Real Saragossa gegen FC Barcelona: Spielanalyse

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Bildquelle: fcbarcelona.com

Nach dem kräftezehrenden Spiel in der Champions League gegen Paris Saint Germain schonte Coach Tito Vilanova sehr viele, teils auch angeschlagene Spieler beim Auswärtsauftritt in Saragossa. Dennoch gelang es Barcelona souverän mit 3-0 zu gewinnen und somit einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Meisterschaft zu machen.

 Tito Vilanova schenkte folgenden Spielern sein Vertrauen:

Einwechslungen

77. Abidal für Adriano

81. Sergi Roberto für Xavi

83. Villa für Tello

Das Spiel von Saragossa

Saragossa wollte auf der einen Seite, wie eigentlich jedes Team gegen Barcelona, sicher stehen. Darüber hinaus waren die Mannen von Manolo Jimenez aber bestrebt, mutig und schnell nach vorne zu spielen. Das lag wohl nicht zuletzt daran, dass sie sich erhöhte Chancen ausrechneten, eventuell sogar zu gewinnen, da bei Barcelona viele Stammspieler fehlten und sie eine anstrengende Woche hinter sich hatten. Zudem braucht das Team von Saragossa aktuell jeden Punkt, kämpfen sie doch ums nackte Überleben.

Die Gastgeber standen defensiv zu Beginn ganz ordentlich und schafften es, Barcelona nicht zu gefährlichen Abschlüssen kommen zu lassen. Man setzte die Katalanen aber nur phasenweise mit gutem Pressing unter Druck. Meistens waren es die Gäste selbst, die sich verzettelten und ihre Angriffe nicht sauber zu Ende spielten.

Offensiv rückte Saragossa nach Ballgewinn gut und schnell nach und spielte teils sehr direkt nach vorne. Sie kamen auch zu einigen guten Abschlussmöglichkeiten, die aber letztlich keinerlei Gefahr ausstrahlten, weil Barcelona es immer wieder schaffte, im letzten Moment dazwischen zu gehen. In der zweiten Halbzeit kam dann insgesamt sehr wenig nach vorne von den Hausherren, was auch dem Spielstand geschuldet war, der wenig Hoffnung auf einen Punktgewinn machte. Sie kamen noch zu zwei passablen Abschlüssen, aber wirklich gefährlich wurde es für Barças Victor Valdés eigentlich nie.

Das Problem Tello

Wie schon zuletzt in der Liga durfte auf Seiten Barcelonas wieder einmal Cristian Tello von Beginn an ran und zeigte eine sehr gute Partie. Es ist hinlänglich bekannt, dass Tello vor allem durch seine sehr direkte Art und durch seine enorme Grundschnelligkeit immer dazu in der Lage, ist große Gefahr heraufzubeschwören, speziell wenn man ihm zu viel Platz gibt. Schon vor zwei Wochen beim Auswärtsspiel der Katalanen bei Celta Vigo hatte Tello sehr viel Platz, den er auch mit einem Tor und einer Vorlage nutzte. Umso überraschender war es, wie Saragossa ihn zu verteidigen versuchte. 

Die Gastgeber ließen ihm oft viel Raum, was mehr als nur naiv war. Schon in der ersten Minute kam Tello zu einem guten Distanzschuss, nachdem Bartra ihn mit einem langen Ball angespielt hatte. Auch sonst hatte der junge Flügelstürmer oft viel Platz und wenn man nicht nah genug an ihm dran ist, ist es einfach enorm schwer, seine schnellen Haken zu verteidigen. Das sah man sehr gut beim 3-0: Tello rennt fast über die gesamte Hälfte des Gegners, ohne richtig angegriffen zu werden. Als er schlussendlich in den Strafraum einzieht, wird er immer noch nicht angegriffen. Saragossas Innenverteidiger steht zwar vor Tello, aber viel zu weit weg und er geht auch nicht aktiv in den Zweikampf, sondern wartet einfach darauf, von diesem ausgespielt zu werden – was so einfach nie passieren darf. Wenn man um den Verbleib in der Liga kämpft, dann heißt es immer, dass man zuerst einmal “kratzen und beißen” und sich richtig ins Spiel kämpfen muss. Das war bei Saragossa aber einfach viel zu selten zu sehen. Das 3-0 war hierbei der negative Höhepunkt.

Auch beim 2-0 schaffte es die Heimmannschaft nicht, Tello in den Griff zu bekommen, obwohl dieses Tor aus einem mehr als offensichtlichen Zusammenspiel heraus resultierte. Tello spielt auf Thiago, welcher den Ball annimmt und den durchstartenden Tello schickt, der alleine vor Roberto cool bleibt und trifft. Es gibt bei diesem Tor keine logische Erklärung, warum kein Abwehrspieler mit Tello mitging. Auf Abseits spielen war nicht möglich, da er davon sehr weit entfernt war, von daher muss einfach ein Abwehrspieler mit ihm mitgehen. Dass man ihn nicht mehr halten kann, wenn er freigespielt wird, ist aufgrund seiner Schnelligkeit klar und gerade deshalb darf es nie und nimmer passieren, dass man so einen Spieler einfach laufen lässt – schon gar nicht kurz vor dem eigenen Strafraum.

Quantität statt Qualität in der Defensive

Ein weiterer sehr auffälliger Kritikpunkt an der Defensivarbeit Saragossas ist die Orientierungslosigkeit der Spieler. Oft war es so, dass viele Spieler in der Zone um den ballführenden Gegner waren, ihn aber trotzdem kaum störten und bedrängten, geschweige denn klug die Pass- oder Laufwege zustellten. Die Spieler von Saragossa waren zwar da, aber ein wirkliches Hindernis für Barcelona waren sie phasenweise nicht. Bei den eben betrachteten Toren war das schön zu sehen. Beide Male waren viele Spieler von Trainer Jimenez in der Nähe von Tello, aber gestört haben sie ihn nicht. Beim 2-0 stehen sie einfach nur dabei als Tello freigespielt wird, ohne ihn in jeglicher Weise zu bedrängen – auch nicht den Passgeber Thigao – bzw. versuchten sie den Passweg zuzustellen. Beim 3-0 war wie gesagt ein Abwehrspieler einfach zu weit weg von Tello, aber die anderen standen auch nicht da, wo sie wirklich hilfreich waren. 

Sehr auffällig war dieses Fehlverhalten von Saragossa auch beim Treffer zum 1-0. Dass man sich zu Hause nicht auskontern lassen darf, wenn man gegen den Abstieg spielt, ist klar, aber man darf sich vor allem nicht SO auskontern lassen. Während des Konters hat Thiago erst schon zu viel Platz und kann den Ball problemlos zu Sánchez spielen. Dieser ist von vier Gegenspielern umzingelt, wobei alle nur um ihn herumstehen – jedoch sehr nah um ihn herum – aber dennoch geht keiner wirklich auf den Ball und bedrängt Sánchez. Dieser kann das Leder problemlos in die Mitte spielen, wo Thiago es annehmen und dann im Tor unterbringen kann. Dass auch Thiago hierbei von Gegnern umringt war, die nicht wirklich zu wissen scheinen, wie ein Defensivzweikampf zu führen ist, muss an dieser Stelle wohl nicht erwähnt werden.

 

Das Spiel von Barcelona

Man merkte den Katalanen zunächst die vielen Änderungen an. Sie wirkten sehr fahrig in ihrem Spiel und hatten viele unnötige Ballverluste zu verzeichnen. Nach vorne ging auch nicht sehr viel, vor allem weil Barcelona nur schleppend nachrückte und die nötige Kreativität vermissen ließ. Nach dem 1-0 wurde es etwas besser. Barça fand etwas mehr Kontrolle, war aber immer noch fahrig. Nach dem 2-0 kam von den Gästen fast nichts mehr, Barcelona hingegen fand die gewohnte Sicherheit und ließ sowohl den Ball als auch den Gegner sehr gut laufen.

Defensiv wackelten die Katalanen teilweise etwas – was auch der neu formierten Abwehr geschuldet war – aber es gelang ihnen eigentlich, alle gefährlichen Situationen noch zu klären. Erwähnenswert hierbei ist die ordentliche Leistung von Marc Bartra, welcher viele Bälle zurückgewann und keinen einzigen verlor. Er wirkte sehr stabil, aber teils noch etwas nervös und unerfahren – sowohl im Zweikampfverhalten, wie auch in einigen Situationen mit dem Ball – wenn er unter Bedrängnis gesetzt wurde. Das ist aber normal, wenn man eher wenig spielt, und wird sich mit der Zeit auch verbessern. Alles in allem zeigte er eine sehr ansprechende Leistung.

Thiagos Dominanz trotz Xavi

Bei so vielen Wechseln war es unabdingbar, auch einen nominellen Stammspieler im Mittelfeld aufzubieten, um das Team zu führen und zu lenken. Gerade Xavi eignet sich hierfür sehr gut, was sich auch gegen Saragossa zeigen sollte. Xavi war sehr ballsicher, aber überraschenderweise nicht die dominante Figur in Barcelonas Mittelfeld. Er hielt sich merklich zurück und machte – vor allem nach der Führung – nur das Nötigste. Dies liegt wohl auch daran, dass er noch nicht bei 100% sein dürfte, nach den ganzen Blessuren in letzter Zeit. Etwas überraschend war daher auch seine so späte Auswechslung, war das Spiel doch schon seit der 53. Minute und dem 3-0 entschieden.

Ordnete Xavi zu Beginn noch das Spiel und versuchte Ruhe in seine Mannschaft zu bringen, so wurde im Laufe der Zeit Thiago immer auffälliger und dominanter und war letztlich derjenige, der die Mannschaft führte. Waren Thiagos letzte zwei Auftritte eher unglücklich, so war er diesmal wieder sehr stark. Er war sehr ball- und passsicher, machte ein Tor und bereitete eines vor.

Es ist aller Ehren wert, es zu schaffen, ein Spiel aus dem Mittelfeld zu lenken und zu prägen, obwohl Xavi auf dem Platz ist. Natürlich hielt sich Xavi mit der Zeit merklich zurück – wie bereits erwähnt – aber das spricht eben auch für Thiago. Hätte Xavi gemerkt, dass er für das Spiel seiner Mannschaft so wichtig ist, dass  es ohne ihn wieder so fahrig wie zu Beginn werden könnte, hätte er sich vermutlich nicht zurückgenommen. Dass er es tat, spricht dafür, dass er gemerkt hat, welche bemerkenswerte Präsenz und Dominanz Thiago an diesem Abend ausstrahlte – eine, die es ihm erlaubte, das Spiel von Barcelona anzuführen und anzukurbeln. Solche Leistungen sind der Grund dafür, warum viele Leute in Thiago den legitimen Nachfolger von Xavi sehen.

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