Mit 1:0 gewann der FC Barcelona das Spiel gegen den Athletic Club aus Bilbao. In unseren Brennpunkten werden dieses Mal das fehlende Außenspiel, die falsche Position von Antoine Griezmann und die Rollen von Riqui Puig und Ansu Fati thematisiert.
Der Blaugrana fehlte es wie schon gegen Sevilla an Tempo im Spielaufbau und einem funktionierenden Spiel über Außen. Das führte dazu, dass sich die Katalanen kaum gefährliche Torchancen herausspielen konnten. Erst nach den Einwechselungen von Ansu Fati und Riqui Puig gab es mehr Tempo und mehr Tormöglichkeiten.
Puig und Fati gehören in die Startelf
Bis zur 54. Minute fehlte es dem Spiel von Barça an Tempo. Dass es ab dieser Minute besser lief, lag zu einem Großteil an Riqui Puig. Der 20-Jährige brachte das auf den Platz, was seine Kollegen bislang zum Großteil hatten vermissen lassen: Tempo, Vertikalität und auch Aggressivität. Das Eigengewächs war mit Ball so gut wie immer im höchsten Tempo unterwegs. Zudem spielte er sehr viel weniger Quer- und Sicherheitspässe als seine Mitspieler im Mittelfeld – und nicht zuletzt war es auch ein öffnender Pass von Puig in die Tiefe auf Arturo Vidal, der das Siegtor der Katalanen einleitete.
Positiv war zudem, dass er so gut wie keinen Zweikampf scheute, und sehr physisch zu Werke ging. Man merkte bei ihm den Willen, dieses Spiel unbedingt gewinnen zu wollen. Ein Aspekt, der bei einigen anderen Akteuren gegen Bilbao nicht so gut zu sehen war. Insgesamt also ein Auftritt von Puig, der Lust auf mehr macht. Das La Masia-Eigengewächs tut Barça richtig gut.
Genauso wie Ansu Fati. Der 17-Jährige ist momentan neben Messi der einzige Spieler in der Offensivabteilung, der sich traut in Dribblings und Eins-gegen-eins-Situationen zu gehen. Mit der Einwechslung Fatis kamen die Katalanen auch zu mehr Torchancen. Gleich mit seinem ersten Ballkontakt hatte er eine Kopfballmöglichkeit.
Wie Puig brachte auch Fati Tempo ins Spiel, etwas, das unter anderem in einer Chance von Messi in der 89. Minute mündete. Zudem hielt sich Fati öfter auf den Außen auf und zog nicht so oft in die Mitte wie die anderen Offensivspieler, wodurch das Spiel über Außen zumindest etwas belebt wurde. Er war zwar nicht ganz so auffällig wie Puig, aber dennoch ein belebendes Element für das Spiel.
Die beiden Youngster haben mit ihren Auftritten gezeigt, dass sie echte Alternativen für die Startelf sind und dem zurzeit etwas lahmenden Spiel des FC Barcelona guttun. Setién sollte sie deshalb im kommenden Spiel in die Startelf beordern.
Griezmann ist kein Flügelspieler
Fati würde bei einem möglichen Startelf-Einsatz vermutlich Antoine Griezmann verdrängen, der erneut keine Eigenwerbung für sich machen konnte. Der Franzose scheint immer noch mit dem Stil des FC Barcelona zu fremdeln. Gegen Bilbao war er wieder sehr bemüht und engagiert, was seine häufige Hilfe in der Verteidigung bezeugte. Offensiv allerdings hatte er bis auf eine Chance in der 54. Minute erneut nur sehr wenig Bindung. Das liegt zu Teilen am Franzosen selbst, aber auch an der Position, auf der er eingesetzt wird.
Der Franzose ist kein Flügelspieler und wird es wohl auch nicht mehr werden. Nicht ohne Grund zieht er während des Spiels so oft in die Mitte, wodurch die linke Seite oftmals nahezu verwaist ist oder nur Jordi Alba für ein wenig Breite sorgt. Das war auch gegen die Rojiblancos wieder zu beobachten.
Der französische Weltmeister ist ein Zentrumsspieler, der eigentlich als eine Art hängende Spitze spielen müsste. Er ist nun einmal kein klassischer Flügelstürmer, der die ganze Zeit auf seiner Seite klebt – das war er schon bei Atlético Madrid nicht mehr. Das Problem für Griezmann liegt auch an den unterschiedlichen Spielsystemen: Unter Ex-Trainer Diego Simeone hatte er immer einen zweiten, meist robusteren Stürmer neben sich und konnte sich dadurch fallen lassen, sich Bälle abholen und Chancen kreieren. Diesen Part übernimmt bei den Katalanen allerdings ein gewisser Lionel Messi.
Eigentlich müsste der Franzose neben Suárez in einem Doppelsturm spielen, da der Uruguayer genau der Spielertyp ist, den Griezmann bei Atlético immer neben sich hatte. Da es aber so gut wie ausgeschlossen ist, dass Barça von dem 4-3-3 abrückt, gilt es für Quique Setién eine Lösung zu finden. Denn eins steht bei aller Kritik an Griezmann auch fest: An guten Tagen kann er ein Spiel im Alleingang entscheiden. Die Qualität dazu hat er – und genau so ein Spieler täte Barça in der momentanen Verfassung neben Messi gut.
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Barças Spiel ist zu ausrechenbar
Was gegen den FC Sevilla schon in Teilen zu sehen war, hat sich gegen Bilbao fortgesetzt: Barcelona spielt momentan fast nur durch die Mitte. Das macht das Spiel der Katalanen ausrechenbar, die Devise der Katalanen scheint momentan zu sein: „Gebt Messi den Ball und schaut, was er damit anfangen kann.“ La Pulga ist der Einzige, der in der Offensive versucht etwas zu kreieren.
Allerdings muss sich auch der Argentinier bei all seinem Bemühen vorwerfen lassen, zu viel durch die Mitte zu versuchen. Eine Tatsache, die sich gestern jedoch durch die gesamte Mannschaft zog. Selbst die Außenverteidiger ziehen oftmals nach innen, so geschehen in der 37. Minute, als Nélson Semedo zu einem Sprint über die Außenbahn hätte ansetzen können, stattdessen aber in die Mitte zog, wodurch er sämtliches Tempo aus dem Spiel nahm.
Denn das Mittelfeld-Trio aus Sergio Busquets, Vidal und Arthur fiel den Großteil des Spiels über nur mit Quer- und Sicherheitspässen auf. Dadurch wurden mögliche Kontersituationen, wie zum Beispiel in der 8. und 36. Minute, nicht genutzt und Bilbao konnte sich wieder mit seinen zwei Viererketten vor dem eigenen Tor formieren. Erst durch die Hereinnahmen von Puig und Rakitic änderte sich das, es kam mehr Direktheit ins Spiel. Das langsame Tempo war aber auch der wenigen Bewegung im Angriffsdrittel und dem fehlenden Außenspiel geschuldet. Generell gab es einige Aktionen im Spiel, in denen die verwaisten Außenpositionen eine potenzielle Torchance zunichtemachten.
Das Problem war unter anderem, dass mit Griezmann und Messi die beiden potenziellen Flügelspieler sehr häufig in der Mitte zu finden waren, weshalb das Zentrum noch dichter und enger war. An dieser Stelle hätte es unterstützende Läufe von Alba und Semedo gebraucht, da sich die Viererkette Bilbaos auf die Mitte konzentrierte.
Dass es durchaus gefährlich werden kann, wenn die Katalanen dann mal über die Flügel spielen, zeigte sich in einigen Szenen im zweiten Durchgang. Bei der Möglichkeit von Griezmann war der Franzose am Ende nur so frei, weil Semedo mit einem Dribbling in die Tiefe die Aufmerksamkeit der Kette auf sich lenkte und die Verteidiger alle weiter nach rechts in Richtung des Portugiesen rückten. Nach dem Fehlpass von Bilbao hatte Messi so kein Problem mehr, Griezmann zu bedienen.
Auch der Argentinier profitierte vom Flügelspiel: Messi kam in der 80. Minute zu einer gefährlichen Möglichkeit, nachdem er von Semedo über den rechten Flügel geschickt worden war und von dort nach innen ziehen konnte – und auch die Doppelchance von Arturo Vidal und Ansu Fati kurz vor dem Spielende resultierte aus einer Flanke Jordi Albas, nachdem dieser mit einem Pass bis an die Grundlinie geschickt worden war.