Nach dem Sieg des FC Barcelona gegen Real Sociead blicken wir in unseren Brennpunkten auf die Stärken und Schwächen in Barças Defensivverhalten, den eher Valverde-typischen Offensivansatz und Neuzugang Martin Braithwaite als Lichtblick in der Sturmreihe.
Eine Defensive mit Höhen und Tiefen
Werfen wir zunächst einmal einen Blick auf die Defensive des spanischen Meisters: In der Innenverteidigung begann hier Clément Lenglet für Samuel Umtiti. Damit verfolgte Quique Setién einen etwas defensiveren Ansatz, als das noch gegen Real Madrid der Fall war. Während Umtiti vor allem für seine offensive Interpretation der Rolle bekannt ist und immer mal wieder ins Mittelfeld rückt, um gegnerische Angriffe bereits dort zu unterbinden, beschränkt sich Lenglet viel häufiger aufs reine Verteidigen und interpretiert seine Rolle deutlich konservativer.
Dies kann als Reaktion auf das aggressive Pressing gewertet werden, das Real Sociedad bereits über die gesamte Saison hinweg auszeichnete und mit dem Barça bereits im Hinspiel enorme Probleme hatte. Ballverluste wurden also bereits einkalkuliert. So war es lediglich Gerard Piqué, der sich ab und an ins Mittelfeld traute und so eine weitere Anspielstation für den Spielaufbau bot. Das funktionierte in weiten Teilen sehr gut, allerdings sorgten die anderen Mannschaftsteile im Gegenzug für einige Defensivprobleme.
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Auffällig gegen La Real war dabei eine gewisse Inkonsequenz im eigenen Pressing. War der FC Barcelona die ersten 20 Minuten noch recht aggressiv gegen den Ball, verfiel die Mannschaft mit fortschreitender Spieldauer in eine sich weiter verschärfende Lethargie und Passivität. Lionel Messi, Antoine Griezmann und Martin Braithwaite stellten den gegnerischen Spielaufbau zwar weiterhin zu, liefen jedoch nicht mehr so konsequent an wie zu Beginn. Dadurch, dass sich vor allem Frenkie de Jong an dieser passiv-aggressiven Form des Pressings beteiligte und sich oftmals auf einer Linie mit den Stürmern befand, fehlte immer wieder ein Spieler im Mittelfeld, was die Gäste in ihrem Konterspiel häufig auszunutzen wussten.
Eine Valverde-esque Offensive
Barças Probleme hörten jedoch nicht in der Defensive auf, sondern setzten sich konsequent in der Offensive fort. Hier agierte das Team enorm risikolos – eine weitere Reaktion auf den offensiven Ansatz La Reals. Anstatt den Ball, wie von vielen Barça-Fans gewünscht, im Kurzpassspiel durch das Mittelfeld zu tragen, dominierten lange Bälle den Matchplan. Kontrollierte Ballbesitzphasen hatte das Team vor allem im Raum zwischen Innenverteidigung und defensivem Mittelfeld, also in weitestgehend ungefährlichen Räumen.
Nélson Semedo und Jordi Alba schoben hier sehr oft nach vorn, um auf Höhe des Mittelkreises Anspielstationen im Aufbau zu bieten. Von dort aus sollte dann möglichst schnell der direkte Pass in die Spitze oder auf einen der Außenstürmer folgen. Alternativ wurde der Ball ins zentrale Mittelfeld gespielt, von wo aus das Spielgerät zu Messi gelangte, der den Ball anschließend final weiterleiten sollte.
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Eine letzte Alternative bot sich in direkten langen Bällen von den Innenverteidigern, vor allem von Lenglet, deren Ziel zumeist entweder de Jong oder einer der Außenstürmer war. De Jong sollte den Ball in diesen Situationen dann direkt auf einen seiner Kollegen in der Offensive weiterleiten, während die Bälle auf die Außenstürmer direkt hinter die gegnerische Kette geschlagen wurden, sodass der Weg zum Tor auf ein Minimum reduziert werden sollte.
Längere Ballbesitzphasen in den gefährlichen Regionen des Spielfeldes waren somit Mangelware und über weite Teile des Spiels fühlte man sich an die Art und Weise erinnert, wie Setiéns Vorgänger Ernesto Valverde seine Partien anging.
Braithwaite als Lichtblick
Es war jedoch nicht alles schlecht in der Offensive des FC Barcelona. Neben Messi, der vor allem im zweiten Durchgang deutlich anzog und sich unsere MOTM-Auszeichnung verdiente, machte vor allem Braithwaite auf sich aufmerksam. Dabei ist nicht einmal seine grundsätzliche Leistung gemeint, sondern eher das, was der Däne den Katalanen als Spielertyp geben kann. Braithwaite bestach in der Partie gegen Real Sociedad durch eine ungeheure Geradlinigkeit und einen Zug zum Tor, der den anderen Offensivspielern im Ensemble des FC Barcelona abgeht.
Das ist vor allem im direkten Vergleich mit seinem Sturmpartner Griezmann deutlich zu sehen. Während der Franzose das Tempo in der Offensive immer mal wieder verschleppt und lieber den Rückpass zu einem aufrückenden Mitspieler sucht, ist Braithwaite vor allem gewillt, den Ball nach vorne zu bringen, sei es über den Flügel für eine darauffolgende Hereingabe, oder durch das Zentrum für einen eigenen Abschluss. Auch seine Läufe in die Tiefe gen gegnerisches Tor tun der Mannschaft und vor allem Messi gut, der so gerne Mitspieler auf die Reise schickt.
Das ist eine Qualität, die im Kader ansonsten nur der Langzeitverletzte Ousmane Dembélé hätte und die der FC Barcelona dringend benötigt – vor allem in Spielen, in denen ein schnörkelloses und geradliniges Konterspiel gefordert ist, so wie gegen Real Sociedad.