Nach der Clásico-Niederlage empfing der FC Barcelona Celta Vigo im Camp Nou. Das Ex-Team von Luis Enrique war bisher auswärts noch unbesiegt, was sich auch in Barcelona nicht ändern sollte. Dies lag vor allem an dem mutigen Auftritt der Gäste, gepaart mit einer enormen Abschlussschwäche aufseiten der Katalanen.
Mutig und riskant
Celta Vigo blieb seinem Stil, wie vorher angekündigt, treu und spielte mutig mit. Die Gäste standen relativ hoch und wollten Barcelona früh stören, so dass man selbst offensiv werden konnte. Dies versuchten sie dann auch nach jedem gewonnen Ball. Sie rückten schnell auf und taten dies auch mit vielen Spielern. Hierbei nutzten sie Barcelonas freigelassenen Platz im Mittelfeld sehr gut aus. Celta verstand es gut, das Spiel so zu verlagern, dass Barça in Probleme geriet. Oft starteten die Gäste ihre Angriffe über außen, um so den Außenverteidiger und den Mittelfeldspieler auf sich zu ziehen, woraufhin man das Spiel ins Zentrum verlagerte und den dort freigewordenen Platz nutzte. So gelang es Celta immer wieder, Nadelstiche zu setzen und Barcelona unter Druck zu setzen. Wirklich gefährliche Abschlüsse erspielten sich die Gäste aber zunächst nicht, bis es 1-0 für sie stand. Nach einer fast schon geklärten Aktion schaltet Nolito am schnellsten und spielte Larrivey wunderbar per Hacke frei. Der Stürmer blieb vor Claudio Bravo cool und erzielte den Siegtreffer. Im weiteren Spielverlauf schaffte es Celta, noch ein paar Mal gefährlich vor das Barça-Gehäuse zu kommen und auch einen gefährlichen Abschluss zustande zu bringen – lediglich ein zweites Tor wollte nicht fallen.
Dieser mutige Spielansatz brachte aber auch Schwierigkeiten mit sich. Durch die relativ hohe Abwehrreihe sowie die vielen aufrückenden Spieler bei eigenen Angriffen, fand auch Barça oft viel Platz vor. Die Katalanen verstanden es relativ gut, diesen Platz zu nutzen, weshalb sie zu etlichen Großchancen kamen. Zum Glück, aus Sicht von Celta Vigo, vergab der Gastgeber aber alle diese Chancen. Entweder hielt Sergio herausragend oder die Latte stand im Weg. Wegen diesem krassen Chancenplus muss man, trotz der mutigen und couragierten Leistung der Gäste, sagen, dass Barcelona besser war und den Sieg verdient gehabt hätte. Das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass Celta gut gespielt hat. Durch ihren Mut sind sie ein gewisses Risiko gegangen, was sich am Ende ausgezahlt hat.
Barça ohne Kontrolle
Eines vorneweg: Kontrolle hat nichts mit Ballbesitz zu tun! Ja, es ist sehr viel leichter, den Gegner zu kontrollieren, wenn man den Ball besitzt, aber das ist bei Weitem nicht alles. Gegen Celta Vigo hatte Barcelona mehr Ballbesitz und dennoch kontrollierte man den Gegner nicht. Kontrolle bedeutet, dass man sich den Gegner zurechtstellt, das Spiel immer wieder geschickt verlagert und ein Gefühl von Dominanz entsteht. Dominanz wiederum hat nichts mit den herausgespielten Torchancen zu tun, sondern dem Spiel als solchem. Barcelona kreierte etliche Torchancen und hätte Celta mit sieben Toren aus dem Stadion schießen können. Es war unglaublich viel Pech dabei, das zeigen alleine schon die vier Lattentreffer. Auch Celtas Torhüter Sergio erwischte einen grandiosen Abend und zeigte einige sensationelle Paraden. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass Barcelona das bessere Team war und den Sieg klar verdient gehabt hätte.
Aber dennoch war es kein gutes Spiel der Katalanen, weil sie zu wenig Kontrolle hatten. Ein großes Problem hierbei war das freigelassene Mittelfeld, worüber wir hier bei BarçaWelt in den letzten Tagen schon viel diskutiert haben. Rakitić und Rafinha standen wieder weit außen. Dadurch gab es im Mittelfeld zu viel Freiraum, den Celta gut zu nutzen wusste. Die beiden Mittelfeldspieler sind auch nicht in der Lage gewesen, mit Ball für Kontrolle zu sorgen. Beide sind eher direkte Typen, wobei Rakitić noch eher in der Lage ist, Kontrolle zu erzeugen, Dies gelingt ihm aber am besten, wenn er Xavi oder Iniesta in seiner Nähe hat. Gegen Celta Vigo war Barcelonas Mittelfeld gut gegen den Ball und arbeitete sehr viel, aber es gelang ihnen nicht, Ball und Gegner zu kontrollieren und für ein geordnetes Spiel zu sorgen. Barcelona verlor viel zu oft den Ball und machte es Celta durch den Freiraum im Zentrum viel zu leicht, die Konter aufzuziehen.
Kurz nach dem Rückstand stellte Luis Enriqe auf ein 3-4-3 um, mit Messi als Zehner hinter Suárez, Pedro und Neymar. Im Mittelfeld agierten Xavi, Mascherano und Rakitić, während Alba, Mathieu und Alves die Abwehr bildeten. So kam Barcelona noch zu einigen guten Chancen, aber je länger das Spiel dauerte, desto hektischer und unpräziser wurden die Katalanen. Lionel Messi stand teilweise tiefer als die anderen Mittelfeldspieler, was absolut keinen Sinn ergab. Natürlich ist der Argentinier ein exzellenter Passer, aber er muss näher am Tor stehen, sodass er auch selbst gefährlich werden kann.
Luis Suárez hinterließ einen guten Eindruck. Er blieb zwar des Öfteren hängen und man merkte, dass das Zusammenspiel mit den Mitspielern noch nicht ganz passt, aber er war sehr engagiert und zeigte schon einige gute Ansätze. Wie der Rest des Teams, ließ er an diesem Abend aber einiges an Kaltschnäuzigkeit vermissen.