FC Barcelona gegen FC Sevilla: Spielanalyse

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Bildquelle: fcbarcelona.com

Im Hinblick auf das Rückspiel in der Copa del Rey gegen Real Madrid rotierte der FC Barcelona kräftig, um einigen Spielern eine Pause zu gönnen. Das machte sich auch im Spiel des Tabellenführers bemerkbar, der zum zehnten Mal in Folge nicht ohne Gegentor blieb und diesmal auch wieder in Rückstand geriet. Doch den Katalanen gelang es zum achten Mal in dieser Saison einen Rückstand zu drehen und das Spiel zu gewinnen. Damit konnte Barcelona seinen Vorsprung auf die beiden Verfolger aus der Hauptstadt wahren und steht weiterhin souverän auf dem ersten Tabellenplatz.

 Jordi Roura gönnte einigen Spielern eine Pause und schickte folgende Elf auf den Platz:


Taktik und Spielweise von Sevilla

Sevilla agierte, wie man das von den Teams von Unai Emery kennt, nicht wie viele andere Mannschaften im Camp Nou und stellte sich nur hinten hinein. Die Andalusier versuchten die Räume eng zu machen und durch ein Pressing, beginnend am Mittelkreis, schnell nach vorne zu kommen; wobei gerade Jesús Navas über rechts ein sehr wichtiger Spieler wegen seiner unglaublichen Schnelligkeit für seine Mannschaft war. Sevilla spielte in einem sehr fluiden System. Bei gegnerischem Ballbesitz war es eine Art 4-1-4-1 wechselnd mit einem 4-4-2, je nachdem was die jeweilige Spielsituation erforderte. Bei eigenem Ballbesitz lösten sich die beiden äußeren Spieler der Viererkette im Mittelfeld und gingen mit nach vorne; nominell waren diese beiden Spieler sowieso Außenstürmer (Manu del Moral und Jesús Navas). Zudem marschierten die beiden offensiven Spieler im Zentrum (Ivan Rakitic und Baba) mit nach vorne. Die beiden Letzteren waren es auch, die als Erste gegen Barcelona pressten, und das meist schon auf Höhe der Mittellinie.

Barcelona konnte sich den Ball fast in Ruhe hin und herspielen, weil Sevilla ihnen – nachdem die Gastgeber sich bis in die gegnerische Hälfte gespielt hatten – relativ viel Platz ließ. Diesen Platz fand Barcelona aber nur sehr weit vom gegnerischen Strafraum entfernt vor, weshalb es für Sevilla keine Gefahr darstellte, Barça eben diesen Platz zu geben. Phasenweise gelang es den Katalanen, sich auch in Strafraumnähe festzusetzen, aber gefährlich konnten sie dennoch nicht werden. Das lag an einer insgesamt sehr guten Defensivleistung der Gäste, welche ausgesprochen diszipliniert und auch clever verteidigten – zumindest im ersten Durchgang. Barcelona spielte den Ball immer wieder nach außen, fand dort aber kaum Platz vor, weshalb er meistens wieder zurück ins Zentrum gespielt wurde, von wo aus es – dank Sevillas massiver Abwehrreihe – kaum möglich war, sich gefährlich vor das Tor der Andalusier zu kombinieren. Die Mittelfeldspieler bewegten sich sehr viel und störten nicht nur die Spieler der Katalanen, sondern teilten sich die Aufgaben auch so ein, dass es auch immer genügend Spieler gab, die die Abwehrspieler beim Abdecken der freien Räume und beim Stopfen vorhandener Löcher unterstützen konnten. So gelang es den Gästen nur zwei gefährliche Situationen zuzulassen und beide entstanden aus Situationen, in denen Sevilla gerade im Vorwärtsgang war und daher hinten nicht die gewohnte Ordnung herrschte. Gegen Iniesta konnte man in letzter Sekunde dann doch noch klären und gegen Messi durfte man sich auf seinen Torhüter verlassen.

Die zweite Halbzeit begann anders aus Sicht von Sevilla. Nachdem sie kurz vor der Pause in Führung gegangen waren, igelten sie sich nun komplett hinten ein. Sie schafften oder wollten gar nicht mehr für Entlastung sorgen, was nur sieben Minuten lang gut ging. Dann traf David Villa zum Ausgleich. Dani Alves ist außen ganz frei – was in der ersten Halbzeit eigentlich nie der Fall war – und in der Mitte pennten beide Innenverteidiger und ließen Villa ohne Gegenwehr einköpfen. Vor allem der Torschütze und ehemalige La Masia-Absolvent Alberto Botia ging gar nicht zum Ball, obwohl Villa direkt hinter ihm stand. Ein riesiger Blackout von Sevillas Defensive, der dafür sorgte, dass die Andalusier nun wieder aktiver wurden. Kurz nach diesem Treffer traf dann aber auch noch Lionel Messi, wodurch Barcelona das Spiel gedreht hatte. Messi spielt den Ball unter Bedrängnis nach außen auf Tello, der – wie schon Alves beim Ausgleich – viel zu viel Platz hatte. Dieser spielte den Ball zurück ins Zentrum, wo Messi völlig alleine stand, den Ball annehmen konnte und dann ohne Probleme den Siegtreffer erzielte. David Villa zog die Aufmerksamkeit beider Innenverteidiger auf sich und zog somit beide Richtung Tor, wodurch Messi aus dem Rückraum völlig frei an den Ball kam. Hier hätte einer der beiden Sechser mit Messi mitgehen müssen, aber man ließ ihn einfach laufen, was sich dann auch rächte.

Die Gäste wurden danach offensiver und waren teilweise sogar die bessere Mannschaft. Chancen ließ man nur noch wenige zu. Messi wurde zweimal kurz vor einem Schuss geblockt und den Schuss, den er dann zustande brachte, setzte er knapp über das Tor. Im weiteren Spielverlauf hatte eher Sevilla die Chance auf den Ausgleich als Barcelona auf das 3-1, weshalb Sevillas Defensive sich nicht vor ganz große Aufgaben gestellt sah. Dies änderte sich aber in den letzten zehn Minuten, als  die Katalanen wieder die Spielkontrolle übernahmen und dann auch zu Chancen kamen. Einmal schoss Messi von außerhalb des Strafraums knapp daneben und einmal verzog Tello deutlich, nachdem er klasse freigespielt wurde. Insgesamt war die Defensivarbeit von Sevilla wirklich gut, gerade im ersten Durchgang. Warum man sich aber zu Beginn der zweiten Halbzeit nur noch hinten hineinstellte, ist rätselhaft, gab man so Barcelona doch die Möglichkeit Powerplay zu betreiben. Dass die Katalanen dann gerade zu Hause zu Chancen kommen, ist völlig klar, von daher war es nur eine Frage der Zeit, bis der Ausgleich fällt. Da man kurz danach auch noch das 2-1 kassierte und selbst nicht mehr in der Lage war seine Chancen zu nutzen, verlor man ein Spiel, in dem gegen ein durchgewürfeltes Barcelona-Team vielleicht mehr drin gewesen wäre. Aber letztlich verbaute man sich die Chance auf einen Punktgewinn selbst, indem man zu Beginn der zweiten 45 Minuten die Defensivtaktik änderte, jedoch nicht zum Besseren.

Offensiv kam Sevilla in der ersten Halbzeit gar nicht zur Geltung. Man schaffte es lediglich zweimal Jesús Navas auf außen zu schicken, dessen Hereingaben waren aber kein Problem für Víctor Valdés. Kurz vor der Pause bekamen die Gäste dann von Dani Alves einen Freistoß geschenkt, welchen Botia über Umwege im Tor unterbringen konnte. Sevilla führte wie aus dem Nichts und eine Überraschung lag in der Luft. In der zweiten Halbzeit gab man die Führung dann sehr leicht wieder her, was bereits beschrieben wurde.

Nach diesen beiden Gegentoren spielten die Gäste aber plötzlich sehr stark und konnten den Katalanen teilweise die Spielkontrolle abnehmen. Sevilla ließ den Ball gut laufen, auch weil Barcelona nicht wirklich presste, sondern nur die Passwege zuzustellen versuchte. Das gelang jedoch nicht gut, da eine Passoption immer frei war und Sevilla dadurch direkt zwei bis drei Barcelona-Spieler überwand, welche im weiteren Verlauf dieses Angriffes dann nicht mehr eingreifen konnten. Die Andalusier schafften es auch zweimal fast den Ausgleich zu erzielen. Nach einer Hereingabe von Navas war Rakitic in der Mitte völlig frei, vergab aber kläglich. Noch größer war die Chance des eingewechselten Álvaro Negredo, der nach einem Pass von Rakitic alleine vor Valdés über das Tor schoss. Darüber hinaus gab es noch einige eher ungefährliche Hereingaben in Barcelonas Strafraum und einen guten Schuss von Manu del Moral, den Valdés aber souverän parieren konnte.

Insgesamt war Sevilla nur im zweiten Durchgang offensiv präsent, schaffte es aber nicht, die Chancen die durchaus vorhanden waren zu nutzen, weshalb man schlussendlich mit 2-1 beim Tabellenführer verlor. Sevilla hat gezeigt, dass sie offensiv zweifelsohne etwas zu bieten haben, jedoch zeigten sie es eben nur phasenweise im zweiten Durchgang und das war am Ende zu wenig. Dennoch hätte auch diese vergleichsweise kurze Phase von gutem Offensivspiel bei einer ordentlichen Chancenauswertung für ein Remis reichen können.

Taktik und Spielweise von Barcelona

Wie bereits erwähnt rotierte Barcelona kräftig, was man auch ihrem Spiel anmerkte. Defensiv war die Leistung der Katalanen in der ersten Halbzeit einwandfrei. Man ließ nichts Gefährliches zu, lediglich zwei ungefährliche Hereingaben von Jesús Navas. Kurz vor der Pause gab es dann einen Freistoß für Sevilla, nachdem Dani Alves ohne Not foulte. Der Freistoß wurde weit nach außen getreten, wo Montoya das Kopfballduell verlor und danach auch die Flanke in die Mitte des Strafraums nicht mehr verhindern konnte. So musste dann Alves ein Kopfballduell gegen Botia bestreiten, was natürlich niemals passieren darf, da Alves dort gar nicht als Sieger hervorgehen kann. Botia traf wie schon erwähnt per Kopf zum 1-0 für die Gäste.

Im zweiten Durchgang war Barcelonas Defensive zunächst einmal beschäftigungslos, aber nach dem 2-1 wurde Sevilla stärker, weshalb auf Piqué und Co. auch wieder mehr Arbeit zukam. Die Abwehr wirkte nicht immer sicher. So beispielsweise nach der Hereingabe von Navas, bei der Rakitic völlig frei zum Schuss, kam aber nur daneben schoss. Der größte Fehler war wohl vor der Riesenchance durch Negredo passiert: Rakitic rennt auf Mascherano und Piqué zu, welche beide in der Rückwärtsbewegung waren. Jedoch liefen beide zu unabhängig voneinander, sprachen sich also nicht ab, wodurch sich zwischen ihnen eine Lücke bildete, in welche Rakitic den Ball passte und voilà: Negredo war alleine vor Valdés, schoss aber wie gesagt nur über das Tor.

Ansonsten war es sehr auffällig, dass Barcelona in dieser starken Phase von Sevilla nicht presste, sondern nur die Passwege zustellen wollte, was aber wie oben schon beschrieben nicht so wirklich klappte. Durch die Einwechslungen von Xavi und vor allem von Busquets konnte Barcelona das Spiel wieder beruhigen und die Kontrolle über die Partie an sich reißen. Gerade Busquets war essenziell dafür. Es war, als habe seine Einwechslung dem ganzen Team mehr Selbstvertrauen und Stabilität gegeben, denn direkt nachdem er auf dem Feld stand, lief es wieder besser für die Blaugrana. Busquets half überall aus. Mal als Rechtsverteidiger, da Alves im zweiten Durchgang fast einen Außenstürmer gab, mal als Achter, wenn man eine Anspielstation im Aufbauspiel brauchte, oder auch als zweiter Sechser in einer Doppelsechs zusammen mit Song.

Eine Offensive von Barcelona fand in der ersten Halbzeit fast gar nicht statt. Man hatte zwar die ganze Zeit den Ball, aber so richtig gefährlich wurde man nicht. Es fehlten einfach die Ideen, und wenn diese da waren, fehlte die Präzision. So kontrollierte man zwar das Spiel, aber zu Chancen kam man eben nicht, was dazu führte, dass David Villa in der zweiten Halbzeit immer mehr ins Zentrum rückte, damit die Innenverteidiger beschäftigt werden und die anderen Spieler – allen voran Messi und Iniesta – mehr Platz erhalten. Dafür rückte Alves weiter auf, damit das Spiel auch die nötige Breite erhielt. Genau diese Umstellungen brachten auch den Ausgleich. Der aufgerückte Alves hat zu viel Platz, flankt ins Zentrum, wo Villa den Ball ins Tor köpft.

Nach dem 2-1 verlor Barcelona aber fast komplett die Kontrolle über das Spiel, obwohl jetzt eigentlich der Zeitpunkt gewesen wäre, um nachzulegen. Dies gelang den Katalanen aber einfach nicht, eventuell weil sie mit den Gedanken schon beim anstehenden Clásico waren. Letztlich hatten sie Glück, dass Sevilla ihre Chancen nicht nutzte, wodurch die Gastgeber am Ende mit 2-1 gewinnen konnten. Dieser Sieg ist sicherlich verdient, aber auch ein Unentschieden wäre möglich gewesen und hierüber dürfte man sich nicht beschweren, da man die Spielkontrolle zu leichtfertig hergab und damit ein großes Risiko einging, wenngleich dies wohl nicht freiwillig geschah.

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