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Neun Punkte aus drei Spielen – so lautet die Ausbeute des FC Barcelona nach drei Spielen in der noch jungen La Liga-Saison. Es gibt diesbezüglich also keinen Anlass zur Rüge, was gleichfalls für das Torverhältnis von 8:2 gilt. Auch taktisch präsentierte sich der FC Barcelona insgesamt in einer guten Verfassung, muss jedoch punktuell sein Konzept überdenken. Gegnerisches Pressing und Gegenpressing, das hat die Partie gegen Osasuna gezeigt, liegen den Katalanen weniger und bringen sie immer wieder in Bedrängnis. Gestern allerdings konnte man nichts dergleichen beim Gast aus Valencia beobachten und dementsprechend ungefährdet war der knappe Sieg des FC Barcelona.
Der FC Valencia versuchte das erwünschte Erfolgserlebnis im Camp Nou in einem 4-4-2 System zu erreichen. Bereits in der Frühphase der Partie wurde ersichtlich, dass die Grundausrichtung des Gastgebers eher defensiv zurückhaltend war und den Schwerpunkt auf schnell vorgetragene Konter oder weite Bälle in die Spitze legte. Ein Pressing wie bei Osasuna oder Real Madrid war gestern damit nicht zu beobachten. Die Entscheidung zwischen einem Gegenpressing und einem geordnetem Rückzug bei Ballverlusten im letzten Spielfelddrittel fiel immer zugunsten Letzterem aus. Ein Charakteristikum im Spiel von Valencia war am gestrigen Abend insbesondere der große Abstand zwischen den beiden verteidigenden Ketten. Die Abwehrreihe agierte verhältnismäßig tief und die Mittelfeldkette des FC Valencia empfing die katalanischen Spieler bereits kurz hinter der Mittellinie.
Dieses Vorgaben des Trainers hatten zum Ziel, Pässe hinter die Abwehr auf die durchstartenden Stürmer der Katalanen zu verhindern. Des Weiteren sollten durch die hohe Positionierung der Mittelfeldkette der Abstand der eigenen Spieler zum gegnerischen Tor verringert und verhindert werden, dass man nach Balleroberungen ins Gegenpressing des FC Barcelona läuft und den Ball sofort wieder hergeben muss. Kurzum ging es darum, die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Konterspiel herzustellen. Soweit die Theorie, der Spielverlauf allerdings schrieb eine andere Erzählung. Dem FC Barcelona gelang es ohne Mühe, in die Halbräume zwischen Abwehr und Mittelfeld vorzustoßen und die Mittelfeldspieler des FC Valencia zu zwingen, nach hinten zu verschieben. Das war möglich, weil die Hausherren im Mittelfeld stets in der Überzahl waren und die erste Verteidigungslinie des Gegners damit leicht umspielen konnten.
Lionel Messi ließ sich immer wieder ins Mittelfeld zurückfallen und sorgte für eine zusätzliche Anspielstation. Ein Verteidiger von Valencia folgte La Pulga bei seinen Ausflügen ins Mittelfeld nicht. Damit waren die Spieler des FC Barcelona im Mittelfeld stets überpräsent und konnten sich in die Räume hinein kombinieren. Das Zurückfallenlassen von Messi weitete die Abstände in der Mittefeldkette zusätzlich und riss Lücken in ihren Verbund, weil die Spieler des FC Valencia darauf bedacht waren, den Passweg zu dem unmittelbar hinter ihnen lauernden Argentinier zuzustellen. Die Stürmer arbeiteten in der Anfangsphase kaum nach hinten, sondern lauerten überwiegend kurz hinter der Mittellinie auf Zuspiele.
Die Mannschaft von Tito Vilanova, der das Spiel von der Tribüne aus verfolgen musste, hatte nur wenige Mühe, mit der Spielart des Gastes zurechtzukommen. Sie konnten ihr Spiel aufziehen und fanden genügend Räume vor, um die Mitspieler in den Zwischenräumen anzuspielen. Die Blaugrana war sehr darum bemüht, das Spiel sehr breit zu machen und den Gegner viel laufen zu lassen. Adriano und Alves schalteten sich immer wieder offensiv ein und sorgten für eine gute Präsenz auf den Außenbahnen. Damit wurden der Außenverteidiger und der äußere Mittelfeldspieler immer wieder stark beschäftigt. Wenn der Außenverteidiger vorrückt, muss der äußere Mittelfeldspieler nach außen rücken und ihn covern, damit keine Unterzahlsituation auf den Außen entsteht und der Innenverteidiger seine angestammte Position zur Klärung der Situation verlassen muss. Mit der Breite im Spiel entstehen somit Räume im Zentrum und zwischen dem gegnerischen Außen- und Innenverteidiger. Durch diese Räume entstanden für den FC Barcelona in Halbzeit eins einige gute Tormöglichkeiten.
In der zweiten Halbzeit veränderten die Gäste ihre Spielweise nicht unerheblich. Die beiden Viererketten rückten von nun an mehr aneinander und erlaubten ein dynamisches Schließen von Lücken durch die Verteidiger. Damit ging aber ein weiterer Verlust an offensiver Schlagkraft einher, da die Konterwege nun noch länger wurden. Aus dem Spiel heraus kam der FC Valencia folgerichtig zu keiner ernsthaften Torchance mehr. Die Stürmer waren immer in der Unterzahl und konnten sich darum nicht in Szene setzen. Zwar reagierte der Trainer und ließ seine Mannschaft immer offensiver auftreten, je näher das Spielende rückte. Damit aber eröffnete er dem FC Barcelona gleichsam Kontergelegenheiten, die aber allesamt an der fehlenden Besonnenheit im letzten Spielfelddrittel scheiterten. Das Umschalten des FC Barcelona funktioniert hervorragend, lediglich das finale Moment geht den Kontern des FC Barcelona derzeit ein wenig abhanden. Die offensivere Phase von Valencia wurde ohne Schwierigkeiten von einer restriktiveren Offensivhaltung der Katalanen abgefangen. Eine gute taktische Vorstellung wurde mit einem weiteren Sieg belohnt.