Im ersten Pflichtspiel unter Neu-Trainer Luis Enrique musste der FC Barcelona gegen den FC Elche antreten. Wie erwartet, waren die Katalanen das spielbestimmende Team und gewannen souverän mit 3:0. Auch wenn dieses Spiel kein wirklicher Gradmesser für den weiteren Saisonverlauf war, konnte man schon einige interessante Dinge beobachten.
Elches angestrebte Kompaktheit
Die Gäste machten von Beginn an klar, dass es für sie darum ging, kein Gegentor zu kassieren. Nach vorne machten sie fast gar nichts, was sowohl an fehlender Präzision ihrerseits als auch an guter Defensivarbeit Barcelonas lag. Defensiv hingegen zeigte sich Elche sehr engagiert, aber auch zu fehlerhaft. Sie agierten in einem 4-4-2, dass phasenweise zu einem 6-4-0 wurde. Ein bis zwei Spieler versuchten regelmäßig, Barcelonas Spielaufbau zu stören, jedoch ließen sich die Katalanen davon nicht beeindrucken. Hinten stand Elche mit sehr vielen Spielern und variierte immer zwischen einer Vierer- und einer Sechserkette. In einer Viererkette war das Zentrum dichter, während eine Sechserkette die Flügel mehr absicherte. Ungeachtet dessen, in welchem System sie verteidigten, Barcelona kam zu Chancen. Dies lag daran, dass die Spieler der Katalanen sich oft sehr weit fallen ließen und sich somit dem Zugriff ihrer Gegner entzogen. Elche stand somit oft mit vielen Spielern weit hinten drin, hatte jedoch niemanden zum Decken. Dadurch wurden sie zu Fehlern verleitet und wussten oft nicht, wie genau sie sich zu bewegen hatten, auch weil die Gastgeber sehr gut rochierten und verschoben.
Die Tore fielen dann auch zu einfach aus Sicht des FC Elche. Beim 0:1 konnte Sergio Busquets sehr einfach einen Pass im Aufbauspiel der Gäste abfangen, der direkt zum Tor führte. Beim 0:2 war es dann wieder soweit, dass sich ein Barça-Spieler, in diesem Fall Ivan Rakitić, weit fallen ließ, um sich dem Zugriff des Gegners zu entziehen. Aus dieser tiefen Position heraus konnte er unbedrängt einen langen Ball auf Munir spielen, der mustergültig vollstreckte. Elche ließ sich durch Rakitićs tiefe Position etwas locken und rückte mit beiden Ketten etwas auf. Jedoch übten sie zu wenig Druck auf den Kroaten aus, was sich in Form des zweiten Tores rächte.
Barça spielfreudig
Der FC Barcelona war von Beginn an voll bei der Sache und zeigte ein starkes Spiel. Die Katalanen griffen immer wieder an und zeigten hierbei auch viele Variationen. Sehr auffällig war, dass die beiden Flügelspieler Rafinha und Munir oft sehr zentral agierten, während die Außenverteidiger für die Breite im Spiel sorgten. Gleichzeitig standen Rakitić und Iniesta sehr nah bei den Außenverteidigern, um diesen zu helfen und Konter zu unterbinden. So konnte Barça extrem hoch stehen, ohne ein zu großes Risiko zu gehen. Die zentrale Position der Flügelspieler hilft Barcelona enorm weiter, weil Messi dadurch in der Zentrale mehr Hilfe bekommt als noch zuvor und endlich auch Anspielstationen hat. Wenn Messi auf diesen Positionen vor sich in einiger Zeit Neymar und Suárez bedienen darf, dann könnte das eine sehr vielversprechende Zusammenarbeit werden.
Iniesta und Rakitić sind sehr nahe an den Außenverteidigern
Auch defensiv zeigte Barça eine sehr gute Leistung. Die Offensiv-Spieler wurden abgesichert und durch gute Antizipation wurden so ziemlich alle Gegenangriffe im Keim erstickt. Direkt nach dem 1:0 unterlief Sergio Busquets jedoch ein Fehler bei einem schlampigen Rück-Kopfball, der im weiteren Verlauf zu einer Roten Karte für Javier Mascherano führte. Im Nachhinein war dieser Platzverweis vielleicht gar nicht so schlecht für die Katalanen. So konnten sie sich gegen einige Widrigkeiten stemmen, was gerade zu Saisonbeginn vielleicht mehr bringt als ein lockerer Kantersieg.
Barça kontrolliert auch ohne Ball
In der Phase zwischen dem 2:0 und dem 3:0 zeigten die Katalanen ein neues Gesicht und etwas, was man vielleicht des Öfteren in dieser Saison sehen könnte. Sie überließen Elche phasenweise den Ball und spielten in einem 4-4-1 gegen den Ball. Somit ging man keine Gefahr, ausgekontert zu werden und konnte die Gäste selbst etwas herauslocken. Barça stand sehr sicher in diesem System, was auch an der guten Arbeit von Rakitić und Munir – später Pedro – gegen den Ball lag. Sie konnten somit das Spiel kontrollieren, ohne immer den Ball zu haben. Etwas Ähnliches konnte man zwar auch schon letzte Saison beobachten, jedoch nicht in dieser Souveränität. Gerade beim 2-1-Sieg im Camp Nou gegen Real Madrid konnte man sehen, dass die Mannschaft ein solches Spiel gegen den Ball nicht über 90 Minuten durchhält. Das ist nun anders, da die Mannschaft nicht nur qualitativ besser ist, sondern auch mehr Physis und Athletik mitbringt. Das Mittelfeld ist aktuell defensiv deutlich stärker und kann die Abwehr viel besser unterstützen als noch in der vergangenen Saison.
Barcelona wird natürlich weiterhin immer bestrebt sein, das Spiel zu machen, jedoch sind die Katalanen mit diesem Kader auch in der Lage, das Mittelfeld etwas zu verdichten und dann geduldiger zu spielen. Dies bietet sich vor allem dann an, wenn, wie gegen Elche, ein Spieler Rot sieht und man bereits führt. Man geht weniger Risiko, gibt dem Gegner kaum Platz, lockt ihn heraus und kann dann zuschlagen.
Alles in allem war das nur das erste Ligaspiel und das gegen einen Gegner, den man als FC Barcelona schlagen muss – dennoch kann das Spiel optimistisch machen. Es fehlten viele Spieler und trotzdem zeigte Barça eine starke Leistung. Nächste Woche bei Villarreal steht der erste Härtetest an, dann aber wieder mit Gerard Piqué und wohl auch mit Neymar.