Zum Ende der Hinrunde stand für den FC Barcelona der traditionell schwere Gang ins Anoeta an. Seit 2007 konnten die Katalanen dort in der Liga nicht mehr gewinnen und auch diesmal sah es erst so aus, als würde diese Serie weiter Bestand haben. Doch Barça schaffte es, ein 0:2 zu drehen und damit endlich diese Negativserie zu durchbrechen.
Erste Halbzeit
Barça kam eigentlich gut in die Partie und schien in den ersten 10 Minuten alles im Griff zu haben. Man konnte auch schon gute Angriffe und einen ordentlichen Schuss von Messi für sich verbuchen. Es sah also eigentlich deutlich angenehmer als sonst aus im Anoeta. Doch dann trafen die Gastgeber praktisch aus dem Nichts zum 1:0, was das Spiel deutlich beeinflussen sollte. Jordi Alba und André Gomes stimmten sich nicht gut miteinander ab, sodass letztlich beide Spieler zu weit weg von Xabi Prieto standen und dessen Flanke nicht verhindern konnten. Im Zentrum rückte Sergi Roberto ein, wodurch Paulinho sich um da Silva kümmern musste. Barças Brasilianer war auch in der Nähe, verpasste es aber zügiger seinen Mann zu decken und so dessen Kopfball zu verhindern.
In der Folge verloren die Blaugranas vermehrt den Ball und schafften es nur noch selten gefährlich nach vorne zu kommen. Das Problem im 4-4-2 ohne Iniesta war, dass neben Messi praktisch niemand wirklich kreativ gewesen ist. Selbst Busquets spielte ungewöhnlich viele Fehlpässe für seine Verhältnisse. Paulinho als äußerer rechter Mittelfeldspieler funktionierte überwiegend nur gegen den Ball. Mit dem Ball brachte er kaum etwas Brauchbares zustande, abgesehen davon, den Ball gut abzuschirmen und in den eigenen Reihen zu halten. Offensiv produktiv war dies allerdings nicht.
Das 2:0 fiel, weil Sergio Canales im Mittelfeld viel zu viel Zeit und Raum hatte, um einen tollen Chip-Pass auf Juanmi zu spielen, der genau in dem Moment einstartete, als Sergi Roberto herauslaufen wollte. Juanmis Abschluss war letztlich sehr harmlos, wurde aber von Barças Rechtsverteidiger unhaltbar für Marc-André ter Stegen ins eigene Tor abgefälscht.
Barça zeigte aber noch kurz vor der Pause eine Reaktion. Paulinho rückte von rechts ins Zentrum, band dort seinen Gegenspieler, was weiter außen Platz für Suárez schaffte. Dieser wurde von Jordi Alba klasse geschickt und musste dann nur noch zu Paulinho querlegen.
Zweite Halbzeit
Nach der Pause gelang es den Gästen deutlich besser, das Spiel zu kontrollieren. Dies lag vor allem an einer deutlich besseren Raumaufteilung und einem lauffreudigeren Spiel der Mannschaft. Man unterstützte den ballführenden Spieler nun deutlich energischer, wodurch man viele schnelle Kombinationen spielen und so die gegnerischen Linien überwinden konnte, um Messi zwischen den Linien den Ball zu geben. So fiel dann auch der Ausgleich zum 2:2: Messi erhält den Ball zwischen den Linien, rennt auf die Abwehr zu, bedient auf außen Luis Suárez und der Uruguayer vollendet brillant.
In der Folge hatten die Blaugranas das Spiel im Griff, auch ein paar gute Angriffe, aber keine wirklich großen Chancen. Nach einem zu kurzen Abschlag von Rulli und einem gewonnenen Kopfballduell von Thomas Vermaelen stand dann aber erneut Luis Suárez plötzlich völlig frei vor Rulli und drehte das Spiel. Messis Freistoßtreffer zum 4:2 war dann der Schlusspunkt und machte den Sieg klar.
Fazit
Ernesto Valverde wollte scheinbar wie gegen Real Madrid agieren. In der ersten Halbzeit möglichst kompakt stehen, um dann hinten heraus mehr und mehr Druck gegen immer müder werdende Gegner zu erzeugen. Daher spielte Paulinho auch auf rechts, um dort zu helfen die Defensive zu stärken. Dies beeinflusste allerdings das Offensivspiel negativ, da Paulinho in eigenem Ballbesitz nichts Produktives nach vorne beitragen konnte, auch wenn er schließlich den wichtigen Anschlusstreffer erzielte. Dies war aber seiner Arbeit ohne Ball geschuldet, die in diesem Fall sehr gut war. Paulinho hat seine Stärken aber ganz klar im Zentrum, wenn er als Freigeist immer wieder mit nach vorne kommen kann und ansonsten mithilft, die defensive Balance des Teams zu sichern.
Barça ist in einer sehr komfortablen Situation und Dembélé ist gerade erst dabei, richtig warm zu werden, während Coutinho noch gar nicht aufgelaufen ist. Momentan sieht es sehr gut für die Katalanen aus, weil das Team einfach taktisch extrem flexibel eingestellt ist, viele verschiedene Waffen hat, sich – wie es scheint – durch nichts aus der Ruhe bringen lässt und auf alle Fragen bisher die passenden Antworten gefunden hat.