Brennpunkte | Apathische Ergebnisverwaltung und Messis ungewohnte Ladehemmung

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Barcelonas riskanter Spielaufbau war auch gegen den FC Getafe auffällig, ebenso wie der Umstand, dass Barça in alte Verhaltensmuster nach der Führung verfiel. Auch Lionel Messis Ladehemmung sorgte dafür, dass das Spiel nur knapp gewonnen wurde. Unsere Brennpunkte. 

Andribbelnde Innenverteidiger

Da Quique Sétien offenbar in der Spieleröffnung unbedingt an seiner Dreierkette festhalten möchte, musste sich der Barça-Coach etwas einfallen lassen. Immer wieder war in den vergangenen Wochen zu beobachten, dass Sergio Busquets öfter als gewohnt zwischen oder gar hinter die beiden Innenverteidiger abkippte – dort jedoch kaum Wirkung erzeugen konnte und dann im Mittelfeld fehlte. 

Dieses taktische Stilmittel im Spielaufbau ist im europäischen Spitzenfußball soweit auch nichts Neues und wird sehr häufig eingesetzt, um inbesondere das Spiel mit flachen Pässen gegen ein Team mit zwei Spitzen eröffnen zu können. Allerdings wird dieses Stilmittel in der Regel situativ angewandt – Busquets jedoch kippte in den vergangenen Spielen und auch gegen den FC Getafe nahezu in jeder Situation ab. 

Dies merkte wohl auch Sétien und ließ sich etwas einfallen – wenn auch etwas sehr einfaches und pragmatisches. Da Getafe im Camp Nou mit zwei Stürmern agierte, wies der katalanische Übungsleiter seine beiden Innenverteidiger dazu an, sehr breit zu stehen. Dazu kippte Busquets in deren Mitte ab und so entstanden extrem weite Wege für die beiden Stürmer von Getafe. 

Ein weiterer großer Vorteil davon: Verlagerte Barça in diesem Spiel innerhalb dieser Dreierkette mehrmals den Ball, konnten die Stürmer irgendwann keinen Druck mehr auf den ballführenden Innenverteidiger bringen und dieser konnte andribbeln. Immer wieder schalteten sich Samuel Umtiti und Gerard Piqué mit dem Ball am Fuß in die Offensive ein und dribbelten bis weit in die gegnerische Hälfte. 

Da beide Innenverteidiger darüber hinaus technisch sehr gut sind, konnte die Blaugrana dadurch effektiv Höhe gewinnen und ein dynamisches Übergewicht in der gegnerischen Hälfte erzeugen. Richtig erfolgreich war dieses Manöver dann beim 1:0-Führungstreffer. Umtiti dribbelte bis circa 30 Meter vor das gegnerischen Tor und spielte dann einen guten Pass auf Lionel Messi. La Pulga setzte dann perfekt Antoine Griezmann in Szene und erzielte einen Treffer ganz nach dem Geschmack Sétiens. 

 

 

Apathische Ergebnisverwaltung

Dass Barça eine letztendlich schwache zweite Halbzeit spielte, lag jedoch keineswegs daran, dass dieses Stilmittel weniger eingesetzt wurde. Vielmehr erinnerten die Katalanen an so viele Spiele in den vergangenen Jahren. Hatte man vor dem Pausenpfiff noch auf das 3:0 gespielt (Griezmann und Messi hatten auch gute Chancen dazu), zeigte die Mannschaft nach der Halbzeit ein völlig anderes Bild. 

Die Blaugrana wirkte mutlos, kraftlos, teilweise apathisch. Man bekam den Eindruck, dass sich der FC Barcelona für irgendetwas schonen und irgendwie das Ergebnis über die Zeit bringen wollte. Mit einer extrem großen Portion Glück gelang dies zwar am Ende, jedoch kann das nicht der katalanische Anspruch sein. 

Es schlichen sich horrende individuelle Fehler in das System ein. Piqué verlor als letzter Mann den Ball und konnte sich nur durch ein (nicht geahndetes) Foul retten. Frenkie de Jong und Arthur konnten im Mittelfeld kaum mehr Bälle halten. Dies wurde auch durch die Hereinnahme von Ivan Rakitic nicht besser, eher sogar noch schlechter. 

Auch die sonst meist fehlerfreien Messi und Busquets leisteten sich einige Fehler. Insbesondere der Argentinier verlor viele Bälle und wirkte oftmals zu sorglos. Was der Mannschaft in diesen Situationen fehlt, ist ein Leader der Kategorie Carles Puyol, der die Mannschaft aufweckt. Durch diese Spielweise baut man einen eigentlich schon besiegt wirkenden Gegner auf – unter anderem führte genau dieses Problem dazu, dass Barça in der Vorrunde manchen Vorsprung verspielte, beispielsweise bei Levante und Osasuna.

Ein weiteres Problem, für das sich Sétien schleunigst eine Lösung einfallen lassen sollte, ist der fehlende Plan B in der Spieleröffnung. Auch gegen Getafe hatte der FC Barcelona wieder größte Probleme, gegen einen hochpressenden Gegner zu eröffnen. Auch wenn es nicht der Stil von Barça ist, selbst Pep Guardiola hatte damals eine Alternativlösung parat (meist Seydou Keita), wenn es flach und kurz nicht funktionierte. 

Messis Ladehemmung 

Dass man im gestrigen Spiel überhaupt zittern musste, lag unter anderem auch an Messi. Der argentinische Superstar lieferte zum 1:0 zwar wieder eine Vorlage zum Genießen, konnte allerdings erneut keinen eigenen Treffer verzeichnen. Seit nunmher vier Spielen ist Messi torlos – nur die wenigsten können sich wohl an eine solche Torflaute des amtierenden Weltfußballers erinnern. 

Dennoch spielte Messi in den vergangenen Spielen keineswegs schlecht. Beispielsweise lieferte er in den vergangenen drei Spielen sechs Assists, eine herausragende Quote, die auch darauf basiert, dass Messi situativ immer wieder den Spielmacher aus der Tiefe gibt.

Und trotz dieser tieferen Position hatte Messi in den vergangenen Spielen und auch gegen den FC Getafe ausreichend Möglichkeiten, um eigene Tore zu erzielen. Beispielsweise ist da sein Lupferversuch in der Anfangsphase sowie sein Kopfball kurz vor der Pause zu nennen. 

Um es als Summe zu nennen: In den letzten vier Ligaspielen feuerte der Barça-Kapitän 31 Schüsse ab, wovon 15 aufs Tor kamen und weitere 16 geblockt wurden oder das Tor verfehlten. 31 Schüsse, kein Tor – eine verblüffende wie ungewöhnliche Statistik, gerade für Messis Ansprüche.

Seine Ausbeute ist dennoch Weltklasse: In 19 Ligaspielen erzielte er 14 Treffer und lieferte zwölf Vorlagen – in Europas Topligen legt nur Jadon Sancho vom BVB ebenfalls zweistellige Zahlen in beiden Kategorien auf. Dennoch können alle Culés nur darauf hoffen, dass Messi bald wieder jubeln darf. Denn ohne die Treffer des Argentiniers wird es insbesondere in der Champions League extrem schwer für Barça.  

 

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