Brennpunkte | Schläfriges Barça und die Rolle der Außenverteidiger

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Das erste Heimspiel nach der Corona-Pause ging der FC Barcelona schläfrig und unkonzentriert an. Unsere Brennpunkte widmen sich dem müden Beginn, Quique Setiéns Änderungen und der entscheidenden Rolle der Außenverteidiger.

In einem sehr niveauarmen Spiel setzte sich der FC Barcelona letztlich mit 2:0 gegen den krassen Außenseiter aus Leganés durch. Ob nun das schwache Niveau damit zusammenhängt, dass es bereits das zweite Spiel innerhalb weniger Tage nach langer Fußballabstinenz war oder ob es an der Tagesform lag, sei mal dahingestellt. 

Auch der erneut schwache Auftritt von Antoine Griezmann, seine (weiterhin) fehlende Bindung zum Spiel sowie die Frage, ob er denn eine richtige Nummer 9 ist, könnte in einem eigenen Brennpunkt thematisiert werden. Da das Spiel jedoch einige weitere interessante Aspekte offenbarte, haben wir uns für andere Brennpunkte entschieden. 

Barças schläfriger Beginn

Vom verbesserten Spielaufbau und dem flüssigen Vortrag im Ballbesitz, den die Katalanen beim deutlichen Auswärtssieg in Mallorca am vergangenen Samstag an den Tag legten, war wenig zu sehen. Dem FC Barcelona gelang es insbesondere in der ersten Halbzeit kaum, sich ins letzte Drittel zu kombinieren, geschweige denn Torchancen zu erspielen. 

Dies lag insbesondere an der schlechten Passqualität – oftmals wurden Pässe mit nur geringem Raumgewinn (Quer- oder gar Rückpässe) gespielt. Meist fehlten für diese Pässe aufgrund der Bewegungsarmut jedoch schon die Anspielstationen in der Tiefe.

Darüber hinaus war auch die Zirkulationsgeschwindigkeit extrem langsam. Gerade gegen kompakte Fünferketten wie die des CD Leganès ist dies jedoch essentiell wichtig. Durch ein schnelles Passspiel mit Seitenverlagerungen bekommt man die Abwehrkette in Bewegung und es entstehen automatisch Lücken in der Tiefe, die dann bespielt werden können. Die Passgeschwindigkeit der Blaugrana war jedoch derart langsam, dass Leganés stets zum Ball verschieben und Lücken schließen konnte. 

Die wenigen Pässe, die dann doch mal schnell und tief gespielt wurden, waren dann meist derart schlampig, dass sie entweder direkt beim Gegner landeten oder nur unter Zeitverlust kontrolliert werden konnten.

Die Schläfrigkeit und Fahrigkeit der Katalanen zeigte sich nicht nur im Spiel mit dem Ball, sondern auch im Spiel gegen den Ball. Würde Leganés über mehr Qualität in der Offensive verfügen, hätte es nach 20 Minuten gut und gerne 2:0 für den krassen Außenseiter stehen können.

Bei einer unkonsequenten Abseitsfalle musste Clement Lenglet den doppelten Feuerwehrmann spielen und wenig später bewahrte der Außenpfosten Marc-André ter Stegen vor seinem ersten Gegentreffer nach der Corona-Pause. 

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Setiéns richtige Schlüsse

Es war zwar immer noch nicht gut, was Barça nach der Pause zeigte, dennoch war es um Welten besser als vor dem Pausentee. Dass Barça letztendlich dann doch einen ungefährdeten Heimsieg getreu dem Motto “ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss” einfahren konnte, lag auch an den richtigen Entscheidungen Quique Setiéns.

Insbesondere die frühen Einwechslungen von Nelson Semedo und Luis Suárez für Ansu Fati und Sergi Roberto zeigten schnelle Wirkung. Der Uruguayer übernahm die Position des Stoßstürmers und zeigte sofort Präsenz in der gefährlichen Zone. Darüber stellte er die bis dato fehlende Anspielstation an vorderster Front dar und war so auch maßgeblich an der Entstehung des 2:0 beteligt, als er einen Doppelpass mit Lionel Messi spielte, bevor dieser im Strafraum zu Fall gebracht wurde (oder besser: eine Berührung dankend annahm).

Auch die Einwechslung Semedos brachte eine deutliche Qualitätssteigerung mit sich, da dieser ein gänzlich anderer Außenverteidgertyp ist als Sergi Roberto – sowohl offensiv (Vorlage des vom VAR aberkannten Treffers) sowie defensiv tat er der Mannschaft mit seiner Dynamik und Schnelligkeit sehr gut. Mehr dazu in Brennpunkt Nummer drei. 

Weiterhin ist hervorzuheben, dass der katalanische Übungsleiter, nachdem das Spiel entschieden war, Riqui Puig noch einige Spielminuten schenkte. Der einzige Kritikpunkt an den Entscheidungen Setién dürfte die frühe Auswechslung Fatis sein. Rein leistungstechnisch hätte man eher Griezmann auswechseln müssen – jedoch hat Fati auf der anderen Seite durch seinen Treffer sein Soll erfüllt und war darüber hinaus bis zur letzten Woche noch angeschlagen. Seine Auswechlung war daher mehr eine Schutzmaßnahme – das gab Setién selbst nach der Partie auf der Pressekonferenz zu.

 

Die entscheidende Rolle der Außenverteidiger

Eines vorweg: Junior Firpo machte gegen CD Leganés ein ordentliches Spiel (Barçawelt-Note 6). Dennoch war insbesondere in der Offensive das Fehlen Jordi Albas bemerkbar. Deutlich wurde dies bereits zu Anfang der Partie, als Firpo nach einem klassischen Messi-Solo bereits zu weit vorne stand und so den Pass Messis nicht mehr richtig verarbeiten konnte.

Wäre an dieser Stelle Alba gewesen, hätte dies die frühe Führung für den FC Barcelona bedeuten können. Ebenfalls bemerkbar machte sich die Wichtigkeit der katalanischen Außenverteidiger für die Offensive bei der Hereinnahme Semedos. Dieser sorgte durch seine Grundschnelligkeit und Spielanlage sofort für mehr Breite und Tiefe im Spiel des Tabellenführers und trug dazu bei, dass die Fünferkette von Leganés gebunden wurde und Messi mehr Raum hatte.

An diesen beiden Beispielen ist erkennbar, welche Bedeutung die defensiven Außenbahnspieler für das Offensivspiel des FC Barcelona haben. Insbesondere gegen tief stehende Gegner (wie die meisten eben gegen Barça spielen) braucht die Blaugrana Außenverteidiger, die Gefahr für die gegnerische Abwehrkette ausstrahlen.

Ebenfalls ist es wichtig, dass die beiden Außenverteidiger extrem laufstark sind und den ganzen Flügel nahezu alleine abdecken können. Insbesondere Messi driftet als nomineller Flügelstürmer nahezu durchgängig ins Zentrum ab, um von dort die Angriffe anzukurbeln. Um dem Gegner das Verteidigen dadurch nicht einfacher zu machen, sollte in diesem Fall der hinter Messi agierende Außenverteidiger breit und hoch agieren. 

Ein Blick zum FC Bayern München bekräftig dies: Ähnlich wie Barça sehen sich auch die Bayern nahezu jedes Wochenende mit tief stehenden Abwehrreihen konfrontiert. Und gerade in letzter Zeit machen immer wieder Alphonso Davies und Benjamin Pavard mit Torbeteiligungen auf sich aufmerksam und haben sich zu echten Unterschiedsspielern entwickelt.

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