Barça knackt das Gelbe U-Boot

StartLa LigaBarça knackt das Gelbe U-Boot
- Anzeige -
- Anzeige -

Besser hätte der Spieltag für den FC Barcelona kaum laufen können. Während sie sich mit 2:1 gegen den FC Villarreal durchsetzen konnten, strauchelte der vermeintlich größte Widersacher gegen CA Osasuna. Auch aus spielerischer Sicht können die Katalanen mit sich zufrieden sein. Sie hatten die Partie jederzeit im Griff, spielten sich Torchancen heraus und ließen das ‘Gelbe U-Boot’ nur selten gewähren. Das war eine beachtliche Vorstellung der ‘Blaugrana’, mit deren Intensität die Gäste zu keiner Zeit zurechtkamen. Lediglich einige zweifelhafte personelle Entscheidungen von Tata Martino trübten den positiven Eindruck am Samstagabend geringfügig.

Dass der FC Villarreal in der Tabelle gut dasteht, kommt nicht von ungefähr. Mit einem mutigen und erfrischenden Offensivspiel konnten sie in der laufenden Saison von sich Rede machen. Dementsprechend erwarteten die Anhänger des FC Barcelona ein sehr schweres Heimspiel, letztlich jedoch kam es anders. Barça kontrollierte das Geschehen, erarbeitete sich Torchancen und hielt den Gegner weitestgehend vom eigenen Tor fern. Die Gäste waren viel zu passiv, um die Katalanen ernsthaft in die Bredoulle bringen zu können.

FC Villarreal mit einer abwartend-defensiven Haltung

In einem 4-5-1 ging es ihnen in erster Linie darum, das eigene Tor vor den gegnerischen Angriffen gut abzuschirmen. Einzige Spitze bei dem ‘Gelben U-Boot’ war Giovani dos Santos. Die Fünferkette hinter ihm bestand aus den beiden Sechsern Edu Ramos und Pina, den Flügeln Perez und Aquino sowie Triguer, der sich auf halblinks zwischen Perez und Pina begab. Ungefähr auf Höhe der Mittellinie, manchmal aber auch später, nahmen diese Spieler die Katalanen in Empfang. Sie standen sehr eng gestaffelt und versuchten, die Zwischenräume abzudecken, in denen sich immer wieder Spieler von Barça tummelten. Das war nicht unwichtig, denn der Abstand zwischen Mittelfeld und Abwehr wurde verhältnismäßig groß gehalten. Anders ausgedrückt: Die Abwehr postierte sich tief, um nicht überspielt zu werden und zusätzliche Sicherheit zu vermitteln. Aus der Mittelfeldkette löste sich stets ein Spieler, um gegen Mann und Ball zu arbeiten, während die Mitspieler aber diszipliniert ihre Positionen hielten und nicht den Versuch unternahmen, horizontale Passwege zu versperren.

Einzige ‘Gefahr’: Durchschaute Angriffsmuster

Häufig sah man die enge Fünferkette stark nach rechts versetzt, was sich durch die Angriffe der ‘Blaugrana’ erklärt, die häufiger über links vorgetragen wurden. In der Folge versuchte der FC Barcelona das Spiel schnell auf die andere Seite auf Alexis Sánchez oder auf den aufrückenden Martín Montoya zu verlagern. Diese Verlagerung ist ein typisches Angriffsmuster der Katalanen, das sich der FC Villarreal zweimal zu Nutze gemacht. Zweimal hat Jaune Costa, linker Außenverteidiger, die Verlagerung antizipiert und den Ball abgefangen. Aus den aufgrund der aufgerückten Montoya idyllischen Platzverhältnissen konnte aber keine Torchancen resultieren. Nur dos Santos wartete vorne und ließ sich abwechselnd nach links und rechts hinaustragen, um das Aufbauspiel zu unterstützen. Weil anfangs nur wenige Spieler sehr langsam nachrückten, hatte er aber einen schweren Stand. Auch in seiner Funktion als Bandenspieler konnte er keinen Stich setzen, weil Perez und Aquino sehr lange brauchten, um aufzurücken.

Neymar bleibt vorne, Cesc hilft aus

Nur selten gelang es den Gästen, sich in der Hälfte des FC Barcelona festzusetzen. Kollektiv vorgetragene Angriffe wie auf links über Perez, Costa und Triguer waren zum Scheitern verurteilt, weil die Katalanen in der Überzahl waren und ihre Intensität zu hoch war. Aufseiten der Katalanen kam in diesen Phasen aber eine interessante Gegebenheit zum Vorschein: Der nominell als ‘Falsche Neun’ spielende Cesc Fàbregas interpretierte seine Rolle gänzlich anders als Lionel Messi und half in der Defensive aus. Wohingegen Neymar derjenige war, der sich zentral anordnete und von Defensivverbindlichkeiten befreit blieb. Hierdurch wollte Tata Martino günstigere Voraussetzungen für Konterangriffe schaffen. Cesc ist nicht der Spieler, der mit Ball am Fuß auf die Innenverteidiger zuläuft und einfach mal das defensive Mittelfeld abschüttelt – Neymar schon.

Es war erstaunlich, dass sich Tata Martino trotz der zuletzt herausragenden Vorstellung von Neymar auf der Messi-Position dazu entschlossen hat, wieder Cesc auf der ‘Falschen Neun’ spielen zu lassen. Es besteht in der Barçawelt-Community grundsätzlich Einigkeit darüber, dass hierdurch Potenzial verschenkt wird. Warum Tata dennoch auf Cesc baut, kann nur er wissen. Es geht auch nicht ausschließlich um offensive Potenziale, die verschenkt werden, sondern gleichsam auch Defensive. Mit Neymar im Zentrum könnte der Flügel mit Alexis oder Pedro stabilisiert werden, die bekanntlich sehr hart und intensiv nach hinten arbeiten.

Alexandre Song zum zweiten Mal neben Busquets

Überraschend war auch das Aufgebot von Alexandre Song. Der Kameruner durfte zum zweiten Mal in dieser Saison neben Busquets ran und agierte diesmal als klassischer Achter. Er positionierte häufig im Spiel hoch zwischen die gegnerischen Ketten und startete den Versuch, mit intelligenten Laufwegen Lücken im gegnerischen Verbund zu provozieren. Zumeist vergebens, aufgrund der hohen Spielerdichte verteidigte Villarreal fast ausschließlich im Raum und agierte kaum mannorientiert. Trotzdem eine gute Vorstellung des Spielers, der vieles versucht hat und beim Pressing eine hohe Intensität gegangen ist.

Das Pressing wie auch das gesamte Spiel der Katalanen präsentierte sich gegen das ‘Gelbe U-Boot’ sehr variantenreich. Beim Pressing begibt sich in der Regel ein Mittelfeldspieler, zum Beispiel Iniesta, neben die ‘Falsche Neun’, sodass für gewöhnlich aus einem 4-1-3-2/4-4-2 gepresst wird. Im Spiel gegen Villarreal konnte man beobachten, dass es auch anders geht. Ein genaues Muster ließ sich nicht identifizieren, es ging aber vermutlich um Effizienz. Die Spieler mit dem kürzesten Weg zum Gegenspieler sollen Druck ausüben, alle anderen passen ihr Verhalten an.

Fluidität nimmt zu – Aber wo bleibt der Überraschungseffekt?

Erwähnenswert sind auch die zahlreichen Positionswechsel der Mannen von Tata Martino. Neymar war sowohl links, in der Mitte als auch ganz rechts anzutreffen, wo er mit Sánchez, Montoya und Song in Verbindung kam. Auch Cesc und Alexis wichen oft von ihrer angestammten Position ab. Was die Fluidität im Spiel angeht, befindet sich Barça auf einem guten Weg. Aber es wirkt alles noch eine Spur zu langsam und zu planmäßig. Zu oft beschränkt sich die Fluidität auf einen einfachen Positionstausch, ohne dass neue Synergien gebildet werden würden.

Tata Martinos Einwechselung sehr konservativ

Doch zurück zum Spielverlauf: Nach dem 1:1 bewies der gegnerische Trainer Mut und brachte Uche für den auch offensiv vorstoßenden Sechser Edu Ramos. Uche reihte sich zwar in die Fünferkette ein, war aber auch immer auf dem Sprung nach vorne – Villarreal spielte auf Sieg. Weniger Mut bewies Tata Martino bei seinem ersten Wechsel. Für Song brachte er Xavi Hernández. Welcher Sinn steckte dahinter? Barça kontrollierte das Geschehen, Bälle hinter die Abwehr oder in die Schnittstelle waren kaum möglich. Der Mannschaft würde beim Stand von 1:1 ein Spieler guttun, der auch mal im Mittelfeld durchbricht und anschließend die Verteidigung auffächert – ein Spieler wie Sergi Roberto. Stattdessen aber entschied sich Tata Martino für Xavi.

Die nächsten Wechsel von Villarreal waren positionsgetreu. Sie wechselten nach dem Rückstand auf ein 4-4-2(auch im Pressing) und rückten mit allen Spielern weit auf. Dem nächsten Tor näher war aber der FC Barcelona, deren Spieler es aber nicht verstanden, eine der zahlreichen Kontermöglichkeiten in etwas Zählbares umzumünzen. Schlussendlich blieb es deshalb beim hochverdienten 2:1. Die Mannschaft hat gut gespielt, doch Tata Martino macht sich mit seiner Personalpolitik im Barça-Lager keine Freunde.

- Anzeige -
- Anzeige -
- Anzeige -

AKTUELLE USER-KOMMENTARE