Der FC Barcelona kam gegen Deportivo Alavés nicht über ein 1:1 hinaus, dabei legten Gavi und Nico Gonzalez eine couragierte Leistung an den Tag, während der motivierte Memphis Depay erst traumhaft traf, dann jedoch zweimal vor dem Tor scheiterte. Eric Garcia darf zudem auf eine souveräne Leistung zurückblicken. Die Spielerkritik und Noten.
Marc-André ter Stegen
Marc-André ter Stegen wird trotz Chancenarmut bei Deportivo Alavés auf einen enttäuschenden Samstagabend zurückblicken. In der ersten Halbzeit bekam der deutsche Schlussmann kaum etwas auf sein Tor. Doch seine Mitspieler sorgten mit äußerst riskanten Rückpässen dafür, dass er nicht einrostete. Ter Stegen blieb so hellwach und meisterte die kniffligen Situationen. Im zweiten Durchgang blieb eine Druckphase der Gäste aus, weswegen Barças Nummer 1 kaum gefordert wurde. In der 52. Minute umkurvte Luis Rioja ter Stegen; den Keeper trifft jedoch hier keine Schuld am Gegentreffer, was den Abend nicht minder bitter für Marc-André ter Stegen macht. Barçawelt-Punkte: 6
Oscar Mingueza
Oscar Mingueza konnte als Rechtsverteidiger einmal mehr nicht wirklich Eigenwerbung betreiben. Defensiv wenig gefordert, mit dem Ball am Fuß aber mit zu vielen unglücklichen Entscheidungsfindungen. Minguezas Pässe, die zu unklar gespielt wurden, brachten seine Mitspieler in Bedrängnis und seine Offensivvorstöße im zweiten Durchgang stellten die Abwehr der Babazorros vor keine Probleme. Ein Auftritt, der Mingueza wohl kein Selbstvertrauen schenken wird. Barçawelt-Punkte: 4
Gerard Piqué
Piqué legte in seinen Defensivaktionen eine vorbildliche Kompromisslosigkeit an den Tag; zumindest bis zur 52. Spielminute. Hier agierte der 34-Jährige im Zweikampf am eigenen Strafraum viel zu zaghaft und ermöglichte so den Ausgleichstreffer der Gäste aus Vitoria-Gasteiz. Seine Idee, die Flügelspieler des FC Barcelona mit langen Bällen in Szene zu setzen, fruchtete nicht, schließlich kamen von sieben langen Bällen lediglich drei beim Mitspieler an. Zu allem Überfluss musste Piqué nach 70 Minuten angeschlagen den Rasen im Camp Nou verlassen. Barçawelt-Punkte: 4
Eric Garcia
Eric Garcia übernahm am Samstagabend früh die Verantwortung, indem er den Spielaufbau der Katalanen mit Steckpässen in die Spitze sowie Antritten bis tief in des Gegners Hälfte lebendig wirken ließ. Nach 18 Minuten entschärfte Torhüter Antonio Sivera auf der Linie den druckvollen Kopfball Garcias. Der gegen Alavés unaufgeregt auftretende Katalane unterband durch ein exzellentes Positionsspiel in der 75. Spielminute einen Konter der Gäste und verhinderte so womöglich noch den späten Rückstand. Eine sichere Leistung, auf die der 20-Jährige aufbauen kann. Barçawelt-Punkte: 7
Jordi Alba
Der Linksverteidiger der Blaugrana stresste ein ums andere Mal die Hintermannschaft der Gäste mit seinen gefürchteten Läufen hinter die Abwehrkette. Zweimal kam Alba so in vielversprechenden Positionen an den Ball, doch der 32-Jährige wirkte dann vor dem Tor nicht kalt genug, sondern eher unentschlossen. In der zweiten Hälfte trat Alba mit mehr Selbstbewusstsein auf und verzögerte in der 49. Minute mit dem Ball am Fuß das Spiel clever, wodurch Platz für ein Zuspiel auf Memphis Depay entstand. Das 1:0 folgte. Der spanische Nationalspieler vergaß seine Defensivaufgaben dabei nicht und zeigte sich abgeklärt im Zweikampfverhalten. Gegen Ende der Partie verblassten aber seine Offensivaktionen. Barçawelt-Punkte: 6
Sergio Busquets
Sergio Busquets war früh darum bemüht, im Zentrum für Kreativität zu sorgen. In der 12. Minute setzte er mit einer überragenden Übersicht und einem gefühlvollen Heber in den Strafraum hinein Jordi Alba in Szene; dieser belohnte das Zuspiel Busquets’ aber nicht. Auch Agüeros Weitschuss in der 22. Minute entstand durch einen haargenauen Pass des Mittelfeldakteurs. Dennoch schlichen sich in Hälfte zwei auch Fehler in die Aktionen des Routiniers, der im letzten Drittel ab und zu einen hektischen Eindruck machte und es in der Entstehung des Gegentors verpasste, konsequent den Zweikampf am eigenen Strafraum zu führen. Barçawelt-Punkte: 6
Nico Gonzalez
Nico Gonzalez wurde für seine Energieleistung gegen Rayo Vallecano belohnt und begann wieder von Anfang an. Der 19-Jährige schätzte die Lage um ihn herum stets gut ein, so wusste er, wann der Pass zum nächsten Mitspieler die beste Lösung darstellte und wann das Dribbling. In der 61. Minute kombinierte der Youngster bei seinem Antritt mit einem technisch herausragenden Zuspiel auf Memphis – doch der Niederländer vergab die Großchance nach Traumpass. Solch kreierte Chancen suchte man sonst jedoch vergebens; des Öfteren verpasste Nico es auch selbst, den Abschluss zu suchen. Das La-Masia-Talent deutete dennoch auch gegen Alavés an, was für ein spielerisches Potenzial in ihm steckt. Barçawelt-Punkte: 7
Gavi
Gavi wurde von Sergi Barjuan als linker Achter eingesetzt – der 17-Jährige war dabei einer der Lichtblicke gegen Alaves. Seine technisch extrem anspruchsvollen Hereingaben in den Strafraum konnten seine Mitspieler nicht in Tore ummünzen, doch das hinderte den 17-Jährigen keineswegs daran, diese weiter in Szene zu setzen. 61 seiner 67 Zuspiele kamen an, seine auffälligste Szene hatte er in der 59. Minute, als sich der Youngster durch die gegnerische Abwehrkette durchtanzte, bevor er Memphis herausragend freispielte, der im Anschluss am Pfosten scheiterte. Gavi, der sich in unzähligen Duellen aufrieb, wird nach seinem guten Spiel gute Karten haben, auch in der Champions League gegen Kiew von Beginn an mitzuwirken. Barçawelt-Punkte: 8
Sergiño Dest
Dest hielt auch bei Barjuans Debüt als Trainer der Blaugrana die Position des rechten Flügelspielers inne, doch blieb auch gegen El Glorioso zu blass. Immer wieder deutete der holländische US-Amerikaner clevere Laufwege an, wurde jedoch zu selten in das Angriffsspiel der Katalanen eingebunden, weswegen einige Läufe nur Ansätze blieben. Immerhin versuchte der 20-Jährige, die Partie mit Tempovorstößen anzukurbeln, auch wenn der Ertrag ausblieb. Es bleibt schwer vorzustellen, dass Sergiño Dest nicht bald schon wieder auf seine gewohnte Position des Rechtsverteidigers rückt. Barçawelt-Punkte: 5
Sergio Agüero
Sergio Agüero versprühte früh Spielfreude, indem er auf verschiedenste Arten versuchte, sich so viel wie möglich in das Spielgeschehen einzubinden. Nach 22 Minuten zeigte der Argentinier sein Selbstbewusstein, als er aus 25 Metern einfach mal den Abschluss suchte. Der bis dahin aktiv agierende Agüero musste nach 40 Minuten und Problemen beim Atmen ausgewechselt werden. Barçawelt-Punkte: 6
Memphis Depay
Memphis Depay begann auf der linken Außenbahn und verzichtete in Halbzeit eins auf Läufe in zentrale Positionen, um sich dort Bälle abzuholen. Mit schnellen Bewegungen stellte Memphis die Verteidigung der Basken vor große Probleme, sein von Sivera parierter Schuss kurz vor dem Pausentee sollte die Zuschauer auf ein rasantes Spiel zu Beginn des zweiten Durchgangs einstellen. Dabei stand der mittlerweile als Stürmer fungierende Niederländer selbst im Mittelpunkt. Nach 49 gespielten Minuten bugsierte er das Spielgerät von der Strafraumgrenze aus in das lange Eck. Ein unwiderstehliches Traumtor, das am Ende nicht zum Sieg reichte. Auch weil der energische Memphis in der 59. Minute Pech mit seinem Pfostentreffer hatte und zwei Minuten später frei vor Sivera scheiterte. Barçawelt-Punkte: 8, MOTM
Philippe Coutinho (ab 40.)
Coutinho betrat kurz vor der Halbzeit für Agüero das Spielfeld und rückte auf den Flügel. Der Brasilianer zeigte sich mit aufgezogenen Doppelpässen und Dribblings zwar engagiert, bewirkte aber nur wenig. Eine vergebene Chance in der 54. Minute und ein harmloser Freistoß in der Schlussphase halfen Coutinho nicht, Selbstvertrauen zu gewinnen. Barçawelt-Punkte: 4
Clément Lenglet (ab 70.)
Lenglet kam für Piqué in die Partie und wurde defensiv kaum gefordert. Von seinen 18 gespielten Pässen fanden alle den Weg zum Mitspieler. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Riqui Puig (ab 70.)
Riqui Puig wurde für Gavi gebracht und bot sich sofort in den Halbräumen an, um beim Offensivspiel mitzuwirken. Der 22-Jährige konnte jedoch keine Chancen mehr kreieren. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Alejandro Balde (ab 80.)
Alejandro Balde ersetzte Nico Gonzalez und sorgte sofort für neuen Schwung bei der Blaugrana. Seine Läufe zur Grundlinie mit dem Ball am Fuß sorgten nochmal für Gefahr, verhinderten das Remis schlussendlich aber nicht mehr. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Abdessamad Ezzalzouli (ab 80.)
Barça-B-Akteur Abdessamad Ezzalzouli feierte gegen Deportivo Alavés sein Profidebüt für den FC Barcelona und zog in der 82. Minute prompt einen Freistoß aus gefährlicher Position. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung
Trainer Sergi Barjuan
Interimscoach Sergi Barjuan schien es wohl wichtig gewesen zu sein, Sicherheit in das eigene Spiel zu bekommen: Er stellte Barça so im 4-3-3 auf, wie die Mannschaft zuletzt auch unter Ronald Koeman agiert hatte. Barcelona zeigte sich ballsicher und dominant, ohne dabei viele Möglichkeiten kreiert zu haben. Die Halbzeitansprache von Barjuan schien das Team wohl erreicht zu haben, so präsentierte sich der FC Barcelona kurz nach dem Wiederanpfiff zielstrebig mit vertikaler Ausrichtung. Seine Einwechslungen sorgten zwar nicht für neue Impulse, doch dem Interimstrainer stand durch die vielen verletzten Spieler kaum anderes Personal zur Verfügung. Am Ende springt so zwar ein enttäuschendes Unentschieden heraus, wobei Barça den Sieg verdient gehabt hätte gegen biedere Gäste, die wieder einmal aus sehr wenig sehr viel machten. Barçawelt-Punkte: 6
Erklärung zur Punktevergabe
10 Punkte: Weltklasse
9 Punkte: sehr gute Leistung
8 Punkte: gute Leistung
7 Punkte: ansprechende Leistung
6 Punkte: durchschnittliche Leistung
5 Punkte: unterdurchschnittliche Leistung
4 Punkte: unbefriedigende Leistung
3 Punkte: schwache Leistung
2 Punkte: ungenügende Leistung
1 Punkt: Totalausfall