Viele Culés treffen die Abgänge dieser Saison wie ein Stich ins Herz. Mit Carles Puyol verlässt das Maskottchen Barças die große Bühne, ein weiterer Star aus der Talentschmiede ‘La Masia’, Torhüter Víctor Valdés, sucht das Weite, und mittlerweile ist auch der Abgang Xavis in aller Munde. Damit verbunden ist natürlich auch die Frage: Welcher Spieler übernimmt nun das Ruder auf dem Platz? Fünf Kandidaten sind für das Amt des Kapitäns wohl in der engeren Wahl. Wir haben ihre Führungsqualitäten unter die Lupe genommen.
Andrés Iniesta ist der logische Thronfolger für das Kapitänsamt, da er in der vergangenen Saison dort an vierter Stelle stand. Doch geht es beim Verein so streng hierarchisch zu? Das Mittelfeldgenie ist seit 2002 und damit am längsten in der ersten Mannschaft, hat unheimlich viel zu den Erfolgen der jüngsten Zeit beigetragen und ist der Liebling vieler Fans. Iniesta ist sicher kein Spieler der Sorte, der seine Kollegen auf dem Spielfeld zusammenschreit, wenn es nicht gut läuft. Zweifellos hat er aber wie kein anderer in den Reihen des FC Barcelona die Fähigkeit, mit seinem Spiel eine einzigartige Atmosphäre zu schaffen und seine Bewunderer mitzureißen. Don Andrés ist zwar kein Puyol, doch Führungsqualitäten bringt er, wenn auch auf andere Art und Weise, mit.
Lionel Messi gilt als weltbester Fußballer und hat viermal in Folge die Trophäe gewonnen, die ihm dies bestätigt. Für einige ist er schon längst der Spieler, der von allen am meisten zu sagen hat. In der argentinischen Nationalmannschaft wurde ihm schon die Ehre zu teil, die Kapitänsbinde zu tragen. Wenn man die fußballerischen Fähigkeiten außer Acht lässt, kommen allerdings leise Zweifel auf. Bei schlechten Mannschaftsleistungen wirkte Messi oft teilnahmslos und unmotiviert. Mit diesem äußeren Eindruck scheint es kaum möglich, in solchen Spielen die Teamkollegen zu motivieren. Eine konkrete Ablehnung soll das natürlich nicht sein, doch sollte man den Weltfußballer zumindest mit beiden Augen betrachten.
Gerard Piqué ist der dritte und letzte Verbleibende, wenn es um die großen Aushängebilder des FC Barcelona geht. Von einigen geliebt, von anderen als Weichei verrufen und als Zielscheibe für Kritik benutzt. Ob diese Sicht wirklich gerechtfertigt ist, sollte man allerdings noch einmal gründlich hinterfragen. Auch in der letzten Saison zeigte Piqué durchgängig hohe Motivation und meist gute Leistungen. Nur ein kleiner Kreis kann sich der Fraktion mit einem solchen Siegeswillen anschließen. Kann Piqué seine Teamkameraden damit auch anstecken? Warum nicht. In einer gewissen Art wirkt er immer noch wie ein kleiner Junge, der Lust auf mehr hat und den die Kapitänsbinde am Arm noch einmal in eine höhere Sphäre tragen kann.
Javier Mascherano kommt zwar nicht aus der Jugend der Katalanen, ist aber dennoch eine Art Geheimfavorit auf das Amt des Kapitäns – nicht zuletzt aufgrund einer Aussage von Enrique selbst. Vielleicht hat er sich inzwischen sogar zu einem geheimen Liebling der Fans entwickelt. Seine Bissigkeit in den Zweikämpfen und der Wille, dem Gegner immer unbedingt den Ball abzunehmen, erinnern ein wenig an Puyol in seinen besten Jahren. Mascheranos Einstellung ist perfekt, er meckert und mault, wenn etwas nicht stimmt. Solange er sein Temperament unter Kontrolle hält, kann man ihm seine Führungsqualitäten kaum absprechen.
Sergio Busquets gehört wohl zu den am meisten unterschätzten Fußballern der heutigen Zeit und ist womöglich der Beste seines Faches. Kaum einer kann ein Spiel so lesen und lenken wie er. Das stille Genie als Kapitän fällt einem sicher nicht als erstes ein, doch gibt es auch kaum Argumente, die gegen ihn sprechen. Das Diskutieren mit dem Schiedsrichter hat er schon jetzt sehr gern – warum nicht bald auch hauptberuflich?
Wer ist euer Favorit als Kapitän? Ist es einer der hier Genannten oder soll vielleicht auch ein Pedro, Jordi oder Bartra zu den vier offiziellen Kapitänen gehören?