Vor der Länderspielpause hatte der FC Barcelona die Chance den Vorsprung auf Atlético Madrid auf zehn Punkte zu erhöhen. Dafür war ein Sieg bei Real Betis Sevilla nötig, der Mannschaft, die vor wenigen Monaten noch im Camp Nou mit 4-3 gewinnen konnte. Trotz des geringsten Ballbesitzanteils seit der Saison 2003/04 konnten die Mannen von Ernesto Valverde völlig verdient gewinnen, weil der Coach taktisch goldrichtig lag. Addiert man dazu noch die Genies Lionel Messi und Luis Suárez, kommt ein 4-1 Auswärtssieg dabei heraus.
Fokus auf das Zentrum
Anstatt den verletzten Ousmane Dembélé wie gewohnt durch Philippe Coutinho oder Malcom zu ersetzen, brachte Ernesto Valverde Arturo Vidal. Seine Idee war klar: Betis kann ruhig den Ball haben, solange seine Mannschaft die Räume kontrolliert. Dabei war seine Mannschaft taktisch extrem flexibel aufgestellt und extrem gut auf das Pressing der Gastgeber eingestellt. Es war quasi ein 4-4-2 System, wobei es in eigenem Ballbesitz auch oft vorkam, dass hinten eine Dreierkette mit Sergio Busquets stand, während Vidal eine offensive Dreierreihe mit Messi und Suárez bildete. Valverdes Ziel war es ein zu hektisches Spiel, wie beim ersten Aufeinandertreffen der Saison, zu vermeiden. Hätte seine Mannschaft wieder „auf Teufel komm raus” versucht den Ball die ganze Zeit zu haben, wäre es eine Pressingschlacht geworden, wo es hin und her gegangen wäre. Für schnelle Spieler wie Tello wäre das natürlich ideal gewesen und insgesamt für Betis sicherlich auch besser als für die Katalanen. Nun war es aber so, dass Betis die meiste Zeit gepresst wurde und das Zentrum für ihren Geschmack deutlich zu eng war. Sie haben zwar Außenspieler, aber selbst die stehen vergleichsweise weit innen. Durch Valverdes Entscheidung für einen weiteren Mittelfeldspieler wurde der Raum dort sehr eng, was es den Gastgebern schwer machte zu ihrem Spiel zu finden. Barcelona spielte ein sehr gutes Pressing und stand auch ansonsten gut aufgeteilt und konnte somit immer wieder die Bälle erobern. Danach ging es dann bisweilen sehr schnell, da man die freigelassenen Räume Betis’ ausnutzen wollte und dies insgesamt auch sehr gut tat.
Arturo Vidal
Der Chilene zeigte eine sehr auffällige und gute Leistung. Er ging oft mit nach vorne, stand teilweise sogar auf einer Linie mit Messi und Suárez während des eigenen Aufbauspiels als sei er ein echter Stürmer. Auch seine Offensivläufe waren sehr hilfreich, da er nicht nur sich selbst in gefährliche Situationen brachte, sondern durch das Wegziehen von Gegenspielern auch Platz für seine Teamkameraden schaffte. Zudem hatte er ein gutes Gespür dafür, wann er mit nach hinten gehen musste und dort kurz offen gewordene Räume schließen musste. Auch mit Ball zeigte er ein gutes Spiel, erzielte unter anderem fast ein Tor und spielte einen sehr guten Pass auf Messi, bevor Suárez eine riesige Chance vergab.
Vidal legte außerdem wie gewohnt ein herausragendes Pressing an den Tag und ging Betis richtig auf die Nerven. Er konnte viele Bälle zurückerobern, abfälschen oder zumindest für Fehlpässe sorgen. Entgegen der weitverbreiteten Meinung bestritt er seine Zweikämpfe ebenfalls richtig gut und foulte in der 70. Minute zum ersten Mal. Bis dahin war jeder seiner Zweikämpfe sauber gewesen, was zeigt, dass er nicht nur mit vollem Einsatz spielt, sondern auch seinen Kopf benutzen und intelligent spielen kann.
Lionel Messi
Wie schon nach dem Spiel beim FC Sevilla komme ich an dieser Stelle nicht umhin Lionel Messi zu erwähnen. Es ist nicht einmal die Tatsache, dass er einen Hattrick erzielt hat oder jetzt der Spieler mit den meisten Siegen in der Vereinsgeschichte des FC Barcelona ist. Es geht vielmehr darum, wie er vor allem die Tore eins und drei erzielte (Tor zwei ging ein außergewöhnlich guter Hackenpass von Suárez voraus, der an dieser Stelle nicht verschwiegen werden soll). Mittlerweile sollte es sich rumgesprochen haben, dass der kleine Argentinier ganz ordentliche Freistöße treten kann. Nicht umsonst legen sich mittlerweile Gegenspieler hinter die Mauer oder rennen noch schnell neben den Torhüter, um diesem zu helfen. Nun hat er mal wieder per Freistoß getroffen, in die Torwartecke. Und doch kann man Pau López keinen Vorwurf machen. Er macht nicht einmal diesen berühmten Schritt in die Mitte, zuckt nur kurz dorthin, kann aber trotzdem nichts machen. Das ist nicht sein Fehler. Zum einen sieht er den Ball zu spät und zum anderen ist er einfach viel zu gut geschossen. Messis Repertoire beinhaltet mittlerweile jede denkbare Art von Freistößen und noch viele mehr. Man kann sich einfach nicht darauf einstellen und gegen Betis zeigte er es erneut.
Messis drittes Tor war so besonders, dass es ihm den Applaus der gegnerischen Fans einbrachte und Kopfschütteln bei Mit- und Gegenspielern auslöste. Es gibt Traumtore, wie jenes von Ivan Rakitić im Wembley gegen Tottenham. Ein Distanzschuss, volley genommen, technisch herausragend gemacht und einfach nur fantastisch. Solche Tore sind großartig, gar keine Frage, aber ohne ihnen irgendetwas wegnehmen zu wollen, sind sie eben “normal” großartig. Jeder kennt sie, es ist normal in solchen Situationen einfach mal zu schießen. Was Messi heute beim 4-1 gemacht hat, war nicht vorhersehbar, es war überraschend, niemand sah es kommen, niemand außer Messi. Das war kein Power-Schuss in den Winkel, es war ein gefühlvoller Lupfer aus eigentlich unmöglicher Position. Das war kein normales Sensationstor, das war ein Tor, das nur ganz wenige überhaupt versuchen würden zu erzielen, es war Kunst, es war ein Tor, das nur von einem Genie erzielt werden kann. Dem größten Genie, das jemals ein Fußballfeld betreten hat.