Der Meistertitel ist am vergangenen Sonntag in Galizien gegen Deportivo La Coruña fixiert worden. Mit dem 4:2-Sieg sicherten sich die Katalanen den siebten Titel in den vergangenen zehn Jahren und den 25. insgesamt. Zumindest auf nationaler Ebene hat der FC Barcelona eine überragende Saison gespielt, nachdem bereits die Copa gegen Sevilla souverän gewonnen wurde. Es gibt aber noch einen weiteren Meilenstein, den die Blaugrana erreichen möchten.
Es war eine Liga-Saison, die man nach dem katastrophalen Start in der Supercopa wahrlich nicht erwartet hätte. Neymar war weg, das Team schien verunsichert. Den Katalanen wurden von Real die Grenzen aufgezeigt und nur die wenigsten Culés glaubten an eine erfolgreiche Saison. Doch die Mannschaft fand ihren Rhythmus und eilte von Sieg zu Sieg. Ernesto Valverde hat sein Konzept mit einer stabileren Defensive dem Team mehr und mehr eingeimpft, während der Abgang von Neymar vorne so gut wie gar nicht zu erkennen war. Luis Suárez und Lionel Messi erzielten Tore wie am Fließband und zeigten dabei wie so oft ihre Weltklasse. Vier Spieltage vor Schluss bietet sich den Blau-Roten nun die Chance, als erstes spanisches Team die Liga ungeschlagen zu beenden, was einen weiteren Höhepunkt in der langjährigen Vereinsgeschichte darstellen würde.
Sieben Siege in Folge – Punkt in Madrid
Angefangen hat die Mission mit einem 2:0-Heimsieg über Real Betis. Mit Alavés, dem Stadtrivalen Espanyol und Getafe wurden die nächsten Pflichtsiege eingefahren. Eibar, Girona und Las Palmas waren auch keine echten Stolpersteine und die Tordifferenz war mit 20:2 ebenfalls eine beachtliche. Die Schmach in der Supercopa gegen Real Madrid war schnell vergessen. Wie jedoch zu erwarten war, bemängelten sämtliche Kritiker die Qualität der bisherigen Gegner und warteten damit auf einen richtigen Prüfstein für den FC Barcelona.
Dieser kam dann auch in Form von Atlético Madrid, als man am achten Spieltag im neu eröffneten Wanda Metropolitano zu Gast war und einen Konkurrenten im Kampf um den Titel abschütteln wollte. Eine ambitionierte Anfangsphase der “Colchoneros” sorgte jedoch durch einen schönen Rechtsschuss von Saúl für einen frühen Rückstand. Hier wurde schnell klar: das wird nicht der erwartete Spaziergang in Madrid. Nach einer starken zweiten Halbzeit und einer noch stärkeren Schlussphase sicherte Luis Suárez dem Team mit einem Kopfballtor noch den verdienten Punkt.
Historisches in Bernabéu geschafft
Von diesem Punkteverlust ließ sich der FC Barcelona nicht verunsichern, ganz im Gegenteil. Die Handschrift von Ernesto Valverde war endgültig zu erkennen, die Defensive leistete sich kaum fatale Aussetzer. Mit Samuel Umtiti hat sich nebenbei der heimliche Abwehrchef heraus kristallisiert, was neben einem routinierten Gerard Piqué sicherlich von Vorteil war. Siege gegen Sevilla und Bilbao sowie ein wichtiger Auswärtspunkt in Valencia bestätigten den Aufwärtstrend der Katalanen.
Gegen einen Gegner wurde aber noch nicht gespielt, richtig: gegen Real Madrid. 23.12., 13 Uhr. Kurz vor Weihnachten, für einen Clásico eigentlich ein sehr ungewöhnlicher Termin. Die Madrilenen waren außerdem als frisch gebackener Klub-WM-Sieger nach Spanien zurückgekehrt und wollten nach zwei Liga-Heimniederlagen in Folge gegen Barça das Bernabéu wieder zu einer Festung machen. Doch es kam anders, ganz anders. Es war ein sonniger Nachmittag in Madrid, der für den FC Barcelona in die Geschichte eingehen sollte. Die erste Halbzeit wurde noch klar von Real dominiert, während für die zweite Halbzeit ein Adjektiv reicht, um diese zusammenzufassen: eiskalt. Tore von Luis Suárez, Lionel Messi und Aleix Vidal brachten die Fans im Stadion einmal mehr zum Schweigen. Das dritte Mal hintereinander, was bisher noch nie gelungen ist. Messi konnte bei dieser Gala außerdem ein persönliches Jubiläum feiern, der verwandelte Elfmeter zum zwischenzeitlichen 2:0 war nämlich sein 25. gegen den Erzrivalen. Ein Clásico, an dem man sich im Lager der Katalanen gerne erinnern wird.
Kurze Schwächephase – Heimsieg gegen Atlético
Die Winterpause war in Spanien früh zu Ende, doch das Siegen hat Barça nicht eingestellt. Auf dem Weg zum Endspurt der Meisterschaft wurde endlich auch im Anoeta gegen Real Sociedad gefeiert, ganze elf Jahre wurde in diesem Stadion nicht gewonnen, wobei sogar ein 0:2 die Mannen um Lionel Messi nicht aufhalten konnte. Anfang Februar erwischte das Team von Ernesto Valverde plötzlich eine Minikrise. Falls dieser Begriff überhaupt angebracht ist. Gegen Espanyol wurde es ein spätes 1:1 und das 0:0 im Camp Nou gegen Getafe war ein Ergebnis, mit dem wohl die wenigsten gerechnet haben. Eine Betonabwehr hielt und hielt und so gab man zwei Punkte ab, die auch ins Auge hätten gehen können.
Der 27. Spieltag bescherte dann den wohl entscheidenden Showdown, Atlético kam ins Camp Nou und mit ihnen die letzte Hoffnung, den FC Barcelona noch abzufangen. Für solche Gipfeltreffen ist ein Spieler geboren worden und dieser hört auf den Namen Lionel Messi. Der Mann mit dem magischen linken Fuß zirkelte einen Freistoß perfekt über die Mauer und auch der starke Jan Oblak war dabei machtlos. Der wichtige Heimerfolg wurde eingefahren und der Vorsprung auf 8 Punkte angewachsen. Der letzte echte Herausforderer wurde somit aus dem Weg geräumt, da Real Madrid sich nach einer schwachen ersten Saisonhälfte bereits früh aus dem Titelkampf verabschiedet hat.
25. Meisterschaft – auch ungeschlagen?
Wie eingangs erwähnt, bereitete der 4:2-Sieg gegen La Coruña allen Rechnereien ein Ende. Barça holte sich nach nur einem Jahr Pause den Meistertitel von Real Madrid zurück und krönte damit eine starke Saison. Stichwort: Krönung, diese kann noch folgen. Das Double scheint ein besonderes Erfolgserlebnis zu sein, ist es auch. Wäre es aber auch schön, die Saison komplett ohne Niederlage abzuschließen? Auf jeden Fall. Vor allem wenn man bedenkt, dass es nur noch vier Runden zu überwinden gilt. Diese historische Chance kann schon am kommenden Wochenende in Angriff genommen werden, und zwar gegen keinen geringeren als Real Madrid. Die Weißen reisen zum zweiten Liga-Clásico ins Camp Nou und werden alles daran setzen, Barças ungeschlagene Mission zu vereiteln. Es darf aber nicht vergessen werden, dass die Katalanen nach der verkorksten Champions League diesen Meilenstein nicht entgleiten lassen wollen, um so die Schande von Rom weiter ein wenig vergessen zu machen. Außerdem hat man Real daheim seit 2015 nicht mehr besiegen können. Nach dem 1:2 im Jahr 2016 und dem unglücklichen 1:1 im Vorjahr wird es also wieder Zeit. Força Barça!
Jetzt seid Ihr gefragt: Kann Real endlich wieder im Camp Nou besiegt werden? Ist eine Saison ohne Niederlage nun wirklich realistisch oder stolpern die Blaugrana doch noch kurz vor dem Ziel?