Nachdem der FC Barcelona in der Liga seinen kompletten Vorsprung aufgebraucht hatte, stand er nun in der Pflicht jedes Spiel zu gewinnen, um Meister zu werden. Im Riazor gelang der Blaugrana der so wichtige Befreiungsschlag. Die Katalanen agierten schon wie gegen Valencia spielerisch stark, schafften es diesmal aber auch ihre Chancen zu nutzen. Gleichzeitig war Depor aber auch ein dankbarer Gegner, denn die Gastgeber machten unglaublich viele einfache Fehler.
{spielstand h:Deportivo Coruna a:FC Barcelona e:0:8}
Allgemein
In der Anfangsphase war Barça zwar dominant, dennoch merkte man der Mannschaft von Luis Enrique die zuletzt schwachen Ergebnisse an. Die Blaugrana spielte vorsichtig und wollte unter keinen Umständen den Ball zu leicht verlieren und schon gar nicht in Situationen, in denen viele eigene Spieler aufgerückt waren. Trotz dieser Vorsicht kam man schnell zu den ersten guten Möglichkeiten, weil Depor im Zentrum sehr schlecht stand und immer wieder Schnittpässe zuließ.
Die Gastgeber verteidigten in einem 4-4-2, was aber viel zu luftig war und daher kaum Zugriff auf die Schaltzentrale der Katalanen ermöglichte. Man stand mit seinen beiden Stürmern in der gegnerischen Hälfte, während die vordere Viererkette sich kurz vor dem Mittelkreis positionierte. Depor verfolgte dann auch den Ball und ging jeweils den ballführenden Spieler an, doch es fehlte die gemeinsame Arbeit gegen den Ball, die die Ballzirkulation von Barça entscheidend beeinflussen könnte. Und selbst wenn die Heimmannschaft mal den Ball eroberte, waren die Offensivaktionen bis auf zwei Ausnahmen viel zu ungenau. Jene beiden Ausnahmen waren jedoch sehr gute Möglichkeiten, die zum 1:1 hätten führen können.
Dass Barça mit dem Ball einiges richtig machte, zeigt schon das Ergebnis. Gegen den Ball war der Auftritt in Ordnung, aber ausbaufähig, wenn man nur die Phase bis zum 2:0 zu Grunde legt. Danach war das Spiel praktisch gelaufen und Depors Widerstand gebrochen. Dani Alves verlor einmal am eigenen Strafraum seinen Gegenspieler aus den Augen, was fast zum Ausgleich führte und der ansonsten souveräne Marc Bartra machte seinen gewohnten Fehler, zum falschen Zeitpunkt seine Position zu verlassen, was ebenfalls für Unordnung in der katalanischen Defensive und einigen Problemen führte. Diese Unzulänglichkeiten lassen sich zum einen mit dem Fehlen von Gerard Piqué erklären, zum anderen aber sicherlich auch mit einer gewissen Unsicherheit, die nach den letzten Wochen wohl da ist.
Depors Unfähigkeit, auf Abseits zu spielen
Es ist gewagt, gegen den FC Barcelona auf Abseits zu spielen, nicht zuletzt weil Luis Suárez sich oftmals am Rande des Abseits bewegt und man sich daher keinen Fehler erlauben darf. Depor schaffte es allerding sehr selten, das Abseits zu provozieren, weil die defensive Viererkette kaum einmal auf einer Linie agierte und man Barças Spieler selten anging. Letzteres lag entweder daran, dass die Heimmannschaft auf das Abseits vertraute oder die Abwehrspieler einfach nicht schnell genug geschaltet haben.
Hier wird gut sichtbar, wie sich niemand für Suárez zuständig hält und der Uruguayer komplett in Ruhe gelassen wird. Da auch gleichzeitig die Abseitsfalle nicht funktionierte, hatte Suárez alle Zeit der Welt, das 2:0 zu erzielen.
Ähnliches lässt sich auch beim 4:0 beobachten. Wieder rennt Suárez an mehreren Verteidigern vorbei, von denen niemand überhaupt auf die Idee kommt, ihm zu verfolgen, und erneut wird das Abseits fast schon amateurhaft aufgehoben, wodurch der Uruguayer locker das 4:0 machen konnte.
Beim 3:0 konnte man sehr gut sehen, dass die kollektive Arbeit gegen den Ball bei den Gastgebern ebenso wenig funktionierte wie die Abseitsfalle. Neymar und Suárez ziehen drei der vier Verteidiger nach außen. Der vierte Verteidiger orientiert sich am zentral positionierten Messi, während sich absolut niemand um den aufrückenden Ivan Rakitić kümmert. Keiner der Mittelfeldspieler ist mit nach hinten gegangen, um die Lücke zu stopfen, und somit konnte Rakitić völlig freistehend den Treffer markieren. Nicht außer Acht gelassen werden darf, dass die Gastgeber mehr nach vorne versuchen mussten, da sie mit zwei Toren zurücklagen, doch haben sie sich hier doch sehr leicht übertölpeln lassen.
Fazit
Man merkte Barça zu Beginn die letzten Ergebnisse an. Die zwei frühen Toren waren hilfreich, um all diese negativen Gedanken abzuschütteln, insbesondere deshalb, weil man seit dem Clásico nicht mehr mit 1:0 in Führung ging. Es wirkte sehr befreiend für die Blaugrana, die in der zweiten Halbzeit sehr frei aufspielte und sich den Frust von der Seele schoss. Depor war kein guter Gegner, da sie viel zu einfache Fehler begingen, doch die Mannen von Luis Enrique haben genau so ein Spiel gebraucht. Alle drei Stürmer konnten treffen, man spielte dominant und zu Null – all das ist für die Psyche sehr gut und sollte dem Team Aufwind vor den kommenden Spielen geben. Wenn Barça bis zum Ende der Saison so befreit aufspielt, ohne zu viel nachzudenken, dann ist es absolut möglich, die nächsten Spiele zu gewinnen und den Meistertitel einzutüten.