Bildquelle: fcbarcelona.com
Zum zweiten Mal binnen weniger Tage verlor der FC Barcelona einen Clásico. Insgesamt präsentierten sich die Katalanen diesmal aber besser, komplett unverdient war der Sieg der Königlichen aufgrund der zweiten Halbzeit aber nicht, obwohl der Schiedsrichter bei der letzten Aktion des Spiels Barcelona einen klaren Elfmeter verwehrte.
Jordi Roura veränderte seine Mannschaft auf drei Positionen und ließ folgende Elf starten:
Einwechslungen
66. Sànchez für Villa
77. Adriano für Pedro
85. Tello für Thiago
Taktik und Spielweise von Real Madrid
Real Madrid schonte einige Spieler für das bevorstehende Duell in der Champions League mit Manchester United. Die Hausherren begannen ohne Ronaldo, Özil, Khedira, Higuain, Arbeloa, Xabi Alonso und auch ohne den gesperrten Angel Di Maria. Wie erwartet war es Madrid zunächst einmal wichtig defensiv sicher zu stehen, was man sich durchaus zutraute, schließlich waren drei von vier Positionen in der Abwehr mit Stammspielern besetzt. Wie gewohnt – vor allem in den Clásicos – sollte es dann nach Ballgewinnen schnell nach vorne gehen, um die aufgerückten Spieler von Barcelona zügig hinter sich zu lassen, damit man sich weniger Gegenspielern gegenübersieht, die einen möglichen Torerfolg verhindern können.
Damit man defensiv sicher stand, zog Mourinho Pepe ins defensive Mittelfeld, sodass dieser eine Art Kettenhund für Messi geben konnte. Dies bedeutet, dass er Messi direkt bei der Ballannahme stören und auch danach weiter an ihm dran bleiben und ihn bearbeiten sollte. Das hatte auch zur Folge, dass Pepe Messi zuweilen ohne Ball verfolgte, um so schon alleine das Gefahrenpotenzial, das von Messi immer ausgeht, zu verringern. Pepe machte prinzipiell ein gutes Spiel, er gewann viele Bälle zurück und schaltete sich auch das eine oder andere Mal in die Offensive ein. Jedoch spielte er nicht nur gegen Messi und seine besten Aktionen hatte er gegen andere Spieler; aber zu Messis Spiel werden wir später noch kommen. Ein Problem – vor welches Pepe insgesamt zwar nur selten gestellt wurde – war dann vorhanden, wenn ein anderer Spieler von Barcelona sich mit dem Ball in seine Reichweite begab, da er diesen dann übernehmen musste und nicht mehr auf Messi achten konnte. Letzteren musste er dann seinen Teamkollegen überlassen und diese Übergabe von Messi gelang den Madrilenen – speziell in der ersten Halbzeit – nicht immer so, wie man sich das vorgestellt hat.
Ansonsten war ein wichtiger Faktor im Defensivspiel von Madrid, dass selbst die Flügelspieler Morata und Callejon sehr tief standen und öfter in der Defensive anzutreffen waren als in der Offensive. Im ersten Durchgang wirkte das System nicht wie ein 4-2-3-1, sondern vielmehr wie ein 4-4-2, wobei alle vier Mittelfeldspieler wirklich überwiegend defensiv ausgerichtet waren. Das bedeutet jedoch nicht, dass sie nicht auch offensiv für gute Aktionen sorgen konnten, dennoch galt ihr Hauptaugenmerk der Raumbegrenzung, sowohl im Zentrum als auch auf den Außen.
Das Gegentor entstand aus einer Szene, in der Madrid Alves mal wieder (es geschah öfter in diesem Spiel) zu viel Platz ließ und dieser dann einen perfekten Pass zu Messi spielte, welcher sich nicht im Abseits befand. Messi bekam den Ball an der Strafraumgrenze, zog nach innen und traf mit links in die kurze Ecke. Hier ging Ramos nicht energisch genug auf Messi und blockte auch nicht die Schussbahn, wodurch Messi leichtes Spiel hatte.
Im zweiten Durchgang wurde Real Madrid offensiver, auch durch die Einwechslung von Ronaldo. Dadurch, dass man nun aktiver war, war auch die Ausrichtung nicht mehr ganz so defensiv, was dazu führte, dass die Außenstürmer nun auch offensiv ausgerichtet waren. Das System war nun wieder zumindest fast das 4-2-3-1, das man von den Madrilenen kennt. Dennoch war man defensiv immer noch ziemlich stabil und ließ nicht allzu viel zu. Wirklich gefährlich wurde es lediglich zweimal. Einmal wurde Alves von Messi im Strafraum angespielt und seine Hereingabe verpasste Messi nur knapp. Die andere Szene ereignete sich kurz vor Schluss: Adriano zieht nach einem Doppelpass mit Sànchez in den Strafraum ein, wird dann klar von Ramos gefoult, aber der fällige Elfmeterpfiff blieb aus.
Offensiv wurde Madrid schon nach fünf Minuten zum ersten Mal gefährlich. Ramos marschiert mit nach vorne und spielt den Ball nach außen auf Morata. Dieser setzt sich gegen Alves durch und bringt den Ball in den Strafraum, wo Piqué und Mascherano den Ball verpassen, sodass Benzema ihn unbedrängt im Tor unterbringen kann. Die einzige weitere gute Chance im ersten Durchgang hatte dann Morata selbst. Modric täuscht vor dem Strafraum einen Schuss an, spielt dann aber eine lange Flanke Richtung Morata. Dieser steht komplett frei, da Alves zu weit ins Zentrum eingerückt ist, und köpft den Ball ans Außennetz.
In der zweiten Halbzeit war Real Madrid wie bereits erwähnt aktiver und hatte somit auch mehr Chancen. Zweimal schoss Ronaldo per Freistoß aufs Tor, wobei er einmal mit einem sehr zentralen Schuss an Valdés scheiterte und später am Lattenkreuz. Auch Morata hatte wieder eine sehr gute Chance. Pepe spielte ihn mit einem Chipppass frei, aber alleine vor Valdés scheiterte er an eben jenem und verpasste die Führung für das Heimteam. Neun Minuten vor Schluss traf dann aber Ramos nach einer Ecke von Luka Modric und bescherte seinem Team den nächsten Clásico-Sieg.
Taktik und Spielweise von Barcelona
Barcelona spielte wieder mit Iniesta im Mittelfeld und dafür mit David Villa in der Offensive. Dies sollte mehr Zug zum Tor zur Folge haben. Zudem ging Villa teilweise in eine recht zentrale Position, sodass er die Innenverteidiger beschäftigte und somit Platz für Messi schaffen konnte. Mit Ball war sein Spiel durchaus in Ordnung und auch seine Defensivarbeit konnte sich sehen lassen, aber gefährlich wurde er nur einmal. Messi spielte ihn nach einem schönen Dribbling frei, jedoch konnte Varane Villa noch aufholen und den Schuss abwehren.
Ansonsten war Barcelona in der ersten Halbzeit insgesamt gut. Sie ließen den Ball recht gut laufen, schafften es aber nur selten, sich klare Chancen herauszuspielen. Neben der schon beschriebenen Chance, die zum Ausgleich führte, gab es in der ersten Halbzeit eigentlich nur eine richtig gute: Villa bekommt außen den Ball und spielt ihn nach innen, wo kein Verteidiger von Real den Ball klären kann, sodass dieser bis zu Messi durchrutscht. Der Argentinier legte sich den Ball auf rechts, sein Schuss kommt dann aber viel zu unplatziert aufs Tor von Diego Lopez.
Im zweiten Durchgang konnte Barça über weite Strecken zwar auch den Ball gut halten, aber es schlichen sich sichtlich mehr Fehler in das Spiel der Katalanen ein. Die beste Chance entstand durch eine Kombination zwischen Alves und Messi, bei welcher Messi aber die letzte Hereingabe von Alves knapp verpasste. Zudem hatte Barcelona in der 93. Minute noch einen guten Angriff, der – wie schon erwähnt – eigentlich mit einem Elfmeter enden muss, aber der Schiedsrichter sah es anders und verweigerte der Blaugrana die große Chance auf den Ausgleich.
Defensiv begann Barcelona relativ wackelig, nicht zuletzt aufgrund des frühen Gegentors. Alves lässt sich auf außen zu leicht ausspielen und im Zentrum passt Mascherano nicht auf und lässt Benzema komplett frei. Auch die Chance von Morata ließ man zu leichtfertig entstehen: Modric wird vor dem Strafraum kaum bedrängt und dann rückt Alves noch zu früh ins Zentrum ein, wodurch Morata zu viel Platz hat, diesen aber schlussendlich nicht nutzen kann.
Auch im zweiten Durchgang wirkte die Abwehr nicht immer stabil. Einmal war sie komplett unsortiert nach einer Kombination seitens Madrid über die Außen. Es entstanden in dieser Situation zu viele Lücken, und dass dies nicht bestraft wurde, lag nur daran, dass Callejons Flanke viel zu ungenau kam. Die zweite Großchance von Morata – als er alleine vor Valdés stand – entstand deshalb, weil die Abseitsfalle von Barcelona nicht klappte, da Mascherano zu spät einrückte. Das Tor, das letztlich die Niederlage brachte, fiel nach einer Ecke, bei der die Zuordnung nicht stimmte und Piqué gegen Ramos das entscheidende Kopfballduell verlor.
Insgesamt merkte man, dass dieses Spiel keine so hohe Intensität hatte wie das für Clásicos ansonsten üblich ist. Barcelona spielte eine gute erste Halbzeit, tat sich aber offensiv schwer und leistete sich defensiv zu viele Fehler. Madrid war defensiv gewohnt stabil und im zweiten Durchgang auch offensiv gefährlich. Aufgrund der zweiten Halbzeit ist der Sieg sicherlich nicht komplett unverdient, dennoch sollte man bedenken, dass Barça in der letzten Minute des Spiels sehr viel Pech hatte, als sie einen glasklaren Elfmeter nicht bekamen, welcher ihnen eventuell den Ausgleich gebracht hätte. Die Katalanen stehen nun noch 13 Punkte vor Real Madrid und – bei einem Spiel mehr – 12 Punkte vor Atletico Madrid.
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