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Das war ein Einstand nach Maß in die Saison 2012/2013. Der Gegner aus San Sebastián konnte der spielerischen Überlegenheit der Katalanen nichts entgegensetzen und ging im Camp Nou unter. Das Ergebnis vermag nur zum Teil die Dominanz des FC Barcelona auszudrücken, über mehr Gegentore hätten sich die Basken nicht beklagen dürfen. Mit einer breiten Spielanlage, viel Druck über die Außen und einer gewohnt hohen Fluidität im Angriffsspiel drangen die Spieler sehr häufig in für den Gegner gefährliche Regionen vor und erspielten sich damit zahlreiche Torchancen. Es gibt allerdings auch Anlass zur Rüge: Die Abstimmung der Abwehr ist noch verbesserungswürdig und verschaffte dem Gegner Raum zum Ausgleich der Führung durch Puyol.
Real Sociedad auf Konter bedacht
Das Auftreten der Gäste aus San Sebastián im Camp Nou war keinesfalls auf Angsthasenfußball ausgelegt. Bei Ballbesitz des FC Barcelona zog sich der Gegner zwar zurück und wartete geduldig die Angriffsbemühungen in einem 4-4-2 ab. Sobald aber der Ball erobert wurde, rückten zahlreiche Spieler von Sociedad aus, um einen Konter vorzutragen und ließen in der Abwehr lediglich eine Dreierkette zurück. Diese wurde gebildet von den beiden Innenverteidigern sowie dem rechten Außenverteidiger. Der linke Außenverteidiger hingegen interpretierte seine Rolle wesentlich offensiver als sein Gegenüber und wurde vom Trainer offensichtlich angewiesen, bei Kontern mit nach vorne auszurücken. Real Sociedad hatte also durchaus Ambitionen im Spiel nach vorne, was auch der Torerfolg in der Frühphase der Partie verdeutlicht.
Gasttrainer opfert Stürmer
Dass die Gäste letztlich aber mit fünf Gegentoren abgefertigt worden sind, lag weniger an ihrem mutigen Aufrücken und der daraus resultierenden Gefahr von Kontergegentoren durch den FC Barcelona. Die Katalanen waren weniger darum bestrebt, schnell umzuschalten und die Räume auszunutzen, die sich daraus ergaben, dass die Spieler von Sociedad beim Konterspiel nach vorne ausrückten. Vielmehr hatte der Gast ein grundsätzliches Problem damit, seine Ordnung beizubehalten eine Ordnung zu finden, die dem Angriffspotenzial der Blaugrana gerecht wird im Sinne einer kompakten Spielweise, welche die Räume für den Gegner stark einengt. Tatsächlich aber war nicht nur der vertikale Abstand zwischen den beiden Viererketten ziemlich hoch, wodurch die die äußeren Mittelfeldspieler veranlasst wurden, lange Wege zu gehen, um auf dem Flügel eine Doppelung der katalanischen Flügelstürmer Tello und Pedro sicherzustellen. Des Weiteren war augenfällig, wie weit die Spieler der Mittelfeld-Viererkette auseinander standen. Es war für Xavi und Busquets ein Leichtes, ihre Mitspieler zu bedienen, die sich zwischen die Ketten geschlichen hatten und nur darauf warten, die verbliebene letzte Hürde, die Abwehrreihe, zu überlaufen. Der Trainer von Real Sociedad hat den Missstand im Spiel seiner Mannschaft erkannt und im Verlauf der ersten Halbzeit einen Stürmer geopfert, der nun überwiegend mit defensiven Aufgaben betraut war und sicherstellen sollte, dass keine Schnittstellenpässe zwischen die Viererketten erfolgen.
Pedro und Tello Erfolgsgaranten
Die Spieler der Abwehrreihe standen von vornherein eng beieinander, damit die Mannschaft nicht das Opfer der gefürchteten tödlichen Pässen der Katalanen wird. Es ist Real Sociedad durchaus gelungen, diese Art von Pässen zu unterbinden. Gleichwohl wurde es immer wieder vor ihrem Tor gefährlich, weil der FC Barcelona das Spiel unglaublich breit machte. Pedro und Tello, letzterer in einem erhöhten Maße, klebten an der Außenbahn und fächerten das katalanische Spiel wie selten gesehen. Häufig bekamen es die katalanischen Flügelstürmer mit zwei Gegenspielern zu tun, dem Außenverteidiger und dem äußeren Mittelfeldspieler. Da die Wege für den äußeren Mittelfeldspieler relativ lang waren (siehe oben), gab es durchaus auch Eins-gegen-eins Situationen. In diesen Situationen rückte zumeist der Innenverteidiger nach außen, um seinen Mitspieler zu unterstützen. Die Folge hiervon waren freie Räume im Strafraumzentrum. Aber auch wenn der äußere Mittelfeldspieler zur Stelle war und zum Beispiel Tello gedoppelt worden ist, gelang es der Blaugrana, die Aufmerksamkeit der Innenverteidiger auf die Außenbahn zu lenken. Durch das permanente Aufrücken von Jordi Alba, der Tello überlief, wurde der Innenverteidiger von Real Sociedad ebenfalls veranlasst, sich nach außen hin zu orientieren und das Strafraumzentrum preiszugeben. Insoweit ist also festzustellen, dass das Flügelspiel für den FC Barcelona im Spiel gegen Sociedad der Schlüssel zum Erfolg war. Das Verhältnis der Angriffsseiten zueinander war nicht unverhältnismäßig, doch wurden über die linke Angriffsflanke zahlenmäßig mehr Angriffe vorgetragen als über die rechte.
Gegner verschob stark
Die Hereingaben von Tello ausgehend von der Grundlinie waren aber nicht immer sinnvoll. Häufig spielte er einen diagonalen kurzen Ball zurück, um einen seiner Mitspieler zu bedienen. Besser wäre es gewesen, einen halbhohen Pass auf den zweiten Pfosten zu spielen. Der Gegner verschob sehr stark in Richtung der Flügel und entblößte damit die gegenüberliegende Seite. Dieses starke Verschieben war auch der Grund für das vierte Tor durch Pedro, der völlig frei vor dem Tor zum Schuss kam. Man muss Tello diesbezüglich aber von jeder Schuld freisprechen. Wenn sich niemand auf den langen Pfosten begibt, dann nur die Option des kurzen Diagonalpasses. Pedro hat das Verhalten des Gegners studiert, den Weg zum langen Pfosten gewagt und wurde von Tello belohnt. Darüber hinaus zeigte sich die Blaugrana mit viel Spielwitz. Die Spieler packten ihr Standardrepertoire an Spielerrochaden und Positionswechseln aus und stifteten Unruhe in der gegnerischen Mannschaft. Das Kombinationsspiel funktionierte einwandfrei und war schön anzuschauen. Dass es so gut funktionierte, lag insbesondere auch daran, dass die Spieler trotz der zahlreichen Rochaden stets klar definierte Räume abdeckten und es insofern gute Raumordnung gab.
Alves mit Fehler im Stellungsspiel
Anlass zur Kritik gibt es im Hinblick auf das Abwehrverhalten des FC Barcelona. Ein suboptimales Abwehrverhalten war die Ursache für das Gegentor in der Anfangsphase der Partie. Vier Abwehrspieler standen drei Angreifern gegenüber. Zwei davon, Alba und Mascherano hatten die Absicht, einen Gegenspieler auf der Außenbahn zu doppeln, sofern dieser an den Ball kommt. Das ist nicht passiert, der Ball ist ins Zentrum zum direkten Gegenspieler von Puyol gewandert. Der Fehler im Positionsspiel in dieser Situation wurde aber von Alves begangen, der zu weit ins Zentrum rückte, um Puyol zu unterstützen. Dadurch war der Weg frei für den Spieler auf rechts, der sich diese Gelegenheit nicht entgehen ließ. Es war in dieser Situation völlig unangemessen, auszurücken. Eine Eins-gegen-eins Situation ist Puyol durchaus zuzutrauen, und selbst wenn es dem Gegenspieler gelänge, Puyol zu passieren, so würde dies mit einer erheblichen Zeitverzögerung einhergehen und der nahstehende Mascherano könnte in der Not aushelfen.
Fazit
Es waren vielversprechende Ansätze im Spiel der Katalanen erkennbar. Wenn es dem FC Barcelona gelingt, diese breite Spielanlage beizubehalten, werden die Gegner zwangsläufig Schwierigkeiten bekommen, weil es für sie unmöglich ist, gleichzeitig die Pässe in die Schnittstellen zu verhindern und die Außenbahnen zuzustellen. Die Bewegung im Spiel und die Positionswechsel machten es Real Sociedad sehr schwer und überforderten sie am gestrigen Abend. Der Gast hat nicht die Balance gefunden, um sich dieser katalanischen Mannschaft zu erwehren. Damit wird aber auch deutlich, dass die Befunde gestern nur relativ zur Stärke des Gegners gesehen werden können.