Am 29. Spieltag war es mal wieder soweit. El Clásico stand an und es ging gerade für den FC Barcelona um sehr viel. Mit einem Sieg wären die Katalanen wieder mittendrin im Kampf um den Titel, während eine Niederlage wohl das Ende aller Titelträume gewesen wäre. Heraus kam ein packendes, dynamisches und temporeiches Spiel, in welchem Barça am Ende die Oberhand behielt.
Tata Martino setzte auf folgende Startelf:
Einwechslungen:
67. Pedro für Neymar
77. Sánchez für Fàbregas
Real Madrid überlagert den linken Flügel
Real Madrid ging mit dem Plan ins Spiel, Barças Schwäche bei hohen Bällen auszunutzen. Hierfür veränderte Carlo Ancelotti das gewohnte Bild seiner Mannschaft. Statt eines 4-3-3 mit Xabi Alonso, Modrid und Di Maria im Mittelfeld sowie Benzema, Bale und Ronaldo im Sturm, sahen die Zuschauer im Santiago Bernabéu Real Madrid in einer Art 4-2-4 angreifen. Hierbei agierte Di Maria bei eigenen Angriffen praktisch als linker Flügelspieler, während sich Ronaldo sehr oft ins Zentrum orientierte und dort zusammen mit Karim Benzema Barças Innenverteidger beschäftigte. Im Zentrum stand man nun also bereit, jetzt musste nur noch dafür gesorgt werden, dass Bälle in den Strafraum geflankt werden konnten. Hierzu bekam Di Maria Unterstützung vom sehr offensiven Marcelo. Teilweise noch im Zusammenspiel mit einem weiteren Mitspieler, wie etwa Modric, wurde der linke Flügel überlagert. So konnte man sehr oft in Überzahl gegen Dani Alves spielen, der häufig auf sich alleine gestellt war und die ständigen Madrider-Angriffe daher nur sehr unzureichend verteidigen konnte. Madrid machte es sich hier zum Vorteil, dass Neymar nicht ganz so viel nach hinten machte (machen musste?) wie es Pedro oder Alexis Sánchez getan hätten. Ein weiterer Grund, warum Real Madrid den linken Flügel wählte, war wohl Xavi. Dieser schafft es physisch nicht, in solch einem dynamischen Spiel alle Wege mitzugehen und Alves dauerhaft auf der Außenbahn zu unterstützen. Ancelotti wusste dies und versuchte diesen Umstand auszunutzen.
Mit dieser Taktik schafften es die Hausherren zu einigen gefährlichen Angriffen und auch zu ihren ersten beiden Toren. Di Maria flankt und Benzema trifft. Hierbei machte es sich Madrid zum Vorteil, dass Javier Mascherano in der Luft nicht gerade der Stärkste ist. Es war klar, dass Piqué sich um Ronaldo kümmern würde, da dieser in der Luft gefährlicher als Benzema ist. Dieser wurde also von Mascherano gedeckt, der längentechnisch und gerade in Luftduellen keine Chance gegen den Franzosen hatte, was eben zu den ersten beiden Toren der Gastgeber führte.
Offensiv brachte diese Taktik Madrid einige Vorteile, aber nicht nur. Auf der anderen Seite war Gareth Bale die meiste Zeit ziemlich isoliert und wirkungslos, was neben seiner schwachen Leistung auch daran lag, dass die Königlichen sich vor allem auf die linke Seite konzentrierten. War dies aber nur eine versäumte Gelegenheit, das Spiel facettenreicher zu gestalten, gab es einen viel schlimmeren Nachteil, der aus der Überlagerung des linken Flügels entstand: ein klaffendes Loch im Mittelfeld. Dies führte dazu, dass Barça nach Ballgewinnen viel Platz vorfand und gerade zentral viel zu wenig unter Druck gesetzt wurde. Auch zwischen den Linien wurden die Katalanen viel zu wenig attackiert, was sehr erstaunlich war, gibt es doch kaum ein Team, dass zwischen den Linien so stark ist wie Barça.
Letztlich ist es also nicht wirklich überraschend, dass die Gäste zwei ihrer Tore durch Aktionen zwischen den Linien initiierten. Vor dem 1-0 hat Messi zentral unglaublich viel Platz und wird kaum gestört. Dass zudem Carvajals Positionierung jenseits von Gut und Böse war, kam noch erschwerend hinzu und half Iniesta, alleine vor Diego Lopez aufzutauchen. Und auch vor dem 3-3 hat Messi kurz hinter dem Mittelkreis zu viel Platz und kann in aller Seelenruhe einen sensationellen Steilpass auf Neymar spielen. Es war schon fast erschreckend, wie suboptimal Madrid teilweise verteidigte, vor allem gegen Messi. Waren die Madrilenen unter Mourinho noch darauf spezialisiert, die Räume zwischen den Linien zuzumachen, ließen sie jene diesmal so offen, als wäre es ihr erstes Spiel gegen Barça und gegen Messi.
Wäre Di Maria mehr im Mittelfeld geblieben, hätte Madrid defensiv wohl besser ausgesehen, weil sie einen Spieler mehr gehabt hätten, der Barcelona im Zentrum gestört und beschäftigt hätte. So aber schwächte sich Madrid mit ihrem Offensivschachzug aber selbst, daran ändern auch die beiden ersten Tore nichts.
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Barça mit Kontrolle und Disziplin
Der oft alleingelassene und daher teils überforderte Dani Alves sowie der in der Luft hilflose Javier Mascherano wurden eben schon angesprochen. Darüber hinaus zeigte Barça defensiv aber eine sehr engagierte Leistung und ließ nur relativ wenig zu. Benzema hatte neben seinen beiden Toren noch zwei Chancen, dazu hatte Bale noch eine Einschussgelegenheit. Ansonsten schafften es die Katalanen, die Hausherren vom eigenen Tor fernzuhalten. Hierbei half auch wieder einmal Gerad Piqué, der diese Saison in den großen Spielen einfach immer voll da ist. Auch Jordi Alba war bis auf wenige Ausnahmen defensiv sehr stabil und ließ Bale kaum zur Entfaltung kommen.
Zudem war es für den FC Barcelona sehr wichtig, dass das Mittelfeld gut mit nach hinten arbeitete. Iniesta half hinten links fantastisch aus, was seine hervorragende Leistung abrundete. Fàbregas hatte spielerisch ein eher maues Spiel, hat aber enorm viel gekämpft und versucht, viele Räume zu schließen. Auch Xavi hat beachtlich gegen den Ball gearbeitet und ihn auch einige Male zurückerobert. Er konnte zwar nicht ganz so viele Wege gehen wie Iniesta, der wie gesagt auch außen ausgeholfen hat, aber dennoch war es beachtlich, was Xavi ohne Ball geleistet hat. Um solch eine Leistung zu zeigen, braucht er aber regelmäßige Pausen, und genau so eine hatte er vor dem Spiel – schließlich war die ganze letzte Woche spielfrei. Die Unterstützung der offensiven Mittelfeldspieler tat auch Sergio Busquets gut, der somit nicht alleine auf sich gestellt war. Im Zusammenspiel mit seinen Teamkollegen zeigte auch er eine hervorragende Leistung.
Offensiv glänzten vor allem Iniesta und Messi, die sichtlich Spaß an dem enormen Platz zwischen den Linien hatte. Neymar öffnete viele Räume, war mit Ball aber nicht allzu stark. Er hatte sowohl gute als auch schlechte Szenen, aber insgesamt war es ein ordentlicher Auftritt vom Brasilianer, der auch mit spielentscheidend war. Sein guter Laufweg ermöglichte Messis Pass, woraufhin er gegen Ramos den Elfmeter zum 3-3 sowie den fälligen Platzverweis herausholte.
Fazit
Es war ein Spiel, in dem es hin und her ging. Madrid nutzte in der ersten Halbzeit Barças Schwächen in der Luft gut aus und beschäftigte auch Alves durch die Überlagerung des linken Flügels. Nachdem sich Barcelona aber wieder gefangen hatte, konnten sie die Schwächen, die diese Taktik der Madrilenen nach sich zog, viel besser bespielen und dadurch am Ende verdient den Sieg erringen.
Zudem sollte man die Moral der Mannschaft loben, die nach zweimaligem Rückstand im Santiago Bernabéu mit einem Vier-Punkte-Defizit im Rücken noch den Sieg eingefahren hat. Das ist beeindruckend und verdient einfach nur Respekt!