Bildquelle: fcbarcelona.com
Vor der Länderspielpause musste der FC Barcelona zum FC Valencia ins Estadio Mestalla reisen, ein Stadion, in dem sich die Katalanen traditionell sehr schwer tun. Zunächst sah es so aus, als würde es diesmal ein entspannterer Abend werden, doch es kam schließlich ganz anders.
Tata Martino ließ Xavi und Sánchez zu Hause und setzte auf die folgende Startelf:
Einwechslungen:
71. Tello für Pedro
79. Dos Santos für Fàbregas
91. Sergi Roberto für Neymar
Spielverlagerung ins Mittelfeld – eine eher schlechte Idee
Valencia setzte im Vergleich zu Málaga, vor allem aber zu Atlético Madrid nicht auf die ganz defensive Taktik, nein die “Fledermäuse” präsentierten sich mit einem recht mutigen Plan. Man wollte sich nicht hinten hineindrücken lassen und versuchte daher das Spiel ins Mittelfeld zu verlagern. Dadurch war Barcelona zum einen weiter weg vom eigenen Tor und zum anderen war man selber näher am Tor der Katalanen.
Valencias Viererkette stand relativ hoch, einige Meter vor dem Mittelkreis, ihre Offensivspieler dagegen relativ tief, einige Meter hinter dem Mittelkreis. Diese beiden Ketten markierten ungefähr den Raum, der bespielt wurde bzw. aus Sicht der Gäste bespielt werden sollte. So würde man auch kompakt stehen, ohne sich hinten hineindrängen zu lassen und hätte – wie eben beschrieben – auch keinen so weiten Weg zum gegnerischen Tor. Klar ist, dass bei dieser Taktik alles stimmen muss. Alle Spieler müssen gut mit nach hinten arbeiten und vor allem die Schnittstellen stopfen, sodass Barcelona es nicht schafft, Spieler mit Pässen in den Lauf zu schicken, da diese dann alleine aufs Tor zulaufen würden. Dies wiederum ist der Vorteil der ganz defensiven Taktik, die Atlético anwendete: Der eigene Torwart ist immer mit im Spiel und kann sehr oft eingreifen, da sich das Spiel direkt vor ihm abspielt – das war aber im Mestalla nicht der Fall.
So viel zu den Vorsätzen von Valencia und all dem, was sie hätten umsetzen müssen, damit das alles auch gut funktioniert. Kommen wir jetzt dazu, wie es letztlich ausgesehen hat. Es sah die ersten 44 Minuten sehr schlecht aus, was Valencia spielte. Sie schafften es zwar, ihre Spieler ungefähr so wie geplant zu postieren, aber die Arbeit gegen den Ball und auch die Aktionen nach vorne ließen eine Menge zu wünschen übrig.
Defensiv gab es viel zu viel Platz zwischen den Ketten, der vor allem von den stark spielenden Messi und Fàbregas mit Freude ausgenutzt wurde. Auch andere Spieler – wie Neymar und Busquets – erfreuten sich an diesem Platz und machten dem Gastgeber das Leben schwer. Valencia beging auch zu viele zu einfache Fehler. Sie verloren den Ball in Situationen, wo man ihn nie und nimmer verlieren darf; so geschehen bei den ersten beiden Toren. Sie verlieren aber nicht nur den Ball, sie stehen auch ansonsten schlecht. Beim 0-1 bilden die beiden Innenverteidiger förmlich eine Gasse, in die Messi hineinlaufen und am Ende auch treffen kann. Das sind einfach Dinge, die nicht passieren dürfen. Man darf nicht in der eigenen Hälfte quasi ohne Not den Ball verlieren und den Gegner damit praktisch zum Toreschießen einladen, das muss ja fast schiefgehen.
Minute 44 – Hallo-Wach-Effekt für die Offensive
Valencia brauchte sehr lange um offensiv mal etwas Vernünftiges zustande zu bringen. Neben zwei harmlosen Distanzschüssen kamen sie nur zu einer guten Chance in den ersten 43 Minuten. Banega steckt gut auf Pabón durch, der am starken Valdés scheitert. Kurz danach fallen die beiden Tore zum 0-2 und 0-3, woraufhin sich die Gastgeber aufrappeln. Einen missglückten Flankenball nahm Perreira auf und spielte ihn, zu wenig unter Druck gesetzt vom ansonsten starken Busquets, in die Mitte zu Helder Postiga, der mit einem satten Schuss zum 1-3 traf. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit gelang Postiga dann nach einer Ecke sogar das 2-3 und das Spiel war wieder offen.
Im zweiten Durchgang zeigte Valencia dann, dass diese Tore kein Zufallsprodukt waren und dass sie durchaus gut nach vorne spielen können. Man erkannte Valencia fast nicht wieder. Sie waren bissiger, gingen energischer in die Zweikämpfe und griffen besser an. Sie rückten endlich mit mehr Spielern nach, wenn sie konterten, und schafften es so sich einige Chancen zu erspielen, die sie aber nicht nutzen konnten.
Offensiv war auf jeden Fall mehr drin für die Vorjahres-Fünften, die einige Chancen ausließen und unverständlicherweise erst in der zweiten Halbzeit anfingen nach vorne zu spielen – was aber eventuell auch am Gegner lag, der im ersten Durchgang sehr gut verteidigte. Defensiv war Valencia über 90 Minuten sehr anfällig und es war nur Barcelonas mangelnder Chancenauswertung und Valencias starkem Diego Alves im Tor zu verdanken, dass Barça nicht schon früher den Deckel auf dieses Spiel machte.
Barcelona – 44 Minuten Tiki Tata
Barcelona zeigte in den ersten 44 Minuten seine wohl beste Saisonleistung und das ausgerechnet in Valencia, wo man sich traditionell sehr schwer tut. Die Katalanen waren von Beginn an hellwach und standen defensiv sehr sicher. Sie machten die Räume eng, pressten gut und ließen den Gastgeber zu keinen Chancen kommen. Gleichzeitig war man von Anfang an gefährlich, sowohl durch ein sehr starkes Mittelfeld als auch durch das starke Gespann Messi und Neymar. Barcelona zeigte ein sehr gutes Umschaltspiel und stellte Valencia damit vor große Probleme. Die ersten beiden Tore sind Musterbeispiele dafür. Busquets erobert den Ball, Fàbregas schickt Messi und der kleine Argentinier trifft. Beim 3-0 darf dann auch mal Neymar mitmachen und das Tor von Messi schön auflegen.
Dieses Offensivspiel zeigten die Katalanen fast über 90 Minuten. Auch im zweiten Durchgang erspielten sie sich einige gute Chancen, vor allem gegen Ende, als Valencia etwas mehr öffnen musste. Speziell Lionel Messi kam zu guten Chancen, die er aber überraschenderweise nicht nutzte. Auch Pedro zweimal, sowie Jordi Alba scheiterten aus aussichtsreichen Positionen und ließen somit Valencia weiterhin die Chance noch den Ausgleich zu machen, was aber nicht mehr geschehen sollte.
Defensive – erst enorm stark, dann der Einbruch
Barcelona zeigte sich erneut defensiv sehr stabil, wohl stabiler als in den Spielen zuvor und wirkte gegenüber den Gastgebern aus Valencia in jederlei Hinsicht überlegen. Doch plötzlich stand es zur Halbzeit statt 3-0 nur noch 3-2. Barça war nach dem dritten Tor viel zu nachlässig und ließ Valencia zu leicht ins Spiel zurückkommen. Beim 1-3 muss man beide Flanken energischer unterbinden und natürlich auch in der Mitte Postiga enger decken, denn ansonsten ist so eine Situation dann nicht mehr zu verteidigen, wie man sehen konnte. Das 2-3 resultierte dann aus dem ersten wirklichen Fehler beim Verteidigen einer Standardsituation unter Tata Martino. Helder Postiga bestritt ein Kopfballduell gegen Andres Iniesta und Dani Alves. Das wirkte schon fast so, als wolle Barcelona Valencia zurück ins Spiel holen, anders kann man sich eine solche Zuteilung nicht erklären.
Im zweiten Durchgang bekam Barcelona wieder mehr Ruhe ins Spiel, wurde aber dennoch einige Male vor Probleme gestellt. Jordi Alba präsentierte sich unter größerem Druck als in der ersten Halbzeit wieder unsicherer und verhalf Barcelona nicht zu mehr Stabilität. Offensiv war er gut, aber defensiv muss er auch gegen einen aktiveren Gegner wieder besser spielen. Sein Stellungsspiel und Zweikampfverhalten ist noch nicht da, wo es letzte Saison viele Spiele lang war, da muss jetzt einfach wieder mehr kommen.
Ansonsten bekam Barcelona vor allem dann Probleme, wenn Valencia das Pressing mal aushebeln konnte, wobei die Katalanen es in diesen Szenen prinzipiell ganz gut schafften, wieder schnell genügend Spieler hinter den Ball zu bekommen und den ballführenden gegnerischen Spieler in dieser Zeit auch gut zu beschäftigen. Es war also eigentlich gut möglich die meisten Situationen zu bereinigen, dennoch kamen zu viele Bälle irgendwie durch und wurden gefährlich, weil Barcelona in der zweiten Halbzeit einfach nicht mehr so bissig und energisch in den Zweikämpfen wirkte. Am Ende ging es gut, aber Barça muss es jetzt schaffen, neben der guten offensiven Leistung auch defensiv über 90 Minuten stabil zu stehen und vor allem darf so etwas wie in den zwei Minuten vor dem Seitenwechsel einfach nicht passieren!