Bildquelle: fcbarcelona.com
Im letzten Spiel vor der Länderspielpause empfing der FC Barcelona Real Valladolid. Die Katalanen schafften es, ihren perfekten Liga-Start mit dem achten Sieg aus acht Spielen weiter auszubauen, taten sich zu Beginn allerdings schwer.
Tata Martino setzte auf folgende Elf:
Valladolid defensiv mit Problemen
Valladolid nahm sich – wie jedes Team, das im Camp Nou antritt – vor, defensiv sicher zu stehen. Dies gelang den Gästen aber nur phasenweise. Sie versuchten das Zentrum eng zu machen und somit Barças Mittelfeldspieler früh stören. Jedoch gelang es den Katalanen, sich aus diesen Situationen gut zu lösen und den Ball in den meisten Fällen nach vorne zu spielen. Und genau hier war ein großes Problem von Valladolid zu sehen. Bis zum 1-1 durch Alexis Sánchez gaben die Gäste dem Chilenen viel zu viel Platz. Alexis spielte nicht ganz rechts, sondern etwas in die Mitte versetzt. Dadurch wusste bei den Gästen keiner, wer auf ihn aufpassen soll. Der Außenverteidiger kümmerte sich um Alves, während die Innenverteidiger Neymar deckten. Da auch die Mittelfeldspieler an Fàbregas und Xavi hingen, hatte Alexis enorm viel Platz vor sich – und das nicht nur einmal. Er konnte somit einige Male kurz vor dem Strafraum Tempo aufnehmen und so gefährliche Situationen einleiten. In der 14. Minute gelang ihm dann sogar ein Tor, eben weil er ungestört schießen konnte.
Nach dem Tor machte Valladolid es besser, weil ein Innenverteidiger sich mehr um den Chilenen kümmerte. Dadurch bekam aber wiederum Neymar mehr Platz, was dazu führte, dass er immer besser ins Spiel kam. Sánchez hingegen ging nun weiter nach außen, um den Innenverteidiger loszuwerden. Dennoch blieb er weiterhin gefährlich und konnte von Valladolid kaum unter Kontrolle gehalten werden.
Auch ansonsten ließen die Gäste defensiv einiges zu wünschen übrig. Das Bemühen war zwar immer zu erkennen, jedoch boten sie den Katalanen einfach zu viel Platz. Dass sich das irgendwann rächt, ist zu erwarten, und da hilft der gute Wille alleine nicht. Valladolid ging mit der Zeit auch mehr und mehr die Puste aus, was es für die Gastgeber noch einfacher machte. Letztlich fehlte den Gästen defensiv einfach die nötige Disziplin, um gegen Barça zu verteidigen. Man ließ zu viele Räume offen und stopfte die Lücken verhältnismäßig schlecht.
Offensiv vielversprechender Beginn
Die Gäste waren bemüht, regelmäßig zu Entlastungsangriffen zu kommen. Nach Balleroberung rannten in der Regel zwischen drei und fünf Spieler nach vorne. Wirklich gut ausgespielt wurden diese Konter nur sehr selten, aber sie boten viel Potenzial. Durch die Mitte gab es viel Platz, was an Songs Positionsspiel lag, aber dazu später mehr. Valladolid konnte also im Zentrum relativ weit marschieren und versuchen, über die Außen zu einer Chance zu kommen. Die Außenspieler schafften es auch häufig, die Bälle ins Zentrum zu spielen – jedoch wurden diese in der Regel souverän von Barça geklärt.
Das einzige Tor erzielten die Gäste nach einem Eckball. Aus dem Spiel selbst wurden sie noch einige Male annährend gefährlich, etwas Zählbares kam dabei aber nicht heraus. Nachdem Barcelona das Spiel gedreht hatte, ließ Valladolid mehr und mehr nach und kam praktisch gar nicht mehr nach vorne. Dies lag aber auch an taktischen Umstellungen von Barça in der Halbzeitpause.
Barça – Song und das klaffende Loch
Alex Song hat sich mittlerweile ganz gut eingelebt in Barcelona. Er spielte zuletzt sehr solide, sowohl am Ball als auch hinsichtlich seiner Positionierung. Gegen Valladolid war er am Ball sogar herausragend. Er verlor keinen einzigen Ball, eroberte einige zurück und brachte alle seine 102 Pässe zum Mitspieler, ein Rekord in dieser Saison! Jedoch schadete er dem FC Barcelona im ersten Durchgang durch sein schlechtes Positionsspiel. Er ließ sich sehr weit fallen und war nur knapp vor den Innenverteidigern postiert. Dadurch und durch die Tatsache, dass die katalanischen Achter weit vorne standen, klaffte ein Riesenloch in Barças Mittelfeld. Valladolid konnte dadurch, wie eben beschrieben, öfters ungestört weit marschieren. Dies war ziemlich unbequem zu verteidigen, wobei die Katalanen das noch relativ gut machten.
Zur zweiten Halbzeit änderte sich Songs Positionierung. Er stand nun höher und näher an den Achtern. Dadurch konnte er mehr Bälle abfangen und stopfte das große Loch im Mittelfeld. Valladolid wurde damit ihrer offensiv besten und praktisch einzigen Waffe beraubt. Daher kamen sie in der zweiten Halbzeit auch kaum mehr nach vorne.
Wieder ein Tor nach einem Standard – Schuld der Manndeckung?
Das 0-1 kassierte Barça mal wieder nach einer Standardsituation. Nun wirft sich natürlich die Frage auf, woran das liegt. Es könnte eventuell an Martinos neu eingeführter Manndeckung liegen. Jedoch kassierte man auch in der letzten Saison viele Tore aus solchen Situationen, als man noch im Raum verteidigte. Es scheint eher daran zu liegen, dass der Mannschaft die nötige Physis fehlt, um Standards zu verteidigen. Man hat nur einen wirklich guten Kopfballspieler im Team mit Gerard Piqué. Je nach Aufstellung könnten da noch Bartra oder Puyol dazukommen. Ansonsten hat man nur noch Busquets, der zwar groß, aber kein wirklich guter Kopfballspieler ist.
Da quasi jedes andere Team Barça physisch überlegen ist, ist es schwer, alle kopfballstarken Gegner mit diesem Spielermaterial zu decken. Eine Möglichkeit wäre vielleicht, wenn man beide Pfosten abdeckt, weil man so einige Bälle klären könnte, die ansonsten im Tor landen würden. Andererseits gab es gegen Valladolid eine Szene, in der ein Gegner nach einer Ecke im Abseits stand. Solche Szenen sind unmöglich, wenn die Pfosten abgedeckt sind. Hier kommt es einfach darauf an, was einem persönlich wichtiger ist.
Stellungnahme
Ich persönlich würde beide Pfosten abdecken, da man alleine in dieser Saison dadurch schon einige Gegentreffer nach Standards hätte verhindern können. Man muss abwarten, was im Sommer passiert. Martino wird Ideen haben, was er gegen das Problem unternehmen kann. Aktuell muss er halt mit dem vorhandenen Spielermaterial zurechtkommen. Im Sommer kann er allerdings die seiner Meinung nach fehlenden Puzzlestücke verpflichten, um dieses leidige Problem bald in den Griff zu bekommen.