Die Siegesserie des FC Barcelona ist beendet. Vor heimischer Kulisse unterlag die Mannschaft von Trainer Luis Enrique Málaga CF knapp mit 0:1. Die Gäste aus Andalusien verteidigten zumeist tief und machten es den Katalanen damit besonders schwer, sich klare Torchancen herauszuspielen. Auch das trio infernale konnte die erste Niederlage seit dem Spiel im Estadio Anoeta nicht abwenden.
Der FC Barcelona hätte sich im Spiel gegen Málaga einen Punkt, ja sogar einen Sieg verdient gehabt. Trotzdem muss man der Mannschaft von Javi Gracia ein Kompliment aussprechen, weil sie aus ihren Möglichkeiten das Beste gemacht hat. Die Katalanen waren bemüht und suchten ohne Unterlass den Weg in Richtung des Tores von Carlos Kameni, ließen unter dem Strich aber die gewohnte Präzision vermissen.
Das Defensivkonzept von Málaga
Der Málaga CF hat im Gegensatz zu den letzten Jahren nur wenig taktische Raffinesse aufblitzen lassen, überzeugte dafür umso mehr mit einem grundsoliden Spielkonzept. Aus einem stabilen 4-4-2-System heraus, in dem auch die Stürmer mit Defensivaufgaben betraut waren und sich tief in die eigene Hälfte fallen ließen, sollten die Räume verknappt und die Angriffe der formstarken Katalanen abgewehrt werden. Die Umsetzung funktionierte gut, auch wenn die Mannschaft um Superstar Lionel Messi hin und wieder eine gute Möglichkeit vorfand. Der Regelfall aber war ein eher zähes Aufbauspiel der Blaugrana, das spätestens im letzten Spielfelddrittel ins Stocken kam und dem es in Ansehung der Überzahl der Gegner und ihrer geschickten Verteidigung an Präzision und guten Laufwegen mangelte.
Vor allem im Zentrum stellte Málaga eine gute Kompaktheit her, machte den Zwischenlinienraum praktisch unbespielbar und profitierte zusätzlich von der tiefen Position der beiden Stürmer Juanmi und Samuel, die geschickt die Halbräume abdeckten. Sie waren auch ein Problem für den Motor des katalanischen Angriffsspiels, der auf den Namen Lionel Messi hört. Sehr häufig hielt sich Leo auf der rechten Außenbahn auf und machte das Spiel breit, kam mit zunehmendem Spielverlauf aber auch aus dem Halbraum. Seine Dribblings waren aber nur selten von Erfolg gekrönt, weil Samuel, der unterstützend rückwärts presste, ein Gegenspieler zu viel war. Es war daher kein guter Tag für den vierfachen Weltfußballer, der auch in seiner Funktion als Flügelstürmer kaum Optionen hatte, auf seine bevorzugten Laufwege zurückzugreifen.
Nicht ungefährlich: Konter und Offensivpressing
Trotz der äußerst defensiven Grundhaltung waren die Gäste offensiv keineswegs zu unterschätzen. Aufgrund ihrer Grundschnelligkeit waren sie in der Lage, große Distanzen sehr schnell zu überbrücken. Der FC Barcelona hatte zentral vor dem Strafraum nur wenig Zeit, sein in den letzten Wochen gut funktionierendes Gegenpressing anzusetzen, konnte aber immerhin viele Ballverluste im zweiten Spielfelddrittel ungeschehen machen. Wenn Málaga den Ball in dieser Zone kontrollieren konnte, wurde es allerdings – bedingt durch die hohe Positionierung der Spieler und des nicht immer vorhandenen Zugriffs der Innenverteidiger – nicht ungefährlich. Piqué musste in diesem Zusammenhang darauf aufpassen, sich von einem der Stürmer nicht in eine strategisch ungünstige Position locken zu lassen, weil der linke Mittelfeldspieler Málagas, Castillejo, den sich öffnenden Raum schnell anlaufen könnte. Daraus resultierte Zeit und Raum für Samuel zur Ballverarbeitung.
Der Plan der Gäste aus Andalusien gründete sich damit zum einen auf den schnellen Kontern. Sie rückten insbesondere in der ersten Halbzeit im Kollektiv aus und suchten nach einer Überzahl im Angriff. Wenn der Ball verloren ging, hatten sie zahlreiche Spieler in Ballnähe und gingen zu einem Offensivpressing über, das zweite Element ihres offensiven Ansatzes in diesem Spiel. Das offensive Pressing von Málaga hat ein wenig überrascht – in manchen Situationen beteiligten sich gleich sechs Akteure daran, nur der linke Außenverteidiger hielt sich zurück. Einmal konnte der FC Barcelona eine Umklammerung beinahe auf eine sehr interessante Art und Weise parieren: Lionel Messi ließ sich in den defensiven rechten Halbraum fallen und seine Spritzigkeit und sein Ballgefühl gegen einige Gegenspieler sprechen. Am Ende war es dann, wie so oft in diesem Spiel, ein Gegner zu viel.
Das letzte Spielfelddrittel erreichte der Gegner des FC Barcelona aber nicht nur über die Konter, sondern zuweilen auch nach eigenen Abschlägen. Diese gingen zumeist auf die linke Seite, wo Stürmer Samuel in den ersten Ball ging und ihn auf Castillejo oder Juanmi zu verlängern suchte; das hatte jedoch nur selten Erfolg.
Barça mit Defiziten vorne und hinten
Woran kränkelte es beim FC Barcelona in diesem Spiel? Man kann den Spielern nicht vorwerfen, dass sie nicht alles gegeben haben – der Frust am Ende der Partie saß tief. Es war mit Sicherheit nicht nur Frust ob des Gegners, der seine Sache sehr ordentlich machte. Auch sie konnten nicht an die Leistungen der letzten Spiele anknüpfen und den Druck entwickeln, der nötig gewesen wäre, um das defensive Konzept von Málaga zum Einsturz zu bringen. Die Mannschaft hatte im Zentrum wenig Raum zur Verfügung und operierte auch in diesem Spiel wieder vermehrt mit langen Seitenwechseln auf die gegenüberliegende Seite. Allerdings konnten weder Neymar noch Messi richtig Fahrt aufnehmen, da ihnen wichtige Laufwege häufig versperrt waren und der Raum für einen vertikalen Durchbruch zu kurz war. Unterstützende Bewegungen kamen seltener vor, das Spiel der Blaugrana war im Vergleich zu den guten Auftritten in diesem Jahr wieder durchschaubarer. Dadurch verlagerte sich die Last vom Kollektiv auf die Schultern Einzelner, die allesamt jedoch einen schweren Stand hatten.
Defensiv machten sich in manchen Situationen Zuordnungsprobleme bemerkbar, auch die defensiven Staffelungen waren nicht so gut wie zuletzt. Daraus konnte Málaga zum Glück kein Kapital schlagen. Bei schlechten defensiven Staffelungen besteht das Problem, dass Gegenspieler aus dem Rückraum ungehindert zum Schuss kommen können. Im Fall von Balleroberungen in der Defensive kam das in diesem Jahr präsentierte ansehnliche Konterspiel nicht zur Anwendung. Grund hierfür war einerseits das Pressing, das umständliche Spiellösungen erforderlich machte, andererseits aber auch die disziplinierte Rückwärtsbewegung von Málaga. Wenn sich doch einmal eine Konteroption ergab, scheiterte das schnelle Umschaltspiel – wir sind wieder am Anfang – an der notwendigen Präzision.
Als sich in der zweiten Hälfte im letzten Spielfelddrittel die Ballverluste mehrten und Barça immer weniger Zugriff auf die Konter der Andalusier bekam, reagierte Luis Enrique. Er brachte Pedro für Iniesta und Rakitić für Rafinha, funktionierte Jordi Alba zum Mittelfeldspieler um und brachte, da die Dienste von Alves in der Offensive als Breitengeber nicht mehr benötigt wurden, den defensiv stärkeren Javier Mascherano. Die Wechsel von Enrique können nicht beanstandet werden, da sie sowohl offensiv als auch defensiv sinnvoll waren. Offensiv öffneten sich dann auch Räume für Barça, die aber nicht mehr in Tore umgemünzt werden konnten. So blieb es beim 0:1 und einem herben Rückschlag im Kampf um die Meisterschaft.