er in dieser Saison eine gute Rolle spielen will. Eine Leistung wie gegen Betis, mit noch ein paar direkten Duellen mehr, ist ein guter Anfang und macht ihn zu einem guten Back-Up, den man gegen kleinere Teams auch mal von Anfang an bringen kann.
Ivan Rakitić machte eine sehr ordentliche, aber auch unauffällige Partie im Mittelfeld, was daran lag, dass er vor allem darauf bedacht war, Kontrolle ins Spiel zu bringen. Ihm kam dabei entgegen, dass Betis keinen allzu großen Druck gegen den Ball im Mittelfeld ausübte. Sein Mittelfeldpartner Sergi Roberto machte eine sehr auffällige Partie und stieß immer wieder nach vorne und puschte das Team geradezu.
Betis agierte in ihrem 4-4-2 leicht mutig. Man störte zwar in der Regel nicht ganz vorne, aber im Mittelfeldbereich wollte man dann schon versuchen, Zugriff auf Ball und Gegner zu bekommen. Dies gelang durchaus einige Male, allerdings presste Barça nach einem Ballverlust in der Regel extrem gut und gewann den Ball sehr schnell zurück. Dadurch musste sich Betis oft wiederum weiter fallen lassen, wodurch sie den Zugriff verloren. Die Blaugranas schafften es über weite Strecken sehr gut das Spiel nach außen zu ziehen und Betis dann dorthin zu locken. Nach Ballverlusten in diesen Zonen, war es für Barça ein Leichtes den Raum direkt zu verengen, weil die Seitenauslinie ihnen dabei half. Speziell Busquets hatte ein extrem gutes Gespür dafür, wann er wohin aufrücken musste, um das Pressing zu unterstützen.
Die Tore
Die Tore fielen aus Betis-Sicht sehr unnötig. Ein Fehler im Aufbauspiel, samt schnellem Pass von Busquets nach vorne zu Messi, ermöglichte das erste Tor. Messi lief direkt auf die Abwehrreihe zu, spielte dann nach rechts zu Deulofeu, der den Ball sofort ins Zentrum spielte, wo er von einem Verteidiger ins eigene Tor abgefälscht wurde. Es war schwierig für Betis’ Linksverteidiger – rückt er raus zu Deulofeu und eröffnet Messi eine kleine Lücke, die er per Dribbling ausnutzen könnte, oder bleibt er lieber zentral und riskiert den Pass auf Deulofeu, in der Hoffnung, die Aktion auch danach noch verteidigen zu können? Er entschied sich für letzteres, was böse für ihn und sein Team ausging, aber wie eben schon erwähnt, war es eine schwierige Situation für ihn.
Beim 2:0 darf Betis einen sicher geglaubten Ball an der eigenen Strafraumkante niemals so einfach verlieren, egal wie gut Deulofeu auch nachsetzte. In der Folge lief Alcácer gut zum ersten Pfosten und band zwei Abwehrspieler, während Sergi Roberto in den Rückraum lief, dort den Ball erhielt und das Spiel entschied. Nur wenige Sekunden zuvor vergab Betis ihre beste Chance im Spiel, als sie frei vor Marc-André ter Stegen waren, Javier Mascherano aber mit einer fantastischen Grätsche im letzten Moment noch den Ausgleich verhinderte.
Fazit
Barça dominierte das Spiel über die gesamten 90 Minuten. Man erspielte sich einige Chancen, wenngleich man nach der Pause etwas das Tempo herausnahm und nur noch vereinzelt zu guten Abschlüssen kam. Gleichzeitig ließ man aber weiterhin nichts Gefährliches zu. Es war interessant zu sehen, dass Valverde sich taktisch etwas neues, beziehungsweise das Aufleben von etwas altem, nämlich Messi als falsche neun, hat einfallen lassen. Zudem wirkte sein eingesetztes Pressing sehr gut strukturiert, was dem Defensivspiel sehr zugutekam.
Um schon mehr über ihn oder die Möglichkeiten des Teams zu sagen, ist es aber weiterhin zu früh, alleine schon, weil der Kader immer noch nicht komplett ist. Jedoch soll, wie man so hört, bald die Transfers von Jean-Michael Seri und Ousmane Dembélé fix gemacht werden, die zwei große Baustellen schließen könnten.