Zum Ende der Hinrunde stand das Spitzenspiel der beiden punktgleichen Tabellenführer an. Atlético Madrid empfing im Vicente Calderón den FC Barcelona, welcher nur wegen der besseren Tordifferenz vor den Madrilenen rangiert. Wie schon im Supercup war es ein sehr intensives Spiel der beiden Mannschaften, die sich nicht viel nahmen und am Ende verdient remis spielten.
Tata Martino setzte auf folgende Startelf:
Einwechslungen:
46. Messi für Iniesta
66. Neymar für Sánchez
81. Sergi Roberto für Pedro
Atléticos variable Defensivtaktik
Diego Simeone bewies wieder einmal, dass er es versteht, sein Team defensiv gut einzustellen. Anders als die meisten Gegner von Barça wollte Simeone sich nicht für das Pressing oder das hinten Hineinstellen entscheiden – er verband beides miteinander. Atlético rückte weit auf und presste enorm aggressiv, wenn die Katalanen sich in ihrer eigenen Hälfte befanden und gerade dabei waren, das Spiel aufzubauen. Das Ziel der Gastgeber war es, Barça so zu Fehlern zu zwingen, also entweder zu Ballverlusten, nach welchen man direkt kontern kann. Aber auch zu solchen, die dafür sorgen, dass man selbst in Ballbesitz kommt, beispielsweise durch einen klassischen Befreiungsschlag.
Schaffte es Barça aber bis in die Hälfte Atléticos zu kommen, so zogen sich diese weit zurück und bildeten praktisch eine rot-weiße Wand vor dem Tor von Courtois. In dieser Zeit mussten die Spieler natürlich ununterbrochen voll konzentriert sein, um bloß keine Lücken entstehen zu lassen. Zugleich konnten sie in dieser Zeit auch physisch etwas entspannen – zumindest im Vergleich zu den Pressing-Phasen. Ohne diesen Wechsel im Defensivverhalten wäre es Atlético gar nicht möglich gewesen, 90 Minuten lang mit dem FC Barcelona mitzuhalten. Schon mit dieser Taktik gingen die ‘Rojiblancos’ die letzten Minuten auf dem Zahnfleisch, sie half ihnen jedoch Barças Offensive gut im Griff zu haben.
Atléticos Offensive und das Problem Koke
Es ist hinlänglich bekannt, dass Atlético ungeheure Stärken im Konterspiel hat und natürlich wollten sie gegen Barça genau damit erfolgreich sein. Am liebsten startet Atlético seine Konter weit vorne, wenn sie dem Gegner den Ball im Aufbauspiel abnehmen. Denn dann erwischt man den Gegner, der gerade nach vorne spielen wollte auf dem falschen Fuß, und findet oftmals viel Platz vor. Auch gegen die Katalanen schafften sie es ein ums andere Mal solche Konter zu starten. Wirklich zu Ende spielen konnten sie diese aber kaum einmal. Dies lag zum einen an Barças fantastischer Innenverteidigung und zum anderen an der guten Balance ihrer Außenverteidiger (dazu später mehr).
Die meisten Angriffe von Atlético begannen allerdings weiter hinten, da die meisten Ballverluste von Barça relativ hoch im Mittelfeld stattfanden. Prinzipiell kann man einen Konter auch über eine größere Distanz hinweg ausspielen, Barcelona schaffte es jedoch unglaublich gut nach eigenen Ballverlusten schnell möglichst viele Spieler hinter den Ball zu bekommen. Das machte es Atlético natürlich schwerer sich Chancen zu erspielen, auch weil sie in diesem Spiel sehr abhängig von Arda Turan waren. Hat der Türke normalerweise noch die Unterstützung von Koke, der die linke Seite bearbeitet, war er gegen Barça der einzig aktive Kreativspieler. Koke brachte nur sehr wenig zustande und war praktisch kein Faktor in diesem Spiel. Wenn mal etwas über links ging, dann über Filipe Luis oder Turan, wenn er mal die Seite wechselte. So unauffällig Koke war, so auffällig war aber Turan. Der Türke zeigte eine ausgezeichnete Leistung, arbeitete sehr gut gegen den Ball und initiierte die meisten guten Offensivaktionen. Sein Problem war, dass Barça es sich wegen Kokes schwacher Leistung leisten konnte, sich mehr auf ihn zu konzentrieren, wodurch Turan mit der Zeit immer weniger Platz hatte.
Barcas Defensive in „großen” Spielen
Barça wird oft für die defensiven Schwächen kritisiert und das nicht immer zu Unrecht. Jedoch muss man ihnen zugutehalten, dass sie in den beiden vermeintlich größten und schwersten Spielen der Saison, also gegen Real Madrid und bei Atlético Madrid, defensiv sehr gut spielten. Wie schon im Clásico zeigte Gerard Piqué eine fantastische Leistung und war einfach nicht zu bezwingen. Das große Eigengewächs der Katalanen gewann gefühlt jedes Luftduell und schaffte es auch Diego Costa soweit es ging aus dem Spiel zu nehmen. Auch Piqués Nebenmann Javier Mascherano zeigte, wie stark er spielen kann. Nach einigen eher durchwachsenen Spielen in den letzten Wochen war er gegen Atlético wieder in absoluter Topform. Er gewann nahezu alle seine Zweikämpfe und antizipierte viele Aktionen hervorragend, wodurch er den Ball einige Male klärte, bevor es überhaupt gefährlich wurde.
Neben den starken Innenverteidigern fiel auf, dass Barça trotz Alba und Alves als Außenverteidiger defensiv sehr sicher stand. Das überraschte, weil beide Spieler ihre Stärken vor allem in der Offensive haben und dadurch die Kontergefahr erhöhen, speziell, wenn sich beide nach vorne einschalten. Dies passierte gegen Atlético aber sehr selten. Die Balance zwischen den beiden war sehr gut, weshalb immer nur einer von beiden nach vorne marschierte, während der jeweils andere hinten blieb, um nicht zu viel Raum für Konter zu offenbaren. Offensiv haben beide schon bessere Leistungen gezeigt, vor allem Dani Alves, aber defensiv und von der Wichtigkeit für die gesamte Mannschaft her, war das eine sehr gute Arbeit von beiden.
Fehlende Durchschlagskraft
Barça tat sich einige Male sehr schwer im Aufbauspiel, da sie mit Atléticos Spielart nicht zurechtkamen. Die Gastgeber bearbeiteten Sergio Busquets enorm gut, weshalb dieser oft in Schwierigkeiten geriet und sich oftmals nur mit Quer- oder Rückpässen retten konnte. Er spielte also quasi kaum eine Rolle im Aufbauspiel. Dadurch kam Piqué und Mascherano eine noch höhere Wichtigkeit zu, da die beiden nun Busquets so weit es ging, vertreten mussten, was das Aufbauspiel anging. Daher standen beide auch teilweise sehr hoch, weshalb sie noch mehr als ohnehin schon darauf bedacht sein mussten, keinen Fehlpass zu spielen. Dies gelang den beiden insgesamt auch gut, Chancen leitete es aber nur sehr selten ein.
Die wenigen Chancen lagen neben Atléticos starker Defensive auch daran, dass Barça die Intensität und die Durchschlagskraft fehlte. Es ist auf der einen Seite verständlich, dass die Katalanen nicht zu viel Risiko gehen wollten. Schließlich ist ein Punkt deutlich besser, als gar keiner. Gerade im ersten Durchgang fehlte jedoch der Mut zum Risiko und die Bereitschaft, das Tor zu erzwingen. Lediglich Pedro versuchte etwas Schwung in Barças Offensive zu bringen, aber da Sánchez, Fàbregas und Xavi in der ersten Halbzeit quasi abgemeldet waren, brachte das nichts. Iniesta war bemüht, aber viel mehr als Querpässe kam auch von ihm nicht.
In der zweiten Halbzeit wurde Xavi etwas besser und konnte etwas mehr Struktur ins Spiel bringen und auch ein paar Offensivaktionen einleiten. Pedro hingegen tauchte immer mehr ab. Die Einwechslungen von Neymar und Messi brachten zwar keinen wirklich Schwung mit sich, es war jedoch Messi, der die beiden besten Chancen von Barça einleitete und auch selbst abschloss.
Es war nach vorne ein insgesamt bemühter Auftritt von Barça, die viel versuchten, dabei aber nicht zu viel Risiko gehen wollten, um sich kein unnötiges Gegentor zu fangen. Atlético ließ sich aber auch kaum einmal herauslocken, weshalb es für die Katalanen ungemein wenig Platz gab. Xavi und Iniesta ging die Kreativität in zu vielen Phasen des Spiels ab, wobei beide auch von den Bewegungen ihrer Vorderleute abhängig sind. Und eben jene hatten auch enorme Probleme – Pedro im ersten Durchgang mal ausgenommen. Das ist etwas, woran gerade Fàbregas und Sánchez noch arbeiten müssen. Beide sind zu unauffällig und offensiv wirkungslos, wenn sie es mit einem derart kompakten Gegner zu tun haben. Prinzipiell ist es aber gerade für einen, eigentlich im Mittelfeld besser aufgehobenen Fàbregas sehr schwer in solchen Spielen so weit vorne spielen zu müssen. Im Normalfall wird er das auch nicht nochmal machen müssen, da dies eigentlich Messis Position ist. Sánchez hingegen wird noch des Öfteren auf solche Gegner treffen und dann auch beweisen, dass er auch gegen diese kompakten Abwehrreihen gefährlich sein kann.