In einem schwachen Spiel erkämpfte sich der FC Barcelona einen Punkt bei Real Sociedad. In den Brennpunkten widmen wir uns Barças auf Manndeckung beruhendem Defensivkonzept, den von langen Bällen dominierten Offensivbemühungen und einer Leistungssteigerung in der zweiten Halbzeit.
Manndeckung im Mittelfeld
Beim Gastspiel bei Real Sociedad traf der FC Barcelona auf eines der spielstärksten Teams der laufenden La-Liga-Saison. Vor allem das offensive Mittelfeld um die Real-Madrid-Leihgabe Martin Ødegaard, Ex-Dortmunder Mikel Merino sowie Eigengewächs Mikel Oyarzabal gehört zum Aufregendsten, was der spanische Fußball aktuell zu bieten hat. Entsprechend respektvoll reagierte Barça-Coach Ernesto Valverde auf den Gegner aus dem Baskenland. Um die Kreise von La Reals Spielern einzuengen, setzte er mit seiner Mannschaft auf eine Manndeckung ab der Mittelfeldlinie. Real Sociedads Spieler mussten sich die Bälle dadurch relativ weit hinten holen, da sie immer Gefahr liefen, den Ball mit dem Betreten Barças Hälfte zu verlieren.
Problem hierbei war jedoch die mangelhafte Entschlossenheit, die die Spieler der Katalanen in den Zweikämpfen an den Tag legten, wodurch es die Heimmannschaft immer wieder schaffte, sich dank ihrer hohen individuellen Klasse aus dem Kollektivpressing der Gäste herauszukombinieren. La Real schaffte es so recht einfach, das Mittelfeld zu dominieren, Barças Manndeckung zu überspielen und immer wieder in die gefährlichen Zonen, in erster Linie die beiden Halbräume vor dem Strafraum der Gäste, zu kommen. Vor allem in der ersten Hälfte konnte der FC Barcelona zu keiner Zeit wirklich Zugriff auf den Gegner bekommen, wodurch sich lange das Bild einer klar dominerenden Mannschaft aus dem Baskenland bot.
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Lange Bälle in der Offensive
Der FC Barcelona wiederum schaffte es selbst mit den wenigen kontrollierten Ballbesitzphasen kaum, Gefahr vor dem Kasten von Torhüter Alex Remiro auszustrahlen. Dies ist vor allem auf die exorbitant hohe Anzahl von Ballverlusten im Mittelfeld zurückzuführen, wenn man es denn mal geschafft hatte, der Heimmannschaft das Leder abzuluchsen. Nur selten schafften es die Katalanen, einmal über längere Zeit Kontrolle über Ball und Spiel zu gewinnen, was auch auf Real Sociedads hohes Pressing bereits in Barças Hälfte zurückzuführen war. Wenn die Katalanen dann allerdings mal im Ballbesitz waren, versuchten sie es selten, die Kugel Stück für Stück in die gegnerische Hälfte zu tragen und La Real am eigenen Sechzehner einzuschnüren.
Viel häufiger spielten sie lange Bälle und hofften so, mit einem anschließenden Gegenpressing an forderster Front zu Balleroberungen zu kommen, was angesichts der meist gut gestaffelten Defensive des Gastgebers jedoch selten von Erfolg gekrönt war. Einige Male waren die Katalanen dann aber doch erfolgreich, beispielsweise beim Treffer von Luis Suárez in der 49. Minute, dem ein hoher Ball von Sergio Busquets auf Lionel Messi vorausging, oder bei Griezmanns Großchance vier Minuten später, als Clément Lenglet den Stürmer mit einem langen Pass aus der Abwehr heraus anspielte.
Steigerung in Hälfte Zwei
Im Verlaufe der zweiten Hälfte verbesserte sich das Spiel des FC Barcelona jedoch merklich und die Katalanen schafften es, wieder mehr zu jenem dominanten Spielstil zurückzufinden, den man von Ernesto Valverdes Team erwarten darf. Auch wenn Real Sociedad von ihrem technisch anspruchsvollen, dominanten Spielvortrag nur in Ansätzen abgewichen ist, schaffte es der FC Barcelona mit Fortschreiten der zweiten Halbzeit, die anspruchsvolle Auswärtspartie im Baskenland nun wesentlich offener zu gestalten und den Ball deutlich länger und sicherer in den eigenen Reihen zu halten.
Vor allem das klügere und mutigere Auftreten der Außenverteidiger, die sich nun vermehrt in die Offensive der Gäste einschalteten, war enorm wichtig, um Barças Spiel die nötige und in der ersten Hälfte noch völlig abgehende Breite zu geben. Zugleich zogen Griezmann und Messi nun konsequenter ins Zentrum um dem Team bei einem breiteren Spielvortrag zugleich genügend Anspielstationen in zentraler Position zu bieten. Trotz allem muss gesagt sein, dass der FC Barcelona es lediglich schaffte, in der zweiten Hälfte auf Augenhöhe mit der Heimmanschaft zu spielen, da diese auch im zweiten Abschnitt kaum nachließ und im Großen und Ganzen ein fantastisches Spiel ablieferte.