Die Blaugranas trafen am gestrigen Abend auf den FC Sevilla. Es war das Topspiel des Spieltags, das nicht so verlief, wie man es sich bei einem Topspiel vielleicht erhofft hätte. Der FC Barcelona dominierte die Andalusier von Beginn an und erzielte innerhalb von nur acht Minuten durch Luis Suárez und zweimal Lionel Messi drei Tore in der ersten Halbzeit. In der zweiten Halbzeit gingen es die Katalanen etwas lässiger an und schaukelten die drei Punkte sicher nach Katalonien.
Barça mit fulminanten Start: Sevilla kann sich nicht lösen
In den ersten zehn Minuten der Partie war bereits zu erkennen, wie die Marschroute aussehen wird. Der FC Barcelona rückte in der Hälfte von Sevilla in einem 3-1-3-3-System weit auf. Hierbei agierte Sergi Roberto überwiegend als rechter Mittelfeldspieler, der auch in das letzte Spielfelddrittel vorgedrungen ist und so eine Art 3-3-4-System zu erkennen war. Lionel Messi und Luis Suárez standen hierbei regelmäßig eng beieinander, wobei der fünffache Weltfußballer mehr Freiheiten im Spiel gehabt hat und auch den Weg in Richtung Außenbahn oder Mittelfeld angetreten ist. Das Spiel fand in dieser Zeitspanne fast nur in der Hälfte vom FC Sevilla statt, die sich nicht lösen konnten. Zu eng rückten die Katalanen in Ballnähe zusammen, sodass es bereits den Verteidigern der Andalusier schwergemacht worden ist, einen kontrollierten Ball zum nächsten Mitspieler zu spielen. Bei diesem Pressing formierte sich Barça ebenfalls in einem 3-1-3-3-System. Schlug dieses Pressing allerdings nicht an, ist ein 4-4-2 in der Defensive zu erkennen gewesen. Hierbei rückte Sergi Roberto auf die rechte Außenverteidigerposition, während Umtiti nun die linke Verteidigerposition bespielte. Aufgrund des lethargischen Spielstils von Sevilla war man allerdings kaum in Bedrängnis zu bringen. Nur ein einziges Mal schafften es die Gäste durch Steven N’Zonzi im Strafraum gefährlich zum Abschluss zu kommen, Marc-André ter Stegen reagierte allerdings stark und wehrte zur Ecke ab.
Starkes offensives Umschaltspiel: Luis Suárez und Lionel Messi überlaufen Sevilla
Im Offensivspiel präsentierte sich der FC Barcelona von einer spritzigen Seite. Nach der Druckphase in den ersten zehn Minuten zog man sich bewusst zurück und ließ den FC Sevilla weiter aufrücken. Zwar erhöhte sich somit der Druck auf die Verteidigung des FC Barcelona und es war ausgerechnet in dieser Phase, als N’Zonzi gefährlich vor das Tor der Blaugranas kam, doch spielte diese Spielweise den Katalanen in die Karten. Luis Enriques Spieler spekulierten auf Ballverluste und versuchten in der Folge regelmäßig durch schnelles Umschalten insbesondere über die linke Seite die gegnerische Hintermannschaft zu überrumpeln. Oft war es Neymar, der in Szene gesetzt werden konnte – wie auch beim 2:0, als Ivan Rakitić den Ball durch das Mittelfeld führt. Hier entstand eine Vier-gegen-Drei-Situation und die Blaugranas befanden sich in der Überzahl. Rakitić schickt Neymar, dieser legt quer auf Luis Suárez. Der Uruguayer sieht, dass Messi den entscheidenden Schritt nach hinten geht und spielt ihn an – Messi verwandelt trocken. Aber auch das 1:0 durch Luis Suárez war ein Sinnbild dafür, wie konsequent der FC Barcelona in dieser Phase der Partie auf das Umschaltspiel setzte. Lionel Messi startete auf rechts durch, nachdem die Andalusier in der Hälfte der Katalanen den Ball verloren, und schaffte es, den Ball in den Strafraum zu flanken. Der erste Ball wird noch geblockt, der Abpraller fliegt allerdings aus Sevilla-Sicht so unglücklich nach oben, dass Luis Suárez ihn per Fallrückzieher verwandeln konnte. Erst das 3:0 entstand nicht nach einem schnellen Umschaltspiel. Es war eher das Zusammenspiel eigenen Unvermögens, den Ball aus dem Strafraum zu schlagen und der Stärke, solche Fehltritte auszunutzen. Messi nahm den Klärungsversuch nämlich per Volley und entschied die Partie mit 3:0 bereits in der ersten Halbzeit.
In der zweiten Halbzeit lehnte sich der FC Barcelona zurück und lief nicht mehr allzu oft an. Barça war darauf aus, die Defensive zu stärken. Zwar kam der FC Sevilla dennoch zu der einen oder anderen Torchance, war der Versuch allerdings nicht gefährlich genug, um Marc-André ter Stegen in wirkliche Bedrängnis zu versetzen.
Der FC Sevilla: Planlosigkeit trotz Defensivplan
Es ist paradox. Der FC Sevilla verfolgte über weite Teile der ersten Halbzeit eine klare Linie. Die Gäste fokussierten sich wesentlich auf die Stabilisierung der Defensivabteilung und legten nicht mehr den Fokus auf pure Offensivpower. In einem 5-3-2-System begegnete man die Katalanen regelmäßig, wenn sie sich tief in die Hälfte von Sevilla eingenistet hatten. Die Fünferkette verteidigte die gesamte Breite ab, während die drei Mittelfeldspieler regelmäßig ballorientiert verschoben. Die beiden Stürmer, die auch in der eigenen Hälfte standen, übten Druck auf die übrigen Akteure aus, die sich in Ballnähe befanden. Wie sie das anstellten, wussten sie scheinbar nicht, denn konnte der FC Barcelona mit einer solchen Leichtigkeit sich den Ball in den gefährlichen Regionen zuspielen, dass es fast schon ein Trauerspiel gewesen ist, was der FC Sevilla in der Defensive dargeboten hat.
Offensiv war von Sevilla in der ersten Halbzeit nur wenig zu sehen. Und dennoch: Schaltete man zwischenzeitlich um, war das Offensivspiel und das Pressing von einer gewissen Vorsicht geprägt, dass sie keine Früchte trugen, denn auch hier agierten die Andalusier des Öfteren mit einer Fünferkette. In der zweiten Halbzeit änderte sich dieses Bild etwas. Nun hat man in der Offensivbewegung konsequent auf ein 4-4-2-System gesetzt, in dem auch die Außenverteidiger regelmäßig den Weg nach vorne angetreten haben. Es fehlte allerdings bei jeder Aktion an der Genauigkeit.
Fazit:
Insgesamt war beim FC Barcelona zu erkennen, dass man unbedingt dieses Spiel für sich entscheiden wollte. Man ließ den FC Sevilla kaum bis gar nicht gewähren und nutzte ihre Schwächen in der Defensive eiskalt aus. Das Umschaltspiel war hierbei eine Waffe, die für viel Schaden beim Gegner gesorgt hat und letztendlich auch zwei der drei Tore herbeigeführt hat. Der FC Sevilla zeigte sich dagegen von einer Seite, die in den letzten Spielen typisch gewesen war. In der Defensive wusste man nie richtig, wie man vorzugehen hat. Es wurde nur selten der Anschluss bei den Gegenspielern gefunden und das Offensivspiel fand so gut wie gar nicht statt. Ihnen war bereits zu Beginn anzumerken, dass sie müde und nicht in der Lage sind, dieses Laufpensum abzurufen, das ihnen in der Hinrunde durchaus zum Erfolg verholfen hat. Insgesamt geht der 3:0-Sieg in Ordnung.