Dem FC Barcelona gelingt nach der Schmach gegen Real Madrid keine Wiedergutmachung. Immer noch von Verletzungen geplagt, wirkte Barça auch gegen den FC Girona ideenlos und brachte zwar eine gewisse Überlegenheit, aber keine klaren Torchancen zu Papier. Was und wie viel die Katalanen noch im Tank haben – die Brennpunkte zum Spiel.
FC Barcelona: Mittelfeld hat nur eine starke Reihe
Einmal mehr zeigte der FC Barcelona eine torarme weil uninspirierte Partie. Wie schon im verlorenen Copa-Clásico, den man am liebsten mit einem Sieg gegen Girona vergessen machen wollte, blieb Barça torlos – ein Novum in der aktuellen Saison, zweimal nacheinander kein Tor zu erzielen. Hatte man gegen Real Madrid immerhin noch eine starke erste Halbzeit vorzuweisen, in der eine Führung auf jeden Fall verdient gewesen wäre, bekam der Culé gegen Girona offensiv nur Magerkost serviert.
Von 18 Torschüssen brachte Barça lediglich drei auf das Tor von Gironas Paulo Gazzaniga. In der zweiten Halbzeit sank der xG-Wert (“Expected Goals”: die Wahrscheinlichkeit einer Torchance, damit ein Tor zu erzielen) auf unansehnliche 0,45 herab, nachdem er in Halbzeit eins “immerhin” noch bei 0,82 gelegen hatte. Seit dem Europa-League-Hinspiel gegen Manchester United im Februar (2:2) fehlt Barcelonas Mittelfeldmotor Pedri verletzt. In den darauffolgenden, wettbewerbsübergreifenden neun Pflichtspielen erzielten die Katalanen elf Tore. Das ist statistisch gesehen zwar mehr als ein Tor pro Spiel, doch hier wird schnell klar: in einer Offensive um Robert Lewandowski, Ousmane Dembélé (der allerdings wie Pedri derzeit verletzt ausfällt) und Raphinha plus Ansu Fati und Ferran Torres in der Hinterhand ist ein Tor pro Spiel viel zu wenig. Der Motor gerät immer wieder ins Stocken.
Den Katalanen fehlt es an Durchschlagskraft aus dem Mittelfeld. Wie Pedri fiel gegen Girona, ebenso im letzten Clásico, Frenkie de Jong aus – ein ähnlich kreativer und dynamischer Spielertyp. Spielte Sergio Busquets zwar eine gute Partie mit vielen Pässen und einer herausragenden Passquote, so ist seine Sechserposition letztlich doch zu defensiv, um die Stürmer kontinuierlich mit gefährlichen Bällen zu füttern, aus denen Tore resultieren können, und Druck aufzubauen. Dafür wären eher die Achter Sergi Roberto und Gavi zuständig gewesen, doch beide spielten spürbar unter ihren Möglichkeiten.
Sergi Roberto ist bekanntermaßen ein Allrounder, Ergänzungsspieler, und war nie jemand, der ein Spiel lenkt. Gavi ist mit seinen 18 Jahren offensichtlich noch nicht so weit, eben jenes zu tun, und braucht zum Entfalten seinen Partner und Freund Pedri: Seit Pedris Verletzung hatte Gavi nur ein einziges gutes Spiel mit der Barçawelt-Bewertung 7 oder besser: beim 4:0 gegen den Tabellenletzten FC Elche (1. April, Spieltag 27). Auch der eingewechselte Franck Kessié (kam zur zweiten Halbzeit für Roberto) ist kein kreativer Offensivmotor, sondern eher ein Stabilisator. Es bleibt festzuhalten: Fehlt Pedri, ist Barcelonas Mittelfeld bereits arg geschwächt. Fehlt zusätzlich De Jong, kommt so gut wie keine Gefahr mehr aus der zweiten Reihe. Roberto, Gavi und Kessié sind (noch) nicht von einem adäquaten Profil. In der Konsequenz hängt dann auch ein Lewandowski mehr und mehr in der Luft.
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Robert Lewandowski: Neuer Sorgenfall?!
Lewandowski steht nach der Nullnummer im katalanischen Derby erneut in der Kritik und wird von den spanischen Medien hart angegangen: Die in Madrid ansässige AS spricht von “nichts anderem als Verzweiflung”, während die katalanische Mundo Deportivo feststellte, dass Lewandowski “im Lauf der gespielten Minuten immer mehr verschwand”. Auch in der Spielerkritik zur Partie gegen Girona kommt der Pole wieder nicht gut weg. Gegen Elche, am 1. April, war er noch an drei von vier Toren unmittelbar beteiligt, doch davor ereigneten sich drei für ihn torlose Spiele in Folge – überhaupt ist von der herausragenden Form des einstigen Weltfußballers etwa seit dem Ende der Weltmeisterschaft in Katar im Dezember 2022 nichts mehr zu sehen. Gerade Lewandowski bekommt die fehlende Unterstützung und Bindung zum Mittelfeld schmerzhaft zu spüren.
27 Tore und sieben Vorlagen in 36 Einsätzen – für die erste Saison in einer neuen Liga in einem anderen Land wahrlich keine schlechte Bilanz. Auf den ersten Blick sind das genau die Zahlen, für die der FC Barcelona 45 Millionen Euro nach Bayern überwiesen hat. Doch Lewandowski, der während seiner acht Jahre bei den Münchner Bayern Rekord um Rekord pulverisierte und die Bundesliga als Meister und Torschützenkönig verließ, daher sehr große Erwartungen in Katalonien hervorrief, wirft beim Tabellenführer von La Liga zunehmend Fragen und Besorgnis auf. Passt Lewandowski überhaupt in Xavis Projekt hinein? Ist der Pole nicht vielleicht doch zu alt, kann er sein Niveau nicht mehr halten? Zu allem Überfluss hallten in der zehnten Spielminute “Messi Messi”-Sprechchöre durch das Camp Nou: Seit einiger Zeit machen Gerüchte um eine Rückholaktion der einstigen Vereinsikone der Katalanen die Runde. Das dürfte Wasser auf die Mühlen der Lewandowski-Zweifler sein. Doch ein Mittelstürmer ist nicht dafür verantwortlich, Angriffe einzuleiten und die gegnerische Abwehrreihe zu knacken. Hier sind clevere Mittelfeldspieler gefragt, die mit Kreativität und Spielwitz jederzeit das Blatt wenden können. Beide Dinge ließ der FC Barcelona einmal mehr vermissen.
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Geht dem FC Barcelona im Saisonendspurt die Puste aus?
Schossen die Katalanen noch am vergangenen Spieltag gegen den FC Elche vier Tore und feierten mal wieder ein Schützenfest, endeten die letzten beiden Partien (Copa-Clásico und Girona) torlos. Beide Male wirkte der FC Barcelona ideenlos, da unter anderem die Bindung zwischen Sturm und Mittelfeld fehlte. Zu Barças Prunkstück über die gesamte Saison gesehen dürfte unbestritten die Abwehr gekürt werden – hier lässt sich auch direkt das Positive festhalten: wieder spielte der FC Barcelona zu Null, wieder näherte sich Torwart Marc-André ter Stegen seinen anvisierten Liga-Rekorden. Nur: Während es in Tor und Verteidigung kaum Anlass für Kritik gibt, gären in Mittelfeld und Sturm mittlerweile die Probleme. Bezeichnend dafür waren die vielen uninspirierten und halbgaren Flankenbälle, wie man es schon Ende Februar gegen UD Almería (0:1) gesehen hat. Trainer Xavi hat für die kommende Sommerpause einige Baustellen anzugehen.
Seit dem Halbfinal-Aus im Pokal hat der FC Barcelona nun nur noch einen einzigen Wettbewerb zu bestreiten: Statt hitzigen K.o.-Runden bleibt nun nichts mehr als der Liga-Alltag. Man sollte annehmen, dass die Katalanen bei nunmehr nur einem Spiel pro Woche nicht mehr überlastet und daher im Vollbesitz ihrer Kräfte sind, doch danach sah es gegen Girona nicht aus. Im Gegenteil: da Real Madrid zuhause gegen den FC Villarreal mit 2:3 verlor, konnte der FC Barcelona mit dem Unentschieden seinen Vorsprung in der Tabelle sogar noch weiter ausbauen. Mittlerweile ziehen die Katalanen mit 13 Punkten Abstand auf Platz zwei längst einsam an der Tabellenspitze ihre Kreise – bei nur noch zehn ausstehenden Partien müsste es schon eine historische Formkrise aller Barça-Spieler (und parallel bei den Blancos einen historischen Sturmlauf) geben, um am Ende nicht als Meister dazustehen. Möglicherweise ist es nun gerade dieser riesengroße Vorsprung, der den Katalanen in den entscheidenden Momenten die richtige Einstellung und den benötigten Hunger abhanden kommen lässt.
Es wirkt geradezu so, als müssten die Spielentscheider Pedri und Dembélé schleunigst wieder fit werden, um den Verein über die Ziellinie zu schleppen – in einer Meisterschaft, die längst als sicher gilt. Zur Erinnerung: Seit Spieltag 13 ist der FC Barcelona ununterbrochen Tabellenführer.
Absolut zutreffend und man sollte die richtigen Maßnahmen daraus ableiten: solider Ersatz und mehr Konkurrenz! Weshalb mit dem Nichtskönner Roberto verlängert wurde, obwohl er sein Zenit mit seinem 1. Pflichtspiel überschritten hat, tut gegen so einen Gegner aufs Neue weh.
Xavi versteht Fußball auf eine Art wie es nur ganz wenig können, aber er sollte langsam seine empathische Seite ablegen und mehr unpopuläre Entscheidungen treffen. Im Moment kommt von der Seite wenig Innovatives/ überraschendes.
Wenn man sehe, welch taktische Finesse Xavi als Spieler besass und dann noch dieses grandiose Spielverständnis, dann wundert es mich ein wenig, dass er seine Genialität aus vergangenen Tagen so selten aufblitzen lässt. Klar, Trainer ≠ Spieler, jedoch reflektierte er auf dem Spielfeld bereits eine sehr hohe Fussball IQ.
Aber gut, wenn man mit meiner Logik fortfahren würde, dann wäre ein Messi nach seiner Karriere ebenfalls ein potentiell, hochkompetenter Coach. Habe mich von Xavis Fähigkeiten als ehemaliger Weltklassespieler ein wenig blenden lassen. Hatte gehofft seine Trainerkarriere reflektiert sein Können auf dem Spielfeld, dem ist allem Anschein nach nicht so. Bisher zeigt er mir noch zu wenig Ansätze, um die Mannschaft wieder nach oben zu führen.