Am späten Montag Abend wurden vom spanischen Ligaverband LFP wieder die alljährlichen La-Liga-Awards für die Saison 2014/2015 vergeben. Wie zu erwarten, waren die Akteure des amtierenden Meisters vom FC Barcelona die großen Gewinner, doch einige andere Entscheidungen dürfen als durchaus fragwürdig angesehen werden. Barçawelt fasst für euch die wichtigsten Ereignisse der Gala in Barcelona zusammen.
Gegen 22 Uhr startete die Gala im International Convention Centre in Barcelona, bei der in verschiedenen Kategorien die besten Spieler der letzten Saison geehrt wurden. Hier sind die Gewinner in einzelnen Kategorien:
Bester Torwart: Claudio Bravo, FC Barcelona
Keine große Überraschung bei diesem Award. Claudio Bravo war in seiner ersten Saison für die Blaugrana ein Garant für die Meisterschaft. Bei 37 Einsätzen spielte er satte 23 Mal zu Null und erhielt mit nur 21 Gegentoren außerdem die Zamora Trophäe für den Torhüter mit den wenigsten Gegentoren pro Spiel. Alles andere als Bravo auszuzeichnen, wäre einem Skandal nahe gekommen.
Bester Verteidiger: Sergio Ramos, Real Madrid
Die erste kleine Überraschung am Abend. Natürlich wird niemand bestreiten, dass Ramos in Topform zu den besten Verteidigern der Welt gehört, aber die Saison 14/15 war sicherlich nicht seine stärkste. Er bestritt ‘nur’ 27 Partien und kassierte in diesen 12 gelbe Karten. Außerdem war die Defensive von Real Madrid mit 38 Gegentoren nur die fünftbeste Verteidung der Saison, die letztendlich mit der Vizemeisterschaft beendet wurde. Ein anderer Kandidat für diesen Award wäre mit Sicherheit auch Diego Godín oder ein gewisser Gerard Piqué gewesen, der die gesamte Saison in außerordentlicher Form und neben Claudio Bravo der entscheidende Faktor für die sattelfeste Defensive war. Man kann annehmen, dass der bekennende Katalane, der seit Monaten sogar bei Spielen der Nationalmannschaft ausgepfiffen wird, einfach ein Dorn im Auge des LFP ist und man mit Sergio Ramos den Weg des geringsten Widerstands gehen wollte. Wirklich leistungsgerecht scheint diese Auszeichnung allerdings nicht zu sein.
Bester Mittelfeldspieler: James Rodríguez, Real Madrid
Noch ein Award für die Königlichen aus Madrid. Wenn man individuelle Qualität und Anzahl der Torbeteiligungen sieht, ist diese Ernennung durchaus nachvollziehbar. Doch angesichts der Saison, die z.B. Andrés Iniesta, Ivan Rakitić oder Sergio Busquets gespielt haben, wäre auch die Ehrung eines dieser Spieler absolut zu rechtfertigen gewesen. Insbesondere letztgenannter scheint bei solchen Zeremonien regelmäßig übergangen zu werden, da er aufgrund seiner eher unspektakulären Spielweise wohl unter dem Radar fliegt.
Bester Stürmer: Lionel Messi, FC Barcelona
Wohl kaum jemand, der die letzte Saison verfolgt hat, zweifelte ernsthaft daran, wer diesen Award mit nach Hause nehmen würde. Zwar erzielte Messis ewiger Rivale Cristiano Ronaldo fünf Tore mehr, doch es war der kleine Argentinier, der zusammen mit seinen genialen Sturmpartnern Angst und Schrecken verbreitete.
Bester Spieler: Lionel Messi, FC Barcelona
Der Königsaward des besten Spielers der Saison 2014/2015 war ebenfalls eine klare Angelegenheit. Leo Messi war die gesamte Saison einfach nicht aufzuhalten und führte den FC Barcelona zur Meisterschaft und wenig später noch zum zweiten Triple der Vereinsgeschichte. Seine beiden Auszeichnungen widmete ‘La Pulga’ seinen Teamkollegen, insbesondere Luis Suárez, der wie schon bei der Bekanntgabe der Weltfußballer-Finalisten an diesem Abend leer ausging, und seinem Sohn Thiago.
Bester amerikanische Spieler: Neymar Jr., FC Barcelona
Bei der Vergabe des Awards für den besten La-Liga-Spieler aus Übersee staunten die meisten Anwesenden nicht schlecht, was einen einfachen Grund hatte: Neymar gewann die Auszeichnung vor Kollege Luis Suárez und James Rodríguez. Alle drei sind zweifelsohne Ausnahmekönner, doch fehlte da nicht jemand? Als wir das letzte Mal nachgesehen haben, stammte Lionel Messi immer noch aus Argentinien, also, wie die ersten drei, aus Südamerika. Nachdem er bereits die Awards für den besten Stürmer und besten Spieler erhalten hatte, scheint es ein wenig merkwürdig, dass er trotzdem nicht der beste Spieler aus Amerika sein soll. Die LFP wollte anscheinend eine totale Messi-Show vermeiden, sorgte damit allerdings für einiges an Hohn und Spott.
Bester Trainer: Luis Enrique, FC Barcelona
Auch bei dieser Verleihung gab es wohl keine zwei Meinungen. Was Luis Enrique in seiner ersten Saison beim FC Barcelona vollbracht hat, ist schlichtweg Weltklasse. Viele sahen die Zukunft Barças nach Tata Martinos Amtszeit skeptisch; der ‘Tiki-Taka’-Fußball schien aus der Mode gekommen und die erfolgreiche Zeit des FC Barcelonas vorbei zu sein. Doch Lucho veränderte das Spielsystem und führte seine Mannschaft sensationell zum Triple.
Fans Five-Star Player Award: Cristiano Ronaldo, Real Madrid
Dieser Preis wurde in diesem Jahr neu eingeführt und soll dem bei den Fans beliebtesten Spieler verliehen werden. Cristiano Ronaldo ist ohne Zweifel ein überragender Fußballer und erzielte 48 Tore in der letzten Saison, doch sollte so ein Award an einen Spieler gehen, der in nahezu jedem Stadion in Spanien ausgebuht wird? Die wohl bessere Wahl wäre unbestritten Andrés Iniesta gewesen, der in ganz Spanien als fairer Sportsmann gilt und selbst auf gegnerischem Platz regelmäßig stehende Ovationen genießen darf. Es scheint, als gingen die Offiziellen der LFP nach Facebook-Likes oder Instagram-Follower, denn ansonsten ist die Auszeichnung für CR7 mehr als lächerlich. Dieser war übrigens nicht einmal selbst anwesend, um den ‘Preis der Fans’ entgegenzunehmen.
Wie ihr seht, liebe Culés, sind diese Gala-Abende immer mehr Unterhaltung als wirklich ernstzunehmende Preisverleihungen. In einer Saison, in der Barça alles dominiert hat, hat es die LFP doch irgendwie geschafft, Real Madrid noch drei Awards zu schenken. Man bedenke, dass in der Saison 2011/2012 die Meistermannschaft von Real Madrid sämtliche Awards gewonnen hat, jedoch im Falle anderer Champions immer einige Preise an die Königlichen gehen. Dennoch war es ein durchaus erfolgreicher Abend für die Blaugrana und wer weiß, vielleicht erlebt man nächstes Jahr wieder die eine oder andere Überraschung.
Bericht und Interviews zu den LFP Liga Awards