Quique Setién schickte Barça erneut im 4-4-2 aufs Feld, doch diesmal fruchtete sein Ansatz. Barça zeigte das mit Abstand beste Spiel seit dem Re-Start und erspielte sich zahlreiche Torchancen. Besonders der zuletzt viel gescholtene Antoine Griezmann wusste in neuer Rolle zu gefallen. Die Brennpunkte.
Die Dynamik des Sergi Roberto
Zum ersten Mal nach seiner Genesung nach seiner Rippenblessur stand Sergi Roberto wieder in der Startelf, jedoch nicht als Rechtsverteidiger, sondern als Mittelfeldspieler. Statt auf Riqui Puig und eine bessere Ballzirkulation, setzte Quique Setién auf die Dynamik von Sergi Roberto. Und der Schachzug des Trainers ging auf. Immer wieder trieb der Spanier den Ball mit Tempo in Richtung des gegnerischen Strafraums und schaffte so gefährliche Situationen.
Durch kleine, schnelle Kombinationen erspielte Barcelona ihm ein wenig Platz und gab ihm dann den Ball, sodass Roberto diese Räume nutzen konnte, um Fahrt aufzunehmen. Mit dem Ball rannte das Eigengewächs dann bevorzugt in die Zonen zwischen den Abwehrspielern, sodass sich irgendwann einer entscheiden musste ihm entgegenzukommen, wodurch wiederum Räume für andere Spieler entstanden.
So entstand beispielsweise auch das 0:1 – Sergi Roberto treibt den Ball in Richtung Strafraum, wird dann irgendwann gestellt, spielt den Ball zum freigewordenen Jordi Alba, der den Platz nutzt und ein Eigentor provoziert.
Quique Setién gelang es so, seiner Mannschaft ein Hilfsmittel zu geben, durch das man auch ohne dribbelnde Außenstürmer eine gegnerische Abwehrreihe aufreißen kann. Allerdings funktioniert dies auch nur so gut gegen Mannschaften, die dir kurz vor dem Strafraum auch diesen Platz geben.
Gegen Atlético Madrid war es nach seiner Einwechslung zum Beispiel noch so, dass Roberto zwar sehr offensiv agieren wollte, aber den Ball nur selten wirklich treiben konnte und letztlich zumeist ohne Ball in die Räume zwischen den Abwehrspielern rückte. Auch das hilft natürlich, weil man den Gegner so beschäftigt, bringt aber bei weitem nicht so viele Vorteile, wie wenn er mit Ball und Tempo auf den Strafraum zumarschieren kann. Es ist jedenfalls gut zu sehen, dass Setién bereit ist, Dinge auszuprobieren und sich auch dem Gegner anzupassen.
Messi auf der 10 – Setién setzt auf 4-4-2 mit Raute
Apropos ausprobieren: Bereits gegen Atlético Madrid experimentierte Quique Setién mit einem 4-4-2-System und einer Raute im Mittelfeld, hier gab Riqui Puig immer wieder den offensiven Mittelfeldspieler im Zehnerraum hinter zwei Spitzen.
Beim Auftritt in Villarreal spielte Lionel Messi diese Position hinter Luis Suárez und Antoine Griezmann – “endlich”, mögen viele Barça-Anhänger gedacht haben. Über weite Strecken der bisherigen Saison funktionierte das designierte neue Traum-Trio “MSG” (Messi, Suárez, Griezmann) kaum oder nur in Ansätzen, doch gegen das Gelbe U-Boot konnten alle drei einen super Auftritt hinlegen.
Die Systemumstellung auf die Raute, beziehungsweise die Positionierung Messis und Griezmanns, erlaubte es gerade diesen beiden, endlich wie erhofft miteinander zu kombinieren. Der Argentinier findet sich zwar sowieso sehr häufig in der Zentrale wieder, tauchte gegen Villarreal allerdings fast ausschließlich in diesen Positionen auf.
Wesentlich spannender gestaltete sich da die Rolle Griezmanns: Während der Weltmeister von 2018 bislang häufig auf dem Flügel regelrecht unterging, erlaubte ihm seine Position im Estadio de la Cerámica die Entfaltung seiner Stärken. Er agierte wie zu seiner Zeit bei Atlético als zweite Spitze, hatte so im Zentrum viel mehr Freiheiten und war dadurch deutlich besser ins Spiel der Blaugrana integriert.
Neben Suárez war Griezmann besonders im ersten Durchgang offensiv nahezu omnipräsent, riss mit guten Läufen Lücken für seine Mitspieler – so zum Beispiel beim 1:0, als er mit einem cleveren Laufweg die Tür für Jordi Alba auf links öffnete.
Doch es waren nicht nur seine Laufwege, auch mit dem Ball wirkte der 29-Jährige so spielfreudig wie lange nicht, kombinierte sich teilweise mit Messi und Suárez in einen Rausch. Gekrönt wurde seine gute Performance mit dem wunderschönen Heber zum zwischenzeitlichen 3:1.
Auch Suárez profitierte sichtlich von der guten Harmonie im Angriffsdreieck, er war deutlich besser am Spiel beteiligt als noch bei vielen Auftritten zuletzt, wirkte weniger rostig und konnte ebenfalls mit einem Traumtor überzeugen. Es bleibt zu hoffen, dass Setién mit dieser Formation nun den Schlüssel gefunden hat, um “MSG” bestmöglich zusammenspielen zu lassen.
Villarreals erstaunliche Passivität
Während Barcelona Spielfreude und Esprit an den Tag legte, hatte Villarreal sichtlich Probleme, ins Spiel zu kommen. Beim frühen Gegentor zum 0:1 begleiteten drei Spieler Sergi Roberto, ohne dass einer von ihnen energisch genug in den Zweikampf ging. Stattdessen öffnete sich ein großer Raum für Jordi Alba, dessen Hereingabe für den ersten Treffer des Tages sorgte.
Auch Suárez und Griezmann freuten sich über reichlich Platz bei ihren Treffern zum 2:1 und 3:1, bei denen Messi genug Spieler in Gelb auf sich zog, um somit Freiraum für seine Mitspieler zu schaffen. Darüber hinaus taten sich die Spieler von Javier Calleja schwer, in den Mittelfeldregionen überhaupt in Zweikämpfe zu kommen und so kam es nicht überraschend, dass Calleja nach der Halbzeit seine taktische Aufstellung zu einem 4-1-4-1 änderte – denn Villarreal war bis auf wenige Kontersituationen überhaupt nicht drin in der Partie, es fehlte an fast allem an diesem Abend.
Doch auch nach der Pause bot sich ein unverändertes Bild, an diesem Abend war Villarreal erstaunlich zahnlos – und das, obwohl das Gelbe U-Boot äußerst formstark und ohne Niederlage seit dem Restart in die Partie gegen Barça gegangen ist. Doch an diesem Abend stimmte beim FC Barcelona alles – und bei Villarreal bis auf einen Konter nichts.
Florian Rahbari Nejad / Jan-Hendrik Busch / Benjamin König