Flanken als Stilmittel für den Erfolg? Das ist nicht Barças DNA. Gegen Almería drosch Xavis Truppe Hereingabe um Hereingabe ideenlos vor das Gehäuse, blieb erfolglos und patzte zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt. Die Brennpunkte zum Spiel in Almería.
Almería entnervt Barcelonas Spieler von Anfang an
Der FC Barcelona war gegen die UD Almería auf Wiedergutmachung aus, doch die Gastgeber wussten von Beginn an, wie sie den angereisten Katalanen den Sonntagabend in Andalusien am besten verderben konnten.
Mit Kleinigkeiten entnervten die Spieler Almerías zudem bereits früh im Spiel die Spieler der Blaugrana. Dafür stellt Lucas Robertones Verhalten nach einem im Mittelfeldbereich begangenen Foulspiel das perfekte Beispiel dar: Erst stellte er sich vor den ruhenden Ball, sodass Sergio Busquets den Freistoß nicht direkt ausführen konnte, und dann spitzelte er das Spielgerät auch noch weg. Sicher nichts Neues und ein unlauteres Mittel, aber es zeigte, wie den Gästen früh klargemacht wurde, dass es ein unangenehmes Spiel werden würde. Auch dass Alba sich nach nicht einmal einer Viertelstunde darüber beschwerte, dass Almería sich zu viel Zeit bei einem Standard in der eigenen Hälfte ließ, spricht in diesem Zusammenhang Bände.
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Auf dem Weg nach vorne behielten die Gastgeber dann auch noch einen kühlen Kopf und klaren – wenn auch simplen – Plan. Lange Bälle in Richtung Luis Suárez und El Bilal Touré sollten für Gefahr sorgen. Und das taten sie auch. Das lag zum einen daran, dass Barças Innenverteidiger kaum Ruhe erhielten, da vor allem Suárez jedem noch so zu weit geratenen Ball hinterhersprintete und zum anderen daran, dass die beiden Angreifer der Südspanier den Ball umgehend prallen ließen, wenn sie mit dem Rücken zum Gegenspieler den Ball entgegennahmen. So ist es auch vor dem einzigen Treffer des Abends geschehen.
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Der Grund, wieso die Blaugrana laut Xavi “das schlechteste Spiel der Saison” absolviert hat, war das gegen den Ball kompakt auftretende Kollektiv der Gäste. Dieses verdichtete vor allem das Zentrum und wartete auf Querpässe der Katalanen rund um den gegnerischen Strafraum herum, um situativ aus der Kette zu stoßen und diese Bälle abzufangen. Barça fehlte es an Ideen, diese Kette zu durchbrechen. Neben Robert Lewandowski konnte Franck Kessie erneut nicht die Offensivqualitäten miteinbringen, die die Culés von Pedri gewohnt sind. Er versuchte zwar viel, doch entweder machte ihm ein Gegenspieler oder eine Abseitsposition einen Strich durch die Rechnung.
Barças Ideenlosigkeit mündet im Flanken-Wahnsinn
In der zweiten Halbzeit wählte der FC Barcelona dann ein Mittel, um die Kette der Gastgeber zu knacken: Flanken. Insgesamt 47 Flanken schlugen die Katalanen, die meisten davon kamen aus dem Halbfeld. Und die meisten von ihnen kamen ungefährlich. Unglaubliche 47 Flanken, so viele schlug der FC Barcelona bei einem Auswärtsspiel zuletzt in der Spielzeit 2005/06. Seitdem gab es noch drei Heimspiele, in denen Barça so häufig flankte. Bemerkenswert: Aus all den fünf Spielen mit einer so hohen Anzahl an Flanken folgten drei Unentschieden und zwei Niederlagen. Nicht eine Partie gewann die Blaugrana, wenn sie in LaLiga den Fokus auf Flanken setzten.
— Reshad Rahman (@ReshadRahman_) February 26, 2023
Allein Jordi Alba war in der Partie gegen Almería bis zu seiner Auswechslung für zehn Hereingaben verantwortlich; nur eine fand dabei den Weg zum Mitspieler. Als er ausgewechselt wurde, veränderte sich nichts an der Herangehensweise der Katalanen. Der für ihn gekommene Marcos Alonso flankte zwar nur dreimal, doch Ferran Torres zog es nach dem Wechsel immer wieder in die Alba-Position im Halbfeld, sodass er nun den Dauer-Flankengeber gab. Von seinen 15 (!) Flankenbällen kamen immerhin sechs zum Mitspieler. Mit Ronald Araujo kam neben Alonso noch ein weiterer Abwehrspieler in der 67. Minute in die Partie. Ab der 75. Minute zog der Uruguayer immer wieder in den Strafraum, wo er neben Robert Lewandowski einen weiteren potenziellen kopfballstarken Abnehmer darstellte. Doch auch er konnte keine Hereingabe verwerten.
Almería hatte “eine Menge Leute im Strafraum” resümierte Eric Garcia nach der Partie. Das lag vor allem daran, dass sie auf den Außenbahnen keine Überzahl erzeugten und Barça immer wieder aus dem Halbfeld heraus zu Flanken kommen ließen, während sie Vorstöße der Katalanen zur Grundlinie intensiv unterbanden. Auch Xavi merkte an, dass der Gegner auch in der Luft gut verteidigt habe, sein Vorgänger Ronald Koeman verteidigte ein Spiel mit zahlreichen Flanken einmal mit den Worten “Was soll man da tun? Tiki Taka spielen, wo kein Platz ist?”. Koeman lotste einst Luuk de Jong zu den Katalanen. Ein Spielertypus, der zumindest dem Spiel des FC Barcelona gegen Almería gutgetan hätte.
Denkbar schlechter Zeitpunkt für Patzer
Gutgetan hätte Barça definitiv ein Sieg nach dem Ausscheiden in der Zwischenrunde der Europa League gegen Manchester United. Gerade vor dem Clásico-Hinspiel in der Copa del Rey wäre ein Ausrufezeichen an die nationale Konkurrenz wichtig gewesen. Doch statt dem Signal, dass der FC Barcelona sich nicht aus der Spur bringen lässt und mental gefestigt ist, wurde nun das Zeichen gesetzt, dass es auch in der Liga Niederlagen für Xavis Truppe setzen kann.
PK | Xavi bedient: “Das schwächste Spiel der Saison zum schlechtesten Zeitpunkt”
Nach der Niederlage im Old Trafford und vor dem Pokal-Hinspiel im Santiago Bernabéu kommt “das schwächste Spiel zum schlechtesten Zeitpunkt”, bemerkt auch Xavi an. Denn am Donnerstag gibt es den dritten Clásico der Saison, das nun angeschlagene Barça gastiert zu allem Überfluss ohne Lewandowski, Pedri und Dembélé bei Real Madrid. Die Blancos können dem Rivalen nun erst recht einen mentalen Tiefschlag setzen. Es bleibt zu hoffen, dass die Blaugrana in Spaniens Hauptstadt ein anderes Bild abgibt als am Sonntag in Andalusien.
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