Bildquelle: fcbarcelona.com
Nach der Remuntada gegen den AC Mailand in der Champions League stand am Sonntagabend wieder der Ligaalltag an. Zu Gast im Camp Nou war Rayo Vallecano, welche das Hinspiel zu Hause mit 5-0 verloren, aber eine sehr interessante Taktik zeigten. Eben jene Taktik benutzten sie auch im Camp Nou, was zu einem sehr unterhaltsamen Spiel führte, welches Barcelona am Ende mit 3-1 gewinnen sollte.
Wie gewohnt rotierte Jordi Roura wieder ein wenig und brachte folgende Spieler:
Einwechslungen
22. Alves für Adriano (verletzt für vier bis sechs Wochen)
63. Thiago für Iniesta
82. Song für Fàbregas
Taktik und Spielweise von Rayo Vallecano
Wie schon erwähnt, traten die Gäste mit der gleichen Taktik wie im Hinspiel an, und diese lautete: Pressing! Der Hauptstadtklub spielte sehr laufintensiv und versuchte Barcelona schon in der eigenen Hälfte unter Druck zu setzen und so den Spielaufbau zu erschweren. Sie positionierten sich beim Pressing auch sehr gut und machten die Passwege geschickt zu, wodurch Rayo es schaffte, Barça einige Male früh den Ball abzunehmen und dann selbst in die Offensive zu gehen. Durch dieses systematische Pressing entstand ein sehr direktes Spiel, auch weil die Katalanen ebenfalls ein ordentliches Pressing spielten, wenngleich bei Weitem nicht so intensiv wie die Gäste. Allein die Tatsache, dass Barcelona “nur” 56% Ballbesitz hatte, spricht dafür und für eine insgesamt gute Arbeit gegen den Ball von Vallecano.
Neben diesen ganzen positiven Aspekten bleibt aber auch ein negativer, der letztlich der entscheidende war: Schaffte es Barcelona die Pressingwelle von Rayo zu umspielen, so fanden sie enorm viel Platz vor und liefen teilweise mit drei bis fünf Mann auf die Viererkette der Madrilenen zu. Dass dies aus der Sicht von Rayo auf Dauer nicht gut gehen kann, ist eigentlich klar; und so entstand auch das erste Tor aus genau solch einer Situation heraus. Rayo verliert den Ball und presst, Barcelona umspielt dieses Pressing und plötzlich laufen Messi, Villa und Sánchez alleine auf drei Abwehrspieler zu. Schlussendlich passt Messi dann zu Villa, welcher sich nicht zweimal bitten lässt und die Führung für die Gastgeber erzielt.
Auch darüber hinaus gab es einige solcher Situationen, welche Barcelona aber zu selten zu Ende spielte. Dies lag an eigenen Unzulänglichkeiten, an guten Rettungsaktionen der Gäste oder einfach daran, dass Messi ausrutschte, was im ersten Durchgang zwei Riesenchancen vereitelte. Auch die beiden anderen Tore von Barça entstanden interessanterweise aus Kontersituationen, was eigentlich eher untypisch für die Katalanen ist. Beim 2-0 gewinnt Barcelona in der eigenen Hälfte den Ball zurück und Sergio Busquets spielt direkt den langen Ball in Richtung Villa, welcher dann Messi per Lochpass schickt und voilà, Messi trifft im 18. Ligaspiel in Folge und es steht 2-0. Das 3-0 entsteht aus einer Ecke von Vallecano. Diese wird geklärt und Villa mit einem langen Ball geschickt. Er leitet wieder auf Messi weiter, der sich gegen einen Abwehrspieler und den Torwart durchsetzt und das Spiel vorentscheidet.
Es bleibt also festzuhalten, dass es Rayo ähnlich wie im Hinspiel erging. Das aggressive Pressing bringt seine Vorteile, aber um damit erfolgreich zu sein, muss man aus dem eigenen Ballgewinn mehr machen, als es Rayo tat (dazu gleich mehr) – und nur darauf zu hoffen, dass Barcelona keinen so ballsicheren Tag erwischt und anfällig auf dieses Pressing reagiert. Gelingt es den Katalanen nämlich die erste Pressingwelle zu umspielen, dann hilft den Gästen aus Madrid nur noch beten, denn nur mit der Viererkette gegen eine solche Offensive zu bestehen, ist sehr schwer. Es muss also wirklich alles passen, damit man mit solch einer Taktik im Camp Nou erfolgreich sein kann. Dennoch zeugt diese Taktik von Mut und sehr viel Risikobereitschaft seitens der Gäste, was man durchaus anerkennen muss. Es war kein blindes “ins Verderben rennen”, sondern ein durchdachtes Risiko, was letztlich aber – wie schon im Hinspiel – nicht belohnt wurde.
Offensiv war es irgendwie ein komisches Spiel von Rayo. Sie schafften es durch ihr Pressing den Ball oft zurückzugewinnen und dann schnell nach vorne zu spielen. Aber vorne waren ihre Aktionen meistens nicht wirklich durchdacht. Es gab viele Distanzschüsse oder Hereingaben, die meistens keinen Abnehmer fanden. Im zweiten Durchgang wurde es besser, aber letztlich war es nur die Quantität an Chancen, die auffällig war, hochkarätige Chancen gab es, bis auf das Tor, eigentlich kaum welche.
Das Tor entstand dann ironischerweise auch nicht aus einem Ballgewinn nach dem Pressing, sondern aus einer Ecke, die kurz gespielt wurde. Nach einem angetäuschten Schuss, der Villa und Alba “aus dem Weg räumte”, spielte Rayo einen Ball in den Fünfer, wo der gerade erst eingewechselte Tamudo vor Thiago an den Ball kommt und mit seinem ersten Ballkontakt das 3-1 erzielt.
Insgesamt war es offensiv eine sehr engagierte Leistung der Gäste, aber mehr als ein Tor sprang nicht heraus. Das lag einfach daran, dass die Madrilenen zu wenig Ideen bei ihren Angriffen hatten und auch an einer interessanten Taktik von Barcelona in der Defensive, welche wir uns gleich etwas genauer ansehen werden.
Taktik und Spielweise von Barcelona
Barcelona wurde von Vallecano wie schon im Hinspiel unter sehr viel Druck gesetzt, der die Katalanen zu einem sehr direkten Spiel zwang. Daraus resultierten einige Fehler, die zu Konterchancen der Gäste führten, diese verteidigte Barça insgesamt gut, ließ aber gegen Ende zu viele Schüsse zu, auch wenn es nur zwei- bis dreimal wirklich gefährlich wurde. Barcelona spielte wieder Pressing, wenn auch nicht ganz so offensiv wie noch gegen Milan in der Champions League. Rayo schaffte es aber teilweise auffällig gut, dieses Pressing mit Doppelpässen zu umspielen, weshalb es zu Aktionen kam, in denen Rayo auf die Viererkette der Gastgeber zustürmen konnte. In diesen Situationen agierte Barcelona unglaublich clever. Die Katalanen waren breit aufgestellt, deckten also die Passoptionen auf den Außen ab und warteten mit den Innenverteidigern einfach auf den ballführenden Spieler. Piqué und Mascherano rückten also nicht heraus, nein, sie warteten ruhig ab, wann der passende Moment für einen Zweikampf kam und gingen genau dann auf den Gegenspieler drauf. Oft kam es aber hierzu gar nicht, weil der Angreifer ob der nicht vorhandenen Anspielstationen abdrehte, oder weil er aus demselben Grund einfach mal aus der Distanz abzog. Durch dieses Verhalten gelang es Barcelona sehr gut, mit den Kontern der Gäste umzugehen.
Im zweiten Durchgang wackelten die Katalanen gegen Ende ein wenig, da man den Gästen zu viel Platz ließ und sie erst vor dem eigenen Sechzehner wirklich unter Druck setzte. Aber etwas Gefährliches ließ man, wie schon erwähnt, kaum einmal zu. Ohne Gegentor blieb man trotzdem nicht, da Villa und Alba sich zu leicht aus dem Spiel nehmen ließen und in der Mitte Thiago zu spät gegen Tamudo dran war. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Thiago (nach seiner Einwechslung) und vor allem Alba und Villa sehr gut spielten.
Offensiv konnte Barcelona dieses Mal nicht so ballsicher agieren wie sonst. Die Katalanen agierten viel direkter und kamen auch deutlich öfter in Kontersituationen, als sie es gewohnt sind. Diese spielte man drei Mal sehr gut aus, aber ansonsten gab es zu viele Unzulänglichkeiten. Es war aber gut zu sehen, dass Messi mit dem Platz, der sich ihm bot, einiges anzufangen wusste und gerade Villa schaffte es immer wieder, sich in Positionen zu bewegen, in welchen Messi ihn per Lochpass schicken konnte. Auch Andrés Iniesta und Alexis Sánchez wussten zu überzeugen. Gerade in der ersten Halbzeit war Sánchez unglaublich präsent, konnte den Ball sehr gut halten und verteilen, traute sich Dribblings zu und zog sehr viele Fouls auf sich.
Alles in allem war es – wie schon im Hinspiel – eine sehr unterhaltsame Partie. Wieder hieß der Sieger FC Barcelona und wieder wurde das eingegangene Risiko von Rayo Vallecano nicht belohnt, aber etwas Zählbares gegen Barcelona mit dieser Taktik mitzunehmen ist eben sehr schwer. Da muss einfach alles passen und das war in den beiden Spielen in dieser Saison einfach nicht der Fall. Dennoch muss man einfach wieder sagen, dass es Respekt und Anerkennung verdient, sich gegen Barcelona und gerade im Camp Nou so zu präsentieren!
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