Bei der 0:1-Niederlage des FC Barcelona bei Atlético Madrid zeigte sich die Elf von Trainer Ronald Koeman defensiv zwar überwiegend solide, ein folgenschwerer Ausflug von Marc-André ter Stegen kurz vor der Halbzeitpause führte jedoch zum einzigen Treffer des Abends und der Niederlage. In der Offensive tauchte die Blaugrauna nur selten und dann auch zu harmlos auf. Die Spielerkritik und Noten.
Marc-André ter Stegen
Marc-André ter Stegen blieb überwiegend beschäftigungslos und war gegen Atlético Madrid nur selten gefordert. In der Anfangsphase war der deutsche Schlussmann hellwach und bei einem scharfen Distanzschuss Saúls stark zur Stelle. Ter Stegen fiel jedoch kurz vor der Halbzeitpause mit einem unnötigen Ausflug auf, der zum Gegentor führte. Einen langen Ball aus dem Zentrum wollte der Keeper vor Gegenspieler Yannick Carrasco erreichen, war aber nicht schnell genug und ließ sich anschließend auch noch von dem Belgier tunneln – anschließend war das eigene Gehäuse frei und die Tür offen für die Führung des Gastgebers. In der zweiten Halbzeit sah ter Stegen eher zu, wie die Blaugrana in der Offensive keine Lösungen fand, als dass er weiter geprüft wurde. Barçawelt-Punkte: 3
Sergi Roberto
Sergi Roberto fiel immer wieder damit auf, wie er den Freiraum vor sich nutzte und als erster Verteidiger das Spiel ankurbelte. Anstatt aber im Angriff eine Stütze auf dem Flügel zu bilden, suchte der Spanier seinen Mitspieler Ousmane Dembélé und überließ ihm das Spielgerät. Auch dadurch konnte Barça vorne nur wenig Gefahr ausstrahlen. Nach der verletzungsbedingten Auswechslung von Gerard Piqué zog es Roberto ins Mittelfeld, von dort aus initiierte die Nummer 20 aber nicht viel – ein abgefälschter Distanzschuss war seine gefährlichste Szene. Just dabei verletzte sich der Nationalspieler aber, sodass kurz vor dem Abpfiff aufgrund einer Verletzung noch vom Feld musste. Barçawelt-Punkte: 5
Gerard Piqué
Gerard Piqué zeigte sich von der ersten Sekunde an souverän und konzentrierte sich vor allem darauf, den formstarken João Felix bloß nicht ins Spiel kommen zu lassen – aufgrund des Corona-bedingten Ausfalls von Luis Suárez wurde die Aufgabe etwas leichter. Der Verteidiger war sicher im Passspiel und brachte auch unter Druck im eigenen Sechzehner mit einem Querpass durch den Strafraum den Ball an den Mitspieler. Piqué hielt die Abwehr zwar stabil, sorgte aber mit Stockfehlern für unnötige Hektik, die vor der Halbzeitpause sogar Ursprung für den Ausflug ter Stegens war, weshalb Piqué ebenfalls einen maßgeblichen Anteil am Gegentor hatte. Nach rund einer Stunde ging es für den Rechtsfuß nicht mehr weiter, als dieser mit Ángel Correa zusammenkrachte und anschließend humpelnd mit schmerzverzerrtem Gesicht das Feld verließ. Barçawelt-Punkte: 4
Clément Lenglet
Clément Lenglet war das Spiel über weitestgehend unterfordert und tauchte nur selten auf. Piqué war für den Spielaufbau verantwortlich, Angriffe des Gastgebers gab es nur äußerst selten, weshalb der Franzose nicht viel machen musste. Kurz nach dem Beginn der zweiten Hälfte klärte der Linksfuß zunächst vor Felix, der sonst in guter Position gestanden hätte. Nur wenige Augenblicke danach tauchte Lenglet plötzlich vor Jan Oblak auf und hatte mit einem Kopfball aus kürzester Distanz nicht nur die beste, sondern fast auch die einzige Möglichkeit Barças in der Partie. Diesen Kopfball muss der Franzose eigentlich ins Tor köpfen. Nach der Auswechslung Piqués verteidigte der 25-Jährige an der Seite von Frenkie de Jong, die zurückhaltende Rolle im Spielaufbau blieb bestehen. Barçawelt-Punkte: 6
Jordi Alba
Jordi Alba war der einzige Außenverteidiger im Spiel des FC Barcelona, von dem immerhin etwas in Richtung Offensive ausging. Der 31-Jährige startete wie gewohnt einige Tiefenläufe im Zusammenspiel mit Lionel Messi, erzielte aber auch keine Durchschlagskraft. Einzig eine Vorarbeit des Verteidigers für Lionel Messi wäre beinahe mit einem Tor belohnt worden. In der Defensive stand die Nummer 18 weitestgehend sicher und ließ auf seiner Seite nur wenig zu. Dies lag aber auch an der Ausrichtung Atléticos, die eher über den anderen Flügel den Weg in die Spitze suchten. Barçawelt-Punkte: 6
Miralem Pjanić
Miralem Pjanić ersetzte den verletzten Sergio Busquets und agierte somit auf der Doppelsechs gemeinsam mit Frenkie de Jong. Beide Mittelfeldspieler ähnelten sich in ihrer Spielweise und gaben eher den zurückgezogenen Dirigenten, wurden so aber zu keinem Faktor im Offensivspiel. Pjanić verteilte zwar die Bälle – aber Pässe zur Überwindung der gegnerischen Verteidigung waren Fehlanzeige. Da sich in der Partie ohnehin vieles auf den Flügeln abspielte, wurde der Bosnier im Zentrum nicht häufig geprüft. Kam es dennoch dazu, war Barças Nummer 8 nicht immer konsequent in der Arbeit gegen den Ball. Barçawelt-Punkte: 5
Frenkie de Jong
Neben Pjanić stand Frenkie de Jong, der Niederländer ist unter Koeman gesetzt. Mit dem Bosnier an der Seite waren die Aufgaben nicht wirklich verteilt. Während de Jong neben Busquets gerne mal höher schiebt, standen sich die beiden Sechser gegen Atlético nicht selten auf engem Raum beinahe auf den Füßen. Im Spiel nach vorne würde man sich von ihm nach wie vor mehr Impact wünschen. Nach dem Ausfall von Piqué rückte der 23-Jährige eine Position nach hinten und agierte fortan im Duo mit Clément Lenglet, wobei de Jong sich unbeeindruckt vom Rollentausch zeigte und eine routinierte Figur im Zentrum der Defensive abgab. Kurz nach der Umstellung war er rechtzeitig zur Stelle und klärte eine Flanke, bevor Felix zum Abschluss hätte kommen können. Barçawelt-Punkte: 6
Ousmane Dembélé
Ousmane Dembélé war anfangs der einzige Aktivposten in der Barça-Offensive. Der Franzose wurde auf der rechten Seite häufig angespielt und scheute sich wie üblich nicht vor Eins-gegen-Eins-Duellen. Der Flügelspieler durchbrach immer wieder den Widerstand von Gegenspieler Mario Hermoso. Gleich mit der ersten Chance im Spiel hätte Dembélé fast die Führung vorbereitet, doch für Antoine Griezmann war die halbhohe Hereingabe schwer zu verarbeiten. Zum Abschluss kam der 23-Jährige jedoch selten, fand auch im Zentrum keine Anspielstationen, weshalb gute Dribblings nicht belohnt wurden. Seine ansprechende Anfangsphase flaute dann jedoch mehr und mehr ab. Der Flügelspieler zeichnete sich besonders durch seine Unterstützung im Spiel gegen den Ball aus und half häufig. Bezeichnend die Szene kurz vor dem Gegentor, als er fast an der eigenen Grundlinie ein Foul zog – dabei verletzte er sich jedoch an der Schulter, was ihn zunächst etwas beeinträchtigte. Im zweiten Durchgang tat sich der Franzose – wie auch der Rest der Mannschaft – schwer, zwingende Chancen zu erarbeiten. Dennoch zeigte Dembélé erneut Ansätze, dass er seine Form immer mehr findet und ein wichtiger Spieler im Angriff der Blaugrana sein kann. Insbesondere nach der Verletzung von Ansu Fati. Barçawelt-Punkte: 6
Lionel Messi
Lionel Messi hatte gegen Atlético Madrid ebenfalls mit Problemen zu kämpfen. Der Argentinier tat sich schwer, das Spiel an sich zu reißen und die gegnerischen Verteidiger ernsthaft vor Schwierigkeiten zu stellen. Messi wäre aber nicht Messi, wenn er es nicht wenigsten versucht hätte. Wenn vieles nicht gelingt, sollte wenigstens das Zusammenspiel mit Jordi Alba als Notnagel dienen, doch auch hierbei gab es nur selten ein Durchdringen gegen die Hintermannschaft von Atlético. Kurz vor dem Gegentor kam La Pulga eben durch jene Kombination zur Großchance und hatte die Führung auf dem Fuß, zögerte aber etwas zu lange und machte es sich durch einen spitzen Winkel selbst zu schwer – da sah man wieder den zaudernden Messi der letzten Wochen. In der zweiten Halbzeit rückte der Argentinier häufiger auf die Außen und setzte dort zu Flanken an. So gab Messi die Vorarbeit für die Kopfbälle von Lenglet und Griezmann, die beinahe für Tore gesorgt hätten. Der Kapitän war bemüht, aber auch nicht druckvoll und letztlich in der Offensive zahnlos. Barçawelt-Punkte: 5
Pedri
Pedri ersetzte auf dem linken Flügel den verletzten Ansu Fati, die eher ungeliebte Position des Youngsters, der sich doch im Zentrum wohler fühlt. Das sah man auch das gesamte Spiel gegenüber, gegen Atlético wurde erneut auch klar wieso. Pedri hatte nur wenige Aktionen, das Spiel ging vermehrt über die rechte Seite von Ousmane Dembélé, während Pedri zuweilen verloren schien. Kam der 17-Jährige dann doch aber an das Spielgerät, war er es auch schnell wieder los. So konnte die Nummer 16 nur in seltenen Fällen etwas kreieren. Die wenigen Versuche, ins Zentrum zu ziehen und dort aktiver zu werden, blieben ohne Ertrag. So war nach etwa einer Stunde Schluss, Philippe Coutinho kam für den unauffälligen Youngster. Barçawelt-Punkte: 3
Antoine Griezmann
Antoine Griezmann und die Rolle des Stürmers, sie werden wohl länger keine Freunde werden. Der Linksfuß tauchte gegen seinen Ex-Klub als Neuner nur selten vor dem gegnerischen Gehäuse auf. In der Anfangsphase kam eine Flanke von Dembélé in den Strafraum, die aber schwer zu verarbeiten war. Im zweiten Durchgang stieg der Franzose nach einer Hereingabe von Messi zum Kopfball und brachte den Ball in Richtung Keeper Jan Oblak, der aber wenig Mühe mit dem Versuch hatte. Die Nummer 7 konnte sich dieses Mal nicht vorwerfen lassen, zu fahrlässig mit Chancen umgegangen zu sein – diese haben nämlich bis auf diese zwei schwer zu verwerteten Gelegenheiten gefehlt, weil Barça sich an der Rojiblanco-Defensive die Zähne ausbiss. Griezmann blieb aber wieder blass und wurde in der Schlussphase durch Martin Braithwaite ersetzt. Barçawelt-Punkte: 4
Philippe Coutinho
Philippe Coutinho kam nach etwa einer Stunde auf das Feld, Pedri machte für den Brasilianer Platz, der anschließend ebenfalls auf der Position ran musste, die ihm eher weniger liegt. Das spiegelte sich in der Partie auch wieder. Coutinho zog es in die Mitte, machte damit zwar auf dem Flügel Platz für Alba, erspielte aber keine Chancen für sich selbst oder seine Mitspieler. Barçawelt-Punkte: 4
Sergiño Dest
Sergiño Dest kam nach der Verletzung Piqués auf den Rasen und wurde von Koeman hinten rechts aufgestellt, weshalb einige Spieler die Positionen tauschen mussten. Sergi Roberto rückte schließlich ins Mittelfeld und Frenkie de Jong in die Innenverteidigung. Der US-Amerikaner schaltete sich ebenso wenig wie Roberto in der Offensive ein, einzig Jordi Alba strahlte als Außenverteidiger einen Hauch von Gefahr aus. Barçawelt-Punkte: 4
Martin Braithwaite
Martin Braithwaite wurde in der Schlussphase für den blassen Antoine Griezmann eingewechselt, der Däne konnte nicht mehr wirklich aktiv ins Spiel eingreifen und hatte auch keine Möglichkeit, die drohende Niederlage noch abzuwenden. Koeman sollte mal darüber nachdenken, Braithwaite bei Rückstand früher zu bringen und nicht immer erst nach der 80. Minute. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Trincão
Trincão kam zusätzlich zu Mitspieler Braithwaite ebenfalls in den Schlussminuten ins Spiel, für den Youngster machte Miralem Pjanić Platz. Der Portugiese aber hatte nicht nur wenig Zeit, sondern auch kaum Ballkontakte, um ernsthaft Gefahr auszustrahlen. Einen harmlosen Weitschuss gab er ab, das war’s. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Trainer Ronald Koeman
Ronald Koeman stellte im Vergleich zum klaren 5:2-Erfolg gegen Betis Sevilla vor der Länderspielunterbrechung zwei Mal um. So kamen Miralem Pjanić und Lionel Messi für die verletzten Sergi Busquets und Ansu Fati in die Anfangsformation. Der Trainer wählte wie gewohnt sein 4-2-3-1-System, in dem Pjanić und Frenkie de Jong die Doppelsechs bildeten, Ousmane Dembélé, Lionel Messi und Pedri die offensive Dreierreihe, während Antoine Griezmann in der Sturmspitze agierte. Zwar stand die Blaugrana überwiegend sicher in der Abwehr und schaffte es, João Felix in Schach zu halten und den quirligen Angreifer nahezu keinen Raum zum Arbeiten zu geben. So sorgte lediglich der Fehler von Marc-André ter Stegen für das Gegentor. Dennoch muss sich Koeman hinterfragen, wieso Barça keinen Druck auf den Gegner erzeugen und Chancen im Angriff erspielen konnte. Zwar verpasste Clément Lenglet die Großchance auf den Ausgleich, aus dem Spiel heraus kam jedoch äußerst wenig, das die Elf von Trainer Diego Simeone vor ernsthaften Schwierigkeiten hätte stellen können. Die Blaugrana agierte auswärts abermals ideen- und harmlos. Zum fünften Mal lag Barça in dieser Saison zurück, keinmal wurde das Spiel noch gedreht (drei Niederlagen, zwei Remis). Koeman konnte bisher nicht aufzeigen, dass er der Mannschaft nach einem Rückstand einen taktischen Plan mitgeben kann, um dann defensive Abwehrreihen zu überlisten. Barçawelt-Punkte: 3
Erklärung zur Punktevergabe
10 Punkte: Weltklasse
9 Punkte: sehr gute Leistung
8 Punkte: gute Leistung
7 Punkte: ansprechende Leistung
6 Punkte: durchschnittliche Leistung
5 Punkte: unterdurchschnittliche Leistung
4 Punkte: unbefriedigende Leistung
3 Punkte: schwache Leistung
2 Punkte: ungenügende Leistung
1 Punkt: Totalausfall