Knapper Sieg gegen Espanyol – Was ist der Grund für die schwachen Leistungen von Barça?

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Nach dem Spiel gegen Espanyol meinte Tata Martino, dass es Barça zurzeit an Beständigkeit mangele. Die Mannschaft sei nicht in der Lage, den übergeordneten Plan konsequent durchzuziehen und tue sich aus diesem Grund etwas schwer. Dass es gegen Espanyol vor heimischem Publikum allerdings so schwer werden würde, hätte wohl kaum einer für möglich gehalten. Auch nicht, wenn man die hohe Belastung in den letzten zwei Wochen in die Rechnung einfließen lässt.

Es ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein Cocktail aus zwei Faktoren, der das Spiel von Barça etwas langatmig anmuten lässt. Zum einen sind es taktische Fehlplanungen, die dem Spiel der Katalanen Angriffspotenziale rauben. Zum anderen befinden sich einige Schlüsselspieler nicht in ihrer besten Verfassung – und hiermit ist nicht explizit Lionel Messi angesprochen.

Wieder einmal kamen im Camp Nou fast 80.000 Zuschauer zusammen, um ein Spektakel zu erleben und mit der Mannschaft einen weiteren, eindrucksvollen Sieg über den Stadtrivalen zu feiern. Am Ende fielen die Feierlichkeiten aber äußerst bescheiden aus. Mit 1:0 setzte sich die ‘Blaugrana’ im Derby durch, trug mit ihrer Spielweise aber nur wenig zur Erheiterung der Fans im Stadion und vor den Bildschirmen bei. Nach dem Spiel stand nicht der Sieg im Mittelpunkt, sondern die Frage nach der schwachen Performance der Mannschaft und von Lionel Messi.

Zuletzt keine überzeugenden Leistungen

Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Mannschaft von ihrer Topform derzeit weit entfernt ist. Bereits das Gruppenhinspiel der Champions League gegen den AC Milan war nicht sonderlich überzeugend, die folgenden Duelle in der Liga gaben ebenfalls keinen Anlass zur uneingeschränkten Zufriedenheit. Vorläufiger Höhepunkt dieser Entwicklung ist der schwache Auftritt gegen Espanyol Barcelona, bei dem die Mannen von Tata Martino nur mit Mühe und Not ihrem Torkonto einen Zähler gutschreiben konnten.

Dabei wäre gerade das Spiel gegen den Stadtrivalen eine willkommene Gelegenheit, endlich wieder einen überzeugenden Sieg zu feiern und diesen nach Möglichkeit auch mit ein paar Toren zu versüßen. Alles war für eine Fußballparty angerichtet – die Fans waren da und Espanyol Barcelona war mit seiner Spielweise sehr zuvorkommend.

Barça mit Problemen gegen ein schwaches Espanyol

In einem 4-5-1-System wollte der Widersacher Barça den Zahn ziehen. Kleine Korrektur: Ob sie es tatsächlich wollten, steht angesichts ihrer Spielweise nicht mit Endgültigkeit fest. Denn normalerweise geht eine Mannschaft mit so wenig spielerischer Qualität im Camp Nou unter – normalerweise.
Espanyol zog Abraham und Thievy nach rechts in die Fünferkette und versuchte über rechts zum Erfolg zu kommen. Thievy sollte bei Ballgewinn die rechte Seite bespielen und Martín Montoya unter Druck setzen. In Martín Montoya vermutete Espanyol wohl eine Schwachstelle, weshalb sich Stürmer Sergio García auch immer wieder nach rechts zu Thievy hinaustragen ließ. Von Erfolg gekrönt war diese Spielweise nicht, weil kaum ein Spieler nachrückte und die beiden Spieler stets in der Unterzahl agierten.

So blieben Espanyol nur die langen Bälle auf Stürmer Sergio García und das Besinnen auf die Verteidigung. Durch die weitreichenden defensiven Pflichten von Thievy und Abraham gelang es Espanyol, die defensiven Flügel zu überladen – zugestanden. Aber auch unter Berücksichtigung dieser defensiven, passiven Ausrichtung von Espanyol war die Vorstellung des FC Barcelona dem eigenen Anspruch unwürdig.

Man darf nicht mit dem Verweis auf die Spielweise des Gegners die eigenen Defizite im Spiel herunterspielen. Der Gegner am Freitagabend stellte das Team von Gerardo Martino vor eine relativ dankbare Aufgabe, die man allerdings nur bedingt meistern konnte. Was war der Grund dafür, dass Barça auch in diesem Spiel die ganz großen Glanzlichter vermissen ließ? Lag es nur an der Müdigkeit oder spielten auch andere Faktoren eine maßgebliche Rolle?

Wo sind die Dribblings und Nadelspieler im Zentrum?

In diesem Zusammenhang ist insbesondere auf die Spielweise vor dem gegnerischen Strafraum einzugehen. Mit Ausnahme des Pfostentreffers durch Dani Alves fehlte dem FC Barcelona im Zentrum ein Spieler, der Gefahr heraufbeschwören kann. Das Spiel verlagerte sich immer sehr schnell nach links oder nach rechts, ohne dass das Zentrum in irgendeiner Form bearbeitet würde. Xavi ist nicht der Spielertyp, der raumöffnende Dribblings durchführt. Erstaunlich ist aber der Umstand, dass auch Andrés Iniesta in dieser Saison als Nadelspieler praktisch inexistent ist. Seine Spielweise ähnelt in ihrer Effektivität langsam jener von Xavi Hernández, was für die Katalanen ein Problem darstellt.

Zumindest dann, wenn Lionel Messi sich wie zuletzt auf der rechten Außenbahn wiederfindet. Tata Martino hat den Argentinier auf rechts beordert, aber er hat noch kein Mittel gefunden, wie er den Mangel an Gefahr im Zentrum auffangen kann. Er versucht das Problem dadurch zu lösen, dass Neymar schon sehr früh auf dem Spielfeld nach innen einrückt – die Gefahr eines Lionel Messis kann Neymar in der Mitte aber nicht ausstrahlen. 

Nur wenige Impulse ohne Lionel Messi

Zwar ist auch der Brasilianer in der Lage, raumöffnende Dribblings durchzuführen und Gegner auf sich zu ziehen, aber es ist unverkennbar, dass sich der FC Barcelona schwer tut, eindeutige Torchancen herauszuspielen. Es fehlen die vertikalen Impulse aus dem Mittelfeldund ein starker Lionel Messi, der über seine neue Rolle wenig glücklich zu sein scheint.

Man kann ihm seinen Unmut nicht verdenken, jahrelang hat er auf der Position der ‘Falschen Neun’ geglänzt, hat einen Bestwert nach dem anderen aufgestellt. Dort konnte er sein unbestrittenes Potenzial am besten zur Geltung bringen, hatte Zugriff auf das gesamte Spiel und konnte eine Allianz mit beliebig vielen Spielern auf dem Spielfeld bilden. Mit seinen Dribblings verschaffte er Räume, konnte per Doppelpass die Abwehr aushebeln und mittels seiner genialen Schusstechnik den Ball aus nahezu jeder Position im Tor unterbringen.

Mittelfeldspieler verharren in der Komfortzone

Jetzt hat er weitaus weniger Zugriff auf das Spiel als bisher. Er rückt zwar wie Neymar früh ein, besetzt dann aber zumeist nur die Halbposition. Jeder Meter, den Messi mehr zurücklegen muss, beschneidet sein Potenzial erheblich. Auch die Distanz zum Tor ist größer geworden, weshalb es sich für ihn schwieriger gestaltet, mit Toren und Assists zu glänzen.

Es liegt wie weiter oben beschrieben aber nicht nur an Messi. Der direkte Weg zum Tor führt über das Zentrum, während Xavi und Iniesta einen großen Bogen um den zentralen Bereich vor dem gegnerischen Strafraum machen. Sie stoßen dort nur selten hinein und am Ende fehlt den Katalanen das, was man gemeinhin mit ‘Durchschlagskraft’, ‘vertikalem Zug’ oder ‘Zug zum Tor’ umschreibt. Als Nadelspieler war Iniesta mal eine große Nummer, in dieser Saison zieht er sich zu häufig in seine Komfortzone zurück.

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