Der FC Barcelona agierte gegen Dynamo Kiew als Mannschaft teilweise schläfrig, ließ so einiges vermissen. Besonders eklatant war der Auftritt von Antoine Griezmann, auch Frenkie de Jong tat sich als Innenverteidger schwer. Nur einer lieferte seine Bestleistung: Rückkehrer Marc-André ter Stegen. Die Spielerkritik und Noten.
Marc-André ter Stegen
Marc-André ter Stegen stand nach überstandener Knieverletzung erstmals in dieser Saison wieder im Tor – und präsentierte sich in seinem ersten Einsatz hellwach und überhaupt nicht rostig: Fiel erstmals durch eine aufmerksame Fußabwehr auf, ehe er dann das 1:1 mit einer Weltklasse-Armabwehr verhinderte (35.). Das Attribut Weltklasse zeigte er auch nach der Pause zweimal, als er im Eins-gegen-Eins erst gegen Supryaga die Kugel per Fuß und dann gegen Tsygankov per Hand abwehrte. Reagierte auch beim Gegentor erst glänzend, auch wenn er die Kugel nur nach vorne parieren konnte. Ein viel besseres Comeback hätte die Nummer 1 kaum geben können. Barçawelt-Punkte: 10, MOTM
Sergiño Dest
Sergiño Dest durfte mal wieder rechts hinten ran, er machte schon nach wenigen Minuten auf sich aufmerksam, als er einen starken Ball in die Mitte spielte, den Pedri aber nur an die Unterkante der Latte nagelte. Auch ein weiterer starker Cutback auf Pedri konnte der Youngster freistehend nicht verwerten, diesmal geriet der Abschluss zu harmlos. Es sollten Dests beste Offensivaktion bleiben, allerdings hätte er hierbei gut und gerne zwei Assists sammeln können wenn nicht gar müssen. Barçawelt-Punkte: 6
Gerard Piqué
Der Abwehrchef konnte seine Defensive an diesem Abend nicht zusammenhalten. Immer wieder wackelte die Hintermannschaft bedenklich, was zwar nicht an Piqué persönlich lag, jedoch auch an mangelnder Kommunikation – und Kommandant der Defensive ist nun einmal der Katalane. So stimmte die Abstimmung gerade mit de Jong nicht immer, wie zahlreiche Chancen der Kiewer zeigten, die immer wieder freistehend im Sechzehner zum Abschluss kamen. Piqué beruhigte die Nerven der wackligen Blaugrana mit seinem mustergültigen Kopfball zum 2:0, auch wenn es hintenraus dann doch noch einmal eng wurde. Barçawelt-Punkte: 6
Frenkie de Jong
Frenkie de Jong wurde zum dritten Mal als Innenverteidiger aufgeboten, zum ersten Mal von Anfang an. Mit Ball am Fuß gewohnt sicher, gegen den Ball oder bei hohen Hereingaben nicht unbedingt. Hier merkte man, dass er eben kein Innenverteidiger ist und zuweilen auch etwas überfordert schien. So verlor er ein Laufduell kurz nach der Pause, bei dem er eigentlich einen Meter Vorsprung hatte, dann aber sehr körperlos agierte – ter Stegen parierte auch das daraus resultierende Eins-gegen-Eins bravourös mit dem Fuß. De Jong wurde nach Lenglets Hereinnahme wieder im zentralen Mittelfeld aufgeboten, wo er sich sichtlich wohler fühlte. Barçawelt-Punkte: 4
Jordi Alba
Dauerläufer Jordi Alba spielte eine eher unauffällige erste Halbzeit, seine auffälligste Offensivaktion hatte er nach 63 Minuten, als er eine starke Flanke an den zweiten Pfosten auf Sergi Roberto zirkelte. Beim Gegentor ließ er seinen Gegenspieler entwischen, der dann abstauben konnte. Auch zuvor sah er schon nicht gut aus, als er unmittelbar nach der Pause als letzter Mann getunnelt wurde, aber ter Stegen die brenzlige Situation durch aufmerksames Torwartspiel entschärfte. Eines der schwächeren Spiele Albas, der auch nicht so spritzig und lauffreudig wie sonst wirkte. Barçawelt-Punkte: 4
Sergio Busquets
Busquets bildete zusammen mit Pjanic die passsichere Doppelsechs, sein bosnischer Partner präsentierte sich hierbei als der kreativere Akteur, während Busquets eher auf Sicherheit bedacht war. Erlaubte sich an diesem Abend zwar keine eklatanten Fehlpässe, ist von seiner Bestform aber weiterhin weit entfernt. Sein Impact auf das Spiel der Blaugrana war gering – mit und gegen den Ball. Barçawelt-Punkte: 5
Miralem Pjanic
Pjanic war besonders im ersten Durchgang immer wieder darauf bedacht, mit scharfen Pässen zwischen die Schnittstellen ins vordere Drittel das Spiel der Katalanen anzukurbeln und zu beschleunigen. Ein paar Mal glückte ihm das gut, jedoch baute der Bosnier dann mit zunehmender Spieldauer auch ab. Besonders in Hälfte zwei war wenig von ihm zu sehen, sodass er nach 60 Minuten Feierabend hatte. Barçawelt-Punkte: 6
Pedri
Pedri durfte diesmal auf der Zehn ran – zumindest agierte er hier vornehmlich. Vor allem durch kurze Pässe holte sich der 17-Jährige seine Sicherheit, wodurch er Bindung zum Spiel bekam. Wie aus dem Nichts erschienen Pedris Großchancen aus der 7. und 42. Spielminute, als er ganz alleine in gefährlichen Zonen des gegnerischen Strafraums auftauchte. Bei ersterer Gelegenheit stand lediglich die Querlatte dem Torerfolg im Weg, seine zweite Chance muss er aber besser abschließen. Weitere Impulse konnte der Mittelfeldspieler jedoch nicht geben, so war er bis zu seiner Auswechslung in der 83. Minute eher um die Ordnung im Offensivspiel Barças bemüht. Barçawelt-Punkte: 6
Lionel Messi
Messi begann gegen Dynamo Kiew auf der rechten Seite, zog jedoch des Öfteren ins Zentrum, um Räume für Sergiño Dest zu schaffen und dem Spiel seinen Stempel aufzudrücken. La Pulga suchte stets die Interaktion mit seinen Mitspielern, ging intelligente Laufwege mit und ohne Ball und harmonierte gerade mit Ansu Fati in des Gegners Hälfte. Seine Flanken aus dem Halbfeld sorgten dagegen kaum für Gefahr. Nachdem La Pulga in Halbzeit eins vor Spielfreude sprühte und den Elfmeter zum 1:0 herausholte, welchen er selbst verwandelte, konnte er im zweiten Durchgang trotz ausschließlich nach vorne ausgerichteter Spielweise kaum noch für offensive Akzente sorgen. Sein Freistoß aus der 58. Spielminute darf als seine gefährlichste Aktion in Halbzeit zwei gewertet werden. Präsentierte sich erneut glücklos und teilweise zauderend – die Leichtigkeit geht Messi weiterhin ab, was sich negativ auf sein Spiel auswirkt. Barçawelt-Punkte: 6
Ansu Fati
Ansu Fati startete wenig überraschend auf dem linken Flügel. Der frisch gebackene 18-Jährige zog ein ums andere Mal Tempodribblings auf, sorgte auf seiner Seite für ordentlich Betrieb. Neben vermehrt technisch anspruchsvollen Aktionen ließ sich der Youngster von den Zweikämpfen der Verteidiger Kiews nicht beeindrucken. Zudem zeigte sich Ansu Fati zielstrebiger vor dem Tor als in den letzten Spielen; suchte häufiger selbst den Abschluss, anstatt nochmal quer zu legen. Durch eine perfekt getimte Flanke auf Gerard Piqué, der diese zum 2:0 verwerten konnte, sicherte er sich einen Assist. Nach 74 Minuten wurde Fati durch Francisco Trincão ersetzt. Barçawelt-Punkte: 7
Antoine Griezmann
Vergab eine Großchance aus wenigen Metern so fahrlässig wie kläglich. Nach dieser Aktion war von Griezmann vor dem gegnerischen Tor kaum mehr etwas zu sehen, stattdessen versuchte er dies durch energisch geführte Zweikämpfe tief in der eigenen Hälfte zu kompensieren. Ansonsten fiel der Franzose in Durchgang eins überhaupt nicht auf – abgesehen eben von einem beherzten Tackling am eigenen Sechzehner. Ganze 17 Ballkontakte brachte Griezmann in Hälfte 1 zustande. Nach der Pause waren es gerade einmal fünf mehr, dann hatte er nach 60 Minuten Feierabend. Griezmann war gegen Kiew unsichtbar und dürfte durch diese Nicht-Leistung die Sehnsucht Ronald Koemans nach einem richtigen Mittelstürmer nur erhöhen. Barçawelt-Punkte: 1
Sergi Roberto
In der Rückwärtsbewegung agierte Barça durch die statische Doppelsechs Busquets-Pjanic oft fahrlässig, also brachte Koeman nach 60 Minuten den dynamischeren Sergi Roberto ins Spiel. Doch auch er konnte die gefährlichen Gegenstöße Dynamos nicht zulaufen. Der sonst als Rechtsverteidiger aufgebotene Katalane agierte in zentraler Position unscheinbar – abgesehen von einer guten Kopfballchance. Immerhin brachte er alle seine Pässe an den Mann. Barçawelt-Punkte: 5
Ousmane Dembélé
Betrat nach einer Stunde für Griezmann das Feld und ordnete sich auf dem rechten Flügel ein, während es Messi auf die Neun zog. Dembélé versuchte häufig, das mittlerweile ideenlos wirkende Offensivspiel der Blaugrana durch Dribblings anzukurbeln und setzte dabei auf seine Spritzigkeit. Als Trincão in der 74. Minute eingewechselt wurde, verschlug es Ousmane Dembélé auf den linken Flügel, wo er in der 80. Spielminute durch einen starken Weitschuss – der für sein wiedererworbenes Selbstbewusstsein steht – auffiel. Barçawelt-Punkte: 6
Francisco Trincão
Der 20-jährige Portugiese kam für Fati in die Partie, konnte jedoch keinen neuen Elan von der Bank aus bringen. In der Nachspielzeit versuchte Trincão sich aus der Distanz, kam sonst lediglich zu kleinen Passstafetten auf engstem Raum. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Clement Lenglet
Es hieß, dass Lenglet vor dem Spiel leichte Beschwerden hatte und auch das ein Grund war, warum er auf der Bank Platz nahm. Kam dann nach 74 Minuten doch noch überraschend ins Spiel, um die brüchige Defensive zu stabilisieren. Verlor vor dem 1:2 den Zweikampf, als er einen Schritt zu spät kam, agierte ansonsten aber tadellos. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Carles Aleña
Kam in der 83 Minute aufs Feld und bekam so in dieser Saison seine ersten Einsatzminuten unter Koeman. Berührte in seinen zehn Minuten Einsatzzeit immerhin neunmal den Ball – und damit halb so oft wie Griezmann in der kompletten ersten Hälfte. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Trainer Ronald Koeman
Ronald Koeman ließ Frenkie de Jong in der Innenverteidigung von Beginn an auflaufen, erhoffte sich dadurch wohl mehr Sicherheit und Kreativität im Spielaufbau – zudem benötigte Lenglet eine Pause. Doch der Schachzug ging nicht auf, Barça war in der Defensive sehr wacklig – auch, weil mit Busquets und Pjanic zwei sehr langsame und undynamische Sechser vor der Abwehr agierten. Nach 60 Minuten korrigierte Koeman seine Aufstellung, nahm erst Pjanic heraus, brachte später dann Lenglet und zog de Jong wieder ins Mittelfeld. Das zeigte, dass der Niederländer mit der Spielweise gegen den Ball alles andere als zufrieden war. Seine Mannschaft agierte nach starker Anfangsphase aber insgesamt unkonzentriert, teilweise sogar desinteressiert. Offensichtlich hat Barça den Gegner auf die leichte Schulter genommen. Koemans Auf- und Einstellung des Teams, sie klappte an diesem Abend nicht gerade gut. Barçawelt-Punkte: 5
Erklärung zur Punktevergabe
10 Punkte: Weltklasse
9 Punkte: sehr gute Leistung
8 Punkte: gute Leistung
7 Punkte: ansprechende Leistung
6 Punkte: durchschnittliche Leistung
5 Punkte: unterdurchschnittliche Leistung
4 Punkte: unbefriedigende Leistung
3 Punkte: schwache Leistung
2 Punkte: ungenügende Leistung
1 Punkt: Totalausfall