Am 10. Spieltag ging es für den FC Barcelona ins San Mamés zu Athletic Bilbao. Wie so oft in den letzten Jahren entwickelte sich ein hart umkämpftes Spiel, in welchem Barça es vor allem Lionel Messi und Marc-André ter Stegen zu verdanken hatte, dass sie mit drei Punkten die Heimreise antreten durften.
Bilbaos Taktik
Bilbao kam recht gut ins Spiel, was vor allem ihrem hohen Pressing geschuldet war. Man versuchte Barça schon am eigenen Strafraum am Spielaufbau zu stören. Dies gelang unter anderem auch deshalb ziemlich gut, weil die Katalanen von ihrer Spielerauswahl her nicht auf schnelles, pressingaushebelndes Aufbauspiel eingestellt waren. Gelang es Bilbao den Spielaufbau der Gäste produktiv zu stören, schoben sie geschlossen auf, um das Spiel aus der eigenen Hälfte weg zu tragen. Schaffte es die Blaugrana aber doch mal das Spiel geordnet aufzubauen, vermochten die Gastgeber immer wieder sehr schnell hinter den Ball zu kommen und gut zu verteidigen. Allerdings ist es extrem schwierig alle Lücken, gerade zwischen den Linien zu schließen, wenn man sich im defensiven Umschaltspiel befindet. Genau hier war Paulinho für Barça Gold wert, da er immer wieder in diese Lücken stieß und so als Anspielstation und Prellbock für Messi agierte, um so noch mehr Räume zu schaffen. Es ist kein Zufall, dass genau auf diese Weise sowohl das 1-0, als auch vorher eine Großchance von Messi entstanden.
Im Offensivspiel versuchte Athletic immer wieder Iñaki Williams über außen zu schicken, weil dieser mit seiner Geschwindigkeit einfach eine extreme Waffe ist, speziell gegen einen Gegner wie die Blaugrana, der sehr offensiv ausgerichtet ist. Williams kam so immer wieder in Situationen, wo er den Ball in den Strafraum geben konnte und dies führte auch unter anderem zu einer guten Kopfballchance von Aduriz. Jedoch waren viele seiner Hereingaben und auch die meisten seiner Mitspieler viel zu ungenau. Man hat mit Aduriz einen der kopfballstärksten Angreifer der Liga, schaffte es aber nur einmal ihm den Ball gut genug zu servieren. Man schlug extrem viele Flanken und dann müssen einfach mehr einen Abnehmer finden, als dies gegen Barça der Fall war. Natürlich verteidigten die Katalanen das im Strafraum durchaus gut, allerdings machte man es ihnen einfach nicht schwer genug.
Auch abseits von den Flanken machte Bilbao einfach zu wenig aus seinen Möglichkeiten. Sie kontrollierten praktisch die gesamte zweite Halbzeit, erspielten sich dafür aber zu wenige klare Torchancen und diejenigen, die sie hatten, vergaben sie schließlich. Dies lag aber auch an einer sehr guten Leistung von Marc-André ter Stegen im Tor der Gäste.
Barças Taktik
Ernesto Valverde setzte erneut auf André Gomes als Offensivkraft, wie schon beim Auswärtsspiel bei Atlético Madrid. Diesmal agierte er aber auf links, was ihm deutlich besser liegt, als auf der rechten Seite ran zu müssen. Dabei spielten die Gäste nicht zwingend in einem 4-3-3, sondern phasenweise in einem 4-4-2. Gomes pendelte dabei zwischen Mittelfeld und Angriff. Dies machte dahingehend durchaus Sinn, als dass Paulinho zwar im Mittelfeld aufgeboten war, aber dies nicht so positionstreu spielt, wie der Rest im Kader. Er war eine Art Freigeist im Mittelfeld, der vor allem darauf bedacht war, immer in die Zwischenräume zu gehen und dort als Anspielstation sowie Prellbock herzuhalten. Auf der anderen Seite spielte Ivan Rakitić sehr weit außen und pendelte da praktisch auch zwischen Flügel und Mittelfeld. Die Idee war hier wohl, dass man physisch mit Bilbao mithalten und gleichzeitig gut gegen den Ball arbeiten kann, um dann aus dieser Kompaktheit heraus nach vorne zu spielen. Allerdings braucht Barça für sein Spiel echte Flügelspieler, die das Spiel breit machen und Gegenspieler in direkte Duelle verwickeln. So hätte man wahrscheinlich mehr Gefahr erzeugen können und die Mannschaft von Bilbao auch auseinanderziehen können, um so weitere Räume im Zentrum zu schaffen. Nun hat Valverde für diese Herangehensweise drei Optionen: Gerard Deulofeu, Denis Suárez und Aleix Vidal. Deulofeu arbeitet sehr viel und versucht viel, verliert aber extrem viele Bälle. Dass Valverde dieses dauerhafte Konterrisiko auswärts gegen Bilbao nicht eingehen wollte, ist durchaus verständlich, hat aber dem Offensivspiel geschadet. Aleix Vidal hat bisher als Starter auf den Außen nicht überzeugen können, nur als Joker. Auch die Entscheidung, ihn nicht spielen zu lassen, machte Sinn. Denis Suárez hingegen ist jemand, der sowohl im Mittelfeld, als auch auf außen spielen kann. Er hätte dem Spiel also sicherlich helfen können, gerade auch aufgrund seiner sicheren Ballbehandlung. Warum er nicht spielen durfte, ist aus der Ferne schwer zu beurteilen, möglicherweise erachtet Valverde sein Spiel gegen den Ball als nicht gut genug, um im San Mamés starten zu können.
Die vorgegebene Taktik ging die letzten 20 Minuten im ersten Durchgang gut auf. Barça verteidigte gut und spielte effizient nach vorne. Paulinho rückte in Bilbaos Lücken und ließ von dort aus die Bälle prallen, oder spielte sie in die Spitze. Auch der Rest des Teams rückte gut mit auf, sodass man vorne alle möglichen Positionen besetzte. Man machte es Bilbao somit sehr schwer, Zugriff auf Gegner und Ball zu erhalten. Das Problem war schlicht, dass man von drei Großchancen nur eine nutzen konnte. Dadurch blieb das Spiel offen und in der zweiten Halbzeit hatte man selbst keinerlei Kontrolle mehr. Die Blaugrana verlor zu viele Bälle, rückte nicht mehr so geordnet auf und gewann zu wenige Bälle. Man wurde mehr und mehr von Bilbao belagert, profitierte aber von der Ungenauigkeit und Zahnlosigkeit der Gastgeber, als auch von einer starken Innenverteidigung und einem fantastischen ter Stegen.
Fazit
Erneut sorgte Valverdes Spielerauswahl für Stirnrunzeln. Diesmal war die Idee dahinter jedoch ersichtlich, wenngleich sie das eigene Offensivspiel beschränkte, was gerade in der zweiten Halbzeit für große Probleme sorgte. Durch schnelles Eingreifen im zweiten Durchgang hätte Valverde dem Spiel einen ganz anderen Verlauf geben können. Darauf verzichtete er, weil er die großen Spieler auf dem Platz für das Verteidigen der Standards brauchte. Das macht auf der einen Seite Sinn, auf der anderen Seite erwartet man aber von einem Barça-Trainer, dass er das Spiel selbst gestalten will und es sich nicht vom Gegner diktieren lässt.
Drei Punkte im San Mamés sind immer sehr schwer zu holen, daher darf man froh über das Ergebnis und über die letzten 20 Minuten vor der Pause sein. Die zweite Halbzeit darf sich so aber nicht wiederholen. Man hatte keine Kontrolle und Valverde verpasste die Chance entscheidend auf das Spiel einzuwirken, obwohl er die Mittel dazu auf der Bank hatte. Semedo gegen Ende zu bringen und Sergi Roberto ins Mittelfeld zu beordern, war immerhin eine kleine Verbesserung, wenn auch zu spät, und sorgte für das 2-0. Es hätte jedoch nicht der einzige Wechsel sein dürfen.