Noten zum Clásico: Cancelo wackelt weiter, Mittelfeld bleibt blass, Fermín nutzt Chance

StartAnalysen & KommentareNoten zum Clásico: Cancelo wackelt weiter, Mittelfeld bleibt blass, Fermín nutzt Chance
- Anzeige -
- Anzeige -

Der FC Barcelona verliert auch den dritten Clásico der Saison gegen Real Madrid und muss seine Resthoffnung auf den Meistertitel nach dem 2:3 wohl begraben. Bei der Pleite enttäuscht vor allem die Defensive um João Cancelo sowie das Mittelfeld, während Fermín López als Joker überzeugt. Die Spielerkritik und Noten.

Real Madrid 3:2 FC Barcelona: Die Spielerkritik der Barça-Akteure

 Marc-André ter Stegen

Ter Stegen musste bereits nach dem ersten Schuss auf sein Tor hinter sich greifen – und zwar bei Vinicius’ Strafstoß nach 18 Minuten. Auch der zweite Gegentreffer hätte vielmehr von seinen Vorderleuten verhindert werden können als von ter Stegen selbst. Ansonsten bekam der deutsche Nationalkeeper lange Zeit vornehmlich kleinere Aufgaben von den Angreifern der Blancos, die er allesamt souverän löste. In der 78. Minute konnte der Schlussmann gegen Vinicius aus kurzer Distanz vermeintlich das Remis retten – bis Real ihm in der Nachspielzeit durch Bellingham ein drittes Mal keine Chance ließ. Barçawelt-Punkte: 6

 Jules Koundé

Koundé bekam die Verantwortung, Reals linke Offensivseite mit Vinicius Junior zu verteidigen und hatte diese zusammen mit Araújo größtenteils auch im Griff. In der Offensive konnte er zudem über die etwas stärkere rechte Seite vor der Pause für einige Akzente sorgen. Die ordentliche Leistung des Franzosen wurde kurz vor Schluss dann doch noch entscheidend geschmälert, als er vor dem 3:2 schlecht positioniert war und den Querpass auf Bellingham so nicht unterbinden konnte. Barçawelt-Punkte: 6

 Ronald Araujo

Der Uruguayer, der unter der Woche mit seinem Platzverweis zweifellos einen bedeutenden Anteil am Viertelfinal-Aus in der Königsklasse hatte, verteidigte im Clásico wieder stabiler. Auch in der Spieleröffnung wusste Araújo mit zahlreichen präzisen, vertikalen Zuspielen und einer Passquote von 90 Prozent zu überzeugen. In der gegen die Blancos wieder sehr anfälligen Defensive der Katalanen konnte Araújo somit noch den besten Eindruck hinterlassen. Barçawelt-Punkte: 7

 Pau Cubarsí

Cubarsí verschuldete nach 18 Minuten erstmals in seiner Karriere bei den Barça-Profis einen Elfmeter. Auch wenn bei der Aktion sicher nicht jeder Schiedsrichter auf den Punkt gezeigt hätte, muss der junge Spanier sich hier Naivität in der Zweikampfführung gegen Lucas Vázquez vorwerfen lassen. In der Folge erholte der 17-Jährige sich aber schnell von dem Schock und bewies damit einmal mehr erstaunliche Reife für sein Alter. Gerade am Ball zeigte Cubarsí sich wieder enorm sicher und brachte 97 Prozent seiner Zuspiele an den Mitspieler. Die zwei weiteren Gegentore nach der Pause lassen die Defensive der Blaugrana inklusive Cubarsí dennoch nicht gut dastehen. Barçawelt-Punkte: 5

 João Cancelo

Nach 18 Minuten unterlief Cancelo ein schwerer Patzer im Zweikampf gegen Lucas Vázquez, womit er wie schon gegen Paris an einem Elfmeter gegen die Blaugrana entscheidend beteiligt war. Beim 2:2 gab der Portugiese erneut keine gute Figur ab, als er Lucas Vazquez in seinem Rücken aus den Augen verlor, und auch bei Reals spätem Siegtreffer war Cancelo zu weit vom Rechtsverteidiger der Blancos entfernt, um dessen Hereingabe verhindern zu können. Die Man-City-Leihgabe wirkte über weite Strecken verunsichert und spielte sich auch bei eigenen Angriffen wiederholt in der gegnerischen Defensive fest. Barçawelt-Punkte: 3

 Andreas Christensen

Bei seinem Comeback nach Sperre in der Champions League gelang Christensen ein Traumstart: bereits nach 6 Minuten traf der Däne wie schon im Hinspiel gegen Paris per Kopf nach einer Ecke. Seine eigentliche Rolle als defensiver Anker im Mittelfeld erfüllte Christensen dagegen nicht immer souverän. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit verlor er den Ball auf nachlässige Art und Weise gegen Bellingham, bügelte den Fehler danach aber im letzten Moment per Grätsche gegen Rodrygo noch aus. Insgesamt überwogen bei seinem Auftritt, der nach der Pause bereits beendet war, letztlich vor allem durch seinen Treffer die positiven Eindrücke. Barçawelt-Punkte: 7

 Ilkay Gündogan

Gündogan machte vor der Pause auf der Position des Achters seinen Job, ohne großen Einfluss auf das Spiel auszuüben. Höchstens bei zwei Standards wurde der 33-Jährige kurz etwas auffälliger. Nach Christensens Auswechslung nahm Gündogan dann eine zentrale und tiefere Rolle ein. Der deutsche Nationalspieler fühlte sich auf dieser Position etwas wohler und konnte mit exzellenter Passgenauigkeit (99 Prozent) und 3 Key Passes überzeugen. Seine Einsatzfreude dagegen war eines Clásicos nicht immer würdig, was vor allem durch sein Defensivverhalten vor dem 2:3 deutlich wurde. Barçawelt-Punkte: 6

 Frenkie de Jong

Wie Gündogan verlief auch de Jongs erste Hälfte unspektakulär bis ernüchternd. Nur 24 Ballkontakte für den Mittelfeldregisseur in 45 Minuten unterstreichen diesen Eindruck. Kurz vor der Pause konnte der Niederländer sich mit einer rettenden Grätsche im eigenen Strafraum doch noch einmal in Szene setzen – bevor er den Platz noch vor der Pause infolge eines Presschlags mit Valverde verletzungsbedingt verlassen musste. Eine bittere Nachricht für den 26-Jährigen, der erst vor weniger als zwei Wochen von einer vorherigen Blessur zurückgekehrt war. Barçawelt-Punkte: 5

 Lamine Yamal

Lamine Yamal war bei seinem dritten Auftritt im Clásico einmal mehr ein Aktivposten in der Offensive der Blaugrana und bereitete seinem Gegenspieler Eduardo Camavinga ein ums andere Mal große Probleme. Enormes Pech hatte der 16-Jährige nach einer halben Stunde, als sein Abschluss nach Raphinha-Ecke erst auf oder sogar hinter der Linie von Lunin abgewehrt werden konnte – ohne Torlinientechnik konnte der VAR die Szene nicht zweifelsfrei auflösen und dem vermeintlichen Treffer blieb die Anerkennung verwehrt. Beim zwischenzeitlichen 2:1 lieferte Yamal dafür den Assist: seine scharfe Hereingabe von rechts konnte Lunin nur vor die Füße von Torschütze Fermín López abwehren. Barçawelt-Punkte: 7

 Robert Lewandowski

Durch Reals Balldominanz in der Anfangsphase blieb Lewandowski über weite Strecken außen vor. Seine einzige gute Chance hatte der Pole in Minute 25, als er einen Kopfball nach Gündogan-Ecke aus kurzer Distanz über den Querbalken setzte. Danach tauche Lewandowski bis zu seiner Auswechslung nach nur 64 Minuten wieder weitestgehend ab. Die ordentliche Zweikampfquote des Mittelstürmers (57 Prozent am Boden und in der Luft) kann daher nicht über seinen glücklosen Clásico-Auftritt hinwegtäuschen. Barçawelt-Punkte: 4

 Raphinha

Raphinha ermöglichte mit einem exzellent getretenen Eckstoß auf Andreas Christensen den Blitzstart der Blaugrana. Auch danach sorgten seine Ecken stets für Aufruhr im Strafraum der Blancos – um ein Haar wäre ihm auf diese Weise sogar ein weiterer Assist gelungen, doch Yamals Abnahme in Minute 29 sah der VAR wie erwähnt nicht hinter der Linie. Aus dem Spiel heraus konnte Raphinha, anders als zuletzt, jedoch kaum für Akzente sorgen – dem Brasilianer unterliefen bis zu seiner Auswechslung nach einer guten Stunde schlicht zu viele Ballverluste. Barçawelt-Punkte: 7

 Pedri (ab 45.+7)

Barças neues Mittelfeld nach der Pause mit Pedri wusste im Ballbesitz etwas mehr mit der Kugel anzufangen. Dennoch ließ auch das 21-Jährige Mittelfeldjuwel die benötigte Kreativität im letzten Drittel stets vermissen: ein ums andere Mal entschied sich Pedri für den risikofreien Querpass, statt mit seinen Zuspielen die Tiefe zu suchen. Vor Real Madrids Siegtreffer zum 2:3 ließ seine Zweikampfführung zudem schwer zu wünschen übrig – und das nach nur 45 Minuten Einsatzzeit. Barçawelt-Punkte: 4

 Fermín López (ab 46.)

Keiner konnte beim FC Barcelona an diesem Clásico-Abend mehr Eindruck schinden als Fermín López. Der 20-Jährige kam nach der Pause für Christensen und tat dem Mittelfeld der Blaugrana sowohl defensiv als auch offensiv sichtlich gut. Letzteres konnte Fermín in erster Linie bei seinem zwischenzeitlichen Führungstreffer unter Beweis stellen, als er einen Abpraller nach Yamal-Hereingabe zum 2:1 abstaubte. Für die bedeutungsarmen letzten Saisonspiele konnte sich das Eigengewächs bei Xavi damit sicherlich für den einen oder anderen Startelfeinsatz empfehlen. Barçawelt-Punkte: 8

 Ferran Torres (ab 64.)

Wirbelte die müde Real-Defensive mit seinen Laufwegen wiederholt auf und war auch am Treffer zum 2:1 entscheidend beteiligt: bei Yamals Hereingabe spritzte Ferran dazwischen, ohne den Ball zu berühren, irritierte dabei aber Keeper Lunin und ermöglichte so Fermíns Abstauber. Zwar blieb dies im restlichen Spielverlauf seine einzige entscheidende Szene, doch konnte er schon durch diese Torbeteiligung Lewandowskis Auftritt an diesem Abend in den Schatten stellen. Barçawelt-Punkte: 7

 João Félix (ab 64.)

Der Portugiese kam zeitgleich mit Ferran Torres auf den Platz und sorgte ebenfalls für etwas frischen Wind in der Offensive. Anders als sein Teamkollege im Angriff konnte João Félix dem Spiel aber keine entscheidende Wendung mehr verpassen. Barçawelt-Punkte: 6

 Trainer Xavi Hernandez

Xavi setzte auf der Position des Sechsers nach dessen Sperre unter der Woche wieder auf Andreas Christensen, um Real Madrids offensivem Mittelfeld um Bellingham mehr defensive Stabilität entgegenzusetzen. Stattdessen bedankte sich der Däne mit dem frühen Treffer zum 1:0 bei seinem Coach. Auch mit den Einwechslungen lag Xavi teils durchaus richtig – Fermín erwies sich als Glücksgriff, und auch Ferran Torres konnte für Akzente sorgen. Abgesehen von diesen Personalentscheidungen steht unterm Strich aber ein weiterer enttäuschender Clásico. Gegen ein durch 120 Minuten gegen Manchester City gezeichnetes Real Madrid, das während der Partie weit von seiner Bestform entfernt war, konnte Xavis Mannschaft seine Kräftevorteile zu keinem Zeitpunkt in spielerische Überlegenheit umwandeln. Chancen wurden fast ausschließlich durch Standards oder (seltener) durch lange Bälle und Hereingaben kreiert. Das Mittelfeld wurde meist entweder überbrückt, oder es wusste kaum etwas mit dem eigenen Ballbesitz anzufangen. Ein Sieg im Bernabéu war lange dennoch in greifbarer Nähe, wurde letztlich aber durch die enorme Anfälligkeit der Defensive verhindert. Barçawelt-Punkte: 4

 Erklärung zur Punktevergabe

10 Punkte: Weltklasse
9 Punkte: sehr gute Leistung
8 Punkte: gute Leistung
7 Punkte: ansprechende Leistung
6 Punkte: durchschnittliche Leistung
5 Punkte:
unterdurchschnittliche Leistung
4 Punkte: unbefriedigende Leistung
3 Punkte: schwache Leistung
2 Punkte:
ungenügende Leistung
1 Punkt: Totalausfall

Hannes Zimmermann
Hannes Zimmermann
Französisch- und Englischstudent mit Faszination für Sportjournalismus. Leidenschaftlicher Culé und Messi-Fanatiker
- Anzeige -

25 Kommentare

  1. Cancelo sollte man nicht behalten, weder als Leihspieler und schon gar nicht kaufen. Man sollte normal nicht alles an einem Spieler festmachen, aber in dem Fall schon. Gegen PSG verpennt er beim ersten Gegentor mit Dembele mitzulaufen und dann dieses kopflose und unnötige Elfmeterfoul zum dritten Gegentor. Gestern gegen Real dieses hirnlose Defensivverhalten gegen Vazquez, das in weiterer Folge zum Elfmeter (was für mich keiner war) für Real führt und dann beim zweiten Gegentor meilenweit von Vazquez weg, weil vermutlich zu faul zum mitlaufen. Vier eklatante Fehler von Cancelo, die uns viel gekostet haben.

  2. Es kommt immer die Frage: warum werden alle Spieler schlechter mit der Zeit, eine erfolgreiche Taktik ist nicht in Sicht, eine Stammelf ist nach fast ganzer Saison nicht in Sicht. In Game Taktik ist ein Fremdwort. Sind nur unbegabte, untrainierbare Spieler unter Vertrag genommen? Nein! Das Gegenteil haben sie in anderen Mannschaften bewiesen.
    Wie ist die Rangordnung in der Mannschaft? Man hat das Gefühl, jeder spielt für sich, den Ball weiter abgeben, Spiel beschleunigen? Nimmer. da muss noch eine Einlage spanischer Reitkunst, ein Kreisel, ein unmöglicher Querpass eingebaut werden. Stürmer laufen sich frei, bis sie irgendwann kein Bock haben, schusselig und Depressiv auf dem Platz spazieren. Das hält nicht mal Robben/Ribery geprüfter Lewandowski aus, vom Raphinha und Felix braucht man nicht zu reden. Danket Xavi, der irgendwie abgetreten ist und doch geblieben, so auch die Chancen auf gelungene Saison versaut.

  3. Die Sache mit der Kapitänsschleife war ein Fehler, das stimmt. Die muss ein Feldspieler haben. Wer kommt da in Frage? ter Stegen ist Leistungsträger und mit am längsten im Team, aber der Torwart. Also wenn man sich unseren Kader ansieht, im Grunde nur araujo, und auch er ist der falsche Mann.
    Allein daran sieht man, dass Xavi nichts für die Struktur des Teams kann und es nicht verdient hat, ihn als Schuldigen für die verpackte Saison

    • verkackte Saison auszumachen . Das ist mehr als billig. Auf der einen Seite wünsch ich ihm in diesem Sommer eine ruhige Kugel. Ich glaub nämlich wirklich, dass es keinen 2. Klub gibt, der von der eigenen Presse so zerrissen wird. Außerdem muss die gefühlte (und reale) Benachteiligung während der gesamten Saison zu Verdruss führen.
      Auf der anderen Seite denk ich, Xavi wäre der Richtige.

  4. Was ich nicht ganz verstehe warum man die aktuelle Saison so schlecht reden muss. Für mich wird Barca in der Tabelle voraussichtlich auf 2. Platz landen. Champions League hat man das Viertelfinale erreicht und dort im Grunde als bessere Mannschaft dann unglücklich durch die rote Karte ausgeschieden. Ohne der roten Karte wäre ein Finaleinzug wahrscheinlich gewesen. Zuletzt war der Trend, speziell seit Xavi Rücktritt, bei Barca auch sehr positiv.

    Man darf die finanzielle Situation bei Barca nicht vergessen. Für mich ist Real vom Kader und von den Finanzen deutlich stärker aufgestellt. Barca hat aktuell auf Transfermarkt.de den 8. wertvollsten Kader in Europa mit sinkender Tendenz (Real als Vergleich auf Platz 3). Für mich hat Barca insgesamt in der Saison besser abgeschnitten als ich es am Anfang der Saison gedacht habe. Deswegen würde ich die Saison als positiv beurteilen. Man sollte bei Barca die Saison nicht nur an Titel festmachen, weil rein vom Kader/Finanzen wird Barca in einer normalen Saison in der Regel keinen Titel holen. Barca profitiert für mich auch noch von dem großen Namen. Rein von der Attraktivät der Mannschaft/Finanzen/Aussichten auf Erfolg macht es für mich keinen Sinn als Weltklasse Spieler aktuell zu Barca zu wechseln. Deswegen sollte man die Erwartungen an die Situation anpassend einfach etwas zurückschrauben. Es ist ja auch so das Barca auch bei der Klub Fußball WM 2025 nicht dabei ist.

    Xavi ist für mich auch ein Trainer der gut zu Barca passt und es wäre, in meinen Augen, gut wenn er weitermacht. Einzig was mich bei ihm stört das er ein echt schlechter Verlierer ist.

  5. Barcas Kader ist nicht schlecht, es ist eine gute Mischung aus talentierten und erfahrenen Spielern. Wichtig ist, was man aus dem Kader macht und dafür braucht man einen Profi. Ich wünsche der Mannschaft einen Coach der jedes zweite Spiel nicht von der Stadionloge beobachten muss. Die Mannschaft, mit einem zusätzlichen 6-er, wenn die richtig eingesetzt wird, das Trödeln und das Ego abstellt, wäre im Stande jeden der Viertelfinalisten der CL zu schlagen. Potenzial ist da, dass man ihn nicht nutzt, aus welchen Gründen auch immer, macht traurig.
    PS- Barcas Kader finde ich besser als FC Bayern Kader.

- Anzeige -
- Anzeige -

AKTUELLE USER-KOMMENTARE