Espanyol Barcelona gegen FC Barcelona – Spielanalyse

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Bildquelle: fcbarcelona.com

Der Traum von der Einstellung des Punkterekords Real Madrids aus der letzten Saison lebt weiter! Freilich, diese Worte sind etwas hochgegriffen für das antizipierte Ziel der 100-Punktemarke, aber nach dem verdienten 2:0-Sieg über Espanyol Barcelona ist das imaginäre Saisonabschlussziel in Reichweite. Damit gewinnt man zwar nicht einmal einen Blumentopf, aber je früher die Rekorde der Madrilenen fallen – oder eingestellt werden-, desto besser – darin werden wohl alle übereinstimmen. Das Spiel an sich war eher unspektakulär, hielt aber einzelne spielerische Schmankerl parat. Letztendlich war es eine souveräne Angelegenheit für die Katalanen, die nie ernsthaft in Bedrängnis kamen, aber sich desgleichen mit der Leistung nicht unbedingt aufdrängten.

Aufstellung

Tito Vilanova konnte mit seinem Aufgebot für etwas Überraschung sorgen. Zwar spielte auf der Rechtsverteidigerposition mal wieder Alves anstatt Montoya, aber immerhin Thiago konnte von Beginn an sein Können unter Beweis stellen. Die Aufstellung im Einzelnen: Valdés – Alba, Mascherano, Piqué, Alves – Iniesta, Song, Thiago – Alexis, Fàbregas, Villa.

Mit schnellen Kombinationen zum Erfolg

Für Espanyol Barcelona war das Spiel nicht gänzlich bedeutungslos. Für sie bestand im Vorfeld der Begegnung noch die theoretische Möglichkeit, die Qualifikationsplätze für die Europa League zu erreichen. Dazu musste allerdings ein Sieg her gegen die Mannen von Vilanova. 

Espanyol nahm das Spiel in einem 4-4-2 in Angriff. Anfangs wurde der FC Barcelona kurz nach der Mittellinie in Empfang genommen. Die Spieler wurden angelaufen und die Aggressivität und Laufbereitschaft der Espanyol-Akteure nahm zu. Der Abstand zwischen Abwehr und Mittelfeldreihe wurde bei ca. 10-15m gehalten, um defensiv kompakt zu stehen. Die Mittelfeldreihe stand engmaschiger als die Abwehrreihe, die von den beiden Flügelstürmern des FC Barcelona geweitet worden ist. Durch die enge Stellung der Mittelfeldspieler zueinander sollten Pässe in die Zwischenräume auf Fàbregas oder die invers agierenden Flügel unterbunden werden. 

Dementsprechend taten sich die Barça-Spieler zu Beginn schwer, vor den gegnerischen Kasten zu gelangen. Es dominierten Seitenverlagerungen und riskante vertikale Zuspiele, die häufig in einem Ballverlust mündeten. Mit der Zeit allerdings gelang es dem FC Barcelona immer häufiger durch intelligente Pass- und Laufwege Espanyol zunehmend nach hinten zu drängen, sodass die Annäherung an das Espanyol-Tor immer größer wurde. Leichter wurde es dadurch aber nicht, die Abwehr- und Mittelfeldketten rückten aneinander und bildeten eine massive Front gegen die Angriffsbemühungen des FC Barcelona, die nur durch schnelles und überraschendes Kombinationsspiel geknackt werden konnte; wie z.B. beim Zusammenspiel zwischen Villa und Sánchez, bei dem zu viel Tempo drin war für den Gegner. 

Mittelfeldpressing besser als Angriffspressing

Auf ein Angriffspressing setzte Espanyol nur sehr restriktiv. Sie pressten 2-3 Mal aus ihrer 4-4-2 Grundordnung heraus, bei der die beiden Stürmer Piqué und Mascherano anliefen und ihre Mitspieler hinter ihnen zur Manndeckung gegen ihre unmittelbaren Gegenspieler ansetzten und ihnen nach hinten folgten. Das Problem bestand darin, dass die Mittelfeldspieler beim Pressing nicht eng genug an ihren Gegenspielern waren und der FC Barcelona sich aus diesem Grund stets aus den gegnerischen Fängen durch direktes Spiel befreien konnte. Das Kommando zum Pressing war anscheinend das Anlaufen der Innenverteidiger durch die Stürmer, auf das die Mittelfeldspieler nur mit Verzögerung reagierten. Übrigens: Das Anlaufen erfolgte willkürlich, weshalb nicht davon ausgegangen werden kann, Espanyol wollte die Spieleröffnung von Barça zu einer Seite hin steuern.

Interessanter als das selten gezeigte Angriffspressing gestaltete sich die Druckerzeugung um die Mittellinie herum. Die Stürmer positionierten sich zentral und nötigten den FC Barcelona damit zum Spielaufbau über die Außenverteidiger. Als der Ball dort angekommen war, presste der äußerste Mittelfeldspieler sowie ein Sechser gegen den Außenverteidiger, während ein Stürmer den ballnahen Innenverteidiger in Deckungsschatten nahm. Der sich anbietende Flügelstürmer wurde vom gegnerischen Außenverteidiger bis nahe an die Mittellinie verfolgt. Dadurch kamen die Gäste einige Male in Bedrängnis und verloren frühzeitig den Ball. Mit der Zeit verflachte diese Vorgehensweise bei Espanyol und wurde zunehmend eingestellt.

Nach dem Rückstand wechselte der gegnerische Trainer positionsgetreu, führte allerdings einige Veränderung durch. Seinen bis dato stärksten Spieler Wakaso, der zuvor auf Linksaußen tätig war, beförderte er in die Zentrale, um seine Fähigkeiten in der Spielgestaltung besser nutzen zu können. Zeitgleich zog der Trainer seinen Zehner, zuvor die zweite Spitze im 4-4-2, nach hinten, vermutlich um die spielerischen Möglichkeiten seiner Mannschaft zu verbessern. Diese Maßnahmen blieben aber ihren Erfolg schuldig, Wakaso zog sich nämlich kurz nach der Umstellung leichtfertig die Rote Karte wegen Meckerns zu. 

Spielerkritik

Drei bis vier Spieler des FC Barcelona verdienen nach dieser Partie einer gesonderten Erwähnung. Dies wären zum einen Song und Sánchez, die eine tolle Leistung darboten und sich für weitere Einsätze empfehlen konnten. Sánchez’ Weg zum 1:0 für seine Mannschaft war sehenswert und machte das Spiel in der Folge einfacher für den FC Barcelona. Song überzeugte durch ein sehr gutes Stellungsspiel, insbesondere im Gegenpressing, guter Übersicht und einer überragenden Zweikampfführung. Aufgrund seiner vertikalen Anlagen ist er mehr als nur eine Alternative zu Busquets. 

Zum anderen ist noch auf Fàbregas und Thiago einzugehen. Cesc Fàbregas, wie soll man sich ausdrücken, damit die Würdigung seiner Leistung einigermaßen respektvoll daherkommt? Er bemüht sich redlich auf dem Platz und jede Faser seines Körpers will der Mannschaft helfen, allein das Glück steht ihm nicht zur Seite. Fàbregas verliert schlicht zu viele Bälle und wirkt sehr glücklos in seinen Aktionen. Er sollte sich langsam fangen, da muss einfach mehr kommen, ungeachtet seiner bevorzugten Position auf dem Feld.

Thiago machte gestern ein gutes Spiel. Er besitzt eine sehr gute Übersicht, ist stark am Ball und kann zuletzt auch mit starken Zweikampfeinlagen überzeugen. Mit zwei, drei schnellen Schritten kann er sich locker der Bewachung seiner Gegner entziehen und ist eine echte Bereicherung für die Mannschaft. Wenn es ihm jetzt noch gelänge, die fahrlässig und teils überheblich anmutenden Aktionen zu unterlassen, wäre der Spieler komplett. Angesprochen ist damit sein No-Look-Pass auf den links freilaufenden Alba, der gänzlich missglückt ist – und damit eine 90% Torchance vereitelt hat. In solchen Situationen sind mehr Konzentration und Besonnenheit erforderlich, ein riskanter No-Look-Pass war bei diesem Spielzug nicht angebracht. Sei es drum, es war nur eine Kleinigkeit und soll das gute Gesamtbild, das er hinterlassen hat, nicht trüben.

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