Fünf Notizen zum Spiel gegen UD Levante

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Bildquelle: fcbarcelona.com

Das erste Pflichtspiel unter der Führung von ‘Tata’ Martino liegt hinter uns. In beeindruckender Manier fegten die Spieler des Argentiniers UD Levante aus dem Camp Nou. Einen besseren Einstand hätte man sich als Trainer kaum wünschen können. Dabei konnte die Mannschaft auf Automatismen zurückgreifen, die sie bereits in der Vorbereitungsphase erprobt hat. Einige spielerische Aspekte waren aber neu. Werfen wir gemeinsam einen Blick auf die Spielanlage der Katalanen.

Standardsituationen und die Ecken wurden in der Vorbereitungsphase zumeist kurz ausgeführt, wenn der Ball nicht in direkter Linie zum Tor lag. Auch im Spiel gegen UD Levante konnte man diese Vorgehensweise beobachten, eine bewusste Abkehr von der letzten Saison, in der Standards und Ecken ausschließlich zum Flanken genutzt worden sind. Gänzlich möchte ‘Tata’ Martino auf Flanken aber nicht verzichten. Auf der dem Spiel folgenden Pressekonferenz sagte er, dass „wir sowohl durch die Mitte als auch über die Flanken spielen müssen”. Der Trainer erteilt langen Flanken also keine Absage, sondern präferiert eine abwechslungsreiche Spielanlage, in der sich Flanken und spielerische Elemente abwechseln. Entsprechend gab es auch im Spiel gegen Levante Situationen, in denen Ecken und Freistöße lang ausgeführt worden sind. Bei der Verteidigung von gegnerischen Ecken wird weiterhin auf eine Manndeckung gesetzt.

Variabilität im Spiel scheint ‘Tata’ Martino besonders wichtig zu sein. Ein Überraschungseffekt könne nur erzielt werden, wenn man nicht ausrechenbar ist. Die Variabilität betrifft nach der Vorstellung von Martino zum einen das Verhalten der Angriffsspieler. Pedro, Messi und Sánchez waren nicht auf ihren nominellen Positionen fixiert, sondern bekleideten situationsabhängig auch andere Planstellen, überraschten den Gegner aber auch mit unkonventionellen Laufwegen. Pedro spielte links, war im Verlauf des Spiels jedoch auch im Sturmzentrum anzutreffen, genauso wie Alexis Sánchez, der nominell auf Rechtsaußen angesiedelt war. Desgleichen hielt Messi sich nicht ausschließlich im Zentrum auf, sondern ließ sich ab und an nach rechts heraustragen. Insgesamt gab es bei den Angreifern viel mehr Bewegung als in der vergangenen Saison. Den Worten des Trainers folgend könne man aber noch mehr Alternativen im Angriff schaffen. Man darf gespannt sein.

Zum anderen betrifft die Variabilität das Verhältnis vom Aufbauspiel zum vertikalen Direktspiel. Martino betont zwar immer, dass er die alten Tugenden wieder aufleben lassen will. Eine vollständige Analogie zum Spiel unter Pep Guardiola lässt sich aber nicht festmachen. Das Spiel unter Martino ist wesentlich direkter und damit auch risikofreudiger. Ausgangspunkt ist immer noch der Ballbesitz, die Kontrolle über das Spielgeschehen. Wenn sich aber eine Lücke im gegnerischen Verteidigungsverbund findet, wenn die Stellung der eigenen Spieler zum Gegner und zu den Mitspielern günstige Verhältnisse verspricht, dann soll der vertikale Pass erfolgen und das Spiel beschleunigt werden. So wie sich gegen UD Levante spielaufbauende und direkte Elemente abgewechselt haben, stimmte Martino das Spiel zufrieden. Das sind gute Anzeichen, wenn man bedenkt, dass wir erst begonnen haben”, so der Trainer.

Das Pressing hat Florian in seinem Spielbericht zum Spiel gegen UD Levante zu Recht hervorgehoben. Wie auch schon in den Vorbereitungsspielen setzte der FC Barcelona auch im ersten Heimspiel dieser Saison auf die zwar spektakuläre, gleichwohl aber kräftezehrende Spielweise. Im Vergleich zur Vorbereitung wirkte das Pressing gestern allerdings ein wenig intelligenter und ausgewogener. Zunächst mal ist festzuhalten, dass die kräftemäßige Intensität gestern nicht  so hoch war wie zuvor gesehen. Die Mannschaft positionierte sich beim gegnerischen Aufbauspiel nicht ganz so hoch und hat darauf verzichtet, den Torhüter zu pressen. 

Trotzdem gelang es den Katalanen, Druck zu erzeugen und Levante zu Abspielfehlern zu nötigen. Die Fruchtbarmachung von Messis Antrittsschnelligkeit für das Pressing ist eine Seite der Erfolgsmedaille des neuen Pressingansatzes. ‘Tata’ Martinos Ideen hören hier aber nicht auf. Beim ersten Pflichtspielsaison konnte man beobachten, wie der Außenstürmer, namentlich Sánchez, in horizontaler Linie ausgehend von der rechten seitlichen Außenbegrenzung die Innenverteidiger presste und bedingt durch seinen Laufweg zunächst den linken gegnerischen Außenverteidiger, anschließend den linken gegnerischen Innenverteidiger in Deckungsschatten nahm, während er den rechten Innenverteidiger unter Druck setzte. Der Vorteil dieses Vorgehens besteht in der Ressourcenschonung. Ein Spieler nimmt mehr als eine Anspielstation aus dem Spiel und gestaltet das Pressing effizienter. Mehr solcher Ideen würden dem Pressing der ‘Blaugrana’ gut tun und womöglich auch die Frage nach dem Durchhaltevermögen relativieren. 

Dani Alves’ Flanken. Erstaunlich, wie selten er gestern zu seinen berühmt berüchtigten Flanken angesetzt hat. Eine Anweisung des neuen Trainers? ‘Tata’ Martino ist ein Verfechter des flachen Spiels, sodass in der Tat davon auszugehen ist, dass Alves in dieser Hinsicht einer Beschränkung unterliegt. Seine Zurückhaltung im Offensivspiel lässt sich aber kaum auf eine solche zurückführen. Dies offenbart zum einen der Vergleich mit seinem Gegenüber Adriano, der offensiv wesentlich präsenter war. Zum anderen animiert Martino seine Außenverteidiger auch zu Vorstößen und möchte, dass sie am Angriffsspiel aktiv teilnehmen. Die Außenverteidiger müssen sich ins Angriffsspiel einschalten.” Demzufolge ist davon auszugehen, dass Alves’ restriktive Offensivhaltung den Eigenheiten der Partie geschuldet war.

Cesc Fàbregas’ Renaissance. Der Mittelfeldspieler ist kaum wiederzuerkennen und brillierte auch gestern wieder mit feinen Zuspielen und einer bisher kaum gekannten Spiellaune. Nicht er war es gestern, der zunächst auf der Bank Platz nehmen musste. Mit guten Auftritten hat sich Fàbregas die Gunst des Trainers erspielt. Doch was hat ihn beflügelt? War es der Trainerwechsel? Vielleicht, mit Sicherheit aber auch der Umstand, dass die Mittelfeldspieler nun etwas anders agieren. Hierzu führt Xavi aus: Der Trainer will nicht, dass die Mittelfeldspieler sich zu weit nach hinten fallen lassen und das Spiel aus der Defensive aus aufbauen. […] Er will, dass wir uns in der entscheidenden Zone des Spielfelds befinden. Wir sollen näher beim gegnerischen Strafraum sein und für die Vorlagen sorgen.”

Eine interessante Aussage von Xavi, die viele Implikationen mit sich bringt. War Fàbregas nicht zu seiner Zeit bei Arsenal der Spieler, der die Vorlagen servierte? Als Verbindungsspieler fühlt sich Fàbregas wohl und kann seine Stärken sehr gut einbringen. Der ihm zukommende Freiraum unter ‘Tata’ Martino ist größer und erlaubt es ihm, sich leichter dem Zugriff des Gegners zu entziehen. Mal befindet er sich auf Höhe der Innenverteidigung, um die Aufmerksamkeit dieser auf sich zu lenken, um sich im anderen Moment in die Zwischenräume fallen zu lassen und an einer finalen Version des Angriffs zu arbeiten. 

Das alles gilt aber natürlich unter dem Vorbehalt der Bestätigung gegen stärkere Gegner. 

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