Nach einer guten Vorstellung des FC Barcelona gegen Borussia Dortmund wartet auf das Team von Ernesto Valverde in der Liga gleich der nächste große Gegner: Atlético Madrid. Die Colchoneros befinden sich mitten im Umbruch, bleiben ihrer abwartenden Spielweise aber weiterhin treu – und haben abermals massive Probleme beim Erzielen von Toren. Und dann ist da ja auch noch Antoine Griezmann, der erstmals seit seinem Wechsel in die Hauptstadt zurückkehrt. Die Vorschau zum Spiel.
Die Wochen der Wahrheit gehen für den FC Barcelona weiter. Nachdem die Katalanen unter der Woche den Gruppensieg in der Champions League perfekt gemacht haben, reisen sie als nächstes in die spanische Hauptstadt, wo es am Sonntagabend (21 Uhr) im Wanda Metropolitano zum Aufeinandertreffen mit Atlético Madrid kommt.
Atleti und Barça, zwei der ganz großen Namen aus La Liga, die im direkten Aufeinandertreffen zuletzt jedoch nur selten das einlösen konnten, was man von einem Topspiel erwarten würde, was zu einem nicht unerheblichen Teil an der pragmatischen Herangehensweise Diego Simeones lag. Vier der letzten acht Duelle endeten 1:1. Für die Colchoneros grenzte dies schon an Erfolgserlebnisse, konnten sie doch lediglich zwei der letzten 24 Kräftemessen mit dem amtierenden Meister für sich entscheiden.
Arthurs Rückkehr in die Startelf?
Dem Team von Ernesto Valverde wird einiges daran liegen, dass sich diese Statistik aus Sicht der Gastgeber am Sonntag nicht zum Besseren entwickeln wird. Ein Sieg von Messi und Co. im Metropolitano, und die Katalanen hätten bereits satte sechs Punkte Vorsprung auf Simeones Team. Gleichzeitig könnten die Rojiblancos mit einem Sieg in der Tabelle nach Punkten mit Barça gleichziehen.
Verzichten müssen die Katalanen im Metropolitano auf Sergio Busquets, der am vergangenen Wochenende in Leganés seine fünfte Gelbe sah. Für ihn dürfte Frenkie de Jong oder Ivan Rakitic auf die Sechs zurückgezogen werden. Die Frage wird zudem sein, wen Valverde davor aufstellt.
Rakitic empfahl sich unter der Woche mit einer anständigen Leistung gegen Borussia Dortmund für weitere Einsätze, und auch Arthur könnte, nachdem er beim Gastspiel in Leganés nicht im Kader stand, seine Rückkehr in die Startelf feiern. Ebenso könnte Arturo Vidal eine der beiden Achter-Positionen bekleiden, wenngleich der Chilene diese wohl deutlich offensiver interpretieren würde.
Barças Flügelspiel als Schlüssel gegen Atleti
Durch den Ausfall von Ousmane Dembélé, der dem Team für rund zehn Wochen aufgrund einer Muskelverletzung fehlen wird, wird Barça wohl vom 4-2-3-1 aus dem letzten Ligaspiel wieder zum klassischen 4-3-3 zurückkehren. Somit würden Lionel Messi und Antoine Griezmann auf dem Papier einmal mehr die Flügel bekleiden – gegen Borussia Dortmund hatte das richtig gut funktioniert.
Problematisch dabei ist, dass beide während der Partie dazu neigen, ihr Spiel ins Zentrum zu verlagern. Gerade gegen Atlético Madrid ist das kein allzu erfolgsversprechendes Rezept. Denn wenn die Mannen von Diego Simeone eines beherrschen, dann ist es, das Zentrum in der Defensive durch geschicktes Verschieben dicht zu machen und den Gegner somit zum Ausweichen auf die Außen zu zwingen. Barças Außenverteidiger Junior Firpo und Sergi Roberto werden also am Sonntag eine wichtige Rolle im Angriff ihres Teams innehaben.
Ohnehin wird es für Griezmann eine brisante Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte. Nach dem Wechsel-Hick-Hack im Sommer ist es für den Franzosen das erste Wiedersehen mit seinen früheren Teamkameraden sowie deren Fans, die dem Weltmeister alles andere als einen herzlichen Empfang bereiten werden.
Die Rojiblancos und ihre Probleme in der Abwehr
Dabei haben die Fans der Colchoneros derzeit mit Blick auf ihren eigenen Verein genügend, worüber es sich aufzuregen gäbe. Nach der Niederlage in Turin ist der Einzug ins Champions-League-Achtelfinale nach wie vor noch nicht in trockenen Tüchern. In der Liga belegen die Rojiblancos zwar derzeit den vierten Rang, allerdings stehen hier bereits sieben Unentschieden (unter anderem gegen Celta Vigo, Real Valladolid und Deportivo Alavés) zu Buche.
Titel haben vor der Saison nur die optimistischten Anhänger erwartet. Zu groß war der Umbruch innerhalb des Teams. Die Tatsache entschuldigt jedoch nicht das oftmals passive Auftreten in Verbindung mit fehlender Kreativität sowie der ‘Fähigkeit’, eine Großchance nach der anderen zu vergeben.
Doch auch die unter Simeone immer so brillant aufspielende Defensive ist bis dato noch nicht der gewohnte Rückhalt im Team. Das liegt zum einen daran, dass Leistungsträger wie Diego Godín, Lucas Hernández und Juanfran den Verein verlassen haben. Dazu kommt, dass die beiden Stamminnenverteidiger José María Giménez und Stefan Savic zuletzt verletzt ausfielen. Ersterer hat am Freitag das Mannschaftstraining verpasst, wird also aller Voraussicht nach auch gegen Barça nicht einsatzfähig sein.
So werden wohl wieder Mario Hermoso und Felipe die Innenverteidigung bilden. Gerade Letzterer hat sich leistungstechnisch Woche für Woche gesteigert und war zuletzt einer der besten Akteure im rot-weißen Dress. Nichtsdestotrotz ist die Defensive anfällig. In den letzten sechs Plichtspielen mussten Jan Oblak und Co. jeweils mindestens ein Gegentor hinnehmen. Dabei tat den Colchoneros der Rückstand oftmals gut, da sie anschließend offensiver und mutiger agierten und das Spielgeschehen selbst in die Hand nehmen mussten.
Griezmann fehlt Atlético an allen Ecken und Enden
Problematisch ist, dass sie aus ihrer Überlegenheit oftmals keine Tore machen, wenngleich die Chancen da sind. Gerade einmal 16 Tore hat Atleti in der laufenden Liga-Saison erzielt (zum Vergleich: Barça hat bereits 35 Mal getroffen). Dabei ist, wie bereits angesprochen, das Herausspielen der Tormöglichkeiten nicht mal das größte Problem (wenngleich dies auch nicht immer einwandfrei funktioniert). Es ist der finale Abschluss, der Simeones Mannen zum Verhängnis wird.
Atlético hat in der Liga einen Expected Goals Wert (xG) von 24,02 Toren. Mit den 16 erzielten Toren bedeutet dies eine Abweichung von 8,02 Toren. In Europas Top-5-Ligen weist nur der FC Watford – seines Zeichen Tabellenschlusslicht in der Premier League – einen schlechteren Wert auf.
Griezmann, der den Angriff der Colchoneros zum größten Teil alleine schulterte, fehlt hier an allen Ecken und Enden. Rekord-Neuzugang João Félix kann diese Rolle (noch) nicht ausfüllen, was jedoch auch von Anfang an kein Geheimnis war. Es war klar, dass sich der junge Portugiese in der neuen Liga erst einmal akklimatisieren muss, bevor er den nächsten Schritt in seiner Entwicklung machen kann.
Einige gute Ansätze zeigte der Teenager bereits, allerdings ist offensichtlich, dass er sich an die höhere Geschwindigkeit und das physischere Spiel in Spanien noch gewöhnen muss. Aufgrund einer Knöchelverletzung fiel Félix die vergangenen Wochen aus. Gegen den FC Granada und Juventus Turin kam er als Joker zum EInsatz, gegen den FC Barcelona wird er aller Voraussicht nach das erste Mal wieder von Anfang an auflaufen.
Thomas Partey: Atléticos neuer Mittelfeldmotor
Startformation ist ein gutes Stichwort. Viele Fans sind gespannt, ob Simeone seinen oftmalls allzu vorsichtigen Ansatz in Spielen gegen stärkere Gegner fortführen wird und eine Mittelfeldreihe bestehend aus vier zentralen Mittelfeldspielern aufbieten wird. Gegen Juventus war dies zuletzt wieder einmal der Fall. Schön mitanzusehen war dies nicht, erfolgreich ebenso wenig.
Atléticos mögliche Startaufstellung gegen den FC Barcelona
Besonders positiv in dieser Positionsgruppe sticht in dieser Saison immerhin Thomas Partey heraus. Viele ihaben ihn durch die Transfers von Marcos Llorente und Héctor Herrera nur als Back-Up gesehen, doch der Ghanaer hat sich durch starke Leistungen zum zwischenzeitlich stärksten Mann im Mittelfeld gemausert. Besonders sein Spiel in der Offensive sowie seine Pässe im Spielaufbau hat der 26-Jährige deutlich verbessert.
Die große Frage wird sein, ob Simeone seine Spieler am Sonntag von der Leine lässt, anstatt sich von Anfang an mit einem Unentschieden zu begnügen. Falls ja, könnte es eine hochklassige Partie werden. Dann würde dieses Spitzenspiel seiner Bezeichnung auch endlich einmal auf dem Platz gerecht werden.