Es war kein schöner Sieg des FC Barcelona, aber nach zuletzt zwei Niederlagen ein enorm wichtiger. Die Katalanen konnten das heimstarke Real Sociedad mit vorbildlicher Arbeitsmoral in einer engen Partie in die Knie zwingen. Dabei waren auch einige Verbesserungen von Xavis Team zu erkennen. Die Brennpunkte.
Barças Kampfmoral als Knackpunkt
Xavi möchte in erster Linie für attraktiven Fußball stehen. Dies erreicht er auch in den meisten Fällen. Doch in der aktuellen Situation konnte man kaum mit spielerischer Stärke brillieren. Das aktuelle Formtief erforderte einen anderen Weg zum Erfolg. Über die volle Spielzeit warf sich die gesamte Mannschaft kollektiv in die Zweikämpfe und lief ausnahmslos jeden Gegenspieler an.
Es gab mehrere exemplarische Situationen, bei denen Schüsse in letzter Sekunde durch einen heranfliegenden Verteidiger geblockt wurden oder wo ein Spieler Zusatzsprints ansetzten, um einige Sekundenbruchteile früher ins Pressing zu kommen. Dadurch entwickelte sich ein Kampfspiel mit vielen Ballbesitzwechseln im Mittelfeld und wenigen Strafraumszenen, was in Anbetracht der frühen Führung in die Hände der Gäste spielte.
“Wenn wir nicht gut spielen, müssen wir wenigstens dagegenhalten, damit wir einen anderen Weg finden, Spiele zu gewinnen – auch wenn das nicht unsere Art und Weise ist”, betonte Xavi mit Blick auf den Kampfgeist seiner Truppe im Anoeta und lobte explizit Einsatz, Kampfesbereitschaft und Wille an diesem Abend: “Wir haben eine titanische Anstrengung unternommen, um die drei Punkte einzufahren.” Das sah auch Jordi Alba so. “Die Mannschaft hat sehr gut mitgehalten, gut gearbeitet. Es war, wie der Trainer es neulich sagte: Wir müssen dagegenhalten, aggressiver sein. Ich glaube, wir haben heute diesbezüglich gut mitgehalten.”
Engagierte Flügelverteidigung gegen Real Sociedad
Der enorme Einsatz war auch auf den Flanken zu beobachten. Die eigentlich offensiven Flügelspieler Torres und Dembélé liefen konstant zurück, um den Außenverteidigern zu helfen. Dies unterband eine Dopplung auf Außen und resultierte in sehr seltenen Durchbrüchen für die Heimmannschaft. Gerade Dembélé ist eher weniger für seine Rückwärtsbewegung bekannt, zeigte aber in diesem Spiel eine bemerkenswerte Einsatzbereitschaft. Torres wiederum zeigte allerdings kurz nach der Halbzeit, dass er kein Verteidiger ist, als er Sørloth einfach ziehen ließ.
Durch die äußere Kompaktheit war Real Sociedad dazu gezwungen, öfter durch das Zentrum zu spielen, wo Barças Mittelfeldspieler aber ein hervorragendes Deckungs- und Pressingverhalten an den Tag legten. Im Vergleich zu den letzten Spielen gelang es den Spielern auch deutlich besser sich zu koordinieren und Gegenspieler zu übergeben. Es gab kaum sinnlose Dopplungen oder frei gelassene Gegner. Insgesamt arbeitete Barça als Team geschlossen sehr gut gegen den Ball.
Barças punktuelle Spielstärke ein Lichtblick
Technische Highlights oder stark herausgespielte Angriffen waren in dieser Partie selten, kamen punktuell aber auch vor. Beim einzigen Tor spielte Gavi einen großartigen Pass, während Torres das Chaos im Strafraum ausnutzte, um sich davonzuschleichen. Gleichzeitig behielt er die Übersicht für den einlaufenden Aubameyang. In der Schlussphase spielte man sich eine weitere Großchance wunderbar heraus, bei der Torres abermals die Übersicht für den einlaufenden Mitspieler hatte und das 2:0 nur wegen Gavis schwachen Abschluss nicht fiel.
Des Weiteren konnte man einige vorteilhafte Raumgewinne erzielen. Dies ist zwar nur ein Schritt von vielen, aber es sollte der Mannschaft wieder eine gewisse Sicherheit geben, die in den letzten Spielen verloren ging. Der Auftritt war spielerisch nicht das, was Xavi erwartet und sich erhofft – “nicht der ideale Spielstil” nannte es der Barça-Trainer hernach. “Ich will, dass wir vorne 90 Minuten lang Druck machen, was Barça seit einigen Jahren nicht tat. Wir haben damit zu kämpfen”, so der Coach. Doch immerhin hilft das Ergebnis, wieder verlorenes Selbstbewusstsein aufzubauen. Damit das Team künftig auch wieder besser Fußball spielt – so, wie es Xavi sich wünscht.
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auch wenn barca sich gerad in einem formtief befindet, find ich, dass man gerad JETZT in schlechten phase merkt, welcher mentalitswechsel unter xavi ausgelöst wurde. selbst beim katastrophalen heimspiel gegen frankfurt sowie im verlorenen spiel gegen cadiz, wo das team nicht durchkam, ist es wenigstens deutlich zu sehen, dass die spieler mental wollen, auch wenn sie physisch durchhängen bzw. nicht können – nun erinnert sich mal einer an die zeiten mit valverde, setien und koeman, wo barca (mit dem cheat-code messi) durchhängte und sich selbst auch mental aufgab.
das problem, das thomas müller nach der letzten niederlage gegen bayern (unter xavi als neu-trainer) so präzise benannte, ist zum glück in grossen teilen durch xavi aufgehoben worden: undzwar, dass “die spieler barcas nach wie vor technisch versiert seien, aber die intensität nicht mehr 90min aufrecht halten können.”
ich bin echt gespannt auf die näxte saison, wenn gewisse automatismen bis dahin selbstverständlich sein sollten.
Sehe ich genauso. Xavi sagte erst kürzlich was sehr interessantes: Er meinte, dass die Spieler immer noch nicht die Intensität abrufen können, die er von ihnen verlangt. Also eine Intensität wie wir sie Beispiel bei Liverpool oder Bayern sehen. Das würde laut Xavi daran liegen, dass die Spieler eine solche Intensität eine lange Zeit nicht gewohnt waren. Das ist interessant, weil Xavi hier nämlich Koeman, Setién und Valverde anspricht bzw. indirekt kritisiert. Und es ist auch richtig, wenn man jahrelang mit einer niedrigen Intensität gespielt hat, kann man das Fitnessmässig nicht so schnell wieder in Ordnung bringen. Aber erfreulich ist es, dass wir wohl ab der neuen Saison eine Intensität bei Barça sehen werden, die wohl volle 90 Minuten anhalten wird. Das ist auch das Ziel von Xavi.
Alles in allem, ist das ein ganz anderes Barça unter Xavi, formtief hin oder her.