Noten | Air Stegen fliegt und hält, Pedri und de Jong bemüht, Araujo abgeklärt

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Der FC Barcelona zog gegen Real Sociedad in das Finale der Supercopa ein – dank Sieggarant Marc-André ter Stegen, der die Basken verzweifeln ließ. Während Ronald Araujo Sicherheit ausstrahlte, mühten sich Frenkie de Jong und Pedri gegen einen giftigen Gegner nach Kräften. Die Spielerkritik und Noten.

Marc-André ter Stegen

Marc-André ter Stegen avancierte an diesem Abend zum Fels in der Brandung und Matchwinner. Parierte mehrfach glänzend und teilweise phänomenal, beispielsweise gleich früh in der 17. Minute, als er sich gegen Isak groß machte. Gerade in der Verlängerung wuchs ter Stegen dann über sich hinaus und rettete das taumelnde Barça erst ins Elfmeterschießen. In der 94. Minute flog er durch die Luft und fischte Zalduas Schuss aus dem oberen Eck, eine ähnliche Parade mit Übergreif-Technik glückte ihm bei Januzajs Freistoß nach 118 Spielminuten, als er den Ball mit den Fingerspitzen an den Pfosten lenken konnte. Im Elfmeterschießen avancierte er dann endgültig zum Matchwinner, indem er die ersten beiden Schüsse der Basken parieren konnte. Eine absolute Weltklasse-Leistung, bei der die Note 10 noch zu niedrig wäre. Barçawelt-Punkte: 11, MOTM

Oscar Mingueza

Mingueza begann anstelle von Dest als Rechtsverteidiger. Dort legte er einen soliden Auftritt an den Tag, hatte allerdings auch einige Probleme, gerade in der Anfangsphase. Stand mit zunehmender Spieldauer aber stabiler und schaltete sich hier und da auch ins Offensivspiel ein – auch wenn dies nicht seine Stärke ist, schließlich ist Mingueza gelernter Innenverteidiger, was man ihm auch anmerkte. In der Verlängerung merkte man dem Youngster zudem das straffe Programm der letzten Wochen an, weswegen er erst im Laufduell das Nachsehen hatte und zum taktischen Foul griff, bevor er nach 114 Minuten gegen Junior Firpo ausgewechselt wurde. Barçawelt-Punkte: 6

Ronald Araujo

Ronald Araujo sorgte mit einem Stellungsfehler in der 4. Minute für den ersten Schreckmoment des Spiels, als Alexander Isak zentral zum Kopfball kam. Danach war Araujo darauf bedacht, Fehler durch eine zurückhaltende Spielweise zu minimieren, einige Rückpässe waren das Resultat. Doch der 21-Jährige wusste sich durch ebendiese sicheren Zuspiele sein Selbstvertrauen zu holen, entwickelte sich im Laufe des Spiels zum unüberwindbaren Abwehrspieler auf dem Platz. In Zweikämpfen agierte der Innenverteidiger so abgeklärt und routiniert, wie kaum ein anderer Innenverteidiger der Katalanen in den letzten Monaten. Zudem bügelte Araujo vor allem in der Verlängerung einige Fehler seiner Mitspieler aus. Der Uruguayer bewies sich erneut als ein verlässlicher Piqué-Ersatz. Barçawelt-Punkte: 8

Clément Lenglet

Lenglets Spiel begann vielversprechend, so spielte er in der Anfangsphase mehrere öffnende Bälle aus der Abwehr heraus und setzte einen Weitschuss in der 20. Minute knapp am Tor vorbei. In der Folge wurde er jedoch instabiler, erlaubte sich den ein oder anderen Stellungsfehler, wodurch er mehrmals einen Schritt zu spät kam. Dennoch ließ er nichts anbrennen, auch wenn sein Partner in der Innenverteidigung ab und zu die Fehler des 25-Jährigen ausbessern musste. Barçawelt-Punkte: 5

Jordi Alba

Alba wirkte in der ersten Halbzeit frustriert, ohne dass sich dies in groben Schnitzern geäußert hätte. Viele Bälle rutschten ihm über den Fuß, fast so als wäre keine Spannung dort vorhanden. Dazu kamen Missverständnisse mit den Offensivkräften Barcelonas. Kämpfte sich aber nach und nach ins Spiel hinein, hatte zum Ende des Spiels die meisten Ballkontakte aller Barça-Akteure zu verzeichnen. Der Außenverteidiger versuchte mit fortschreitender Spieldauer die Offensivspieler durch lange Bälle in Szene zu setzen, am gefährlichsten wurde dadurch eine Chance durch Griezmann, der in der 112. Minute aus kurzer Distanz per Direktabnahme an Torwart Álex Remiro scheiterte. Die gefährlicheren Hereingaben kamen dennoch von Mingueza. Ohne Messi fehlte Alba offensichtlich sein bevorzugter Spielpartner. Barçawelt-Punkte: 6

Sergio Busquets

Sergio Busquets konnte als Kapitän seine Leistungen der letzten Wochen nur im Ansatz bestätigen. So agierte er – wie schon in jüngster Vergangenheit – als Spieleröffner zwischen den beiden Innenverteidigern und konnte des Öfteren durch eine grandiose Übersicht neue Spielsituationen erschaffen. In der 17. Minute verursachte sein Fehler bei einem Versuch, mit zwei Gegenspielern ins Dribbling zu gehen, einen gefährlichen Konter Real Sociedads. Dass die letzten Spiele auch für ihn kräfteraubend waren, zeigten einige Situationen, in denen er zu spät kam sowie mehrere ungenaue Pässe, auf die Real Sociedad nach einer gewissen Zeit lauerte. Man wird ihn im Finale wieder als Impulsgeber brauchen. Barçawelt-Punkte: 6

Frenkie de Jong

Frenkie de Jong erlebte ein Spiel mit Höhen und Tiefen. Resolut geführten Zweikämpfen und einem unbändigen Willen (setzte sogar in der 118. Minute noch zum Sprint an) standen unnötige Abspielfehler entgegen. De Jongs Aufgabe war dabei klar zu sehen: Er sollte als Unterstützung in allen Bereichen des Feldes auftreten, um Überzahlsituationen zu schaffen. Außerdem startete er immer wieder Läufe in den gegnerischen Strafraum, woraus auch das 1:0 resultierte: Ein so schwieriger wie sehenswerter Kopfball aus der Rücklage. Doch auch beim 1:1 spielte der Niederländer eine Hauptrolle, so war er es, der in der Rückwärtsbewegung eine Flanke an den Arm ablenkte. Den ersten Elfmeter Barças im Elfmeterschießen setzte er an den Pfosten; dennoch darf er auf eine couragierte Leistung zurückblicken. Barçawelt-Punkte: 7

Pedri

Durch das Fehlen Messis sollte hauptsächlich Pedri für kreative Überraschungsmomente aus dem Mittelfeld heraus sorgen, die kompakte Herangehensweise der Txuri-Urdin erschwerte ihm dies. Komplett verhindern konnten sie Pedris ertragreiche Aktionen jedoch nicht. Der 18-Jährige erinnerte in seiner Spielweise nicht zum ersten Mal ein bisschen an Andres Iniesta, indem er sich tief fallen ließ um Mitspieler in Szene zu setzen oder sich auf engstem Raum gegen drei Gegenspieler durch schnelle Bewegungen mit dem Ball eng am Fuß beweisen konnte. In der 77. Minute tankte Pedri sich durch die Abwehrlinien des Gegners hindurch, wodurch er selber zum Abschluss kam. Dieser verfehlte das Tor jedoch knapp. Ein Spiel, das zeigte, dass Pedri auch ohne Messi überzeugen kann, mit ihm jedoch überragen kann. Barçawelt-Punkte: 7

Antoine Griezmann

Antoine Griezmann trat gegen Real Sociedad als falsche Neun auf, arbeitete dabei wie gewohnt viel nach hinten mit, um sich dort auch Bälle abzuholen. Seine Flanke auf Frenkie de Jong war für den Niederländer zwar etwas schwer zu nehmen, über einen Assist darf sich der Franzose dennoch freuen. Griezmann versuchte, die Rolle als Aktivposten zu übernehmen, so trug er den Ball mehrfach ins letzte Drittel, wo er die Übersicht bewahren konnte, um so auch das Spiel mit Seitenverlagerungen zu beleben. Dass es aktuell beim 29-Jährigen nicht an Selbstbewusstsein mangelt, zeigen zudem mutige Direktabnahmen in der 59. und 112. Minute, die er nicht komplett verzog. Ob sein verschossener Elfmeter im Elfmeterschießen seinem Selbstbewusstsein Schaden wird, wird sich im kommenden Spiel zeigen. Barçawelt-Punkte: 7

Ousmane Dembélé

Dembélé zog zu Beginn des Spiels mit dem Ball am Fuß ein ums andere Mal ins Zentrum, was jedoch nicht von Erfolg gekrönt war. Um Gegenspieler Nacho Monreal zu überwinden, beschloss er also, Läufe zur Grundlinie zu starten, wodurch seine Aktionen direkt mehr Gefahr ausstrahlen konnten. Der Franzose blieb trotz diverser Rückschläge im Dribbling stets fokussiert, so konnte er sich nach 62 Minuten selbst eine Chance erarbeiten, die er jedoch knapp am Tor vorbei setzte, auch seine Möglichkeit, in der 110. Minute auf 2:1 zu setzen ließ er aus. Dennoch arbeitete Dembélé viel für die Mannschaft – vor allem durch sein aggressives Anlaufen und seine Tempoläufe mit Ball sorgte er immer wieder für positive Impulse im Spiel. Barçawelt-Punkte: 7

Martin Braithwaite

Martin Braithwaite fungierte gegen die Basken als Linksaußen, konnte das Offensivspiel Barças jedoch nicht wirklich bereichern. Scheiterte in der 26. Minute an Torwart Remiro, drei Minuten später konnte er eine (allerdings schwer zu nehmende) Mingueza-Hereingabe per Kopf nicht auf das Gehäuse befördern. Wieder ein blasser Auftritt des Dänen, der in der 78. Minute von Trincão ersetzt wurde.  Barçawelt-Punkte: 4

Francisco Trincão

Doch auch Trincão blieb im Offensivspiel weitestgehend unauffällig. Der Portugiese suchte zwar die direkten Duelle, ging hierbei jedoch nur selten als Sieger hervor. In der 110. Minute holte er einen Freistoß in einer gefährlichen Position heraus, mehr konnte er an diesem Abend nicht beitragen. Barçawelt-Punkte: 3

Riqui Puig

Riqui Puig wurde für die Verlängerung für Sergio Busquets eingewechselt. Dabei zeigte der 21-Jährige eine engagierte Leistung, indem er sich in mehreren Zweikämpfen aufrieb, um in den meisten Fällen als Sieger herauszugehen, wodurch er mehrere Bälle festmachen konnte. Puig schnappte sich couragiert den entscheidenden Elfmeter im Elfmeterschießen und schoss Barça ins Finale der Supercopa. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung

Miralem Pjanic

Pjanic betrat zur Verlängerung für Pedri den Rasen, konnte dabei als Stabilisator die nötige Ruhe ausstrahlen. Der Bosnier beteiligte sich im Mittelfeldpressing und war sich nicht zu Schade, um bei Kontern der Blau-Weißen hinten mit auszuhelfen, wie es in der 112. Minute der Fall war, als er durch sein Stellungsspiel vermutlich das 1:2 verhinderte. Pjanic übernahm im Elfmeterschießen die Verantwortung und verwandelte den dritten Elfmeter. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung

Junior Firpo

Junior Firpo wurde in der 114. Minute aufs Feld geschickt und kam in dieser Zeit auf acht Ballkontakte, von denen keiner das Spiel in irgendeiner Art und Weise beeinflusste. Barçawelt-Punkte: keine Bewertung

Trainer Ronald Koeman

Ronald Koeman sah sich in der Abwesenheit Lionel Messis gezwungen, die Offensivabteilung personell zu verändern. Der Niederländer setzte dabei erneut auf das 4-3-3, beorderte aber Braithwaite erneut auf den linken Flügel – eine Position, die dem Dänen nicht liegt. Immerhin Griezmann war als falsche Neun weitgehend gut eingebunden und aktiv. Auch Dest eine Pause zu gönnen, scheint sich ausgezahlt zu haben, schließlich agierte Mingueza weitgehend fehlerlos. Einige Culés dürften sich gewundert haben, wieso die Wechsel erst relativ spät über die Bühne gingen, doch Koeman fehlt im Moment durch die vielen Verletzungen einfach die Qualität auf der Bank, gerade für die Offensive. Seine Liste für das Elfmeterschießen sollte sich auszahlen, auch wenn Riqui Puig dort ursprünglich nicht zu finden war. Barçawelt-Punkte: 7

Erklärung zur Punktevergabe

10 Punkte: Weltklasse
9 Punkte: sehr gute Leistung
8 Punkte: gute Leistung
7 Punkte: ansprechende Leistung
6 Punkte: durchschnittliche Leistung
5 Punkte:
unterdurchschnittliche Leistung
4 Punkte: unbefriedigende Leistung
3 Punkte: schwache Leistung
2 Punkte:
ungenügende Leistung
1 Punkt: Totalausfall

Benjamin König
Benjamin König
Fútbol, Calcio, Fotball - in Spanien, Italien, Skandinavien. Redakteur bei Barçawelt, Podcaster bei Polarlichtspiel - dem skandinavischen Fußballpodcast
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