Der FC Barcelona fuhr beim Athletic Club de Bilbao die nächsten wichtigen drei Punkte ein – wieder einmal brachte Barça einen Gegner mit seiner Defensive zur Verzweiflung, während vorne ein Geistesblitz reichte. Die Brennpunkte zum Spiel.
Barças erneuter Minimalismus
Dieses Spiel war wettbewerbsübergreifend bereits das elfte, welches in dieser Saison mit 1:0 gewonnen wurde. José Mourinho oder Diego Simeone wären sicherlich stolz auf diese Ausbeute – für Barça ist so etwas reichlich ungewohnt und unüblich. Die knappen Ergebnisse haben einen hohen Risikofaktor, da immer ein Gegentor unglücklich fallen und so der Sieg zunichtegemacht werden kann – siehe spätes Gegentor in Bilbao (das glücklicherweise nicht zählte). Dementsprechend sind Spiele des FC Barcelona bis zur letzten Sekunde offen und spannend.
Bei dieser hohen Anzahl von knappen Siegen kann man allerdings nicht mehr von Glück sprechen. Der offensive Output – also ein erzieltes Tor – entsprach im Spiel gegen Athletic Bilbao dem expected goals Wert von 0,86 (Quelle: Sofascore). Der beinahe identische xG-Wert der Gegner konnte allerdings nicht in Treffer umgemünzt werden, was auch an Barças kämpferischer Defensivleistung lag. Wer wenige Tore schießt, ist umso mehr dazu gezwungen, wenige oder am besten gar keine Gegentore zuzulassen. Xavis Mannschaft hat in der Liga gerade einmal acht Gegentore kassiert, was auch der absolute Topwert ist. Erreicht wird dies durch mehrere Aspekte. Mit dem Pressing wird der Gegner gerade nach eigenen Ballverlusten bedrängt und die gefährlichen Umschaltmomente erschwert.
Wenn man unter stärkeren Druck gerät, wie in der Schlussphase gegen Athletic, kann man sich auf eine sehr konsequente letzte Linie verlassen, bei der Gegnerangriffe bis zuletzt verteidigt werden. Ein gutes Beispiel dafür war die doppelte Klärungsaktion vor der Linie von Jules Koundé und Marcos Alonso in der 90. Minute. Entschlossenheit, Wille und das gemeinsame Verteidigen als Einheit macht in La Liga kein Team besser als Barça – auch, wenn die nötige Portion Glück nicht selten dabei ist.
Ter Stegen in Weltklasseform
Ein weiterer Grund für die wenigen Gegentore der Blaugrana ist der herausragend spielende Marc-André ter Stegen. Der deutsche Keeper ist in dieser Saison eine undurchdringbare Wand und der Rückhalt, den sein Team braucht. Dabei beherrscht er alle wichtigen Bestandteile des modernen Torwartspiels. Im Spielaufbau agiert er als zusätzlicher Feldspieler, der präzise Chipbälle an den freien Mitspieler bringt.
Bei Flanken strahlt er Sicherheit aus und pflückt die Bälle herunter, die er erreichen kann. Im Eins-gegen-eins vergrößert Ter Stegen wie ein Eishockeytorwart seine Körperfläche und lässt das große Tor für den Schützen scheinbar schrumpfen. Seine katzenartigen Reflexe wurden von der Presse bereits zahlreich geadelt. In dieser Verfassung sichert der Torwart seinem Verein zahlreiche Punkte und es bleibt zu hoffen, dass dies auch in den nächsten Spielen der Fall ist. Noch ein paar zu-Null-Spiele, und ter Stegen schafft das Kunststück, gleich zwei La-Liga-Rekorde zu brechen.
Wenigste Gegentore und meiste zu-Null-Spiele: Ter Stegen nähert sich zwei La-Liga-Rekorden
Mangelnde Kreativität als Makel
Während Barça hinten weiterhin die Null hält und als Gruppe geschlossen stark verteidigt, bereitet die Offensive und die kreative Schaltzentrale weiterhin Kopfzerbrechen. Einige hatten vorab erwartet, dass Xavi Hernandez wie in schweren Spielen zuvor wieder ein verkapptes 4-2-2-2 mit Gavi als falschem Flügelspieler anwenden wird, um Barça mehr Sicherheit im Ballbesitz zu geben, doch Barças Coach setzte auf das traditionelle 4-3-3 mit Ferran Torres auf links.
Doch auch das offensivere System sorgte nicht für mehr Torgefahr und Torchancen. Gerade Torres war – abgesehen von seinem Schuss direkt zu Beginn – wieder einmal komplett blass (Barçawelt-Punkte 3), und auch Raphinha gelang abgesehen von seinem Siegtor nicht viel. So war Robert Lewandowski in vorderster Front wieder einmal größtenteils abgemeldet (mit zwei Ausnahmen) – da auch aus dem Mittelfeld von Gavi und Frenkie de Jong mal wieder zu wenig Inspiration und Kreativität kam. So gut Barça gegen den Ball als Einheit arbeitet, so überschaubar ist er offensive Output seit Wochen. Seitdem Dembélé und Pedri verletzt fehlen, tut sich Barça kollektiv schwer, Chancen herauszuspielen.
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Hoffentlich kommt Pedri bald zurück. Er fehlt wirklich schmerzhaft. Ohne Pedri geht uns ganz viel Kreativität verloren, auch ein Gavi kann das nicht auffangen. Gavi ist sehr stark im Pressing, natürlich ist seine Ballkontrolle und sein Passspiel auch überragend aber er ist nicht ganz der Spielmacher wie Pedri. Pedri ist ganz klar das Herzstück von Barca, die Verbindung von Defensive und Offensive. Ich bin mir sicher, wenn er wieder fit ist sehen wir besseren Fußball. Hot take, die Verletzung von Dembele schwächt uns gar nicht so stark. Raphinha scored wirklich regelmäßig und schießt oft die entscheidenden Tore. Ich finde er ersetz Dembele bisher sehr stark, wenn auch nicht 1 zu 1.
Dembeles Ausfall wird dank Raphinhas konstanten Toren und Assists doch sehr gut gedeckt. Zwar ist ein verletzungsfreier Dembele einer der besten Flügelspieler der Welt und im 1vs1 sicherlich der Bessere, jedoch können wir uns vorerst nicht über Raphinhas Leistung beschweren. Langsam aber sicher kommt Raphinha an, die Tore der letzten Partien konnten ihn halbwegs wachrütteln. Hoffentlich behält er diese Konstanz. Ferran hingegen macht mir keinen guten Eindruck, wobei wir bei ihm festhalten müssen, dass er auf der rechten Seite viel besser aufgehoben ist als links. Ein ziemliches Dilemma, wenn man gleich 3 Stürmer hat, welche nur auf der rechten Seite brillieren können. Keine Ahnung, was sich Xavi und der restliche Vorstand sich dabei überlegt haben. Eine grössere Not sehe ich auf der linken Seite. Sofern Ansu Fati nicht bei 100% ist, muss im Sommer ein kompetenter Linksflügel her.